Ein Verbindungsbogen zwischen technischer Entwicklung und Naturwahrnehmung

Manchmal ergeben sich auch im Alltag Situationen und Anlässe, mit Menschen über Bäume zu reden oder von meinen Baumprojekten zu erzählen, die sonst nie mit solchen Themen zu tun haben. Einfach weil die Gelegenheit da ist und es thematisch stimmig wirkt. So heute dieses Gespräch mit einem Heizungstechniker, der in ganz anderem Kontext von KI und ChatGPT sprach und dem ich von der KI generierten Zusammenfassung des Baumtagebuch-Projekts als Beispiel einer gelungenen und hochwertigen textlichen Anwendung des Tools erzählte. In dem Zusammenhang war diese Thematisierung sinnvoll, weil es der Veranschaulichung und Differenzierung diente. Aber natürlich habe ich auch den Bezug zum Arbeitsbereich des Gesprächspartners hergestellt und das Anwendungsbeispiel des Suchens und Identifizierens von Ersatzteilen in der Industrie genannt. Eine Anwendung, die offenbar stark nachgefragt wird, was den aktuellen Arbeitsschwerpunkt von Stable Diffusion erklärt. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen sich inzwischen mit dieser so eindrucksvollen Technologie beschäftigen. Wenn in dieser Diskussion, im Gespräch, dann auch noch der Bogen zur zeitgenössischen Naturwahrnehmung geschlagen werden kann, finde ich das klasse. Das bereichert auch die sonst in Leere laufende Einschätzung der technischen Entwicklung.

Echtes Weihnachtsempfinden ist noch nicht verblasst

Jetzt kamen doch noch zahlreiche Last Minute Anforderungen, die auch früher schon unvermeidlich schienen, kurz vor Weihnachten. Durch die vielen privaten Erledigungen und Ausfahrten fiel diese Drangphase noch einmal etwas drängender aus. Dennoch sieht es danach aus, dass sich die Lage in den kommenden Tagen doch wieder entspannen wird. Wirklich schöne, weil ganz unverhoffte Weihnachtsbesuche lieber Menschen, wie am späten Nachmittag der seltene Besuch von G., sind ein guter Auftakt zu den Feiertagen und zeigen, dass das Echte und Ehrliche am weihnachtlichen Empfinden nicht verschwunden oder abgeblasst ist. Dass vielmehr viele Menschen etwas mit Weihnachten verbinden, was wirklich noch Bedeutung hat und auch durch nichts zu ersetzen ist. So wünsche ich allen, dass bis zu den Feiertagen, während der Weihnachtstag und der Zeit zwischen den Jahren keine Katastrophen mehr auftreten und alle die Feiertage auch sorgenfrei erleben können. Auch wenn nicht jeder so viel dekorative Vorbereitungen trifft, wie das bei uns der Fall ist. Und auch, wenn nicht jeder noch einen Weihnachtsbaum, Adventskranz oder andere vegetabile Symbolformen der Weihnachtszeit für sich arrangiert. Das ganz Immaterielle der Weihnacht kommt doch bei fast jedem noch an. Ein Lichtblick in diesen sonst so trüb gewordenen Zeiten.

Ein erwachsenes Pendant zum kindlichen Weihnachtszauber

So richtig gefällt mir die aktuelle Witterung als Setting für dieses Traditionsvorhaben nicht. Aber schon aus planerischen Gründen muss ich diese Woche noch den Weihnachtsbaum aussuchen, damit ich ihn am Wochenende aufstellen und schmücken kann. So habe ich mir den morgigen Vormittag dafür auserwählt, in der Hoffnung, dass es wenigstens nicht regnet. Aber richtiger Frost und kalter Winternebel wäre eigentlich passender. Jedenfalls kann ich mich an einige Weihnachtsbaumauswahltage erinnern, an denen genau solches Wetter herrschte. Da merkte man allen Besuchern die irgendwie authentische weihnachtliche Vorfreude immer an. In der Gegenwart ist alles anders, gerade was die Rezeption und emotionale Wahrnehmung der Weihnachtszeit und ihrer Symbole betrifft. Es scheint zunehmend schwierig, jenen kindlichen Zauber wirklich noch in sich zu entfalten, der einmal in unser aller Kindheitsleben mit eindrucksvoller Weihnachtszeit verbunden war. Ein erwachsenes Pendant dazu in dieser als krisenhaft und überfordernd empfundenen Zeit zu finden und umzusetzen, gehört wohl zu meinen ganz persönlichen Herausforderungen und mehr oder weniger gelungenen Erfahrungen der letzten Jahrzehnte.

Ungewohnte Optik

Ein anstrengender Tag, nicht zuletzt wegen ungewohnter Umstellungen meiner Optik. Das wird wohl einige Tage brauchen, bis ich wieder normal arbeiten kann und alles unangestrengt funktioniert. Bei so viel Arbeit rund um Bilder und Grafik ist das natürlich wichtig, so dass eine schnelle Gewöhnung zu wünschen ist. Gespannt bin ich auch, inwieweit sich die neue Optik auf meine Naturwahrnehmung und das Fotografieren u. a. der Natur- und Baumdetails auswirkt. Kann schon sein, dass auch bei der Kamera gewisse Anpassungen bei der Suchereinstellung wiederum notwendig sind.

