Der Speicher, deutsche Eigentümlichkeiten und autobiografische Symbole

Während der Saubermachaktion heute unterm Dach musste ich mehrfach an die berühmten Speicherbilder von Anselm Kiefer denken. Ich glaube, es waren Zeichnungen und gehörten zu den Werken, die den Künstler berühmt gemacht haben und die gleichzeitig eine Vorahnung des Gesamtwerks gaben, das sehr viel mit der Selbstbeobachtung der Deutschen zu tun hat. Gerade der Speicher hat wohl für die Deutschen eine Bedeutung, die für andere Nationalitäten so nicht vorkommt. Da spielen auch kaum beschreibbare psychologische Dimensionen eine Rolle, die im Speicher ein Symbol für Unbewusstes, aber Handeln Bestimmendes verorten. Für mich und die Familie hat er aber auch eine konkrete biografische Bedeutung, wenn man einmal von den Gegenständen ausgeht, die dort gelagert wurden und die wir zum größten Teil vor einigen Jahren mit viel begleitender Kommunikationsarbeit und Reflexion schon ausgeräumt haben. Seitdem sind die historischen Relikte überschaubar geworden und die Rolle als Lagerstätte für meine Holzvorräte, sortiert in einzelnen Chargen nach Holzarten, hat die frühere Rolle abgelöst. Die vom Staub und Ruß zu befreien, war eine ganz schön anstrengende Arbeit. Sie hatte den positiven Nebeneffekt, dass mir jetzt die Platzierung der einzelnen Arten wieder geläufig ist und ich zwischendurch auch nicht geeignete Abschnitte herausnehmen konnte. Einige wenige hatten sich den Holzwurm eingefangen, und andere waren nicht typisch für die jeweilige Art, weswegen ich sie für die Wunschbaum-Manufaktur nicht verwenden kann. So ist das Lager jetzt etwas übersichtlicher und vor allem auch so sauber, dass ich mich wieder mit einem guten Gefühl dort aufhalten kann. Zum Beispiel, wenn ich Nachschub von Kanteln aus bestimmten Holzarten benötige und mir dort die passenden Abschnitte zusammensuche.

Archetypische Formen und professionelle Kommunikation

Das Thema der archetypischen Formen und des kollektiven Unbewussten ist schon ein sehr spezielles, vor allem in der Art, wie C. G. Jung das vor sieben bis zehn Jahrzehnten in vielen Einzelheiten und tiefgehend ausgeführt und erforscht hat. Aber die Lektüre ist gerade deshalb anregend, kann man sich doch in den zwanziger Jahren des 21. Jahrhunderts kaum noch vorstellen, dass wissenschaftliches Interesse und wissenschaftliche Praxis sich derartigen Themenfeldern zuwenden kann, und vor allem über einen so langen Zeitraum verfolgt werden kann. Natürlich habe ich bei dieser Lektüre immer den Baum als meinen Lieblingsarchetypen vor Augen, auch wenn es in den Beiträgen Jungs meist um ganz andere und weit vielgestaltigere Archetypen geht. Nur anhand der Bäume kann ich das ganz gut in eigenes Denken und Beobachten transformieren. Auch wenn das Thema so gar nicht dem aktuellen Mainstream entspricht, bin ich ziemlich sicher, die damit zusammenhängenden Überlegungen und Beobachtungen gut für meine Arbeit nutzen zu können. Denn es geht um Grundlegendes, das auch allen Kommunikationen zugrunde liegt und ganz wesentlich unser Denken, unsere Wahrnehmungen und Handlungen beeinflusst. Das muss interessant sein, will man z. B. die Wirkung und Eignung sprachlicher und präsentativer Formen für professionelle Kommunikationsarbeit und -beratung lebensnah einschätzen.

Kontinuierlich in der Betrachtung symbolischer und ästhetischer Themen

Der Sonntag war atmosphärisch schon nicht für Exkursionen gemacht. So war es wenig bedauerlich, dass das Wechselwetter mit punktuell heftigen Regenschauern solche auch unmöglich gemacht haben. Gute Chancen für die Kontemplation, die sich für mich heute rezipierend musikalisch und in der Lektüre weiterer Text aus C. G. Jungs Betrachtungen zu den psychologischen Archetypen gestaltet hat. Das neu erworbene Buch über ein zeitgenössisches Baum- und Ökologie-Thema muss dagegen noch eine Weile warten, wie auch verschiedene Vortragsmitschriften Rudulf Steiners zu Fragen der Ästhetik. So viele spannende Themen, die meine Beschäftigung mit der Symbolik und Ästhetik weit über die Betrachtung der Bäume hinaus ausdehnt und die das Reservieren ausreichender Zeitphasen verdienen. Es ist mir ein Bedürfnis, gerade diese Themenfelder kontinuierlich zu verfolgen, gerade in diesen geistarmen und nervtötenden Krisenzeiten, in denen alles Sinnvolle unter die Räder, sprich unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle zu geraten droht.

Symbole und Archetypen

Meine erstmalige Lektüre einer Schrift von C.G. Jung war ein durchaus eindrucksvolles Erlebnis. Zuvor kannte ich den Stil und die Form der Darstellung dieser Psychologie ja noch nicht aus dem Original. Nur einzelne Grundmotive aus seinem Werk waren mir allerdings schon vor Jahren sehr vertraut. Und dieser erste Text war für mich schon sehr aufschlussreich und hat gleich gezeigt, dass es tatsächlich um Anschauungen eines umfassend Gelehrten geht. Die sind für mich vor allem deshalb interessant, weil das Symbolische im Mittelpunkt steht und die übrigen Themen, die ich aus der Kommunikationswissenschaft und aus eigenen geisteswissenschaftlichen Studien kenne, integriert werden. Das auf eine eigene Art, die ich so noch nicht kannte. Aber schon aus diesem einen Text sind zahlreiche Verweise auf andere Teile von Jungs Werk selbst ersichtlich, und zahllose Hinweise auch auf weitere Quellen, die sehr deutlich kenntlich gemacht wurden. Das verspricht sehr aufschlussreich zu werden und meine Beschäftigung mit archetypischen Formen im Rahmen meiner Themenbereiche zu bereichern.