Eine intensive Übergangszeit zwischen den Arbeitsjahren

Da hatte sich so einiges angesammelt, was mit der ereignisreichen Zeit rund um Weihnachten und den Jahreswechsel zu tun hatte. Grußkarten, gestapelte Zeitschriften und Informationen, ausgetauschte und defekte Elektrogeräte, Relikte in jüngster Zeit rezensierter Artikel. An diesem Samstag musste ich das alles einmal in Ordnung bringen, damit ich auch wirklich mit Übersicht und freigemachtem Routinekopf in das neue Arbeitsjahr starten kann. Natürlich liegt der Start jetzt schon einen Monat zurück, aber dieser nahtlose Übergang von der Weihnachtszeit in den Start des Arbeitsjahrs ist immer so arbeitsreich und eng getaktet, dass Manches dann eben liegenbleibt. Ich denke, mit der jetzt wieder verbesserten Ordnung ist es einfacher, das erwartbar komplizierte Jahr mit kalkulierten Motivation und mutig weiterzuentwickeln. Ein ziemlich mutiger und erfahrungsgesättigter Anfang ist bereits gemacht, nun will ich versuchen, es mit allem, was für mein Leben von Bedeutung ist, Kommunikation und Kultur, Bäume und Natur, Geist und Symbolformen, möglichst gleichgewichtig möglichst sinnhaft auszugestalten.

Früher Übergang in den Herbst

Das wird wohl der erste Monat in diesem Jahr, der weniger Sonnenstunden bringt als derselbe Monat im Vorjahr. Tatsächlich ist der Altweibersommer weniger freundlich ausgefallen, als wir uns das aus typischen Jahren wünschen. Und das hieß vor allem weniger Sonnenlicht und – allerdings endlich einmal wieder – mehr Regen. Als positiv gewinne ich aus diesem Umstand, dass mir der Übergang in den Herbst so leichter fällt bzw. der meiste gewöhnungsbedürftige Übergang schon eingeleitet wurde. Im Garten werden wir deshalb wohl in den nächsten Wochen die Sitzmöbel verpacken bzw. reinholen, weil es ab Oktober in der Regel ausgeschlossen ist, sich noch im Garten länger aufzuhalten oder dort zu sitzen. Auch mit meinem Manufakturarbeitsplatz werde ich bei nächster Gelegenheit in meinen Kellerarbeitsplatz umziehen. Und schon beginnt der Endspurt des Arbeitsjahres, der jetzt schon absehbar die gleiche Dichte und Dringlichkeit der Projektarbeiten mit sich bringt wie ich das schon seit langem immer wieder erfahre. Heute aber wieder ein ruhiger Ausruh-Sonntag, an dem ich mich von dem anstrengenden Arbeitseinsatz gestern erholen konnte. Und schon sehe ich in der neuen Woche jeder Menge sowohl technischer Aufgaben als auch kreativer Herausforderung gegenüber.

Vom Reiz der Jahreszeitenübergänge

Auch diese Übergangsjahreszeit hat etwas Anregendes, so zwischen Spätsommer und Frühherbst liegend. Nass, aber nicht kalt, trüb, aber nicht ganztägig dunkel war es heute, so dass die handwerkliche Arbeit draußen noch ganz gut möglich war. Auch möglich, dass ich Anfang Oktober wieder ins Kelleratelier einziehen muss, wenn es nämlich richtig ungemütlich geworden ist. Vielleicht ist uns ja noch ein Goldene Oktober vergönnt, der könnte das milde Nachmittagslicht dann noch in die Verlängerung schicken, von dem wir heute einen Vorgeschmack haben durften. Und die lichtreichen Phasen, die über den Tag verteilt sind und die das verbliebene Laub der Bäume in teils warmen, teils schon durch die fast schwarze Färbung morbid wirkenden Farben aufleuchten lassen, bevor es ganz vergeht und die Bäume mit ihrer blanken Architektur nackt werden lässt. Das Reizvolle dieser Übergangszeit versuche ich zu bewahren und gerade für die kreativen Arbeiten nutzbar zu machen.

