Lernvorgänge anstoßen

Aktuell ist das Denken durch künftige Termine geprägt. Man wünscht sich alles Mögliche herbei, v. a. das Ende der Krise und alles, was damit an Einschränkungen und Demotivationen zusammenhängt. Da besteht schon die Gefahr, das gerade Präsente nicht mehr wertzuschätzen, es sich quasi auf Verdacht als minderwertig oder vom Krisendenken kontaminiert zu denken. Ich bemühe mich dagegen, gerade diese Zeit zu nutzen, genauer hinzusehen, wie wir mit ungewöhnlichen und nie erlebten Situationen umgehen und was daraus an fortschrittlichem Handeln und Denken abzuleiten ist. Es ist nicht ausgeschlossen, dass uns solche unfreiwillige Übung auch weiterbringt. Zurzeit vielleicht nur zum Durchhalten, aber künftig vielleicht als Strategiepool für Stresssituationen. Konkrete Lehren zu identifizieren, fällt schwer. Wir werden den Sinn und Nutzen erst später richtig erfassen können. Aber bewussteres Hinsehen und der Blick für die Differenzierungen, wie ich es seit Jahren im Beobachten der Bäume im Jahreslauf praktiziere, kann dabei Veränderungen und Lernvorgänge anstoßen.

Belastender Hitzesommer

Dieser Hochsommer ist wirklich ungewöhnlich. Hitzephasen, auch mit diesen Temperaturen und teilweise kombiniert mit feuchter Luft, haben wir auch schon in den Vorjahren erlebt. So langanhaltend auf diesem Hitzeniveau und dann, zumindest in unserer Region, fast ohne Niederschlag oder zwischenzeitliche Abkühlung, das ist aber dann doch ein Novum. Und belastend für alle Lebewesen, angefangen von uns über die Tiere bis zu den Grünpflanzen, gestaltet es sich auch. Zuletzt dachte ich, der Luft ist der Sauerstoff ausgegangen, so sehr zirkulierte die Luft in kleinem Radius, vielleicht steht sie auch schon seit Tagen still. Wir benötigen dringend eine Phase der Abkühlung mit Regen, um die Energiereserven wieder nutzbar zu machen. Sogar die Bäume schwächeln in dieser Situation, weswegen ich denen im Garten jetzt neben den Blumen ebenfalls etwas Gießwasser mitgebe. Wir wollen doch nicht, dass sie ihr Blattkleid einbüßen, bevor der Herbst kommt, und auch nicht, dass sie langfristige Hitzeschäden davontragen.

Nachlässigkeit und Pflanzenstress

Die Erholungspause der Vegetation hat sich heute fortgesetzt. Währenddessen sind einige Unglücke sichtbar geworden. Zum Beispiel eine der Blumenpflanzungen aus dem niedrigen Sandsteintrog, die über Nacht vollständig verdorrt war. Unklar, wie das passieren konnte, punktuelle Sonneneinstrahlung oder doch eine Wildpinkler, der selbst vor blühenden Blumen nicht zurückschreckt. Jedenfalls habe ich Ersatzpflanzen derselben Art besorgt, die ich in den nächsten Tagen einpflanzen will, hoffend, dass sie bis zum Ende der Saison durchhalten. Zum Überfluss hat V. seinen Auftrag, die Fensterbankpflanzen einmal die Woche zu gießen, nicht erfüllt, weswegen zwei Orchideen fast vollständig eingetrocknet sind. Ich habe sie versuchsweise gewässert und werde ihren Zustand weiterhin beobachten. Allerdings zweifle ich sehr daran, dass sie den Dürrestress noch einmal ausgleichen können und überleben. Jetzt müssen wir noch sorgfältiger auf unserer Sommerpflanzen achten. Und auch die Gartenbäume müssen immer im Blick bleiben, die sich in diesem Jahr ebenfalls sehr schwer tun und gemessen an der Entwicklung der Blätter eindeutig nicht den Stand eines Durchschnittjahrs erreicht haben. Da ist irgendetwas, das die Pflanzen davon abhält, richtig durchzustarten. Eines der Geheimnisse, das zu lüften ein viel besseres Verständnis der Pflanzen und ihrer Abhängigkeiten voraussetzte.

Klimastress und Baumgesundheit

Irgendetwas in der Atmosphäre verursacht uns Kopfschmerzen. Zumindest für mich eine Seltenheit, wenn es auch eine Auswirkung der Wetterfühligkeit sein kann. Das gehört eben zu den Dingen, die wir nicht vollständig verstehen, die man einfach nur registrieren und erdulden kann. Dabei sind es diese unberechenbaren Umschwünge des Wetters, der klimatischen und Bedingungen, der Luftdruckverhältnisse, die uns mehr zu schaffen machen können als uns gewöhnlich bewusst ist. Vielleicht sollte man mal die volkwirtschaftliche Relevanz von Wetterfühligkeit und des Klimawandels mit seiner stetigen Verstärkung der Extreme untersuchen. Ich gehe davon aus, dass im Ergebnis dieser Einfluss signifikanter ausfällt als so manche politische Entscheidung. Es ist schade, dass solche Fragen völlig ausgeblendet und als belanglose Nebensache betrachtet bzw. gar nicht erst bewusst werden. Ich sehe an solchen Tagen und in solchen klimatischen Stressperioden, dass auch die Pflanzen leiden, und gerade die Bäume, die doch so stoisch und unerschütterlich in der meisten Zeit wirken. Der kumuliert Stress kann sich auch bei ihnen auswirken. Dann allerdings oft gleich brutal und schädigend. Ich muss immer wieder ein genaues Auge auf unsere Gartenbäume haben, um sie vor nicht vorhergesehenen Schädigungen, etwa durch gefräßige Raupen, Wühlmäuse oder selbst initiierte Fremdkörper, z. B. von Stützstangen oder Drahtbefestigungen, entstehen können. Wenn ein Jahre heran gezogener Baum plötzlich empfindliche Schäden an der Außenrinde zeigt oder gerade noch vitale Triebe auf einmal vertrocknen, ist es meist angeraten, dem Übel nachzugehen, um Schlimmeres zu verhindern.