Große Gefährdung für Freiheit und geistige Entwicklung

Turbulente weltpolitische Ereignisse zwingen uns wiederum Themen auf, die wir vor einigen Tage so noch nicht für möglich gehalten hätten und die das nun zwei Jahre andauernde Corona-Thema ergänzen und überlagern. Bei allen Notwendigkeiten, die sich daraus ergeben, wenn wir das gewohnte Leben weiterleben wollen, kann durch die Ereignisse bedingt nur noch sehr wenig Raum für echte Weiterentwicklung bleiben. Das ist aus meiner Sicht das größte Unglück. Denn das wirft uns Jahre zurück und lähmt die Menschen auf allen Ebenen, gesellschaftlich, kulturell, wirtschaftlich und vor allem auf geistiger Ebene. Welche Chancen werden in nächster Zeit geistige Themen und geistiges Fortschrittsstreben noch haben, wird z. B. ein Gespräch über Bäume und Menschen, über kulturgeschichtliche oder spirituelle Themenfelder überhaupt noch möglich sein, ohne dass man sich dem Verdacht aussetzt, weltfremd zu sein. Das Schlimme an solchen Verdächten wäre es, dass die Ereignisse selbst das Weltfremde darstellen, dass sie an Punkten ansetzen, die die Weltgemeinschaft bereits hinter sich gelassen glaubte und die deshalb nur destruktiv, mindestens behindernd wirken können. Es ist ganz wichtig, dass genau dies jetzt schon einer kritischen Masse von Menschen auf der ganzen Welt klar bewusst ist und eine Ausbreitung dessen, was wir nicht fassen können, schon im Keim erstickt wird.

Kritische Masse für Menschlichkeit und gegen Aggression

Die Sonne hat diesem Rosenmontag ein wenig von seinem traditionellen Charakter zurückgegeben. Aber von dem super lichten Wetter abgesehen, konnte in diesen Tagen natürlich keine Fastnachtsatmosphäre entstehen. So ist es gut und richtig, wenn Rosenmontagsumzüge kurzerhand in Friedensdemonstrationen umgemünzt wurden. Ein starkes Solidaritätszeichen, das über die energetischen und geistigen Bahnen seine Wirkung sicher nicht verfehlen wird. Das wirkt auf die gestern beschworene kritische Masse von Menschen, die mehr bewirken kann als politische Diplomatie und erst recht mehr als die kriegerische und menschenverachtende Aktion selbst. So hoffe ich mit so vielen Menschen weltweit auf einen schnellen Sieg der Menschlichkeit und eine Besinnung der Aggressoren auf das Allgemeinmenschliche und Gemeinsame, eine korrigierende geistige Lenkung von oben, die weitere Grausamkeit verhindert.

Entspannung im Katastrophen-Mainstream

Gewisse Entspannungsphasen bei gleichbleibend grundlegender Vorsicht kann ich schon feststellen. Es ist auch psychisch kaum realisierbar, ständig in Katstrophenstimmung zu bleiben. Aber es ist den Menschen erkennbar nicht mehr egal, man macht sich weitreichende Sorgen, was sich denn noch alles aus dieser Krise entwickeln kann, in Bezug auf die Gesundheitsversorgung, aber eben auch wirtschaftlich. Gewisse Anzeichen für zumindest eine Chance auf Kontinuität in der Projektarbeit kann ich erkennen, ohne das im Einzeln abschätzen zu können. Dennoch werden wir aus dem Krisenmodus so schnell nicht mehr herauskommen. Ich denke darüber nach, die beiden so lange aufgeschobenen Wunschbaum-Webprojekte, den Relaunch der beiden Auftritte in den nächsten Monaten anzugehen. So denn die zeitlichen Kapazitäten vorhanden sein sollten. Die konzeptionelle Arbeit am Baumthema kann, wie so oft schon, ein großer Trost sein.

Fleißige Kreativität

An diesen Fastnachtstagen nehme ich einen eigentümlichen Kontrast zwischen der medial und aus Distanz beobachteten Fastnachtsaktivität und einer Art vorsichtiger Zurückhaltung, einer eher gegenteiligen Innerlichkeit wahr. Vielleicht eine subjektive Wahrnehmung, aber eigentlich bin ich in der Einschätzung von globalen Stimmungen recht treffsicher, was ich manchmal erst im Nachhinein bestätigt sehe. Und vielleicht ist es ja tatsächlich ein deutsches Phänomen, diese eingebaute Ängstlichkeit in Zeiten scheinbarer Prosperität. Die gilt aber eben lange nicht für alle, und sie ist näher betrachtet auch nicht wirklich vorhanden. Sollte in einer so nivellierenden Betrachtungsweise die analytische Stärke, die einmal zu den typischen deutschen Tugenden zähle, allmählich verloren gehen. Ich würde mir wieder mehr von jener fleißigen Kreativität wünschen, die hinter dem Bild von den Dichtern und Denkern steckt. Nur der Mut dazu scheint tatsächlich eher zu verblassen. Gut, dass ich mit den Wunschbaum-Projekten mich auf einer Ebene bewegen darf, die solchen Fragen vorausgeht.

