Totholz wird im Frühjahrslicht lebendig

Das war schon ein richtiger Sommertag, der uns in einer Phase des Frühlings vergönnt war, die von starken Wechseln geprägt ist. So wird das nicht anhalten, sondern erst nach Abkühlungen und Sturm wieder in einen angenehmen Frühling und Frühsommer übergehen. Aber heute war das Licht schon fast hochsommerlich, was viele Menschen nach draußen gezogen hat. Die Baumlandschaft befindet sich derzeit im Übergang. Die Weißdornhecken wappnen sich für ihren großen Auftritt und halten ihre zahlreichen Blüten noch geschlossen, gewissermaßen startbereit, vielleicht die noch kommende Kühle vorausahnend und deshalb vorsichtig. Andere wie die Pfaffenhütchen haben sich nicht abhalten lassen und blühen dieses Jahr wieder sehr heftig, was entsprechend viele bunte Früchte im Spätsommer erwarten lässt. Aber wie immer an so himmeloffenen und lichtreichen Tagen sind es die Holzoberflächen und Holztexturen, die besonders eindrucksvoll wirken. Da konnte ich eine Reihe von Fotografien machen, u. a. von den Relikten des abgestorbenen und inzwischen schon auseinandergebrochenen alten Eichenstamms unten am tümpelartigen Nebengewässer des Flusses. Vor Jahren war er schon Totholz, aber noch als geschlossene Stammform erkennbar – Motiv meiner ersten Ausstellung mit Holzskulpturen. Jetzt liegen viele abgebrochene Einzelteile von einem Teil des Stamms rundum verstreut und werden immer mehr von den viele Organismen, die dort im und um das Totholz leben, zersetzt. Eine morbide Ästhetik besonderer Art, die im Sonnenlicht schon wieder Lebendigkeit ausstrahlt.

Totholzabschnitt von einem Eichenstamm I
Totholzabschnitt von einem Eichenstamm II

Die neue Lust am Spaziergehen

Mit den winterlichen Zeigen des Roten Hartriegels haben wir ein sehr typisches Mitbringsel aus der hiesigen Baumlandschaft jetzt täglich im Blickfeld. M. hat die verschiedenen Zweige, die ich am Sonntag vom Spaziergang mitgebracht hatte, auf zwei Vasen verteilt. Schön, die roten jungen Triebe in Kombination und im Kontrast mit den von grauen und gelben Flechten besetzten älteren Gehölzabschnitten. Diese Zweige gehören aktuell auch zu den wenigen Farbakzenten in der ansonsten sehr grauen Baumlandschaft. Interessant, dass in den Nachrichten gestern als feuilletonistischer Beitrag am Ende auf ein Phänomen aufmerksam gemacht wurde, das mir am Sonntag auch selbst aufgefallen war: Das Spaziergehen hat wieder Renaissance, wohl im Zusammenhang mit der reduzierten Aktivität auf Grund Corona. Es fällt manchen schlicht nichts anderes ein, als sich auf den Weg in der näheren Umgebung zu machen. Für mich ist das eine Aktivität, die mich das ganze Jahr über begleitet und insofern durchaus ein Bedürfnis darstellt. Aber für einige ist es jetzt sozusagen die Notlösung. Allerdings denke ich, dass dadurch die Aufmerksamkeit auf diese einfachen oder trotzdem erlebnisträchtigen Dinge geschärft werden kann, vielleicht mit Nachwirkung auf die Nachkrisenzeit.

Wenn der Frühling sich anbahnt

Ich bin ganz zuversichtlich, dass der Frühling sich bald durchgesetzt hat. Das konstante Licht, die kühlen Nächte und immer wärmer werdenden Tage. Die wachsende Zahl der Baum- und Straucharten, die Blütenknospen ansetzen und sie teilweise schon geöffnet haben. Da tastet sich die Vegetation an den Frühling heran und wartet nur noch auf mehr Sicherheit, um es wagen zu können und damit das Blühen, Grünen und Fruchten auch einigermaßen gefahrlos sich entwickeln kann. Für uns Menschen ist das ohnehin das Aufbauendste und Wichtigste, was uns in diesen Tagen geschehen kann, die so ungewohnt und lähmend von verordneter Bewegungseinschränkung geprägt sind. Immerhin isolierte Exkursionen sind möglich, so dass die Zeichen des Frühlings nicht an niemandem, der sich bewegen kann, vorübergehe müssen.

Exkursionsbedürfnisse

Anders als erwartet ließen sich die Menschen heute nicht davon abhalten, die frische Luft und die Sonnenstunden am Nachmittag zu genießen. Ich würde fast sagen, es waren mehr als an durchschnittlichen Sonntagen. Aber das Wetter war auch toll für eine Exkursion und ich schätze, die Menschen brauchten diesen Freigang auch, nachdem man zuletzt den Eindruck hatte, nur noch für das Notwendigste überhaupt aus dem Haus gehen zu dürfen. Kaum zu Hause allerdings holen einen die Nachrichten wieder ein und das Thema geht in die nächste Runde. Ich habe meinen Lieblingsweg heute genossen und das neue fotografische Zubehör getestet. Allmählich wird das Fotografieren in der Baumlandschaft wieder interessanter, weil die ersten neuen Baumblüten des Frühjahrs auftauchen, wie hier bei der Weide, die Rinden und Holzschnittflächen in interessantem Licht erscheinen und vieles einfach attraktiver wirkt, was zwar im Winter auch schon vorhanden war, aber bei Kälte und Lichtarmut unscheinbarer ausfiel, wie die zahlreichen Misteln an den Erlen in Flussufernähe.

