Den weihnachtlichen Horizont im Blickfeld

Nikolaustag – und ich habe den Eindruck, dass der die meisten Leute an ihre Kindheit erinnert, weil die Figur wohl Kinder nachhaltig beeindruckt, auch heute noch. Das finde ich schön, weil es weihnachtliche Tradition hochhält, aber auch etwas ernüchternd, weil es eigentlich die folkloristische Seite der Weihnachtszeit in den Vordergrund rückt. Der vom christlichen Sinn abstrahierten Weihnachtsästhetik kann ich selbst allerdings auch vieles abgewinnen. Nur ist es für mich doch an dem eigentlichen sinnhaften Hintergrund orientiert, wenn ich etwa die Lichtersymbolik und das vegetabile Brauchtum, insbesondere in Gestalt des Weihnachtsbaums, betrachte und u. a. in diesem Blog textlich verarbeite. Letztlich versuche ich schon, dieses Sinnhafte wieder stärker zum Gegenstand der Betrachtung, Reflexion und des Gesprächs zu machen. Natürlich wirkt es manchmal überfordernd, in unserer ziemlich aufgeregten, an sinngesättigten Freiräumen knapper Zeit alles gleichzeitig und gleichgewichtig im Blick zu behalten und Aufmerksamkeiten in die gewünschten Richtungen zu lenken. Aber ich versuche es zumindest und stelle immer gelegentlich ein Reaktion, ein Resonanz, den Ansatz einer oft als überraschend aufgenommenen Themensetzung wahr.

Moderne Weihnachtsauffassungen

Weihnachten, der Weihnachtsbaum, Weihnachtsdekorationen und -grüße waren auch heute wieder häufiges Gesprächsthema. Im der privaten Kommunikation wie auch bei der Kommunikationsarbeit. Das Thema bewegt die Menschen also immer noch und füllt offenbar eine Lücke, die unter so sinnarmen Bedingungen verständlich erscheint. Es ist schön für mich, diese Dinge aus meiner Perspektive und vor dem Hintergrund meiner aktuellen Weihnachtserfahrung zu kommentieren und auch die Auffassungen und die Praxis anderer zu hören. Auf diese Weise entwickelt sich die Tradition und das weihnachtliche Symbolsystem weiter und offenbart etwas, das es nahe an die Umstände unserer Zeit heranführt.

Das eigentlich Atmosphärische der Weihnachtszeit

Junge Zweige mit Knospen haben wir heute nicht geschnitten. Aber die Tradition ist bei uns in den letzten Jahren auch verblasst, nachdem der Versuch, das Blütenwunder bis Heilig Abend herbeizuführen, zuletzt fast immer gescheitert war. Dennoch erinnern wir uns an den St. Barbara Tag und das damit verknüpfte traditionelle Symbolformat. An weihnachtlicher vegetabiler Symbolik fehlt es uns natürlich trotzdem nicht, haben wir doch mit verschiedenen künstlichen Weihnachtsbäumen, die dem echten vorangehen, zahlreichen adventlichen Gestecken und Kränzen doch die Ewigkeitssymbolik und den in ihnen ruhenden hoffnungsvollen Aspekt der immergrünen Zweige überall verteilt. Das macht neben der Lichtsymbolik, die sich mit dem Vegetabilen verbindet, das eigentlich Atmosphärische des typischen Schmucks der Weihnachtszeit aus. Und einiges, wie ein Gesteck mit natürlichen Zweigen am Türeingang, werden wir sicher noch ergänzen, wenn die passenden Zutaten zur Verfügung stehen.

Familiärer Advent und Weihnachten im Zeitverlauf

M. hat schon Recht. So viel hatten wir selbst in den Vorjahren noch nicht mit der Weihnachtsdekoration zu tun. Nach dem langwierigen Einsatz gestern schienen die weiteren Arrangements heute fast endlos. Aber es ist mir gelungen, alles umzusetzen, was ich geplant hatte, mit sehr spannenden Ergebnissen und vielen neuen Ideen. Auf der anderen Seite habe ich vieles weggelassen, um die Dinge nicht zu überfrachten. In meinem Arbeitszimmer, aber auch anderswo, sieht der weihnachtliche Schmuck jetzt durchaus anders aus als gewohnt. Nur weniges ist in den nächsten Tagen noch zu ergänzen. Und dann haben wir noch ein technisches Problem mit einer Zeitschaltuhr. Aber das wird sicher auch noch. Ich bin sehr froh, dass im Ergebnis alles so stimmig und originell ausgefallen ist. Und ich bin gespannt, wie wir das in den Adventswochen im Detail noch weiter ausgestalten und wie wir praktisch damit umgehen. Einige positive Rückmeldungen von außen, zu unseren Adventsgrüßen, aber auch zur Dekoration im und ums Haus sind uns da eine Bestätigung. Auch wenn es eigentlich nur um den Eindruck innerhalb der Familie und das eigene weihnachtliche Erleben auch im Vergleich mit der Vergangenheit geht.

Für die Stärkung und aktive Nutzung symbolischer Formen

Der erwartete sehr dicht gepackte Arbeitsplan vor Weihnachten bestätigt sich in diesen Tagen. Wie fast jedes Jahr wird es ziemlich geschäftig werden, insbesondere während der Adventszeit. So bin ich froh, die diesbezüglichen Grüße und kreative Thematisierung schon weitgehend abgeschlossen zu haben. Und kurz vor Beginn der Weihnachtszeit sind wir dann v. a. mit dem adventlichen Schmücken und Ausgestalten des eigenen Wohnumfelds neben allem anderen ausgefüllt. Ich hoffe sehr, dass meine Aufmerksamkeitslenkversuche, die heilende Wirkung der Weihnachtszeit in diesen anstrengenden Zeiten als solche zu erkennen, wenigstens bei den ausgewählten Adressaten positive Resonanz erzeugen, einen positiven Unterschied machen. Denn so wie in den letzten Jahren sich die Gestaltung und Entwicklung der Zukunft vorzustellen, fällt mir zunehmend schwer. Ohne eine Stärkung der Rezeption und aktive Nutzung symbolischer Formen, z. B. solcher, die sich in den auf Weihnachten bezogenen Traditionen wie dem Weihnachtsbaum und anderen Formen zum Ausdruck bringen, wird es nicht möglich sein, an einen einmal erreichten geistigen Entwicklungsstand anzuknüpfen. Aktuelle bewegen wir uns eher im Rückschritt. Aber ich denke, das wird mehr und mehr Menschen bewusst, und partiell regen sich auch innere Widerstände und mehr oder weniger kreative Versuche, dem entgegenzusteuern.