Lichtes Sehen im Novemberdunkel

Einige Weichen haben wir heute für unsere Sehfähigkeit gestellt. Für M. und mich gleichzeitig. Gut, dass wir das endlich erledigt haben. Denn es ist für die täglichen Arbeiten einfach wichtig, gut zu sehen und sich bei bestimmten Tätigkeiten nicht abmühen zu müssen. Ich hoffe nur, das ich mich an die Umstellungen schnell gewöhne. Selbst fürs Fotografieren, den Blick durch den Sucher, ist das nicht unwichtig. Auch die fotografische Arbeit wird also davon profitieren, aber auch die kunsthandwerkliche Detailarbeit im Nahbereich dürfte weniger Umstände in Zukunft machen. Gut auch, dass wir gerade in dieser Novemberzeit mit größtmöglicher Lichtarmut diese Unterstützung des lichten Sehens anstoßen konnten. Solche Extremgegensätze können belebend wirken, wie wir in der Annäherung zur Weihnachtszeit wohl alle auch instinktiv spüren.

Vom Vorzug deutlicher Jahreszeiten

Es ist schön, dass es jetzt, an solchen Tagen wie heute, doch noch Anflüge von Spätsommer gibt, oder genauer dieser unvergleichlichen Übergangszeit zwischen Spätsommer und Frühherbst. Ich hatte schon die Befürchtung, dass das ganz ausfällt und in einen ungemütlichen Oktober übergeht. Aber der heutige Tag hat mich doch wieder zuversichtlich gestimmt, dass wir das warme Licht dieser Tage und die Vorboten eines bunten Blätterherbstes erleben dürfen, wenn auch nur tage- und phasenweise. Anzeichen von Herbst zeigen jetzt ansatzweise schon verschiedene Baumarten und -gehölze. Auch unsere Weinreben mit den langen Trieben sind schon zum Teil herbstlich gefärbt, andere Blätter noch überwiegend grün. Schön, diesen Übergang über einen längeren Zeitraum beobachten und die Jahreszeit so deutlicher wahrnehmen zu können.

Vegetabile Konstanten in schwierigen kulturellen Umfeldern

Ganz so toll wie vorhergesagt, war das Sommerwetter dann heute doch wieder nicht. Wir sind tatsächlich noch weit entfernt von den extrem sonnenreichen Tagen früherer Hochsommermonate. Das scheint ein Phänomen dieses gesamten Jahres zu sein, denn eigentlich ist es schon seit Monaten alles unnormal, mit viel zu viel Niederschlag, zu wenig Sonnenlicht und auch die Temperaturen sind nach mehreren Jahren mit Allzeithoch-Rekorden nicht so, wie man es von der Jahreszeit erwartet. Alles sehr gewöhnungsbedürftig und nicht geeignet, das Vertrauen der Menschen in die Zukunft zu stärken, die Motivation wieder auf ein Normalmaß hinaufzuschrauben. So orientiere ich mich an dem, was wirklich zeitlos ist, die Naturwahrnehmung, die Naturbeobachtung im Detail, denn dass die Bäume blühen, grünen, fruchten und Blätter im Herbst abwerfen, hat sich glücklicherweise noch nicht geändert. Der Verlauf ist heute zwar anders als früher, aber das Zyklische ist geblieben. Dafür bin ich wirklich dankbar, denn das vom jahreszeitlichen Vegetationszyklus bestimmte Klima unserer mittleren Breiten ist schon ein wesentlicher Kulturfaktor, der unser Denken, Wahrnehmen und auch Handeln stark dominiert. Zumindest an dieser Konstante können wir uns in diesen so schwierigen Zeiten orientieren.

Traditionelle Märkte in neuer Wahrnehmung

Der traditionelle Antikmarkt auf dem quadratischen, von Linden gesäumten Platz in W. war heute wieder ein schönes Erlebnis. Auch wenn das Wetter gewohnt wechselhaft ausfiel, überwogen doch die sonnigen Phasen, was für Marktbesuche generell belebend ist. So sind wir auch ungewöhnlich vielen Besuchern begegnet, ein richtiges Gewimmel, bei gleichzeitig guter Auslastung der Stände. Und einem ungewohnt reichhaltigen und hochwertigen Angebot. Deshalb sind auch einige Funde möglich gewesen, was bei den letzten Besuchen dort eher selten der Fall war. Ich hoffe, das wird ein Auftakt für eine Reihe anregender Marktbesuche in diesem Sommer werden. Nicht nur wir bemerken an uns gewisse Entzugserscheinungen, die durch krisenbedingte Zurückhaltung noch verstärkt wurden. Dennoch habe Ausflüge dieser Art heute eine andere Anmutung als in früheren Jahren. Sie müssen es vielleicht auch haben, weil die Zeiten andere, in gewisser Weise ernstere geworden sind. Es wäre nur schade, wenn solche und ähnliche Ausformungen kultureller Tradition dadurch in Vergessenheit geraten und zur Bedeutungslosigkeit verbannt würden.