Baumlandschaft an der Saar im Frühling I
Baumlandschaft an der Saar im Frühling II
Mistelzweig an einer Erle an der Saar im Frühling III
Stumpf einer alten Eiche nach Baumfällarbeiten
Zweig mit Weidenkätzchen im Frühling

Schmucklose Baumlandschaft

Beim heutigen Sonntagsspaziergang bin ich einmal ohne Kamera losgezogen, dafür aber mit Schirm, denn das war mir einfach zu unsicher. Die Kamera hätte ich tatsächlich nicht benötigt, so trost- und schmucklos präsentierte sich die Baumlandschaft immer noch, keine Blüten, keine neuen Blätter, nur vereinzelte Sträucher mit noch geschlossenen Blattknospen. Soweit ich erkennen konnte, dürften das die Schlehdorne sein. Aber neben den ohnehin schon seit Winteranfang präsenten Haselkätzchen und diesen ersten Ansätzen hat sich noch nichts in Sachen Baumfrühling getan. Den Schirm habe ich dann ebenfalls nicht verwendet, obwohl es leicht nieselte, aber eben nicht so dramatisch. So war es einfach ein unaufgeregter Spaziergang bei lauwarmer und vom vorhergehenden Regen frischer Luft, mit dem ich nach einer mit Innenraumarbeit angefüllten Woche Sauerstoff tanken und den Kopf freimachen konnte.

Schon fast wie Frühling

Die frühlingshafte Anmutung und die Lust, durch die Landschaft zu streifen, haben sich heute fortgesetzt. Das ist ein Vorgeschmack auf den Frühling, fühlt sich schon fast so an, auch die Baumlandschaft sich eher grau zeigt und ich nicht bedauern musste, den Fotoapparat nicht mitgenommen zu haben. Kaum Akzente oder motivisch interessante Details konnte man ausfindig machen. Aber der Spaziergang allein machte Freude, bei der milden Temperatur und dem Licht. Die Menschen könnten jetzt schon auf Winter verzichten und bewegen sich vermehrte draußen. Dann könnte es jetzt auch tatsächlich in diese Richtung gehen.

Baumlandschaft als Ausgleich

Schon wieder vollständig im Griff der technischen Aufgaben. Das hatte sich in den letzten Wochen angekündigt, nachdem die kreative Arbeit einige Wochen im Vordergrund stand. Aber jetzt folgt die Anknüpfung an ein auf Eis gelegtes Projekt von Mitte des Vorjahres, das darauf wartet, vervollständigt zu werden. So wird das Formale wieder mehr Raum einnehmen in den kommenden Monaten und mich als Ausgleich wieder mehr nach draußen ziehen, wie am Nachmittag, als mich die allerorts spürbare Lethargie und das einmal nicht vom Regen verhangene Wetter mich in die Baumlandschaft hinaus geleitet hat. Andern ging es ähnlich, wie ich feststellen und beobachten konnte.

Frühherbstliche Reminiszenzen

Ein langer Spazierweg, den ich schon viele Jahre nicht mehr gegangen bin. Der hat bestätigt, dass meine Heimat unvergleichliche landschaftliche Reize bietet und dass sich seit damals nicht so viel verändert hat. Dass das viele so sehen, zeigten zahlreiche Ausflügler, die Rad fahrend, laufend und spazierengehend unterwegs waren. Bei frühherbstlichem Wetter, in dem sich sehr sonnige Abschnitte mit wolkigen beständig abwechselten und das gegen Nachmittag dieses spätsommerliche warme Licht verströmte, das wir den ganzen bisherigen September über so vermisst haben. Neu war mir auf diesem lang nicht besuchten Gehweg auch der Blick auf die Aussichtsplattform des neuen Baumwipfelpfads, den ich immer noch nicht besucht habe. Und verschiedene Sicherheitsmaßnahmen am Wegesrand gegen Steinschlag, die bei so vielen Besuchern wahrscheinlich nicht vermeidbar sind, aber den landschaftlichen Gesamteindruck schon sehr stören. Ein schöner Sonntagnachmittag, an dem sich Reminiszenzen mit aktuellen Eindrücken und Aussichten in anregender Weise mischten.

Verhinderte Beobachtungen

Es wird Zeit, dass die Bauarbeiten an der Bahnunterführung abgeschlossen werden. Seitdem dort die Arbeiter mit schwerem Gerät aktiv sind, kann man die Unterführung nicht mehr passieren. Das ist für viele, die es gewohnt waren, zwischendurch schnell einmal zum Flussdamm zu spazieren ein Hindernis, da so große Umwege notwendig sind. So ist nicht nur für mich der mittägliche Spaziergang auf meinem Lieblingsweg, entlang der vielen Sträucher und Bäume, die so typisch sind für unsere regionale Baumlandschaft, zurzeit seltener geworden. Und damit auch meine laufende Beobachtung der Entwicklung, die Blätter, Blüten und Früchte nehmen. Tatsächlich sehe ich bestimmte Spaziergänger derzeit kaum noch. Unglaublich, welche kommunikativen Veränderungen solche räumlichen Umstellungen mit sich bringen können.