Was ursprünglich mit Kunst gewollt war

Die Manufakturarbeit an einem Lebensbaum-Armband und einem einzelnen Partner-Armband gestern und heute hat mich an die Atmosphäre erinnert, die diese Arbeit in den vergangenen Jahren gerade in der Vorweihnachtszeit eingenommen hat. Dieses Jahr ist das verändert, weil stark reduziert. Aber wenn sich, wie gerade, Anfragen einmal häufen, ist dieser besondere Flow wieder sofort präsent. Dahinter steht genau jene „Ästhetische Kommunikation“, die einmal Gegenstand meiner Magisterarbeit war. Die vermittelnde Funktion präsentativer Formen, wie sie in der Kunst zur Geltung gebracht wird, ist auch bei diesem kunsthandwerklichen Projekt spürbar und stark in den Vordergrund tretend. Deshalb kann ich das kunsthandwerkliche Arbeiten in dieser Art auch durchaus als künstlerisch betrachten. Vielleicht ist es sogar künstlerischer als die Formen explizit künstlerischen Ausdrucks, der sich aktuell durch Institutionen und Studiengänge etabliert. Vielleicht ist das tatsächlich näher dran an dem, was ursprünglich mit Kunst gewollt war. Auch das ist für mich ein Grund, dieses Projekt auch in Phasen reduzierter Resonanz weiterzuführen und wenn möglich weiterzuentwickeln. Die Hochphasen kommen dann irgendwann wieder, wenn zuvor der Faden nicht abgetrennt wurde oder abgerissen ist.

Reminiszenz an Lebensthemen: Kunst und Bäume

Zurzeit holen mich vermehrt Reminiszenzen und Kommunikationen mit Bezug zu meiner Vergangenheit ein. Schön, dass das mit zwei meiner Lebensthemen, der Kunst und den Bäumen zu tun hat, die natürlich auch meine Gegenwart betreffen. Wenn mich aber langjährige Freunde und Bekannte mit diesen Themenfeldern in Verbindung bringen und sich auch in größeren Zeitabständen daran erinnern, ist das anregend. Denn es ist Anlass, meine früheren Einstellungen und Erfahrungen mit den heutigen in Vergleich zu bringen. Gewisse gemeinsame Erlebnisse in der Welt der Kunst werden in eine neues Internetprojekt einfließen, das auf der Grundlage einer früheren Zusammenarbeit aufbaut, aber ein ganz neues und durchaus zukunftsweisendes Vorhaben in Form bringen wird. Und die Bäume waren gerade Gegenstand eines Geschenks. Darunter ein Malbuch aus den 1970ern, das eine Reihe heimischer Baumarten knapp vorstellt und zum Ausmalen von Umrisszeichnungen einlädt. Und weiter eine Druckgrafik, die ein schon auf den ersten Blick als exotisch einzustufendes Baumindividuum abbildet, das sehr ausladend und mehrstämmig erkennbar nicht in Europa heimisch sein dürfte. Den mit abgedruckten Namen habe ich gegoogelt und ihn identifiziert als Manzanita, eine meist buschartige Gehölzart, die zur Gattung der Bärentrauben gehört und im Westen der USA, u. a. in Kalifornien zu finden ist. Vielleicht wird die Baumgrafik an der Wand meines Arbeitszimmer einen dauerhaften Platz finden.

Gemeinsame Themenerfahrung und kreative Zusammenarbeit

Auch wenn die Tage äußerlich im Verlauf des Herbstes eine stärkere Gleichförmigkeit anzunehmen scheinen, variieren sie doch in ihrer Qualität und Thematik. Heute hat mich meine auf die Kunstvermittlung bezogene Vergangenheit wieder eingeholt. In Form eines Gesprächs mit einem guten Bekannten aus dieser Vergangenheit, mit dem ich aktuell ein ganz neues Projekt durchführen werde. So verbinden sich gemeinsam erlebte Themenerfahrung mit etwas Neuem, das vor einem ganz anderen, mit viel neuerer Lebenserfahrung gesättigten Hintergrund seine Entwicklung findet. Aber mit dem Bekannten verbindet mich nicht nur die Kunstvermittlung und das Kunstmarketing, auch meine eigenen bildhauerischen Arbeiten, insbesondere die Holz- und Baumskulpturen waren vor längerer Zeit schon ein Thema. So viel thematische Verbundenheit ist eine gute Grundlage, vielleicht die bestmögliche, um neue Kooperationen zu formulieren, auch wenn die vielleicht einen ganz ungewohnten Charakter haben und so manche Überraschung in sich bergen. Die Grundstimmung ist in dem Fall ein günstige, und eine, die kreativer Zusammenarbeit guttut.

In schwieriger Zeit alte Erkenntnisse verinnerlichen

Meine Lektüre der Vortragsmitschriften und Werke Rudolf Steiners habe ich in diesem Jahr sehr vernachlässigt. Es fehlte wohl an der dafür notwendigen Ruhe, ohne die gerade dieser Texte nicht richtig aufnehmbar und verarbeitbar sind. Aber Ms Aufforderung nachkommend habe ich jetzt wieder zwei neue Bände wiederum mit Vortragsmitschriften bestellt, deren Inhaltsbeschreibung spannende Themen verspricht. Ich hoffe, ab der Zeit zwischen den Jahren endlich wieder die Zeit und Muße zu finden, mich in diese Texte zu vertiefen. Ich meine, dass das gerade heute wieder helfen kann, den Horizont zu erweitern. Jedenfalls stelle ich immer wieder fest, dass die z. T. über hundert Jahre alten Äußerungen enorm modern wirken und ähnlich auch heute noch hätten geäußert werden können. Auch wenn man die spezielle Sprache Steiners vielleicht als altmodisch werten würde. Die Themen sind es sicher nicht. In den neuen Texten, die ich demnächst erhalte, geht es wieder um seine Kunstauffassungen und um andere spannende Themen, die mehr mit der Menschen- und Welterkenntnis im Allgemeineren und mit speziellen Fragen in der spirituellen Erkenntnis im Besonderen zu tun haben.