Kulturprägende Jahreszeit

Nach so langer und intensiver Beschäftigung mit der Verarbeitung symbolhafter Illustrationen, gerade im Umfeld der Weihnachtszeit, ist es jetzt wieder an der Zeit, die äußere Natur in den Mittelpunkt zu rücken. Ich freue mich sehr auf die ersten erkennbar frühlingshaften Tage. Wenn das frische, meist noch gelblich-hellgrüne Laub der Bäume erscheint, u. a. bei den Spitzahornen, und neben den Winterblütenständen von Hasel, Birke und Erle auch wieder bunte Baumblüten die triste Winterlandschaft beleben, um sich bald darauf schon mit dem satter werdenden Grün zu eine gesättigten Farbbaumlandschaft zu verbinden. Das aufbauende Licht des Frühjahrs verstärkt dann die frischen Farben und erweckt in uns, der wir uns durch diese Landschaft bewegen, dieselbe Aufbruchstimmung, deren sich die Natur dann schon sicher ist. Ohne dieses Anzeigen und Hinweisen der grünen Pflanzen und Bäume wäre unser Erleben der Jahreszeit ein ganz anderes, würde vielleicht gar nicht so kulturprägend sein können, wie wir es in den mittleren Breiten für fast selbstverständlich wahrnehmen.

Weihnachtsstimmungen und Bildwahrnehmung

Jetzt ist M. doch wieder von dem Weihnachten-ist-vorbei-Fieber erfasst. Den Wunsch, jetzt schon alle weihnachtlichen Dekorationen wegzuräumen, kann ich allerdings noch nicht unterstützen. Ich freue mich immer noch an dem schönen Baum, dem ich heute früh wieder Wasser gegeben habe. Und an den vielen Lichtern. Es ist mir eine Bestätigung, dass mein optimiertes Adventskalender-Weihnachtsbaum-Weihnachtszimmer-Foto bei der Agentur bereits akzeptiert wurde, bei der in der letzten Saison meine Weihnachtsmotive so sehr nachgefragt waren, allen voran die frühere Version dieses Motivs. Dennoch war die Annahme nicht selbstverständlich, da von derselben Redaktion eine ganze Reihe anderer neuer Motive überraschenderweise nicht angenommen wurden. Ich schätze, das hängt sehr von dem einzelnen Bildredakteur und dessen individuellen Vorstellungen ab. Deshalb kann ich mir vorstellen, es mit diesen abgelehnten Motiven im zeitlichen Abstand noch einmal zu versuchen. Anderer Zeitpunkt, andere Wahrnehmung – das habe ich schon sehr häufig so erlebt. Vielleicht ist der Hochsommer, in maximaler Distanz zur Weihnachtszeit ja dafür der richtige Zeitpunkt.

Den weihnachtlichen Horizont im Blickfeld

Nikolaustag – und ich habe den Eindruck, dass der die meisten Leute an ihre Kindheit erinnert, weil die Figur wohl Kinder nachhaltig beeindruckt, auch heute noch. Das finde ich schön, weil es weihnachtliche Tradition hochhält, aber auch etwas ernüchternd, weil es eigentlich die folkloristische Seite der Weihnachtszeit in den Vordergrund rückt. Der vom christlichen Sinn abstrahierten Weihnachtsästhetik kann ich selbst allerdings auch vieles abgewinnen. Nur ist es für mich doch an dem eigentlichen sinnhaften Hintergrund orientiert, wenn ich etwa die Lichtersymbolik und das vegetabile Brauchtum, insbesondere in Gestalt des Weihnachtsbaums, betrachte und u. a. in diesem Blog textlich verarbeite. Letztlich versuche ich schon, dieses Sinnhafte wieder stärker zum Gegenstand der Betrachtung, Reflexion und des Gesprächs zu machen. Natürlich wirkt es manchmal überfordernd, in unserer ziemlich aufgeregten, an sinngesättigten Freiräumen knapper Zeit alles gleichzeitig und gleichgewichtig im Blick zu behalten und Aufmerksamkeiten in die gewünschten Richtungen zu lenken. Aber ich versuche es zumindest und stelle immer gelegentlich ein Reaktion, ein Resonanz, den Ansatz einer oft als überraschend aufgenommenen Themensetzung wahr.

Familiärer Advent und Weihnachten im Zeitverlauf

M. hat schon Recht. So viel hatten wir selbst in den Vorjahren noch nicht mit der Weihnachtsdekoration zu tun. Nach dem langwierigen Einsatz gestern schienen die weiteren Arrangements heute fast endlos. Aber es ist mir gelungen, alles umzusetzen, was ich geplant hatte, mit sehr spannenden Ergebnissen und vielen neuen Ideen. Auf der anderen Seite habe ich vieles weggelassen, um die Dinge nicht zu überfrachten. In meinem Arbeitszimmer, aber auch anderswo, sieht der weihnachtliche Schmuck jetzt durchaus anders aus als gewohnt. Nur weniges ist in den nächsten Tagen noch zu ergänzen. Und dann haben wir noch ein technisches Problem mit einer Zeitschaltuhr. Aber das wird sicher auch noch. Ich bin sehr froh, dass im Ergebnis alles so stimmig und originell ausgefallen ist. Und ich bin gespannt, wie wir das in den Adventswochen im Detail noch weiter ausgestalten und wie wir praktisch damit umgehen. Einige positive Rückmeldungen von außen, zu unseren Adventsgrüßen, aber auch zur Dekoration im und ums Haus sind uns da eine Bestätigung. Auch wenn es eigentlich nur um den Eindruck innerhalb der Familie und das eigene weihnachtliche Erleben auch im Vergleich mit der Vergangenheit geht.