Den Geist- und Sinn-Faden nicht abreißen lassen

Vermutlich können die meisten meine Affinität und das innige emotionale Verhältnis zur Weihnachtszeit nicht nachvollziehen. Tatsächlich begegne ich schon seit vielen Jahren einer verbreiteten Müdigkeit, wenn nicht entschiedener Ablehnung dem Thema gegenüber. Wie wenn sich die Menschen von der Traditionssymbolik und den verbundenen inneren Handlungen distanziert hätten oder das Bedürfnis nach Distanzierung hätten. Allerdings ist das eine Entwicklung und ein Phänomen, das nicht nur auf Weihnachten zutrifft. Eigentlich beobachte ich das bei allen Traditionsfesten, Feiertagen, insbesondere den christlichen, und überhaupt Gedenktagen mit speziellem Bedeutungshintergrund und Sinn. Es gibt die Tendenz, diese als eine Form von Folklore zu entwerten und quasi als unzeitgemäß, zumindest extrem nachrangig zu betrachten. Was ich an der Stelle immer zum Ausdruck bringen möchte: Das Gegenteil ist der Fall. Die vermeintliche Irrelevanz ist Dank der Zeitlosigkeit dieser Inhalte nicht denkbar. In ihnen steckt vielmehr das wirklich Essenzielle, die Gelegenheit vor allem, sich aus Anlass der Traditionstage und -zeiten eben diesem wieder stärker zu nähern, dieses Essenzielle wieder mehr zum eigentlichen Gegenstand des Interesses und der persönlichen Entwicklung zu machen. Das ist der eigentliche Zweck meiner Versuche, symbolische Formen wie den Weihnachtsbaum und die Symbolbäume als Aufmerksamkeitsmarken ins Bewusstsein zu rücken, die uns vieles zurückgeben können, was immer schon vorhanden ist, aber im Zuge der zeitgenössischen Verwirrungen verschüttet wurde. Ich bemühe mich, einen Beitrag dazu zu leisten, dass dieser wichtige Geist- und Sinn-Faden nicht abreißt.

Esskastanien und letzte Baumerträge

Immerhin gibt’s jetzt auch noch einige Esskastanien. Die kleinen Bäumchen auf unserem Bienenhausgrundstück sind allerdings noch nicht sehr ergiebig, so hält sich der Ertrag wie im letzten Jahr schon in Grenzen. Dennoch gehören die Kastanien irgendwo zu unserer traditionellen Vorstellung vom Baumherbst. Deshalb zählt für uns vor allem, dass es überhaupt welche gibt. Und sogleich konkurrieren wieder verschiedene favorisierte Methoden, sie zu garen: Mit dem Bunsenbrenner in einer feuerfesten Schale, durch Kochen in Wasser oder gar in der Mikrowelle. Die ursprüngliche Methode mit Feuer ist natürlich immer noch die beste, was den Geschmack der Kastanien angeht, nur ist sie eben aufwändig, so dass wir zwischendurch auch auf die moderatere Kochmethode zurückgreifen. Mal sehen, was der Oktober von den Kastanie und Walnüssen einmal abgesehen, sonst noch für letzte Baumerträge mit sich bringt.

Streuobstwiesen, Apfelwein und ein regionales Traditionsfest

Das Traditionsfest hat für mich doch immer noch etwas Anziehendes. Vielleicht weil es mich an meine Schulzeit erinnert, als alles noch übersichtlicher und atmosphärischer war. Auch das Fest selbst, das damals noch recht neu war und echte kulturelle Heimatgefühle provozieren konnte. Das ist mittlerweile stark nivelliert, wie sich eine Angleichung der Wahrnehmung von Freizeitaktivitäten in der näheren Region ohnehin seit vielen Jahren verstärkt. Die Dinge sind im Empfinden und der Bedürfnislage der Menschen weitgehend austauschbar. Und man hat schon so viel gesehen, im originalen Augenschein oder über Medien vermittelt, dass einen vieles nicht mehr wirklich reizen oder beeindrucken kann. Das ist schwer für die Vereine, die versuchen, Traditionen hochzuhalten und zeitgemäß auszuformulieren. Aber auch schwer für alle, die wie wir die Anknüpfung an früher eben doch immer wieder suchen und versuchen. Warum mir das für dieses Tagebuch in den Sinn kommt: Der Name und Ursprung des Festes liegt in dem bei uns verbreiteten Vorhandensein von Streuobstwiesen, speziell zum Apfelanbau, begründet. So ist der Apfelwein oder, wie er bei uns heißt, Viez der Motor des Herbstfestes geworden, das unmittelbar auf das Oktoberfest folgt, für unsere Region aber weitaus bedeutungsvoller ist, auch nach so vielen Jahren noch.

