Zwischen Lebenserinnerungen und Weihnachtssymbolen

Weihnachtliches Stillleben 2021

Unter dem nachklingenden Eindruck des turbulenten Tags gestern habe ich heute schon die Gelegenheit ergriffen, das Weihnachtszimmer in seiner diesjährigen Erscheinung in Fotografien festzuhalten. Denen werden sicher über die und zwischen den Feiertagen weitere Fotoreihen folgen, mit denen ich mich der je besonderen Stimmung aus unterschiedlichen Blickwinkeln aus nähern will. Die vielen Blumengeschenke von gestern, die unsere vegetabile Weihnachtsdekoration noch verstärken, ist darauf zu sehen, aber auch das Zimmer als Ganzes im Weitwinkel. Daneben habe ich eine Reihe von Nahaufnahmen mit verschiedenen Szenen in der Art von Stillleben versucht, von denen ich hier eines ausgewählt habe. In den weihnachtlichen Symbolen und der weihnachtlichen Lichtstimmung haben persönliche Reminiszenzen an Ms Lebensweg in diese Szenen Einfluss genommen und bilden mit der familiären Weihnacht eine unvergleichliche Synthese.

Ein großer Ehrentag in vorweihnachtlicher Atmosphäre

Für M und ihren großen Ehrentag freue ich mich, dass sich so viele Besucher sukzessive eingefunden haben. Wir hatten das in dem Umfang und so intensiv nicht erwartet. Entsprechend herausfordernd war der Tag dann auch für uns alle, die Anstrengung aber wurde deutlich durch die zahlreichen Begegnungen und empathischen Gespräche ausgeglichen. Dennoch scheint mir im Nachhinein dieser Tag mit den vielen Begegnungen doch allzu schnell vorüber gegangen zu sein, vor allem, wenn man bedenkt, dass sich solche Ereignisse nicht wiederholen lassen und insofern wirklich etwas bedeuten. Das Weihnachtszimmer mit der Hauptattraktion des geschmückten Weihnachtsbaums hatten wir wie immer einige Tage zuvor fertiggeschmückt, so konnten wir uns und die Gäste in einem sehr stimmungsvollen vorweihnachtlichen Rahmen bewegen, der allen guttat. Und dass ich M. mit den fotografischen Erinnerungsstücken an Eltern und frühe Kindheit etwas Bleibendes überreichen konnte, das auch später noch an diesen besonderen Tag erinnern lässt, freut mich besonders.

Die Neufassung des Baumtagebuchs ist weitgehend abgeschlossen

Hinter mir liegt nun wirkliche eine enorme Arbeit an der Neufassung der Baumtagebuch-Website. Heute Abend bin ich tatsächlich zu einem vorläufigen Abschluss gekommen, nachdem ich die Entwicklungsversion auf die reguläre Domain umgeschaltet hatte und zuletzt noch einmal sämtliche älteren Abbildungen durchgegangen war. Es gab eine ganze Reihe nicht funktionierender Pfade, die ich korrigieren musste, und auch teilweise nicht mehr funktionierende Inhaltselemente, wie etwa einige Flash-Animationen, die ich durch einzelne Stills ersetzt habe, damit keine Lücken entstehen. Auch wenn im Bereich der Baum-Projekte weitere Projekte sukzessive hinzukommen sollten, ist die Neufassung des Kerns, nämlich der fast 6000 Blogbeiträge, auf dem neuesten Stand der Technik. Vor allem sind alle Filter- und Suchfunktionen aktuell, die Performance ist optimiert, alles irgendwie Veraltete habe ich durch neueste Lösungen ausgetauscht. Bei aller auf die künftige Weiterentwicklung des Blogs gerichteten Motivation bei der Neugestaltung war die punktuelle Durchsicht älterer bis zum 20. November 2004 zurückreichenden Beiträge für mich emotional anrührend. Auch weil dabei ein längerer Abschnitt Lebenszeit in geraffter Form in meiner Erinnerung vorübergezogen ist. Aber das ist nicht nur wehmütig, vielfach auch bestätigend und ein wichtiger Bestandteil der autobiografischen Selbstbeobachtung, die gelegentlich eine Verstärkung nötig hat, die Positives anstoßen kann.