Für die Stärkung und aktive Nutzung symbolischer Formen

Der erwartete sehr dicht gepackte Arbeitsplan vor Weihnachten bestätigt sich in diesen Tagen. Wie fast jedes Jahr wird es ziemlich geschäftig werden, insbesondere während der Adventszeit. So bin ich froh, die diesbezüglichen Grüße und kreative Thematisierung schon weitgehend abgeschlossen zu haben. Und kurz vor Beginn der Weihnachtszeit sind wir dann v. a. mit dem adventlichen Schmücken und Ausgestalten des eigenen Wohnumfelds neben allem anderen ausgefüllt. Ich hoffe sehr, dass meine Aufmerksamkeitslenkversuche, die heilende Wirkung der Weihnachtszeit in diesen anstrengenden Zeiten als solche zu erkennen, wenigstens bei den ausgewählten Adressaten positive Resonanz erzeugen, einen positiven Unterschied machen. Denn so wie in den letzten Jahren sich die Gestaltung und Entwicklung der Zukunft vorzustellen, fällt mir zunehmend schwer. Ohne eine Stärkung der Rezeption und aktive Nutzung symbolischer Formen, z. B. solcher, die sich in den auf Weihnachten bezogenen Traditionen wie dem Weihnachtsbaum und anderen Formen zum Ausdruck bringen, wird es nicht möglich sein, an einen einmal erreichten geistigen Entwicklungsstand anzuknüpfen. Aktuelle bewegen wir uns eher im Rückschritt. Aber ich denke, das wird mehr und mehr Menschen bewusst, und partiell regen sich auch innere Widerstände und mehr oder weniger kreative Versuche, dem entgegenzusteuern.

Jahreszeitliche Wahrnehmungsmuster und Aufmerksamkeiten

Schön, der Baumkreis wird mich in den nächsten Tagen wieder beschäftigen. Es kann gut sein, dass der nahende November die Innenschau der Menschen aktiviert und die Baumsymbolik wieder stärker ins Bewusstsein rückt. Das habe ich in der Vergangenheit schön oft festgestellt. Allerdings ist es keine Konstante, kein wirklich archetypisches Muster, dass nämlich in Abwesenheit von Licht und mit dem Abbau des vegetabilen Lebens automatisch die symbolische Repräsentanz desselben zu Bewusstsein käme. Aber wenn bestimmte Faktoren zusammenkommen, gerade bei langanhaltender Kälte und Dunkelheit, bei langen Wintern zum Beispiel, verstärkt diese Haltung erfahrungsgemäß. Zurzeit scheint es wieder so zu sein, und freue mich, im Gleichklang damit mein Kelleratelier wieder zu beziehen und bei künstlichem Licht der Baumsymbolik ganz besonders nahe zu kommen, während im Sommer die lebenden Bäume und ihr konkreter Eindruck im Vordergrund stehen.

Herbstwahrnehmungen im goldenen Oktober

Die ungewöhnlichen Reize dieses Oktobers wirken sich auf die Naturwahrnehmung der Menschen aus. Ich merke, dass ganz anders als im Vorjahr der Herbst bewusster wahrgenommen und geschätzt wird. Natürlich hängt das mit dem Licht und der überdurchschnittlichen Wärme zusammen. Dann nimmt man die Pflanzen, das Grün wie ebenso die sich färbenden Blätter eher wahr, sieht sie im hellen Licht und erkennt die ästhetischen Reize dieser Zeichen des natürlichen Abbaus und eigentlich des Rückzugs. Interessanterweise erfüllt uns das aber mit einer Art innerer Wärme, die von außen, von diesen vergehenden Blättern und den sich nackt machenden Bäume kommt. Es scheint, dass uns innerlich in dem Maße wärmer wird, wie sich die Bäume entblättern. Eine Wirkung dieser Umstände ist ein spürbar größeres Interesse an den Produktionen der Wunschbaum-Manufaktur. Die Menschen erkennen jetzt wieder stärker die symbolischen Seiten des Vegetabilen, und dass man sich diese Lebenssymbolik in Form der Baum-Holzes konservieren kann, für das ganze Jahr, nicht nur für die Wintermonate mit ihren immer unsichtbarer werdenden Baumerscheinungen. Es wird spannend sein, wie sich das in den nächsten Wochen entwickelt und wie es in den eigentlich Auflösungsmonat November übergehen wird.