Wechselhafte Familientradition rund ums Baumobst

V. hat es mit den Äpfeln heute mal wieder übertrieben. Zu viele auf einmal sollten gehäckselt und gekeltert werden. Das konnte bis zum Abend nicht funktionieren. So wird diese Aktion morgen noch Fortsetzung finden, bis danach endlich die eingemaischten Weintrauben an der Reihe sind. Das übliche und gewohnte Prozedere in dieser Zeit des Jahres. Aber eines mit Tradition in unserer Familie, auch wenn die Begeisterung fürs Baumobst v. a. bei V. selbst liegt. Ein bisschen wehmütig erinnere ich mich beim Durchsehen und Bearbeiten alter Familienfotos gerade daran, welche Bedeutung zur Zeit unserer Kindheit für uns noch hatte. Denselben Stellenwert kann es heute nicht mehr entwickeln. Schwer nur einzuordnen, welche Rolle die Tradition heute für uns noch haben kann.

Ein extremer Arbeitstag, nach dem das Brennholz unter Dach ist

Der zweite Tag unserer Brennholzaktion war in gespiegelter Version ein Pendant des ersten. Nur dass ich mit dem Sägen der zweiten Fuhre begann, die wir gestern heimgeholt hatte. Danach dann erneutes Aufladen, Transportieren und erneutes Sägen. Insgesamt drei proppenvoll geladene Anhängerladungen, die den Holzhaufen am Ende noch einmal auf ungefähr die Größe des Vorjahres haben anwachsen lassen. Um das Arbeiten in der prallen Sonne einigermaßen erträglich zu gestalten, haben wir den Sägearbeitsplatz dann doch mit einer weißen Plane von oben abgedeckt. Durch die Maßnahme wurde noch genug Sonnenlicht durchgelassen, der Platz aber deutlich abgeschattet, so dass es erträglich wurde. Der Schweiß lief auch danach noch in Strömen und veranlasste mich, nach jeder Schubkarre mit ofengerecht gesägtem Holz erst einmal das Gesicht und die Brille trocken zu wischen und anschließend die Nase zu putzen, die wegen des feinen Nadelholzstaubs unaufhörlich lief. Insgesamt ein mühsames Arbeiten, aber auf die Art konnte ich zwischendurch immer kleine Pausen einlegen, die bei dem extrem langen Arbeitstag auch notwendig waren. Das Aufräumen und sauber kehren mussten wir dann schon in der Dämmerung vornehmen, so dass wir den Anhänger mit zwei riesigen Säcken Sägemehl und Borke nicht mehr wegbringen konnten. Nach diesem Extremtag waren wir alle regelrecht erledigt und hochgradig erschöpft. Aber das Brennholz für den kommenden Winter ist jetzt doch unter Dach und Fach.

Brennholz machen bei hitzigem Altweibersommerwetter

Puh, ganz überraschend war es nicht, aber bei so hochsommerlichen Temperaturen, wirklicher Hitze, wenn man wie ich direkt in der Sonne steht und arbeitet, ist das Brennholzmachen schon eine sehr anstrengende Sache. Beim Aufladen der 1 m Abschnitte am Vormittag hielt es sich noch in Grenzen, wenn auch dieses Aufladen ungewöhnlich lang dauerte und wir offenbar mehr Material als sonst im Anhänger unterbringen konnten, was wohl mit den sehr schmal gespaltenen Scheiten zusammenhing. Aber das Sägen auf der großen Kreissäge bei zum Nachmittag hin zunehmend brennender Sonne ließ mir unaufhörlich den Schweiß auf die Brille tropfen. Und die Hitze selbst bremst einen auch ein wenig ab. Ich konnte das am Abend im Vergleich feststellen, als ich nach dem Heimholen der zweiten Fuhre noch für eine halb Stunde weiter gesägt hatte. Zu der Uhrzeit war es dann schon deutlich abgekühlt und wesentlich angenehmer. Dann konnte ich mich wie frühe fühlen, als diese Arbeit für mich etwas ganz Besonderes, Eindrückliches war, wohl auch weil es damals noch echte Teamarbeit war. Leider ist das heute so nicht mehr möglich, aber ich freue mich sehr, dass V. sich noch an der Aktion beteiligen kann, mit dem Fahren und auch beim Aufstapeln des Brennholzhaufens.

Namenstag und Symbolverständnis

An meinen Namenstag hat mich M. schon am Morgen erinnert. Und Herr M. hat mich wie schon in den letzten Jahren dazu am Abend noch einmal telefonisch gratuliert. Das finde ich immer rührend, v. a. weil ich selbst zwar mit Namenstagen nicht so viel Persönliches verbinde, aber eben sehr viel Sinn für Symbolisches integriert habe und das auch gerne thematisiere. So ist auch dieser Namenstag ein schöner Anlass, was sich vom Hl. Bernhard v. Clairvaux ausgehend an spirituellen und allgemein geistigen Gedanken ableiten lässt, auf seine Relevanz für unsere Zeit und unsere eigene Lebenswelt hin abzuklopfen. Und dabei komme ich mit Hilfe derer, die mir die Anstöße geben, auch immer wieder zu interessanten Ergebnissen. Dabei denke ich nicht nur an den berühmten tradierten Ausspruch von Bernhard v. Clairvaux die Bäume und Wälder betreffend. Die Assoziationen und aktuellen Bezüge gehen durchaus weiter, bis hin zu historischen Betrachtungen, autobiographischen Reminiszenzen und technologischen Entwicklungen der Gegenwart.

