Herbstblätter und die Ästhetik des Vergänglichen
M. hat heute im Garten ein sehr dekoratives Herbstblatt gefunden. Es war in sich schon im Übergang zum Verrotten und stammte nicht von einem Baum, eher von einer unserer Zierpflanzen mit den ledrigen Blättern. Aber diese Übergangszustände des Verfalls können, genauso wie beim Holz, bei dem man den Zustand als „gestockt“ bezeichnet, ästhetisch sehr reizvoll sein. Ohne diesen Verfallsprozess wäre die herbstliche Farbigkeit und das Verfärbungsmuster nicht so lebendig, vielleicht wäre das Blatt einfach nur insgesamt getrocknet und blasser geworden. Aber so sieht man, dass undefinierbare chemische Kräfte eine Art Umwandlung durchgeführt haben, die das Blatt zu etwas ganz Neuem macht. Die Ästhetik der Vergänglichkeit könnte man darin sehen. Und ein Symbol für die Schönheiten, die gerade im Vergehenden zum Vorschein kommen können, die irgendwie den Neuanfang, die Wiederauferstehung schon in sich tragen.