Vorgezogener Übergang

Die Abkühlung hält an, etwas ungewohnt nach diesem Dauerhitzesommer. Aber auch erholsam vor allem für die Pflanzen. Gießen muss ich an solchen Tagen auch weniger. Nur die Motivation der Menschen leidet bei mäßiger Temperatur, weniger Sonne und dunkel werdendem, sich teils schon verfärbendem Baumlaub doch erheblich. Eigentlich würde solche Stimmung in die Übergangszeit des Herbstes passen, hat uns aber schon früher ereilt. Tatsächlich hat M. heute früh als erstes angemerkt, dass sich der Tag jetzt schon herbstlich anfühlt. Ich stimme dem zu, bin aber zuversichtlich, dass wir noch einen Spätausläufer des Hochsommers erleben dürfen, bevor die letzten Sommerblüher verwelkt sind.

Jahreszeitliche Abhängigkeiten

Mir scheint, die Menschen haben mit dem schon fühlbaren Herbst bzw. dem erkennbaren Umbruch der Jahreszeit zu kämpfen. Solche Umstellungsprobleme äußern sich meist in besonders ausgeprägten Verzögerungen, Unentschlossenheit, der Tendenz, die Dinge lieber noch aufzuschieben, v. a. weiter reichende Entscheidungen. Wenn es dann irgendwann wieder flüssiger wird, ist auch die Jahreszeit angekommen und nicht mehr im Übergang. Ein weiteres Anzeichen für unsere Abhängigkeit vom jahreszeitlichen Zyklus, der oft nicht bewusst, aber doch sehr wirksam sein kann. Die Bäume als Spiegel der eigenen Persönlichkeit und als starkes Symbol ganzjährig präsent zu haben, ist für mich eine große Bereicherung. Allein die täglichen Baumtagebucheinträge stellen das schon sicher. Denn gerade die beschriebene Abhängigkeit ist dann relativiert und ich kann mich den tiefer gehenden und sehr vielgestaltigen symbolischen und ästhetischen Ebenen nähern und diese kreativ verarbeiten, die sich in der Beschäftigung mit den Bäumen wie von selbst eröffnen.

Zwischenzeiten im Jahreslauf

Diese Spätsommerzeit, in der alles nacheinander zur Reife kommt, hat schon einen ganz besonderen Reiz. Die Zeit, in der die Äpfel und Birnen sowie verschiedene andere Baumobstsorten sich ihrer Vollreife nähen, in der auch gewisse Wärme liebende Gemüsesorten sich richtig wohlfühlen und die Früchte wachsen lassen, hat von beiden Jahreszeiten das Beste. Die gewohnte Wärme und das Licht des Hochsommers. Die Übergangsstimmung, die kühleren Nächte, die vom Thema Ernte geprägte Atmosphäre des Frühherbsts. Ich freue mich darauf, die Verlängerung dieser Zeit mit dem Altweibersommer und auch auf den idealerweise goldenen Oktober, die dann schon mehr vom Winter in sich trägt, aber noch die letzten Ausläufer des Sommer spüren lässt. Schönere Zwischenzeiten im Jahreslauf kann man sich kaum vorstellen.

Vom gefühlten zum erlebten Frühling

Ruhige Tage. Das ist gut, denn es gibt jede Menge Technisches, das verstanden und aufgearbeitet werden muss. Dafür ist etwas mehr Ruhe förderlich, damit es irgendwann wieder kreativ mit neuem Instrumentarium weiter gehen kann. So kurz vor Ostern und vor den ersten wirklich Frühling zu nennenden Tagen ist das eine gute Zwischen- oder Übergangsphase. Danach wird es mich auch wieder mehr nach draußen ziehen. Baumrückschnitte, Blumen ansäen und pflanzen sind dann die erste Maßnahmen, die den gefühlten Frühling in einen erlebten verwandeln.

Übergang im Spiegel innerer Befindlichkeit

Der Bedarf an Gießwasser ist schon um die Hälfte zurückgegangen. Nur noch wenige Sonnenblumen und die übrigen Kübelpflanzen benötigen auf Grund der moderat sonnigen Witterung auch nicht mehr so viel Feuchtigkeit. Damit ist die sozusagen gemütliche Phase des Frühherbstes eingeleitet, in der alles im Übergang ist. Die letzten Früchte reifen, die ersten Blätter welken und verfärben in Richtung herbstlicher Farben. Die ersten Baumarten entblößen ihr Skelett, da sie kaum noch Blätter tragen und die letzten Farbakzente der Früchte vergangen sind. Da denke ich unwillkürlich an November und die dunklere Winterzeit. Dieser Eindruck ist als Vorahnung jetzt schon dominanter als der sommerliche. Ich finde es immer wieder anregend, diesen Wechsel der Jahreszeiten in der inneren Befindlichkeit gespiegelt zu sehen.