Opulente Kräutersammlung als Tradition

Mit unserer Zeitplanung in Sachen Kräutersuche haben wir es in diesem Jahr gut getroffen. Gestern schon beim ersten Teil der Aktion konnten wir die warme Spätnachmittagssonne nutzen, um Kräuter am Fluss zu sammeln. Und heute Vormittag war es auch günstig, trotz der Schwüle, da es nicht geregnet hat und die Nässe des Vortags zum Teil schon aufgetrocknet war. Beim Suchen und Sammeln habe ich heute wieder vollen Einsatz gezeigt und auch einen guten Riecher für die richtigen Stellen bewiesen. Tatsächlich waren die traditionell vielversprechenden Stellen auch diesmal die richtigen, allerdings bin ich teils vom üblichen Weg abgewichen und habe den Radius weiter gefasst. Auf die Weise konnten wir viele interessante Gräser und blühende Stauden ausfindig machen und einsammeln, die unsere Kräutersträuße bereichern. Und beim traditionellen Problemfall, der Königskerze hatten wir dank unserer wachen Augen Glück. Am Ende konnten wir an drei Stellen Königskerzen ausfindig machen. Die erste hatte verschiedene Nebenzweige, die wir später abtrennen und jeweils für den Mittelpunkt eines Straußes verwenden konnten. Und für den eigenen Kräuterstrauß haben wir eine andere, sehr stattliche Königskerze verwendet, die glücklicherweise noch schöne nicht verwelkte Blüten an der Spitze trägt. Sowohl die Menge als auch die Vielfalt und Qualität der Kräuter war dieses Mal herausragend, so dass wir insgesamt sechs Sträuße arrangieren konnten. Mindestens drei davon werden wir in der Messe zu Mariä Himmelfahrt selbst weihen lassen können, bei hoffentlich schönem Wetter.

Kräutersammlung 2023 I
Kräutersammlung 2023 II
Kräutersammlung 2023 III
Kräutersammlung 2023 IV
Kräutersammlung 2023 V
Kräutersammlung 2023 VI
Kräutersammlung 2023 VII
Kräutersammlung 2023 VIII
Kräutersammlung 2023 IX
Kräutersammlung 2023 X

Vegetabile Traditionspflege und ein Lebens-Projekt

Die Kräutersuche haben wir dieses Jahr auf zwei Aktionen aufgeteilt. Am heutigen Nachmittag war ich bereits mit M. unterwegs, um bei endlich wieder aufscheinender Sonne uns an einem der traditionell vielversprechenden Landschaftsabschnitt umzusehen. Und das, was wir in den letzten Jahren dort finden konnten, war auch diesmal reichlich verfügbar, so dass ich einen dicken vielfältigen Strauß zusammenschneiden und -sammeln konnte, bis ich ihn mit einer Hand nicht mehr umschließen konnte. Die Auswahl ist gut und verleiht dem Kräuterstrauß einige Akzente, aber wir benötigen unbedingt noch weitere Arten, u. a. den Rainfarn und die Königskerze. Deshalb morgen nach witterungsabhängiger Möglichkeit an weitere Kräuterplätze, die uns bisher nur selten enttäuscht haben. Ich bin froh, dass ich heute bis zum frühen Nachmittag meine jüngsten Wunschbaum-Aufträge abschließen konnte. Ein Lebensbaum-Armband und zwei ungewöhnliche Wunschbaum-Kombinationen, mit denen ich inzwischen bei der Zahl im Auftrag hergestellter Armbänder bei der schier unglaublichen Zahl von 1014 angekommen bin. Auch wenn man diese Zahl auf ca. 21 Jahre projizieren muss, bin ich nicht wenig stolz auf dieses erfolgreiche Langzeit- und fast schon Lebens-Projekt, dessen Ursprünge in meiner künstlerischen Arbeit früherer Jahre, aber gleichzeitig auch in den anschließenden Themeninitiativen rund um die Symbolik und Ästhetik der Bäume liegen.

Von der Wohltat grundloser Freizeitbeschäftigung

Es ist die Gesamtanmutung des Platzes, sein mediterranes Erscheinungsbild, die den traditionellen Besuch der Antikmarktes in W. so angenehm gestaltet. Natürlich auch die im Karree angeordneten Lindenbäume, die den Marktleuten und Besuchern an Sommertagen Schatten spenden. So deutlich wie heute habe ich die Dominanz der Marktatmosphäre allerdings noch nicht wahrgenommen. Nicht nur für uns selbst, mir schien es auch aus der Beobachtung der übrigen Besucher offensichtlich, dass es bei solchen Märkten vornehmlich um das Flanieren, das themenbezogene Stöbern, die Unterhaltung und Begegnung mit Bekannten geht, weniger darum, etwas zu kaufen. Das wird zwar die Händler eher betrüben und mag auch der Grund für den Rückgang der Händlerzahl seit der Vor-Corona-Zeit sein. Aber die langfristige Tendenz, mit Freizeitmöglichkeiten so umzugehen, wie das die meisten heute tun, nämlich als relativ leicht austauschbare Option, die man eher spontan in Anspruch nimmt, weil es einfach gerade passt, diese Tendenz hat sich mir heute sehr deutlich bestätigt. Eigentlich entspricht das seit einigen Jahren auch meiner eigenen Motivation, solche öffentlichen Ereignisse wahrzunehmen. Und das ist etwas, was zu unserer Zeit passt, in der es fast lebensnotwendig erscheint, sich zeitweise aus der Alltagsroutine zu befreien, auch und gerade, wenn es ansonsten keinen Grund dafür gibt.

Feiertagswandlungen

Es ist eines der Charakteristika des Frühsommers, dass sich die Feiertage häufen, gerade die in der Wochenmitte. Ich denke, auch für solche, die im christlichen Sinne nichts damit anzufangen wissen, können dieses Feiertage eine besondere Aura entfalten, die sie von anderen freien Tagen unterscheidet. Das hat mir heute jemand im Gespräch bestätigt, deshalb scheint es keine individuelle Erfahrung zu sein. Ich finde das gut, denn ich bemühe mich seit Jahren, die Aufmerksamkeit auf Traditionen zu lenken, die religiöse, volkstümliche oder in der Jahreszeitenkultur liegende Hintergründe haben. Einfach weil sie ein Teil unserer mitteleuropäischen Lebensweise sind und unsere Wahrnehmung stark beeinflussen. Wenn in diesen Traditionen Bäume eine Rolle als Lebenssymbole spielen, finde ich das besonders spannend. Frontleichnam gehört nicht zu diesen vegetativ bedeutsamen Feiertagen, ist eher aus der katholischen Kirchengeschichte heraus zu begreifen. Aber eine biografische und dorfgeschichtliche Bedeutung hat es allemal, viele im Dorf knüpfen gerade an diesen Feiertag noch vielfältig Erinnerungen, die bis in Kindheitstage zurückreichen, als er noch feierlicher und aufwändiger inszeniert und ehrfürchtiger wahrgenommen wurde.

