Fotografische Experimente

Meine fotografischen Experimente und Tests heute haben sich einmal ganz außerhalb des Baummotivfelds bewegt. Vielmehr hatte ich es auf mein derzeit erfolgreichstes Oberflächen-Struktur-Motiv abgesehen: Nahaufnahmen der Recycling-Plastik Platten, aus denen verschieden Abfallbehälter am Flussdamm gefertigt wurden. Ich habe jetzt den letzten noch fotografierfähigen ausfindig gemacht und zum ersten Mal mit Stativ eine umfangreiche Reihe verschiedener Distanzen und Ausschnitte realisiert. Anders als erwartet, konnte ich mit der Bracketing-Technik leider nichts erreichen, und auch Versuche mit versetztem Fokussieren bei ansonsten gleicher Einstellung haben in der Nachbearbeitung keine wirklich herausragenden Ergebnisse geliefert. Die Technik werde ich deshalb nur bei Motiven einsetzen können, die schon von der Aufnahmesituation her eine echte räumliche Tiefe mitbringen, was hier ja nicht wirklich der Fall ist. Also wäre das doch etwas, was sich in der Landschaftsfotografie oder auch bei Naturaufnahmen in mittlerer Distanz gewinnbringend nutzen ließe. Das heißt, es sind zu späterem Zeitpunkt noch weitere Versuchsreihen notwendig.

Oberflächenstrukturen im Frühsommerlicht

Das Licht am frühen Nachmittag war toll zum Fotografieren. Dabei ging es mir v. a. um eine weitere Reihe von Bildern, diesmal allerdings im Weitwinkel aufgenommen, von der ehemals weiß gestrichenen Zinkplatte, die ich vor einigen Wochen auf meinem Weg am Straßenrand entdeckt hatte. Da die Farbe sehr unregelmäßig abgeblättert ist, teilweise aber noch anhaftet, ergeben sich im Ausschnitt sehr abwechslungsreiche, fast lebendig wirkende Strukturen. Die eignen sich hervorragend als Hintergrundbilder, wie ich aus früheren Fotoreihen mit ähnlichen Motiven weiß. Und dafür gibt’s auch eine ziemlich zeitlose Nachfrage, weil sie sich so gut für verschiedenste Illustrationszwecke verwenden lassen. Im Umfeld dieser Aufnahmen habe ich noch andere Strukturen in den Blick genommen, die wegen des harten Lichts aber technisch nicht so gut gelungen waren. Dennoch faszinieren mich Holzoberflächen immer wieder, die den ehemals lebenden Baum noch deutlich in Erinnerung rufen, obwohl sie schon stark verwittert, handwerkliche bearbeitet und ausgebleicht sind.

Textur einer verwitterten Zaunlatte

Vom Nutzen fotografischer Hintergründe und Texturen

Über die gute Resonanz auf meine jüngsten Background- und Texturen-Motive freue ich mich sehr. Die natürlichen Oberflächenstrukturen von Baumstrukturen oder industriellen Holzprodukten halten sich mit mineralischen oder künstlich hergestellten Oberflächen u. a. aus Beton, Kunststoffen oder Metallen die Waage. Ich denke, das Interesse gerade an solchen Fotos hängt mit ihrer ziemlich vielseitigen Verwendbarkeit zusammen, als Hintergrund eben für Gestaltungen unterschiedlichster Form, auf Websites, auf Printprodukten oder auch als prominentes Motiv auf Merchandisingprodukten. Aufgrund dieser guten Resonanz will ich versuchen, die ohnehin schon umfangreiche Reihe dieser Motivreihen weiter auszubauen. Dafür heißt es gerade in meinem fußläufigen Umfeld, die Augen aufzuhalten. Natürlich ist es oft einfach Zufall, aber aufmerksames Beobachten kann auch helfen, sonst eher missachtete Objekte genauer zu betrachten und sie unter dem Gesichtspunkt der Verwendbarkeit in Gestaltungen fotografisch festzuhalten.