Lichtgesättigte Präsenz der Pflanzen im Sommer

Auf dem Rückweg von der Schulung heute bin ich über eine meiner Lieblingslandschaftsstrecken gekommen. Die Wiesenkräuter, die uns schon vor Mariä Himmelfahrt so fasziniert haben und die wir an verschiedenen Stellen eingesammelt und in Sträuße eingebunden haben, war bei dem schönen Spätsommerwetter heute wieder die Attraktion. Es ist ein Eindruck, den ich schon seit einigen Jahren bei meinen Exkursionen durch die (Baum-)Landschaft gewonnen habe, dass die unfassbar filigranen und detailreichen Wiesenkräuter, -gräser und -stauden in den Sommermonaten den Bäumen tatsächlich den Rang ablaufen. Jedenfalls wenn man es unter dem Gesichtspunkt der lichtgesättigten Präsenz und Repräsentanz eines ungebremsten, üppigen, aufbauenden sommerlichen Wachstums der Pflanzenwelt betrachtet. So ist es auch immer häufiger vorgekommen, dass mich diese Kräuter fotografisch währen des Sommers verstärkt angesprochen haben. Resultat waren und sind spannende Landschaftsimpressionen, die ähnlich wie meine Baumdetailfotografien früherer Jahre, die Nahaufnahmen von Baumblättern, Baumblüten, Baumfrüchten, Baumrinden und Baumwurzeln, im Kleinen die Großartigkeit der vegetabilen Natur zum Ausdruck bringen, wenn man z. B. fotografisch die Aufmerksamkeit auf sie gezielt lenkt. Ich schätze, das wird auch künftig neben der Baum- und Landschaftsfotografie sowie der Fotografie von Hintergründen und Texturen, einer meiner Motivschwerpunkte sein. Schön ist zudem, dass wir diese Pflanzen auch ganz konkret sammeln und in unser Wohn- und Lebensumfeld integrieren können. Es gibt außerhalb des direkten Natureindrucks kaum eine schönere Möglichkeit, den Jahreszeiten ganz nah zu sein, indem wir uns für die jeweilige Zeit charakteristische pflanzliche Strukturen im eigenen Umfeld platzieren.

Wechselnde Eindrücke einer sich wandelnden Naturwahrnehmung

Die vielen sehr zeitraubenden Projekte zurzeit haben leider zur Folge, dass ich nur noch selten und dann auch nur kurzzeitige Streifzüge durch die lokale Landschaft durchführen kann. Das war lange Zeit häufiger und regelmäßiger gerade zur Mittagszeit der Fall. Und dann konnte ich auch meine fotografischen Portfolios in den Themenfeldern Baumlandschaft, Bäume nah, Holzstrukturen und Materialtexturen weiter ausbauen. Das ist derzeit nur sporadisch möglich, in Wellen sozusagen. Dabei bietet der Hochsommer prinzipiell die meisten und besten Gelegenheiten. Wegen des Lichts, aber auch wegen der jahreszeitlichen Überschneidungen im Entwicklungsstand der Pflanzen, vom Grünen, Blühen, Fruchten zum Vergehen. Je nach Art liegt das alles nah beieinander und ist allzu schnell abgelaufen, ohne dass ich es systematisch nachvollziehen und fotografisch festhalten konnte. Aber der besonders aufmerksame Blick auf diese Dinge setzt eben immer auch Zeit und Muße voraus, um überzeugende Ergebnisse zu bringen. Deshalb ziehe ich das Sporadische in den richtigen Augenblicken und Zeitphasen derzeit vor, wenn es darum geht, meine wechselnden Eindrücke einer sich wandelnden Naturwahrnehmung im jahreszeitlichen Verlauf zu dokumentieren und kreativ zu verarbeiten.

Zukunftsfähiges Handeln und Denken

Es ist für mich schwer einzuschätzen und zu beschreiben, wie sich Traditionen und traditionelle Rituale und Symbolverwendungen in den letzten Jahren verändert haben. Die Veränderung ist überaus sichtbar, aber nicht in der Form, dass alles ausgestorben wäre. Die innere Einstellung aber, zumindest wenn ich von meiner eigenen ausgehe und heutige Traditionswahrnehmung mit der aus meiner Kindheit vergleiche, ist heute eine komplett andersartige. Wie wenn man handelnd gleichzeitig angestrengt aufmerksamer Selbstbeobachter wäre und möglichst nichts versäumen oder kommunikativ unauffällig belassen wollte. Fast eine professionelle Kommunikationsattitude, die aber im Bereich der privaten Traditionspflege deplatziert auf mich wirkt, fast in einer Weise befremdlich, die mich an Tagen wie diesen beinahe an der Zukunftsfähigkeit kulturellen Lebens in unseren Breiten zweifeln lässt. Die Veränderung ist für mich so unverständlich, dass ich derzeit eher zum distanzierten Rückzug neige und die abwartende Tendenz auf diesem Gebiet verstärke, die ich bei fast allen Menschen gerade in Bezug auf jegliche planende Aktivität und Perspektive beobachte. Auch in solchen Rückzugphasen sind für mich die Bäume, überhaupt die genaue Beobachtung von Naturprozessen der leistungsfähigste Anker, um wieder Standfestigkeit und stabile Grundlage zu gewinnen, um auf dieser stabilen Basis zukunftsfähiges Handeln und Denken neu aufzubauen und weiterzuentwickeln.