Zeitlose Aufmerksamkeit mit vegetabiler Symbolik

Über Pfingsten scheint sich tatsächlich das Wetter einzustellen, das wir von dem Feiertag meistens kennen oder das man idealerweise mit dem Feiertag verbindet. Auch weil er neben der christlichen Bedeutung für den frühlingshaften Aufbruch steht, den er in manchen europäischen Regionen heute noch in diversen vegetabilen Bräuchen zum Ausdruck bringt. So habe ich schon vor Jahren einen Text verfasst, der die Pfingstbräuche beleuchtet, bei denen Bäume eine Rolle spielen: Von der Bedeutung von Bäumen im Pfingstbrauchtum. Da gibt’s interessante Traditionen u. a. in der Schweiz, die hierzulande ganz fremd wirken, deren Sinn sich bei näherer Betrachtung aber plastisch vor Augen führen lässt. Dabei sieht man ganz gut, wie vegetabile Symbolik, z. B. durch immergrüne Zweige zum Ausdruck gebracht, den Gleichklang von christlichem Gemeinschaftsfest und erdgebundenem Wachstumsgedanken erkennbar macht. Auch für solche, die mit Pfingsten als christlichem Feiertag nichts mehr anfangen können. Diese universelle Verstehbarkeit von Symbolen waren damals mein Hauptmotiv für die Beschäftigung mit der Feiertagssymbolik in Verbindung mit Bäumen. Denn gerade von solcher Traditionssymbolik haben wir heute einfach zu wenig, um die situationsabhängige Krisenkommunikation in zeitloser Aufmerksamkeit auf Wesentliches aufzuheben.

Traditionell und erfolgreich Sommerblumen gepflanzt

Mit der Auswahl und dem Arrangement unserer Sommerblumen sind wir sehr zufrieden. Heute haben wir tatsächlich alles weitgehend realisieren können: Die Blumen im Gartencenter auswählen und kaufen, auch noch ein paar andere Gartenutensilien, die restlichen Pflanzgefäße von alter Erde befreien, sofern sie bereits verbraucht war, und neue Erde und Dünger einfüllen. Schließlich die Blumen verteilen und stimmig kombinieren. Ganz am Ende natürlich auch noch gießen. Von der traditionell farbenfrohen Zusammenstellung einmal abgesehen, haben wir dieses Jahr einige Neuerungen. Zum Beispiel hatten wir noch nie ein Stämmchen von den Fuchsien. Ich hatte neben zwei rot-weißen, die wir in einem der Pflanzkästen untergebracht haben und hinterm Haus bewundern können, ein Stämmchen mit der Rosa-Lila-Farbkombination ausgesucht. Das ist schon recht hoch, blüht wunderbar und beansprucht jetzt einen eigenen Pflanztopf aus Ton. Ungefähr in der Mitte unserer Vorgartenreihe macht sich das Stämmchen sehr schön. Hinterm Haus haben wir, wie schon vor einigen Jahren, eine Schwarzäugige Susanne in die Gartenerde gepflanzt. Ich mag dieses Orange mit dem Schwarzen Punkt einfach sehr, gerade in dieser klassischen Farbkombination, es gibt sie ja auch mit Gelb-Schwarz und Rosa-Schwarz. In den nächsten Monaten wird sie genau in der Mitte des Hinterhausgartens, d. h. an sehr sonnigem Standort, Gelegenheit haben, an unserem kleinen Metall-Obelisken hochzuklettern. Und noch eine andere Staude, die mir zwar vom Namen bekannt ist, die wir aber noch nie gekauft hatten, ist an prominenter und sonniger Stelle ebenfalls in der Gartenerde untergekommen. Ein Tränendes Herz, wirklich toll, wie diese Blütenformen sich präsentieren und wie stattlich sich die ganze Pflanze sich ihren eigenen Formenraum schafft. Die Pflanzkästen für meine diversen Chilisorten habe ich ebenfalls schon vorbereitet, aber noch nicht bepflanzt, da die Pflänzchen noch zu kleine sind. Lediglich mit den Mexikanischen Chilis und den Gelben und Roten Chilis, die nicht zu den schärfsten Sorten gehören, die aber von allen Sorten bisher am weitesten sind, könnte ich das Auspflanzen schon wagen. Vielleicht dann in den nächsten Tagen. Das war ein wirklich produktiver und zufriedenstellender Gartenarbeitstag, an dessen Ende wir aber alle auch recht erschöpft sind.

Verblassender Feiertag

An diesem Feiertag hat mich die technische Arbeit doch wieder sehr beansprucht. So habe ich erstmals seit vielen Jahren so gar nichts von der Ausflugsstimmung des 1. Mai mitbekommen, die sonst doch immer im Mittelpunkt steht. Aber sonst haben wir jetzt auch Frühlingswetter und eine schon etwas mehr nach außen gerichtete Aktivität. Wäre auch seltsam, wenn das nur wegen des Feiertags auf Knopfdruck aktiviert werden könnte. Aber aus der Ferne habe ich Spuren des traditionellen Feiergeschehens dann doch noch wahrgenommen. Und es kam mir, wie so vieles in dieser Zeit, irgendwie nicht angebracht vor. Aber da mag ich eine Ausnahme sein. Den Maibaum in der Dorfmitte habe ich auch noch nicht bewundert. Ich nehme an, es wurde wieder eine schlanke Wirke mit einer Dekoration aus bunten Bändern auf dem Schulplatz aufgestellt. Ich werde das in den nächsten Tagen sicher noch betrachten können. Leider gehört der Maibaum nicht zu den Traditionen, die in unserer Region große Bedeutung entwickelt hätten. Entsprechend mickrig fallen unsere Maibäume auch aus. Grundsätzlich habe ich aber ein Faible für Traditionen und Rituale, die sich um Bäume drehen. Und gerade auch für solche, bei denen ihre ursprüngliche Existenz transformiert wurde in Richtung einer Symbolbauminszenierung. Es wird sicher auch für die Fortentwicklung dieses Brauchs wieder eine passende Zeit kommen. Wir müssen uns erst wieder an den Sinn und Zweck der Rituale erinnern und sie mit neuem, in unsere Lebenswirklichkeit passendem Sinn verknüpfen.