Naturbezogene und künstliche Oberflächentexturen

Heute bin ich endlich dazu gekommen, die jüngste Auswahl an überwiegend Oberflächenstrukturen und -texturen in meine Microstock-Portfolios hochzuladen. Immerhin eine Agentur hat ganz schnell alle eingereichten Motive akzeptiert und freigegeben. Das finde ich gut, denn gerade bei diesen Bildern hatte ich ein gutes Gefühl, was ihre Eignung für Microstock betrifft. Wie überhaupt in jüngster Zeit gerade die Oberflächen, Hintergründe und Materialtexturen zu den erfolgreichsten Fotoreihen überhaupt gehören. Wohl weil sie in so vielen unterschiedlichen Bereichen verwendbar sind. Aber ich habe auch ein ganz gutes Auge für solche Motivfelder. Diesmal gibt’s also eine Erweiterung meiner Betonoberflächen, die Abdrücke der Holzlattenverschalung tragen, in die sie einmal hineingegossen wurden. Diese Sichtbeton- oder Strukturbetonflächen haben etwas sehr Reizvolles, da sie schon farblich, aber natürlich vor allem strukturell sehr an die Positivform, nämlich die Holzbretter aus Naturmaterial erinnern, beim ersten Blick wie ein Duplikat derselben wirken. Das wird aus der Fotoreihe, die von einer extremen Nahaufnahme bis hin zu einer Weitwinkelperspektive auf eine solche Sichtbetonwand reicht, sehr schön erkennbar. Aber auch die beiden Bilder der ursprünglich mit heller Farbe lackierten und jetzt schon zur Hälfte abgeblätterten Zinkplatte sind außergewöhnlich. Einmal eine ganz unnatürliche Textur, die durch die sich häutende Lackoberfläche aber in diesem verwitterten Zustand fast schon etwas Natürliches angenommen hat.

Räumliche Naturstruktur

Es hatten sich enorm viele Fotoreihen angestaut, die ich zwar zum Teil schon einmal gesichtet und vorsortiert hatte, die aber nicht vollständig bearbeitet waren. Jetzt bin ich weitgehend durch und konnte das meiste davon in die passenden Ordner verteilen, vieles ausmisten und natürlich optimieren. Darunter waren sehr viele Landschaftsaufnahmen, Baumfotografien und natürliche Texturen. Da schlummern durchaus noch einige Schätze, die ich später heben will, nachdem ich die am offensichtlichsten für die Microstockportfolios oder auch eigene Printprojekt geeigneten schon registriert habe. Sehr reizvoll finde ich die Aufnahmen natürlicher Strukturen, die nicht immer von Bäumen stammen müssen. Gerade auch Kräuter und gemischte Wiesengewächse können einen sehr anrührenden Eindruck einer Landschaft vermitteln und den Betrachter so richtig in die Szene hineinziehen. Diese erst vor wenigen Tagen realisierten Nahaufnahmen eines getrockneten Schilffelds haben gerade wegen der partiellen Unschärfe eine für mich reizvolle räumliche Wirkung, die auch von der Reflexion des Lichts in Abhängigkeit mit zufälligen Überschneidungen und Überlagerungen abhängig ist.

Getrocknetes Schilffeld – Nahaufnahme I
Getrocknetes Schilffeld – Nahaufnahme II
Getrocknetes Schilffeld – Nahaufnahme III

Chaotische Holzstrukturen

Grobspan-Platte

Bei so lichtem Wetter wie in den letzten Tagen richtet sich meine Aufmerksamkeit wie von selbst auf die Oberflächenstrukturen verschiedener Hölzer, natürlicher wie industriell verarbeiteter. So hatte ich gestern schon auf der Straße, wohl für den Sperrmüll herausgestellt, einen Stapel von Pressspanplatten entdeckt, die eine wunderbar lebendige, man könnte auch sagen chaotische Struktur aufweisen. Diese Art von Platten war mir natürlich bekannt, aber ich musste tatsächlich nachlesen, wie man sie denn eigentlich nennt, denn es handelt sich ja nicht um die gewöhnliche Spanplatten aus fein gepressten Sägespänen, sondern eben um diese aus gröberen und größeren, länglich geformten Holzsplittern. Wie ich jetzt weiß, nennt man sie Grobspanplatten oder auch OSB-Platten. Letzteres ist eine Abkürzung aus dem Englischen für oriented structural board bzw. oriented strand board, wobei strand für „Späne“ steht. Die aus dem Rundstamm herausgeschälten Längsspäne werden so verwirbelt, dass sie gegeneinanderversetzte Schichten bilden, die mit Bindematerial ummantelt und dann unter hohem Druck und hoher Temperatur zusammengepresst werden. Vorher werden sie stark heruntergetrocknet, um ein späteres Reißen der Platten zu verhindern. Was mich daran v. a. fasziniert ist diese irre chaotische Struktur, die letztlich doch noch vieles von der Ursprungsqualität der verwendeten Holzelemente erkennbar lässt.