Die Wiedervereinigung im Lebensweg

Auch wenn mir dieser gesetzliche Feiertag nicht so viel bedeutet, der 30. Jahrestag der Wiedervereinigung ist schon etwas Besonderes und auch Anlass, die eigene Biografie vor dem Hintergrund dieses historischen Vorgangs zu rekapitulieren. Anfang der Neunziger ist in meiner Erinnerung weitaus weniger historisch, als die Bilder der gedenkenden Berichterstattung vermuten ließen. Diese Bilder wirken heute auf mich wie aus einer anderen Zeit, damals wirkte die Zeit aber sehr frisch und modern auf mich, vielleicht war sie auch frisch und sogar frischer als heute. Mit Blick auf die heutigen Verhältnisse würde ich das fast behaupten wollen. Das Historische war mir damals nicht in der Form bewusst, wie es im Rückblick erscheint, auch wenn die Fahrt nach Berlin, kurz nach Öffnung der Mauern, ein interessantes Erlebnis für mich war, bei dem die Aura der DDR noch sehr präsent und allerorts spürbar war. Und auch die Erkundung zweier anderer neuer Bundesländer etwa 8 Jahre später haben mir einen plastischen Eindruck so mancher Umwälzungen im Leben der dort Ansässigen vermittelt, aus dem vieles, was an Problemen später zum Thema wurde, für mich ganz gut verständlich war. Bei all dem, was politisch und gesellschaftlich in diesen 30 Jahren an Veränderung und Anpassung zu beobachten war, im Zuge dessen wir uns alle mitverändert und in gewissen Grenzen angepasst haben, ist es das Baum-Thema geblieben, das mich durchgehend begleitet hat. Diese Basis-Thema war immer schon zeitlos und ganz unabhängig von Erfahrungen und Erlebnissen in anderen Lebensbereichen. Und es war immer schon eine Quelle für Ruhe, Reflexion und Ausgleich, wie wechselhaft und turbulent die Dinge drumherum sich auch entwickelt haben mochten. Das Baumtagebuch ist mir eine dauerhafte Praxis, die hilft das Gleichbleibende und Archetypische zu bewahren, in einer aufbauenden, die Entwicklung und die Wertschätzung des Lebens fördernden Form.

Wenn sich Lebenslinien abzeichnen

Nicht ganz im Rhythmus des Vorjahres, aber doch um die Feiertage herum haben wir es wieder einrichten können, uns zu treffen. So ein Treffen mit einem Freund aus Schulzeiten hat immer etwas Nostalgisches, bietet eine für mich eher seltene Gelegenheit autobiographischer Betrachtung, etwas, das ich früher öfter gepflegt habe. Bedeutungsvoll scheint mir das immer, auch weil man dabei merkt, wie sehr man sich selbst weiterentwickelt hat. Verändert ohnehin, aber in vielen Bereichen eben auch mit einer fortschrittlichen Tendenz. Da zeichnen sich gewisse Lebenslinien ab, wie sie jedes Baumindividuum in seinen Jahresringen konserviert. Uns stehen diese Linien vielleicht im Gesicht geschrieben, äußert sich aber fast immer in unserer Kommunikation, unserem sichtbar und unsichtbar Sein, unserem Aktivitätsrhythmus und in Phasen des Rückzugs. Und bei solchen Treffen von zeitweiligen Weggefährten erhalten die Dinge und Erfahrungen im Nachhinein eine Plastizität, die in der Erinnerung so nicht vorhanden war. Das ist etwas, bei dessen Reflexion ich zu keinem Ergebnis komme.

Vergangenheit, Selbstmusealisierung und Baumsymbolik

Die Besuche der alten Nachbarn sind seltener geworden. Aber wenn sie stattfinden und sich längere Gespräche daraus entwickeln, wirkt das auf uns immer auch wehmütig, weil es an früher gemeinsam Erlebtes und auch an früher lieb gewonnene Menschen erinnert. Dann scheint die Zeit still zu stehen, man sich in frühere Jahre zurückversetzt, wohl wissend, dass sich zwischenzeitlich so viel verändert hat und die Wahrnehmung des Vergangenen zwangsläufig eine durch Erlebtes geprägte Färbung erhalten musste. Dennoch, solche Gelegenheiten zur Selbstmusealisierung, die immer etwas von der Betrachtung eines erweiterten Kreises von Personen zu tun hat, die in einer schicksalhaften Verbindung zueinander stehen, solche Gelegenheiten scheinen mir wichtig, weil es die Lebensläufe begleitet und die Reflexion über die Lebensläufe ermöglicht. Bei dieser Selbstreflexion spielen für mich nicht mehr nur Menschen eine Rolle. Ich kann tatsächlich sagen, dass die Bäume und alles, was ich über die Jahre mit ihnen zu verbinden gelernt habe, ein wesentlicher Teil meiner Biographie sind. Lebewesen, die oft gar nicht als solche in Erscheinung oder ins Bewusstsein treten, sondern bei mir häufig in ihrer ästhetischen und symbolischen Dimension Wirkung und Einfluss haben. Denn die Bäume sind Mittel der Selbstreflexion, weil sie es möglich machen, eigenes menschliches Leben in ihnen zu spiegeln. Das ist möglich, weil vieles von dem, was Bäume in ihrem Wesen verkörpern, menschliche Individualität bezeichnet. So kommen wir über den Umweg der Baumsymbolik und -ästhetik zu uns selbst und unserem individuellen Kern zurück.