Im Spannungsfeld zeitgemäßer Kunst- und Naturwahrnehmung

Passive Kunstrezeption ist in derart kulturtrüben Zeiten wie diesen auch eine Möglichkeit. Vielleicht nicht die schlechteste, wenn man eine desolate und desillusionierte Kulturlandschaft vor sich sieht, die selbst keine Richtung mehr weiß und deshalb ihre Aufgabe eigentlich nicht richtig erfüllen kann. Wenn man dieses Ungenügen und Unvermögen, das unvermeidbar scheint, einfach ignoriert oder kaschiert, ist das gerade für die Kunst eine Unmöglichkeit. Dann ist es für meine Begriffe sinnvoller, auf bereits vorhandene künstlerische Hervorbringungen zurückzugreifen, sie zu erinnern, erneut anzusehen oder anzuhören, um sie in der aktuellen Situation neu zu begreifen und einzuordnen. Auch das eine Art Selbstspiegelung, während derer sich der einzelne ebenso verändert wie die künstlerische Form selbst, wenn sie eine überzeugende ist und das überhaupt leisten kann. Für mich bieten sich die meisten Chancen dafür in der Musik, aber immer wieder auch im kunsthandwerklichen Bereich, dem eigenen wie auch von anderen wahrgenommenen, oder eben in mir vertrauten Formen aus der Kunstgeschichte. Das ist dann spezieller, vielleicht noch stärker an die eigene Bildungsgeschichte angeknüpft als Reminiszenzen und Wiederbelebungen in der Naturrezeption, bei mir etwa in der Wahrnehmung und Begegnung mit Bäumen und ihrer Ästhetik festgemacht. Es ist kein Zufall, dass ich beides immer im Zusammenhang denke und wahrnehme: Kunst und Natur. Keinen der Pole möchte ich dauerhaft missen. Aber man muss eben immer ehrlich sein und genau hinsehen: Was macht aktuell Sinn, inwieweit und in welcher Form können natürliche oder künstlerische Formen jeweils eine zeitgemäße und zur eigenen biografischen Entwicklung passende Rolle spielen. Ein Thema, das mich gerade wieder verstärkt beschäftigt.

Stabilisierende Herbsterfahrung

Heute geht ein extrem warmer Oktober zu Ende, der zudem viele sonnenreiche Tage hatte. Wohl einer der, wenn nicht der wärmste Oktober seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Gut daran ist, dass wir rein ästhetisch den Eintrag eines echten Goldenen Oktobers gewinnen konnten und ich endlich zum Fotografieren gekommen bin, was in den letzten Jahren während des Herbstes nicht funktioniert hat, auch weil es einen richtigen Blätterherbst lange nicht mehr gab. Ich begrüße es immer, wenn wir die Möglichkeit haben, eine Jahreszeit in einer typischen Weise aufzunehmen und damit bewusster wahrnehmen. Das wirkt dem gefühlten Verschwinden der Jahreszeiten entgegen und vermittelt ein Stück Normalität, das sonst fast vollständig verloren scheint. So kann ökologische Normalität im Sinne des früher Gewohnten auch zur psychischen und kulturellen Stabilisierung beitragen.

Baumwahrnehmung als Beobachtungsgrundlage

Der Sommer schlägt gerade einige Kapriolen, die für die letzten Jahre typisch geworden sind. Kaum denkt man, die Jahreszeit ist angekommen, macht sich schon die nächste Ausnahmesituation breit und akzentuiert die auch auf sozialer Ebene permanente Ausnahme- und Krisengestimmtheit. So kann man schon sagen, dass das Äußere, die natürlichen Lebensbedingungen sich in der inneren Natur der Menschen und ihrer Art, sich zu äußern niederschlägt. Die Menschen sind sehr abhängig von solchen Einflüssen und entwickeln sich quasi im Gleichklang damit. Ich sehe es als einen der großen Vorzüge unserer Beziehung zu Bäumen an, dem im Spiegel der jahreszeitlichen Veränderungen eine kontinuierliche Beobachtungsgrundlage zu bieten.

Feiertagswahrnehmungen

Auch wenn ich mit den rein aus der Kirchengeschichte entstandenen Feiertagen nicht so viel anfangen kann, habe ich M. heute zum Fronleichnamsgottesdienst begleitet. Und wie wenn er es geahnt hätte, hat der Priester auch zu Beginn gleich eine historische Einordnung dieses Feiertags gegeben, weil er wohl vermutet hat, dass der Hintergrund den wenigsten bekannt sein dürfte. Es war ein schöner feierlicher Vormittag bei diesem Anlass und zudem ein weiterer schöner Sonnentag. Aber wir haben vor allem die Ruhe und kontemplative Stimmung des Feiertags auf uns wirken lassen und haben diesen Tag in diesem Rahmen wahrgenommen. Mit den Bäumen habe ich mich heute vor allem vorbereitend beschäftigt, nämlich das kommende morgen sich fortsetzende kunsthandwerkliche Projekt betreffend, bei dem eine ganze Reihe von Baum- und Holzarten eine Rolle spielen.

