Das Verständnis symbolischer Formen pflegen

St. Martin ist in den jahreszeitlichen Gesprächen immer noch ein Thema, aber eher als Reminiszenz an die Kindheit verstanden. Oder als Ritual, das mit heutigen Kindern in Verbindung gebracht wird. Manche angeknüpften Traditionen, wie die Martinsbrezel, oder in anderen Regionen ein Martinsmännchen, Hefegebackenes, das zu dem Fest traditionell gebacken und verzehrt wird. Daran erinnern sich viele immer noch. Auch M. legt auf die Martinsbrezel großen Wert. Und wie alles, was an die Kindheit erinnert, bin ich für solche Anlehnung sehr dankbar und weiß tatsächlich auch selbst etwas damit zu verbinden. Wie es überhaupt wünschenswert erscheint, Traditionen, insbesondere solche mit christlichem Bezug, zu pflegen und damit ihren Sinn weiterzuentwickeln und überhaupt nachhaltig zu verstehen. Der Sinn für Symbole geht ohnehin immer mehr verloren. Da können Feste, Traditionen und Rituale sehr hilfreich sein. Sie können dem Symbolverfall und dem zunehmenden Unverständnis für symbolische Formen entgegenwirken helfen. Damit der kulturelle Schatz an tradierten und tradierbaren Werten nicht nur auf so verbreitete Symbolformen wie den Weihnachtsbaum beschränkt bleibt.

Wehmut in der interkulturellen Begegnung

Es war ein selten gewordener Ausflug in eine früher öfter besuchte Gemeinde in der Region. Und es war Ms Wunsch, das ukrainische Begegnungsfest dort zu besuchen, u. a. um die in der Zeitung angekündigten Kunsthandwerke, aber auch die ukrainische Musik zu erleben. Recht übersichtlich hat sich die Veranstaltung präsentiert, aber auch sehr eindrucksvoll und durchaus so, dass etwas von dem Charme dieser Nation und ihrer Landsleute spür- und wahrnehmbar wurde. Für mischt sich in die Eindrücke solcher interkulturellen Begegnungen immer ein wenig Wehmut, da ich mich frage, wie diese Menschen sich fühlen, ob solche Feste die Verlorenheit in einer doch fremden Umgebung zumindest ein Stück weit und zeitweise aufzuheben vermag. Deshalb schwingt für mich selbst, aber meinem Eindruck nach auch in den Äußerungen der aus der Fremde kommenden Menschen eine gewisse Traurigkeit. Das Fest hat dem mutig etwas entgegengesetzt, bevor wir durch die spätsommerliche Waldlandschaft und bei wirklich erstmals wieder angenehmer Sommertemperatur den Heimweg angetreten sind.

Baumthemen pädagogisch aufbereiten

Eine Reihe der Themen, die in der aktuellen populärwissenschaftlichen Baumliteratur rund um die Ökologie, KIimawirkung und Gefährdung von Bäumen und Wäldern diskutiert werden, war heute wieder Gegenstand einer meiner Lektoratsaufgaben. Die Thematik für Kinder verstehbar zu machen, ist sicher eine besondere Herausforderung. Ich versuche, den Versuch einzuordnen und etwas von meiner eigenen Fachkenntnis so einzubringen, dass die jüngeren möglichst viel aus dem Format für sich werden nutzen können. Auch wenn diese Altersgruppe nicht zu der Zielgruppe meiner Wunschbaum-Projekte gehört, glaube ich doch, etwas dazu sagen zu können, zumal ich mich auf anderen Ebenen recht häufig und intensiv auch mit pädagogischen Ansätzen praktisch auseinandersetzen konnte.

Das unerschöpfliche Ganze des Pflanzensommers erfassen

Vielleicht hängt es mit den Schulferien in unserem Bundesland zusammen. Jedenfalls stelle ich jetzt, zum Beginn der letzten Juniwoche, schon die Hochsommerhaltung fest, die sonst erst im Hochsommer gegen Ende Juli, Anfang August erkennbar war. Die Menschen sind vielfach schon in Urlaubsstimmung, unabhängig davon, ob sie tatsächlich Urlaub machen. Es ist diese Sehnsucht nach Auszeit, nach Abkehr von der Routine und weniger Alltag zu spüren, die unsere Sommermonate der letzten Jahre begleitet hat. Das hat sicher seine Berechtigung und individuelle Funktion. Für die Durchführung von Projekten, die Kooperation erfordern, ist es aber sehr hinderlich. So versuche ich diese Sommerstimmung zu nutzen, um sie untypisch gerade für die Projektarbeit nutzbar zu machen. Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass gerade die Auszeitatmosphäre Energie freisetzt, die sonst nur schwer mobilisierbar wären. Meine eigener Ausgangspunkt ist dabei die Beobachtung und Wahrnehmung von (Baum-)Landschaft, Licht und Farben in dieser Hochzeit des Sommers, aus der ich selbst viel positive, nach außen gerichtete Kraft schöpfen kann, der Gegenstand aber auch an sich eine unerschöpfliche Quelle für das staunende Beobachten und Verstehen darstellt. Es scheint so, dass man bei diesem Beobachten und Leben mit der natürlichen Umwelt nie auslernt und schrittweise in der Lage ist, immer mehr an Details und Zusammenhängen in diesem komplexen Ganzen zu erfassen und zu verarbeiten.

Rückblickend lernen

Der Wechsel vom Tief- in den Hochdruck bekommt mir wesentlich besser als das Umgekehrte. So lebe ich bei der Rückkehr der Hochsommerphase richtig auf und kann die Bewegung in der Sonne ganz gut vertragen. Merkwürdig, dass dieser Sommer für mich eher von den Bäumen und anderen Pflanzen des Gartens und der unmittelbaren Umgebung geprägt ist. Die weitere Landschaft zieht mich in diesem Jahr weniger an. Die Arbeit mit verschiedenen Hölzern scheint in 2015 nicht gerade ihre Hochphase zu erleben, jedenfalls kann ich mich an wesentlich intensivere kunsthandwerkliche Auftragslagen erinnern. Wie immer ist auch dieser Eindruck bedeutungsvoll und lenkt die Aufmerksamkeit in andere sonst weniger im Fokus stehende Richtungen. Im Großen und Ganzen kann solche Abwechslung bereichernd sein. Am interessantesten ist das Verstehen des irgendwann im Rückblick erkannten Sinns. Wenn man alles immer schon im Augenblick des Erlebens verstehen würde, hätte das auf unser Lernen sicher ungeahnte und kaum vorstellbare Auswirkungen.