Ein konstantes Lebensthema

Und schon ist das Arbeitsjahr in ganzer Intensität angelaufen. Da gilt es, wieder den richtigen Rhythmus zu finden, um in dem neuen Jahr anzukommen. Tatsächlich fühlt sich der kalendarische Jahresanfang immer wie ein Neuanfang an, obwohl sich Tätigkeiten, Kommunikationen, Erwartungen und Ansprüche doch immer ähneln. Sie sind aber nicht wirklich identisch, verändern sich im Zeitverlauf. Und so bleibt man selbst auch nicht stehen und reproduziert bloß. Es scheint mir wie ein stetiger Verarbeitungsprozess, der auf Altem und Bekanntem, auf Erfahrenem und Gewusstem aufbaut und Neues ergänzt, die Sichtweisen und Herangehensweisen modifiziert und fortentwickelt. Eigentlich gut, denn letztlich habe ich doch die Vorstellung, dass es um die Umsetzung einer Art Lebensplan geht. Nur dass man nicht so sehr weit vorausschauen kann. Eine der wenigen Konstanten, die ich in weite Zukunft zu projizieren wage, ist die Beschäftigung mit den Bäumen und ihrer Symbolik, ihrer Biologie und Ästhetik. Das ist eben mein wirklich konstantes Lebensthema, aus dessen Entwicklung ich sehr viel für alle anderen Lebensbereiche nutzen kann.

Rückblickstag

So ein runder persönlicher Feiertag fühlt sich eigenartig an. Auch wenn diese Tage für mich nicht die große Bedeutung haben. Ein Gedanke, den man dabei haben kann, wie V. es ausgedrückt hat: Jetzt ist das halbe Leben schon vorbei. Das klingt nicht gerade tröstlich und ist auch allzu großzügig gerechnet. Ich nehme es als das, was es ist. Eine Gelegenheit, einige Gedanken in die biographische Vergangenheit zu richten und die eigene Individualität für einen Moment und aus der aktuellen Sicht zu betrachten. Nicht mehr und auch nicht weniger. Es ist ja auch das, was mich an den Bäumen, ihrer energetischen Ausstrahlung und symbolischen Stärke so fasziniert. Ihre in Form jedes einzelnen Exemplars zur Schau gestellt Individualität, die die Zugehörigkeit zu einer Art niemals leugnet, aber in dieser Artzugehörigkeit auch nicht vollständig aufgeht. Letztlich ist jeder Baum auch ein Einzelwesen, mit einer ganz eigenen Biographie und ganz eigenen Lebens- und Wachstumsbedingungen. Da gibt’s so viele Parallelen, die den Baum auch an solchen Tagen zu einem guten Reflexionspartner machen.

Frühlingsaufbruch und Lebensweg

V. wacht jetzt langsam aus seinem Wintermodus auf. Der Frühling aktiviert regelmäßig seine Lebensgeister. Ein Zeichen mehr dafür, wie stark unsere Motivation und Aktivität von biologischen Faktoren abhängt. Und die spiegeln sich meist in den jahreszeitlichen Veränderungen, am besten erkennbar am Zyklus der Bäume. Im gleichen Moment, in dem der Holzbrandofen wohl seine letzten Einsätze in dieser Saison hat, macht sich die Baumlandschaft zu einem Neustart auf. Wenn es so hell und verhältnismäßig warm bleibt, sollte der Entwicklung nichts mehr im Wege stehen. Dann können wir vielleicht ein echtes Osterfest im Frühlingsstimmung erleben. Der symbolische Neuanfang mit seiner landschaftlichen Entsprechung. Das ist es wohl, was sich die meisten wünschen, die christliches Gedankengut verinnerlicht haben. Und alle anderen werden die Veränderung auf anderer Ebene und vielleicht etwas anders ausgedeutet wahrnehmen und als Orientierung für die eigene Gestaltung des Lebenswegs nutzen.

Orientierungsaufgaben

Inzwischen erkennt man bei den Weißdornsträuchern, dass die Blattknospen ihre dunkle Hülle abgelegt haben und die Blätter in noch zusammengefaltetem und in Knospenform gepresstem Zustand an den Zweigen sitzen. Sie trauen sich noch nicht, sehen vermutlich das kältere Wochenende voraus bzw. fürchten die frostigen Nächte, die wir in den letzten Tagen erlebt haben. Den richtigen Zeitpunkt für einen Entwicklungsschritt zu finden, die Bäume haben dafür ihre ganz eigenen Antennen, um die ich sie manchmal beneide. Bei uns geht das über ein sehr viel komplizierteres System sich gegenseitig beeinflussender biologischer, kultureller und sozial-kommunikativer Faktoren, die sich im Laufe des Lebens, abhängig von Situationen immer wieder verändern können, was uns häufig vor große Orientierungsaufgaben stellt.