Mut machende Zukunftskommunikation

Das Wiener Neujahrskonzert ist immer ein echtes kulturelles Highlight am Neujahrstag. Vielleicht sieht man über den Fernseher sogar noch mehr, vor allem von hinter den Kulissen, als wenn man vor Ort wäre. Trotzdem bleibt das ein Wunsch, wohlwissend, dass es schwierig ist, an Karten zu kommen. Vielleicht sollte ich es in diesem Jahr einmal wieder versuchen und hoffen, ausgelost zu werden. Musik, vor allem in dieser stilvollen und technisch wie atmosphärisch so eindrucksvollen Form aufgeführt, ist schon etwas, das zum Beginn des Jahres positiv und hoffnungsvoll stimmen kann. Und auch sonst vernehme ich Signale und Meinungen, dass es sich lohnen könnte, einmal nicht nur das Katastrophendenken und diffuse Ängste zur ständigen Handlungskulisse aufrecht zu halten, sondern in positiver Form Stärken und Chancen in den Mittelpunkt zu rücken. Ich halte es für denkbar, dass Fortschritte in dieser Richtung möglich sind und uns 2019 Gelegenheiten und einen Ruck dazu verleiht. Die Verbundenheit mit den natürlichen Grundlagen ist dafür sicher ein guter Hintergrund. Vielleicht kann mit der Fortsetzung des Baumtagebuchs einen winzig kleinen Beitrag zu einer Mut machenden Zukunftskommunikation leisten.

Geschichte und Sterben der Bienen

Eigentlich wundert es mich nicht, dass „Die Geschichte der Bienen“ der norwegischen Autorin Maja Lunde schon seit längerem auf der Bestsellerliste steht. Heute konnte ich es erst zu Ende lesen und bin sehr beeindruckt, mit wie einfachen Mitteln ein großes, die Menschen offenbar bewegendes Thema in literarische Formen gegossen wurde. Eine Geschichte, die an drei Standorten in Europa, Amerika und China spielt und damit sehr anschaulich die historische und internationale Dimension des Problems deutlich macht. Die faktischen Hintergründe und möglichen Erklärungen für das Bienensterben sind alle darin berücksichtigt, man sieht, wie gründlich die Autorin recherchiert hat. Durch die quasi historische Betrachtung erhält das an sich schon dramatische Thema aber zusätzliche Plastizität. Am eindrücklichsten für mich ist es, die Erfahrungen tatsächlich widergespiegelt zu sehen, die wir schon seit einigen Jahren in schmerzlichen Formen gemacht haben, z. B. dass zum sonst üblichen Wintersterben eben das Sterben ganzer Völker schon am Ende der Saison, also noch im Sommer, hinzugekommen ist, was auf ein grundsätzliches und nicht mehr zu leugnendes ökologisches Problem verweist, das nur mit der industriellen Landwirtschaft, Pestizideinsatz und schrumpfender Pflanzendiversizität zu tun haben kann. Für mich ist das heute schon eine Tatsache. Und was der in der Gegenwart angesiedelte amerikanische Protagonist des Romans erlebt, haben wir eben im kleinen Rahmen selbst mehrfach mitverfolgt. Mit allen Auswirkungen, die das für den Obstertrag, die Honigernte und die Motivation des Imkers hat. Wie aus all dem der Wohlstand und die Gesundheit der gesamten Menschheit von einer Lösung abhängen kann, das wird in dem Roman ebenso erschütternd wie Hoffnung machend aufgezeigt.

Auf Abschluss programmiert

Ein Einundzwanzigster, der dennoch nichts Spektakuläres an sich hatte. Immerhin konnte ich die kunsthandwerkliche Arbeit abschließen, so dass nun wieder Luft für neue Projekte ist. Ich schätze, bis Weihnachten wird da noch so einiges anstehen. Gleichzeitig wünsche ich mir einen weniger kalten Winter, der die notwendigerweise im Freien durchzuführenden Arbeiten leichter gestaltet. Tatsächlich drehen sich die Gespräche jetzt schon immer öfter um Advent, Weihnachten und das Jahresende. Mit den letzten beiden Monaten des Jahres im Blick ist alles auf Abschließen programmiert. Und gepaart ist das in diesem Jahr mit einer großen Portion Unsicherheit und Zukunftsangst, die die Menschen bereits jetzt lähmt und das Entstehen neuer Initiativen eher hemmt. Ich hoffe, dass der Winter uns dabei unterstützt, diese Verhärtung ein Stück weit aufzulösen und Platz zu machen für Neuanfänge und Verbesserungen.