Begreifbare Jahreszeit

Fast ein Duplikat des Vortags, so wirkte dieser Arbeitstag, an dem der Frühling in der zuletzt liebgewonnen Form noch nicht zurückkehren wollte. Vielleicht also doch eine Feiertagswoche. Zumindest die kommunikative Zurückhaltung der Menschen weist darauf hin und bestätigt einmal wieder meine langjährige Beobachtung, dass die Menschen sich Freizeiten und Ruhephasen um die Feiertage herum konstruieren, die ganz unabhängig davon sind, ob diese Menschen einen Bezug zum Feiertag haben. Das ist das einzig Traurige an dieser Beobachtung, da das Phänomen eines übergeordneten Sinns entbehrt. Ich freue mich jedenfalls auf den Feiertag auch aus sinnhaften Gründen und darauf, dass wir nach den Gartenarbeiten der letzten Wochen uns jetzt regelmäßiger im Garten aufhalten können. Die Gartenbäume, Blumen und Nutzpflanzen beim Wachsen, Blühen und Fruchten zuzusehen, ist eine Freude und macht und die Jahreszeit begreifbar.

Sich ins Verhältnis zur Jahreszeit setzen

An einem so schönen Frühsommertag ein Baumkreis-Armband herzustellen, ist eine Freude. Da passt einfach alles zusammen: Die Energie der 22 Baumarten, die sie in ihrem Holz konserviert haben und die ich in Form der Armbänder wieder handhabbar mache, die vegetabile Umgebung inmitten des Gartens mit seiner frühlingshaften Anmutung, dem Grünen und Blühen, die Geräuschkulisse, eine Mischung aus Naturgeräuschen vom Wind und den Vögeln und von Menschen in der Nachbarschaft, die den Frühling und den Aufenthalt im Freien genauso genießen und die mit den Pflanzen dabei förmlich aufblühen. Es verleiht der Arbeit eine besondere Note, der Arbeit selbst und wie sie sich anfühlt, wahrscheinlich weniger den Ergebnissen. Bei denen bemühe ich mich um gleichbleibende Qualität und ästhetische Ausdruckskraft, den Rest steuern die Bäume selbst bei, die in Form ihres Holzes noch lange leben und in dieser Form von den Jahreszeiten unabhängig geworden sind.

Die sozial-kommunikative Bereicherung aus der Wahrnehmung der Jahreszeiten

Wieder einer dieser arbeitsintensiven Tage, an denen die konzentrierte Projektarbeit recht leicht von der Hand geht, weil uns das Außen unterstützt. Der Frühling, der aktuell die Anmutung von Frühsommer hat, wirkt einfach belebend. Vor allem die Helligkeit, das Sonnenlicht, das uns fast den ganzen Tag über begleitet hat, lässt uns tiefer atmen, lässt die Seele sich weiter ausbreiten und die Gedanken bei aller Konzentration auch zwischendurch entspannen. Ich freue mich sehr über diese unterstützenden energetischen Wirkungen von außen, weil sie quasi körperlich guttun. Aber auch, weil mir ihnen Kommunikation bereichert wird, Themen zur Jahreszeit passend aufkommen, die eine sozial-kommunikative Bereicherung und mit ihr eine Bereicherung des Denkens, Wahrnehmens und Erlebens bedeuten. Ich freue mich jeden Tag daran, dies in mir aufzunehmen und schätze das Geschenk, dass uns die Pflanzen, insbesondere die Bäume, mit dem sichtbaren und nachverfolgbaren Wachstum und der zyklischen Entwicklung machen, die in diesen Monaten des Jahres ihrem Höhepunkt entgegenstrebt.

Anschluss an Vorkrisenstimmungen

Ein zwar anstrengender, aber doch letztlich erfolgreicher Einundzwanzigster war das, an dem sich eine Reihe von Problemen auflösen ließen und einiges an angestauten Aufgaben abgearbeitet werden konnte. Meine Gedanken sind jetzt schon eher bei der symbolischen Durchdringung der Dinge und Kommunikationen. Das nahende Jahresende macht sich bei mir insofern schon bemerkbar. Und auch bei vielen anderen, mit denen ich rede. Eigentlich sollte die Einundzwanzig, die auch noch die Jahreszahl markiert, doch mit einer aufbauenden oder abschließenden Stimmungslage verbunden gewesen sein. Nur war davon bei so viel Krisengedanken und praktischem Krisenhandeln nicht viel zu spüren. So hoffe ich auf mehr Auflösung und Entspannung ab dem kommenden Jahr. Und dass wir den Anschluss an weitaus belebenderes Denken und Wahrnehmen bis vor der Krise nicht verlieren. Damit bald auch wieder Gespräche über Bäume nicht mehr als unpassend, vielmehr als gewinnbringend wahrgenommen werden.