Traditionelle Frühjahrsreinigung erfolgreich abgeschlossen

Jetzt bin ich doch ganz froh, dass wir die traditionelle Reinigungsaktion rund ums Haus heute doch realisieren konnten. Das Wetter war nicht ganz so toll wie gedacht, hat aber bis zum späten Nachmittag gehalten, erst dann kam der Regen. Insofern war das ideal. Die vielen Algen und das Moos, das sich übers Jahr auf dem Waschbeton, auf den Fliesen und dem Trottoir angesammelt hat, ist jetzt wieder weg und alles sieht sauber und frisch aus. Es so zu lassen, ist eigentlich auch keine Möglichkeit, da es sich sonst irgendwann nicht mehr reinigen lässt und das Material darunter auch einfach leidet. Die Gartenmöbel herzurichten für die Freiluftsaison, dazu sind wir dann nicht mehr gekommen. Aber da die Folgetage wieder nass und kühler sein sollen, wäre das ohnehin noch nicht interessant gewesen. Das können wir auch während der Woche nachholen, und dann auch die übrigen Gartenarbeiten bei hoffentlich wirklich frühlingshaftem Wetter weiterverfolgen. Ich freue mich schon darauf, dann auch mit meiner Wunschbaum-Manufaktur wieder ins „Gartenatelier“ umziehen zu können.

Zwischen Außenorientierung und Innerlichkeit

Jetzt haben sich die meisten Menschen auf Ostern eingestellt. Man merkt, dass es sie einerseits trotz des Regens wieder stärker nach außen zieht, dass sich viele aber auch eine Auszeit genommen haben und wieder hörbarer und sichtbarer werden. Von manchen hatte man den ganzen Winter über fast nichts gesehen. Meine Fotografiervorhaben konnte ich aber immer noch nicht umsetzen, weil das Wetter es nicht zuließ und ohnehin auch alles sehr arbeitsreich war, so dass mir die Muße fehlte. Und der Karfreitag ist ohnehin besonders, da möchten wir uns nicht weit wegbewegen und widmen uns mehr der Bedeutung des Tages für uns und alle, die christlich denken und wahrnehmen. Ich habe J. eines der Palmsträußchen geschickt, um der Tradition zu ihrem Recht zu verhelfen und die Karwoche auch in ihrer vegetabilen Symbolik bewusst zu machen.

Ostern, Naturwahrnehmung und der Zugang zur geistigen Welt

Der heutige Palmsonntag hatte für uns trotz des wenig frühlingshaften Wetters die gewohnte Feierlichkeit, auch dank der Palmweihe und des Gottesdienstbesuchs am Vormittag. Die Palmzweige habe ich wie jedes Jahr an den Türkreuzen im ganzen Haus ausgetauscht bzw. durch die frisch geweihten ersetzt. Die restlichen werden wir an verschieden Freunde und Bekannte weiterreichen, die keine Möglichkeit hatte, selbst welche weihen zu lassen. Am Nachmittag konnte ich mich wieder der Lektüre von Rudolf Steiners Vortragsmitschriften widmen, wieder einer, die sich auf Steiners Ausführungen zu weitreichenden Fragen der Ästhetik bezog, wie oft bei ihm aber sehr weite thematische Bögen spannte. Diese späten Äußerungen Steiners aus seiner Zeit im Dornacher Goetheanum habe ich besonders schätzen gelernt, da sie wie die Essenz aus einem gewaltigen und sich immer wieder gewandelten Lebenswerk anmuten und insofern wirklich anregend sind. In diesem Vortrag, den er an genau demselben Tag, nämlich dem 2. April im Jahr 1915 gehalten hatte, geht es um um Grundfragen der Geisteswissenschaft und, passend zur Zeit, um das Mysterium von Golgatha, die Karwoche und ganz konkret auch z. B. um den Brauch, zwischen Karfreitag und Ostersonntag die Glocken schweigen zu lassen. Aber natürlich gräbt Steiner bei diesem Thema viel tiefer und spannt den ganz weiten Bogen zur vorchristlichen Zeit, speziell auch zur nordischen Mythologie mit ihrer Sonnengottheit Baldur. Es ist spannend, den Ausführungen zu folgen, die das, was für vorchristliche Zeiten noch in der Natur direkt in quasi natürlicher Hellsicht erfahren werden konnte, die vielen Elementargeister etwa in den Lebewesen und den Sternen, mit dem Schwinden des direkten Erfahrungszugangs zur geistigen Welt quasi ins Innere des Menschen verlagert wurde und ab sofort auch dort gesucht und entwickelt werden musste. Eine Entwicklung, die in Steiners Augen einer entwicklungsgeschichtlichen Notwendigkeit folgte und die ohne das Eingreifen bzw. das In-Erscheinung-Treten des Christus so nicht möglich gewesen wäre. Durch den Christus erst konnte an die Spur des Geistigen sozusagen wieder angeknüpft werden, auf anderen Wegen, als das in früheren Menschheitsgenerationen noch über die Sinne möglich war. Und bei diesen Ausführungen ist mir deutlicher geworden, in welcher Form sich für mich christlicher Glaube und die Spiritualität und Symbolik des Natürlichen, wie ich es ganz besonders in den Bäumen wiederfinden, in welcher Form sich diese Gedankenwelten für mich miteinander verschränken und einfach verschiedene Zugangswege zum Geistigen darstellen. Es geht immer um den Menschen, sein Verhältnis, seine Entwicklung und Rolle in der Welt, im Kosmos als Ganzem, wobei die Bäume exemplarisch als leistungsfähiges Symbolsystem und Projektionsfläche dienen können, auch um unser Naturverhältnis in moderner Zeit abseits der Naturwissenschaft zu bestimmen und zu verstehen.

