Gutes Jahr auch für Weintrauben

Das Wetter war dann durchgehend doch zu unangenehm, so dass der Traditionsausflug und Marktbesuch leider ausfallen musste. Tatsächlich verbinde gerade diesen Markt immer mit tollem Hochsommerwetter. Bei seiner Platzierung rund um einen Kurparkteich ist das auch verständlich, ebenso dass bei Kälte und Regen die Location wenig Reize mit sich bringt. Immer konnten wir den Sonntag auf die Art etwas ruhiger angehen, was nach den angestrengten Arbeitseinsätzen der letzten Tage auch ganz gut war. Beim Blick durchs Fenster in die immer noch verregnete Gartenkulisse sehe ich allerdings die nächsten Ernteaktionen schon im Kommen. Denn die Weintrauben sind schon ziemlich weit, sind zur Hälfte, teilweise auch schon ganz ins Dunkelblaue hinein verfärbt. Wenn ab der Wochenmitte der Sommer mit Wärme und Licht zurückkommt, könnte das nach der Regenphase ganz vorteilhaft für die Trauben und den Wein sein. Da viele der ganz alten Weinstöcke in den Vorjahren eingegangen waren, ist der zu erwartende Ernteertrag zwar bescheiden. Aber zusammen mit dem Rückschnitt ist es eben doch immer auch mit Aufwand verbunden. Ich hoffe, es wird rund um die Obsternteaktionen noch genug Zeit und Gelegenheit während des Sommers bleiben, den Brennholzvorrat für den kommenden Winter herbeizuschaffen und ofengerecht zu sägen. Das allein wird mehrere Tage in Anspruch nehmen. Bei schönem Wetter ist es leichter und angenehmer als im Spätherbst, wenn man sich nur noch ungern vor die Tür wagt.

Anpassungsdruck einer sich wandelnden Chronobiologie

Zum ersten Mal für diese Saison habe ich die noch grünen Weintrauben wirklich bemerkt. Bisher schein nur das Weinlaub mit seinem immer noch hellen Grün die jahreszeitliche Erscheinung der Weinreben ums Haus zu dominieren. Aber jetzt sind die Früchte selbst so weit ausgebildet, dass man ihre Plastizität wahrnimmt und auch schon die typische Traubenform. Natürlich haben sie noch nicht ihre volle Größe erreicht, auch sind sie noch hellgrün, demnach weit von einer Fruchtreife entfernt. Aber das kann recht schnell gehen. Bei anhaltendem Hochsommerwetter mit hoher Temperatur und viel Sonne hatte wir in Vorjahren schon öfter bereit in den zweiten Augusthälfte erntereife Weintrauben. Viel früher als in der Zeit meiner Kindheit, als Weinlese frühestens im September auf dem Programm stand. Es dauerte aber einige Jahrzehnte, bis wir diese Veränderung richtig einordnen konnten. Heute scheint es als eine von vielen Folgen des Klimawandels mehr als offensichtlich zu sein. Schade nur, dass sich damit unsere Chronobiologie auch kontinuierlich verändert, unser Verhältnis zu den Jahreszeiten notwendig ein anderes geworden ist, weil man jahreszeitliche Merkmale, emotionale Befindlichkeiten und ästhetische Erwartungen tatsächlich immer wieder neu zuordnen muss. Die Wandlungsprozesse des Kosmos, wie stark auch immer sie menschengemacht sind, ziehen viel massiver als vor Jahren noch erwartbar, einen großen individuellen Anpassungsdruck nach sich, die jedem von uns große Anstrengungen schon auf dieser grundlegenden Ebene des Lebens abverlangt.