Ungeliebte Denkart

Nun scheint der Sommer doch unaufhaltsam. Die ersten Tage, an denen die Temperatur sich im Verlauf gewaltig steigert, mit entsprechenden Herausforderungen für den Organismus. Ansonsten nehmen die Dinge in gewohnter Krisenmanier ihren Lauf, in einer Form, die mir nicht gefällt. Denn es ist nicht der Weitblick und der Blick für das nicht Selbstverständliche, das hängen geblieben ist. Vielmehr scheint die Krisenbewältigung mit verbreitetem Größenwahn verbunden zu sein. Ein Phänomen, das ich auch bei bisher nicht dazu tendierenden Menschen beobachte. Ich habe bei solchen Beobachtungen die Tendenz, mich zurückzuziehen, damit die ungeliebte Denkart nicht doch noch Spuren hinterlässt. Ich sehe noch eine Chance, tatsächlich etwas aus dieser Zeit zu ziehen, aber das liegt auf ganz anderen Ebenen, die mehr mit den hier so oft benannten Grundlagen und unserer Haltung zur inneren und äußeren Natur zusammenhängen.

Krisenperspektive

W. ist immer noch nicht dazu gekommen, das Brennholz abzuholen, das wir schon vor Wochen in Abschnitte gesägt und aufgestapelt hatten. Vielleicht werden wir es ja doch selbst dorthin transportieren und in dem Zuge auch anschließend den eigenen Vorrat wieder auffüllen. Auch wenn es skurril wirkt, im Frühsommer und in Erwartung eines wirklichen Sommerbeginns schon an die Holzofensaison zu denken. Es hat wohl mit der merkwürdigen Perspektive zu tun, in die uns die Krise gesetzt hat. Die scheint die Wahrnehmung massiv zu beeinflussen, fast so, als ob man sich das Jahresende herbeisehnte, die Hauptlast dieser Krise bis dahin hinter sich vermutend. Ein Zeitsprung mit zwischenzeitlichem Tiefschlaf ist wohl das, was man sich dabei durchaus vorstellen könnte.

Ökologisch eingefasst

Zuletzt hatte ich ja noch Hoffnung auf einen goldenen Oktober, aber eigentlich sieht es nicht danach aus, und jetzt wird’s auch noch jeden Tag etwas kälter. Wie wenn der Herbst übersprungen würde und der Winter gleich beginnt. Es ist einer der großen Verluste im Zuge der Klimaveränderung, dass die Jahreszeiten immer öfter ihr Typisches verlieren, miteinander verwischt erscheinen und damit jahreszeitliches Erleben, das so wichtig ist für unsere Breiten, zunehmend seine Intensität einbüßt. Ich glaube, das beeinflusst unser Erleben, unsere Motivation und Energie viel stärker als so manche politische, kulturelle oder religiöse Rahmenbedingung. Im Spiegel des Zyklus der Bäume sind wir viel besser in der Lage, uns selbst im Gleichgewicht zu halten. Viel wichtiger als Nachrichten zu verfolgen wäre es deshalb, stärker auf unsere ökologisches Eingefasstsein zu achten und in diesem Eingefasstsein notfalls auch gegenzusteuern.

Gemacht oder natürlich

Nach der Gartenarbeit gestern sieht aktuell alles wieder so aufgeräumt und sauber aus. Seltsam, wie uns gerade das Schaffen von Übersicht und Ordnung in unserem Umfeld zufrieden stimmt, selbst wenn es um Pflanzen geht. Das scheint beim Garten ähnlich zu sein wie mit unserem Verhältnis zur Waldlandschaft. Je geordneter und bewirtschafteter der Wald ist, desto eher entspricht er unserer Erwartung und wird dann auch erst richtig wahrgenommen. Es ist wohl kein Zufall, dass mir regelmäßig die eindrucksvollsten Fotografien von Baumdetails gerade in Parks gelingen. Je natürlicher die Bäume eingefasst sind, desto schwieriger wird es, sie im Bild greifbar zu machen, sie mit klarer Kontur zu versehen. So ist es tatsächlich inzwischen, dass uns das aufwändig Gemachte, das möglichst vollständig Kontrollierte wie das eigentlich Natürliche erscheint.

Verschmolzene Wahrnehmung

Die Ruhe dieses Sonntags passte zum Sonntag ebenso wie zu dieser Krisenzeit, in der fast jeder Tag insofern wie Sonntag wirkt. Am Nachmittag habe ich M. zum Friedhof begleitet, nach längerer Zeit einmal wieder, auf dem ebenfalls sehr wenige Besucher zu sichten waren. Aber für den Besuch an den Gräbern von lieben Bekannten und Verwandten ist das eher angenehm. Und so konnten wir uns in Ruhe an die gemeinsame Lebenszeit mit diesen Menschen erinnern, im kühlenden Schatten der Kiefern, Hainbuchen und Roteichen, die zwischen den Gräberfeldern wachsen. Tatsächlich weisen diese schon teilweise alten Bäume mir oft den Weg, wenn es darum geht, eine Grabstätte zu finden. Wie Erinnerungsmarken, die stets an derselben Stelle die Verstorbenen täglich an ihrer Ruhestätte begleiten und mit ihnen in der Wahrnehmung verschmolzen sind.