Gerade die früheren Texte und Vorträge Rudolf Steiners finde ich sehr spannend. Sie sind, anders als man meinen könnte, keineswegs leichter verständlich als spätere, eher im Gegenteil. Aber langsames Lesen ist bei Steinerschen Texten ohnehin angeraten, und insofern erkenne ich bei Texten unterschiedlichen Entstehungsdatums nicht unbedingt stark wechselnde Verständnishürden. Heute war es die esoterische Betrachtung des christlichen „Kerngebets“, wenn ich es einmal so ausdrücken darf, des ,,Vater unser“. Wie immer entwickelt Steiner darin eine verblüffend unkonventionelle Deutung aus geheimwissenschaftlicher Sicht, die aber dennoch einleuchtet und die eigene Gebetspraxis in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Ich empfinde solche Lektüre und die von ihr angestoßenen Gedankenexperimente als hochgradig bereichernd. Das geht weit über das hinaus, was ich aus der Beobachtung der sozialen Welt um mich herum und der natürlichen Umwelt am Beispiel der Bäume verstehen kann. Letztlich mag diese ganz andere Sicht auch das beobachten auf anderen Gebieten beeinflussen.