Wie gewünscht: Ein nahtloser Übergang schöner Jahreszeiten

Es sieht ganz gut aus mit dem gewünschten nahtlosen Übergang vom späten Hochsommer zum sommerlich anmutenden Frühherbst. In der Zwischenphase befinden wir uns gerade, wobei es aktuell noch etwas mehr nach Sommer aussieht. Aber natürlich sieht man vereinzelt auch schon herbstlich verfärbte Blätter an den Bäumen und Gehölzen. Und die Temperaturunterschiede zwischen Nächten und Tagen sind auch schon größer, was auf den Wechsel der Jahreszeit hindeutet. Aber die obligatorischen Spinnennetze, in den sich der Tau der kühlen Nächte verfängt und der dem Altweibersommer seinen Namen gegeben hat, die habe ich noch nicht gesichtet. In einer oder zwei Wochen könnte es aber schon so weit sein.

Den Wechsel der Jahreszeit in der Handarbeit nachvollziehen

Die Holzarbeit am Nachmittag, mit gleich vier Stäben und ebenso vielen Holzarten, konnte ich erstmals für dieses Jahr bei sonnigem Wetter in der Außenwerkstatt ausführen. Sonnig, aber natürlich noch kühl um diese Jahreszeit, dennoch ist das Sonnenlicht eben das, was der Arbeit mit Holz und Bäumen eine besondere Energie verleiht und belebend wirkt. Man ist dann den lebenden Bäumen irgendwie näher, während im Winter, bei ausschließlichem Aufenthalt während der Arbeit in geschlossenen Räumen und bei künstlichem Licht die Aufmerksamkeit eher nach Innen gerichtet ist. Das hat auch seine Reize und verleiht dem intensiven Dialog mit dem Material und den Lebewesen, von denen es abstammt, eine besondere Innigkeit. Aber der Gegenpol, das in Richtung des Kosmos gerichtete Arbeiten und Wahrnehmen, gehört global betrachtet immer auch zum kunsthandwerklichen Schaffen mit Holz dazu. So vollziehe ich regelmäßig den Wechsel und Übergang der Jahreszeiten in den Arbeitsräumen und Prozessen der Manufaktur nach und bringe viel von diesen äußeren Eindrücken in die filigrane Handarbeit und die letztlich resultierenden Ergebnisse ein.

Vor dem ersten Auftauchen der auflebenden Zeit des Jahres

Nun ist es der ungemütlichen Übergangsjahreszeit aber auch genug. Nach meinem Geschmack könnte der Frühling jetzt kommen oder sich zumindest einmal ankündigen. Leider spüren wir davon derzeit noch nichts. So schwanken wir vorerst noch zwischen frostiger Kälte, Dauerregen und milden, aber lichtarmen Tagen wie heute hin und her. Mit den bekannt negativen Folgen für unsere Gesundheit, auch für die seelische. Ich hoffe, der Baumfrühling wird diese Tristesse bald ablösen. Und der ist dann wahrnehmbar, wenn die ersten, frühen Baumarten ihre Blüten ausbreiten, manchmal vor, manchmal parallel und in seltenen Fällen auch erst nach dem Austrieb der jungen Blattknospen. Besonders gespannt bin ich zu dieser Zeit des Jahres auf das Erscheinen der Spitzahornblüten, weil die meist gleichzeitig mit den Blättern auftauchen und aber so gelbgrün und filigran unauffällig sind, dass man sie nur mit Kennerblick und nach genauem Hinschauen als Blüten erkennen kann. Gerade in dieser diffizilen Unauffälligkeit stehen sie für mich stellvertretend für den frühen Baumfrühling und damit für den Aufbruch in die auflebende Zeit des Jahres.

Der Jahreszeitenwechsel und die Dynamik der Aufmerksamkeiten

Bei soviel Dunkelheit und Regen tut sogar das künstliche Licht gut. Das konnte ich heute den ganzen Tag über genießen, bei meiner Kelleratelier-Arbeit, aber die Arbeit mit den vielen verschiedenen Holzarten und ihrer jeweilig anhaftenden Baumsymbolik haben mir diese für den Winter notwendige Arbeitsplatzsituation versüßt. Ich kann dieser sehr abgeschiedenen Atmosphäre sogar etwas sehr Eigenes abgewinnen, schätze sie als Bestandteil des winterlichen Rückzugs, der zunehmenden Orientierung nach Innen. Denn das verbinde ich eigentlich mit dem Winter und seinem Höhepunkt, dem Weihnachtsfest. Nicht selten denke ich über den aus meiner Sicht großen Vorzug der Jahreszeiten, ihren jeweiligen Eigenheiten und den damit verbundenen Wechselstimmungen nach. Es würde uns ein großer Teil der wie selbstverständlich entwickelten kulturellen Identität fehlen, die im zyklischen Wechsel der Jahreszeiten wurzelt, wären wir am Äquator zuhause. So aber wird uns der belebende Perspektivenwechsel und die Aufmerksamkeit sowohl auf das Außen als auch das eigene Innere durch die natürlichen Zyklen erleichtert. Es wäre ungleich schwieriger und anstrengender, diese Dynamik ohne die äußere Spiegelung in der Natur für uns darzustellen.