Vorbereitung der Palmzweige

In der kurzen Regenpause am frühen Nachmittag hatte ich Gelegenheit, die Palmzweige zu schneiden. Wie vermutet sind dieses Jahr genug gesunde Zweige an dem Busch zu finden. Allerdings sind sie auch sehr dicht gewachsen und überwiegend kürzer. Das ist anders als sonst, denn sonst hatte ich immer längere und auch stärker verzweigte Ästchen geschnitten, was diesmal so nicht möglich war. So werden die Palmsträußchen eben nur etwas kleiner und kürzer ausfallen. Genug für uns, d. h. für die verschiedenen Wandkreuze im Haus, für J. und W. sowie eine Reihe von Ms Bekannten, die traditionell ebenfalls einen kleinen Palmstrauß erhalten, ist es auf jeden Fall. Morgen früh werden wir alles sortieren und zu mehreren Bündeln arrangieren, die wir nach dem Palmsegnung dann wieder auseinandernehmen und zunächst in den eigenen vier Wänden hinter die Kreuze stecken bzw. die vom Vorjahr dadurch ersetzen.

Palmsonntag und der Buchsbaum

Die Arbeitswoche ging so arbeitsreich zu Ende wie sie angefangen hatte. Dabei ist auch wieder kunsthandwerkliche Arbeit, die ich morgen abschließen kann. Und M. hat mich daran erinnert, morgen Palmzweige von unserem Buchbaumbusch hinterm Haus zu schneiden, die wir am Sonntag segnen lassen, wie es bei uns immer schon Tradition war. Immerhin hat der Buchbaumzünsler unseren Busch im letzten Jahre verschont, so dass ich sehr wahrscheinlich genügende gesunde Zweige abschneiden kann. Bei Frühlingswetter wäre das ein angenehmeres Ritual, aber zurzeit erinnert so gar nichts an Frühling und die typische Anmutung des Palmsonntags. Es ist nur tröstlich, dass wenigstens solche Traditionen nicht ausgestorben sind und wir die Möglichkeit haben, sie weiterhin zu pflegen.

Zukunftsfähiges Handeln und Denken

Es ist für mich schwer einzuschätzen und zu beschreiben, wie sich Traditionen und traditionelle Rituale und Symbolverwendungen in den letzten Jahren verändert haben. Die Veränderung ist überaus sichtbar, aber nicht in der Form, dass alles ausgestorben wäre. Die innere Einstellung aber, zumindest wenn ich von meiner eigenen ausgehe und heutige Traditionswahrnehmung mit der aus meiner Kindheit vergleiche, ist heute eine komplett andersartige. Wie wenn man handelnd gleichzeitig angestrengt aufmerksamer Selbstbeobachter wäre und möglichst nichts versäumen oder kommunikativ unauffällig belassen wollte. Fast eine professionelle Kommunikationsattitude, die aber im Bereich der privaten Traditionspflege deplatziert auf mich wirkt, fast in einer Weise befremdlich, die mich an Tagen wie diesen beinahe an der Zukunftsfähigkeit kulturellen Lebens in unseren Breiten zweifeln lässt. Die Veränderung ist für mich so unverständlich, dass ich derzeit eher zum distanzierten Rückzug neige und die abwartende Tendenz auf diesem Gebiet verstärke, die ich bei fast allen Menschen gerade in Bezug auf jegliche planende Aktivität und Perspektive beobachte. Auch in solchen Rückzugphasen sind für mich die Bäume, überhaupt die genaue Beobachtung von Naturprozessen der leistungsfähigste Anker, um wieder Standfestigkeit und stabile Grundlage zu gewinnen, um auf dieser stabilen Basis zukunftsfähiges Handeln und Denken neu aufzubauen und weiterzuentwickeln.

Individuelle Weihnachtszeit unverhofft verkürzt

Gestern noch hatte ich das Vorhaben fürs Wochenende angekündigt. Und jetzt haben es die Umstände doch erfordert, das Abschmücken des Weihnachtsbaums wie auch der schönen Lichterkette um den angrenzenden Schrank schon heute durchzuführen. Das traditionelle letzte Hören der Lieblingsweihnachtslieder habe ich mir dabei nicht nehmen lassen. Aber die ungeplante Aktion konnte mir dennoch nicht die reinste Freude bereiten, war mir zu abrupt und nimmt mir eine halbe Woche weihnachtlicher Eindrücke, die ich anders als die meisten länger vertragen kann und die mir auch nach dem 6. Januar noch wohltuend erscheinen. Nun also eine unverhofft verkürzte Saison. Ein kleiner Trost ist, dass damit noch nicht alle weihnachtlichen Erscheinungen abgeräumt und verstaut sind. Der beleuchtete künstliche Baum vor der Tür und unsere beleuchteter Türkranz sind noch da, und auch sonst gibt’s noch jede Menge weihnachtlicher Dekoration, auch in meinem Arbeitszimmer. Das wird dann wohl bis zum Wochenende warten dürfen, um uns dann endgültig ins neue Jahr hinein finden zu lassen.