Abstrakt natürliche Struktur

Das gestrige Holzstrukturen-Motiv fand ich wirklich spannend. Könnte sein, dass das solches Interesse eher solchen Menschen vorbehalten ist, die auch Erfahrung mit der Bearbeitung verschiedener Holzarten haben. Für solche können Zeugnisse maschinell hervorgeholten Holzstrukturen, die immer auf die dahinter stehende Baumart verweisen, eine besondere Faszination bedeuten. Aber auch ohne dieses spezielle Interesse und diesen besonderen Blick ist ihr dekorativer Charakter als quasi abstrakte Struktur aus natürlich gewachsenem Material nicht von der Hand zu weisen. Ich kam deshalb nicht umhin, noch zwei Varianten anzulegen, die veränderte Ausschnitte der Lattenstapel-Schnittflächen zeigen:

Nahaufnahme der Schnittkanten eines Bauholz-Lattenstapels
Nahaufnahme der Schnittkanten eines Bauholz-Lattenstapels II

Schnittkantenmuster

Die Holzstrukturen lassen mich zurzeit nicht los. So bin ich auch bei den Schnittkantenfotos der Lattenstapel aus dem Bauholzlager zu interessanten Ergebnissen gekommen. Es ist diese eigentümliche Mischung von Bearbeitung und natürlichen Strukturen, die dem Motiv seinen Reiz verleihen:

Nahaufnahme der Schnittkanten eines Bauholz-Lattenstapels III

Hirnholztexturen

Das Licht war zwar an diesem Tag noch nicht ideal. Dennoch wollte ich die Gelegenheit nutzen, so lange der Stapel noch nicht abgetragen ist. Dabei sind ganz interessante Textur-Fotografien entstanden, die ich noch einer weiteren Durchsicht und Bearbeitung unterziehen will. Aber in diese Richtung könnte es bei einem Teil der Aufnahmen gehen, nämlich denen mit einem Stapel dicker Kiefernbohlen:

Hirnholzansicht gestapelter Kiefernbohlen I
Hirnholzansicht gestapelter Kiefernbohlen II
Hirnholzansicht gestapelter Kiefernbohlen III

Die Symbolik im Bauholzstapel

Wie so oft zieht bei meiner heutigen Entdeckung menschlicher Eingriff Natur illustrierende Projekte nach sich. Die hiesigen, gerade erst begonnenen Bauarbeiten an der Bahnunterführung haben mich wegen der Geschäftigkeit der Arbeiter dort irgendwie angezogen. Beim Schlendern über den ehemaligen Güterbahnhof habe ich dann unverhofft große Stapel gerade erst angelieferten Bauholzes gesichtet. So schön lagenweise übereinandergeschichtet, dass sich aus den Stirnseiten und vielleicht auch von den Aufsichtsperspektiven sicher ganz gute Holz-Struktur und Holz-Textur-Fotografien anfertigen lassen. Dazu benötige ich allerdings mehr Ruhe, als sie während der Arbeiten dort vorhanden ist, und natürlich das richtige Licht. Also eine Aufgabe für einen lichtreichen Wochenendtag. Auf die Ergebnisse bin ich jetzt schon sehr gespannt, vor allem weil es außerhalb solcher Konstellationen nahezu unmöglich ist, größere Reihen oder Mengen gleichartig verarbeiteter Holzabschnitte zu finden. Der Reiz ergibt sich dabei aus der Einheit der Differenz von einheitlicher Holzart, hier vor allem von Fichten- und Kiefern, und den ganz unterschiedlichen Ausschnitten und Formen der Jahresringstruktur. Da wird ein ungemein lebendiges Moment an die Oberfläche gebracht, das symbolisch für die Vitalität der Bäume steht, aus denen diese Baumholzabschnitte gewonnen wurden. Natürliche Strukturen und Besonderheiten werden durch diese zweckhaft künstliche Anordnung stärker hervorgehoben und gerade deshalb so schön sichtbar.