Der diesjährige Weinrebenertrag

V. hat es sich doch nicht nehmen lassen, den diesjährigen Ertrag der heimischen Weinlese weiterzuverarbeiten. Die Maische war schon gut durchgezogen, länger als sonst, so dass dem Keltern nichts mehr im Wege stand. Und da heute Nachmittag endlich mal wieder die Sonne herauskam, bot sich die Gelegenheit. Immerhin, die Menge ist nicht geringer als im Vorjahr, und außerdem ist auf Grund der vielen Sonne ein sehr hoher Oechsle-Wert zu erwarten. Ich selbst bräuchte solche Erträge nicht. Für mich haben eher die weit verzweigten Weinreben im Garten eine familiär traditionelle Bedeutung, und im Wechsel der Jahreszeit diese Reben zu beobachten, ist immer schön, zumal sie im Sommer einen kühlenden Schatten und dieses wunderbare Filtern des Sonnenlichts bieten. Allein deshalb macht es für Sinn, die Tradition weiterzuführen, auch wenn eine Ernte mal nicht möglich sein sollte.

Erste Weintraubenlese für dieses Jahr

Unseren Brennholzvorrat für den Winter konnten wir heute leider noch nicht weiter auffüllen, zu viele andere Aufgaben, u. a. eine lange aufgeschobene Einkaufstour. Aber V. hat unterdessen mit der Lese und dem gleichzeitigen Rückschnitt der Weintrauben begonnen, die an zwei Standorten wachsen. Den externen hat er bis zum Nachmittag schon weitgehend abgearbeitet, nachdem es schon zwei vorgängige Einsätze dort gab. Nächste Woche wird dann der Rest im Garten folgen, danach das Einmaischen, Keltern und die Weiterverarbeitung des Rotweins. Das hat bei uns eine lange Tradition, allerdings ist der Umfang mittlerweile verschwindend gering geworden, im Vergleich zur Zeit meiner Kindheit, als die ganz Familie mindestens einen ganzen Tag nur mit der Lese bei uns zu Hause beschäftigt war. Den Rückschnitt haben wir damals meist im Nachhinein angeschlossen, seit einigen Jahren erledigt V. das aber gleich mit, um das Projekt schneller abschließen zu können und den Aufwand in Grenzen zu halten. Auch wenn das sicher nicht den Best Practices der Winzerzunft entspricht.

Versöhnlicher Weinertrag

Ein sehr wechselhafter Tag mit langen Phasen von Dunkelheit und heftigem Regen und ebensolchen mit gleißend hellem Sonnenschein. Das ist vielleicht symptomatisch für diese Übergangsjahreszeit, verlangt jedem aber doch einiges ab. V. hat heute die gestern schon gemixten Weintrauben gekeltert. Dank der vergleichsweisen üppigen Ausbeute am Außenstandort ist letztlich doch noch einiges zusammengekommen, vielleicht knapp 100 Liter. Nicht natürlich im Vergleich zu früheren Jahren, in denen wir meist auf das Fünf- bis Sechsfache gekommen sind. Aber die Weinstöcke sind eben überwiegend in die Jahre gekommen und bringen nicht mehr viel Ertrag. Außerdem war es auch anderswo ein bescheidenes Weinjahr, auch die Qualität dürfte nicht überwältigend werden. Aber V. ist dieses traditionelle Weinmachen eben wichtig, und so sind wir froh, dass es kein gänzlicher Reinfall wurde.

Traditionelle Weinlese light

Wieder einer dieser schon Routine gewordenen Tage voll mit technischen Herausforderungen. Da war es schon fast eine Erholung, am Abend zusammen mit M. die zurückgeschnittenen Weinstocktriebe zusammenzutragen, die bei Vs heutiger Weinlese abgefallen waren. Diesmal lief das in einem Rutsch ab, da es einfach sehr wenige Trauben gab. Eine Tendenz, die sich in den Vorjahren abgezeichnet hat und sich zunehmend verstärkt. Auch weil V. keine neuen Reben mehr pflanzt, die die starken alten ersetzen könnten. Insgesamt hat es aber genug Umfang, um zumindest eine selbst gemachte Alternative beim Rotwein zu erhalten, auf die V. das ganze Jahr über zugreifen kann.