Vegetabile Symbolik zum Ende der Raunächte

Heute ist der Dreikönigstag und eigentlich der offizielle Abschluss der Weihnachtszeit. Allerdings haben wir uns darauf verlegt, die Zeit um mindestens eine Woche zu verlängern. Jedenfalls ließen wir unseren schönen Weihnachtsbaum und die Dekoration in den vergangenen Jahren immer bis zum darauffolgenden Wochenende. In solchen Zeiten wie diesen erst recht, egal, was andere zu dem Thema sagen. Und wie immer an diesem Tag werde ich heute Abend noch die Raunächte-Tradition pflegen, es ist die letzte Gelegenheit dazu, und mit einer Schale durch die verschiedenen Räume des Hauses gehen, um darauf entzündeten Weihrauch zu verräuchern. Diesmal können wir wegen Vs Abwesenheit auch alle Räume damit beräuchern. Das ist mir wichtig, ganz unabhängig von der heidnischen Tradition und möglichen Bedeutungen. Ich finde es einfach bedeutungsvoll, solche Rituale im Schnittfeld zwischen Christentum und vegetabiler Symbolik aufrechtzuerhalten.

Eine Hinwendung zum Grundlegenden der Weihnacht

Adventskalender 2022: Blatt zum 22. Dezember

Der Besuch bei V. in S. hat nach dem zweiten Mal schon fast Routinecharakter erhalten. Aber natürlich ist das ermüdend, zumal man den weiteren Verlauf kaum voraussagen kann. Wir hoffen jedenfalls, an Heilig Abend wieder zusammen sein zu können, auch wenn das Thema dann noch nicht wirklich abgeschlossen sein kann. Die Eindrücke rund um diese Weihnachtszeit und den Umgang mit Weihnachten sind für mich in dieser Saison ganz eigentümlich, aber konstant geblieben. Ich stelle eine wieder stärkere Hinwendung zum Traditionellen und vor allem zum eigentlichen Sinn der Weihnacht fest. Das Gerede von der Kommerzialisierung und dass man sich unter Erwachsenen nichts mehr schenkt u. s. w. ist, nachdem es jahrelang das Gespräch dominiert zu haben scheint, mittlerweile fast ganz verklungen. Man versteht und schätzt das Atmosphärische und verbindet damit etwas Echtes und Wünschenswertes. Das muss sich nicht immer an typischen Weihnachtssymbolen wie dem Weihnachtsbaum, dem Adventskranz oder den eher neuzeitlichen Weihnachtbräuchen und -ritualen festmachen. Das Grundlegende, Weihnachten als Geburtsfest, als Fest der Hoffnung und des kulturübergreifenden Zusammenhalts, als Fest der Erinnerung an einen wie auch immer gearteten gemeinsamen geistigen Ursprung zu begreifen, ist wieder stärker in den Bewusstseinen verankert. Das ist es, was mir an Weihnachten 2022 vor allem auch später noch in Erinnerung bleiben wird.

Die vielleicht schönste Aufgabe des Jahres

Mit den Vorarbeiten gestern war das Schmücken des Weihnachtsbaums heute eine entspannte Sache, die dennoch den halben Tag in Anspruch genommen hat. Vielleicht die schönste Aufgabe des ganzen Jahres, dem Baum langsam in seine Rolle als Symbolbaum zu verhelfen und uns damit das Glanzstück der weihnachtlichen Dekoration zu bescheren, ohne das die Stimmung der Weihnachtszeit eine andere wäre. Natürlich durften wir die schon früher in uns aufnehmen, in Form der vielen Lichter vor allem, die wir an der Tür, am Baum vor dem Haus an Schränken und im Fenster installiert haben. Aber an die emotionale Symbolkraft des Weihnachtsbaums kommt all das nicht heran, auch nicht unser in diesem Jahr außergewöhnlicher Adventskranz. Ich freue mich sehr, dass er jetzt in seiner ganzen Pracht dasteht und uns bis ins neue Jahr hinein begleiten wird.

Der Weihnachtsbaum ist aufgestellt und beleuchtet

Die Projektarbeit hat mich heute zwar länger in Beschlag genommen, als ich es geplant hatte. Aber trotz des späten Beginns ist es mir doch noch gelungen, den Weihnachtsbaum reinzuholen, in seinem Ständer gerade aufzustellen, mit der obligatorischen Nylonschnur an der Decke festzuspannen und vor allem die drei konventionellen Christbaumkerzenketten zu arrangieren. Letzteres ist immer wieder eine größere Herausforderung, weil die Ketten jeweils unterschiedliche Anzahl von Kerzen haben und eine auch noch geschlossen ist, was das Anbringen nicht gerade erleichtert. Ich bin aber froh, dass mir das trotz der nicht unerheblichen Breite des Baums ganz gut gelungen ist. Und der Baum an sich macht die stattliche Figur, die schon bei seiner Auswahl abzusehen war. Auch mit der Höhe und dem untersten Astkranz knapp oberhalb des Ständers hat funktioniert. Das ist eine gute Grundlage für das eigentliche Schmücken, dem ich mich morgen widmen will. Das macht dann richtig Spaß. Sicherheitshalber will ich noch Ersatzbirnchen für die alten Ketten besorgen, denn einige der Einzelbirnen leuchten nur noch schwach, müssen deshalb wohl besser ausgewechselt werden. Und es wäre auch schade, wenn einzelne inmitten der Weihnachtszeit ausfallen oder gar die ganze Kette zum Erlischen bringen würden.

Der Weihnachtsbaum liegt im Trockenen

Den Weihnachtsbaum habe ich zumindest schon einmal unter Dach gelegt, damit er nicht noch einschneit oder nass wird über Nacht. Denn ich will ihn morgen ins Haus holen. Dann soll er möglichst schnell auftauen und seine Äste in die normale Position senken. Und ich hoffe, auf jeden Fall auch die Lichterketten nach dem Aufstellen anbringen und arrangieren zu können. Damit das Schmücken am Samstag in einem Rutsch möglich ist. Das ist immer die Kür, während die Vorarbeiten eher technischen Charakter haben. Ich bin bei all der Techniklastigkeit in der Arbeit der letzten Monate sehr froh, mich bei der traditionellen Gelegenheit einmal ganz dem Symbolischen im Zusammenhang der Weihnachtszeit widmen zu können.