Bei uns ausschließlich Buchsbaumzweige

Der Palmsonntagsgottesdienst wurde heute mit ungewohnter Besetzung, aber sehr einfallsreich und ansprechend gefeiert. Fast alle hatten die traditionellen Palmzweige dabei, manchen scheinen sogar größere Teile ihres Buchsbaumbuschs für den Zweck geopfert zu haben. Wie jedes Jahr habe ich die gesegneten Zweige auf alle Türkreuze oder anderen christlichen Symbole im Haus verteilt. Einige Zweige will M. noch an Bekannte weitergeben, die keine Gelegenheit hatten, den Gottesdienst zu besuchen, für die die Tradition aber dennoch Bedeutung hat und die sich darüber freuen. In unserer Region sieht man tatsächlich nur Buchsbaumzweige. Andere Möglichkeiten, wie z. B. Weidenkätzchen oder gar echte Palmzweige kommen dagegen gar nicht vor. Na ja, bei dem in diesem Jahr früheren Termin für Palmsonntag und Ostern wäre es anders auch kaum möglich. Ich freue mich, dass die Sonne heute doch markanter hervortrat als erwartet. Denn ich finde, gerade der Palmsonntag als Feier des Sieges im christlichen Sinn erhält im Sonnenlicht noch einmal mehr Intensität. Äußere Faktoren, die christlichen Sinn ergänzen und hervortreten lassen.

Der Buchsbaum, das Aschenkreuz und die Transformation

Es steckt so viel Symbolisches darin, und doch registriere ich in der eigenen Wahrnehmung einen Verlust von Innerlichkeit und emotionaler Beteiligung bei so manchem Ritus, den ich in Kindertagen beim den heiligen Messen kennengelernt habe. Das Aschenkreuz ist einer davon, dem ich heute wieder begegnen will. Es markiert den Anfang der Fastenzeit und verweist damit bereits vor auf das Osterfest und seine zentrale Botschaft der Wiederauferstehung. Wir bereiten uns quasi als Menschen selbst auf die eigene Erneuerung vor, indem wir uns zunächst einmal daran erinnern, dass wir sterblich sind und alles Handeln vor diesem Hintergrund nur für kurze Zeit Bedeutung haben kann. Im Aschenkreuz ist in verwandelter Form der Palmzweig des Vorjahres enthalten und damit ein Symbol des Sieges. Denn die vorjährigen am Palmsonntag gesegneten so genannten Palmzweige, die in unserer Gegend in der Regel aus Buchbaumzweigen bestehen, werden zuvor verbrannt. Die daraus entstehende Asche wird für die Aschenkreuze verwendet. Es ist wie eine vorweggenommene Auferstehung vierzig Tage vor der eigentlichen Feier derselben. So ist im Niedergang und der Vernichtung bereits der Keim für das neue Aufleben enthalten. In den nächsten Wochen können wir uns darauf vorbereiten. Ich hoffe, dass solcher Sinn in der tradierten Form nicht verloren geht und auch außerhalb der Fastenzeit im Bewusstsein bleibt.

Vegetabile Feiertags- und Frühlingssymbolik

Schade, dass wir eigentlich nicht mit sonnigen Osterfeiertagen rechnen können. Denn es soll zunächst so weiter gehen. Regnerisch, windig, kühl. Nicht in der Konsequenz des Frühlings liegend, für den es bereits vorher erste Anzeichen gab. Und nicht gerade das, was die Lebensgeister weckt und zu neuen Ufern trägt. Immerhin, die Palmzweige als symbolisches Zeichen, zum einen des Sieges und der Hoffnung im christlichen Sinne, zum anderen der Erneuerung, des Schutzes und des Lebens im Sinne einer allgemeingültigen vegetabilen Symbolik, diese immergrünen Zweige habe ich nach der Segnung am Vormittag überall im Haus verteilt. Ein Ritual, das für uns dazugehört und das für mich selbst eine kaum wegzudenkende Bedeutung hat. Die Weidenkätzchen, die M. sich ergänzend als Dekoration für die Karwoche und die Ostertage gewünscht hat, kann ich ihr nicht zur Verfügung stellen. Zum einen weil man sie generell nicht abschneiden soll, zum anderen weil sie in fußläufiger Entfernung bei uns sehr selten zu finden sind. Eigentlich finde ich es aber auch viel schlüssiger, die immergrünen Pflanzen im österlichen Kontext zu verwenden. Ich hoffe, die Buchsbaumzweige werden möglichst lange grün bleiben und erst spät ausbleichen .

Neue Palmzweige

Am Nachmittag haben wir schon einmal die Buchbaumzweige geschnitten, die wir morgen in der Palmsonntagsmesse segnen lassen wollen. V. hatte zuvor schon größere Zweige von dem großen Buchsbaum am Bienenhaus mitgebracht. Der trägt ziemlich große Blätter, was ich eher nicht so schön finde, zumal wir meist doch recht kleine Zweiglein benötigen. Mal sehen, morgen früh werden wir die Bündel zusammenstellen und eine Auswahl treffen. Und die letzte Auswahl erfolgt dann ohnehin, wenn ich die Zweige auf die verschiedenen Kreuze im Haus verteile. Ein Bündel geht wie immer an J. und W., da sie ja leider nicht in die Messe kommen. Nun hoffe ich auf einigermaßen schönes Wetter, das, wie ich finde, dem Feiertag eigentlich besser zu Gesichte stehen würde.