Autobiografie, Bloggen und künstlerischer Ausdruck

Die Feiertagsmesse mit der diesmal tatsächlich physischen Weihwasserweihe unserer Kräutersträuße war diesmal außerordentlich feierlich ausgefallen. Schön, dass es uns in unserem Bundesland noch vergönnt ist, die profane Tradition mit dem noch kirchlich gefeierten Mariä Himmelfahrtstag krönen zu können. So ein Feiertag inmitten der Woche ist natürlich auch eine Gelegenheit, zu ungewohnter Zeit zur Ruhe zu kommen. So konnte ich mich auch außerhalb des Wochenendes heute meiner aktuellen Lektüre widmen. Und war sehr erfreut, in den neueren Geschichten von Hanns-Josef Ortheil, in denen er auf sein Verhältnis zur und seine biografische Annäherung an die Kunst Bezug nimmt, nicht wenige Parallelitäten zu meiner eigenen Biografie erkennen zu können. Gerade auch, was die sprachliche Verarbeitung der Alltagswelt, die autobiografischen Bestrebungen und die Formen selbst für sich entdeckter künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten angeht. Ich würde sagen, dass insbesondere das Baumtagebuch stilistisch und auch seiner unprätentiösen Alltagsbeschreibung etwas umsetzt, was der Herangehensweise Ortheils nahekommt. Auch bestimmte künstlerische Entdeckungsansätze bzw. Vorstufen künstlerischen Arbeitens in der eigenen Kindheit, die Ortheil in seinen Geschichten beschreibt, kann ich ganz ähnlich aus der eigenen Biografie gut nachvollziehen und somit wirklich verstehen. Mindestens einen großen Unterschied gibt’s aber: Ortheil ist erst vor ca. 7 Jahren zum Online-Bloggen gekommen, während ich das Baumtagebuch von Anfang an, und das werden in diesem Jahr schon 19 Jahre, als Internet-Projekt geplant und veröffentlicht hatte.

Vegetabile Traditionspflege und ein Lebens-Projekt

Die Kräutersuche haben wir dieses Jahr auf zwei Aktionen aufgeteilt. Am heutigen Nachmittag war ich bereits mit M. unterwegs, um bei endlich wieder aufscheinender Sonne uns an einem der traditionell vielversprechenden Landschaftsabschnitt umzusehen. Und das, was wir in den letzten Jahren dort finden konnten, war auch diesmal reichlich verfügbar, so dass ich einen dicken vielfältigen Strauß zusammenschneiden und -sammeln konnte, bis ich ihn mit einer Hand nicht mehr umschließen konnte. Die Auswahl ist gut und verleiht dem Kräuterstrauß einige Akzente, aber wir benötigen unbedingt noch weitere Arten, u. a. den Rainfarn und die Königskerze. Deshalb morgen nach witterungsabhängiger Möglichkeit an weitere Kräuterplätze, die uns bisher nur selten enttäuscht haben. Ich bin froh, dass ich heute bis zum frühen Nachmittag meine jüngsten Wunschbaum-Aufträge abschließen konnte. Ein Lebensbaum-Armband und zwei ungewöhnliche Wunschbaum-Kombinationen, mit denen ich inzwischen bei der Zahl im Auftrag hergestellter Armbänder bei der schier unglaublichen Zahl von 1014 angekommen bin. Auch wenn man diese Zahl auf ca. 21 Jahre projizieren muss, bin ich nicht wenig stolz auf dieses erfolgreiche Langzeit- und fast schon Lebens-Projekt, dessen Ursprünge in meiner künstlerischen Arbeit früherer Jahre, aber gleichzeitig auch in den anschließenden Themeninitiativen rund um die Symbolik und Ästhetik der Bäume liegen.

Vertraute und berufliche Reminiszenzen

Ein schöner Ausflug hat mich nach längerer Zeit wieder nach S. geführt. Und mich meiner beruflichen Vergangenheit nähergebracht, in der Kunstausstellungen einen breiteren Raum einnahmen. Solche Gelegenheiten sind insofern eine gute Gelegenheit, an Vertrautes und Nahestehendes anzuknüpfen. Die Baumskulptur im Bereich des Museumseingangs war da nur eine spezielle Zugabe. Es ist v. a. die Begegnung mit alten Bekannten, die in solchem Rahmen anregend wirkt. So konnten wir an dem einzigen schönen Nachmittag der ganzen Woche einige angenehme und anregende Stunden zusammen verbringen.

Im Spannungsfeld zeitgemäßer Kunst- und Naturwahrnehmung

Passive Kunstrezeption ist in derart kulturtrüben Zeiten wie diesen auch eine Möglichkeit. Vielleicht nicht die schlechteste, wenn man eine desolate und desillusionierte Kulturlandschaft vor sich sieht, die selbst keine Richtung mehr weiß und deshalb ihre Aufgabe eigentlich nicht richtig erfüllen kann. Wenn man dieses Ungenügen und Unvermögen, das unvermeidbar scheint, einfach ignoriert oder kaschiert, ist das gerade für die Kunst eine Unmöglichkeit. Dann ist es für meine Begriffe sinnvoller, auf bereits vorhandene künstlerische Hervorbringungen zurückzugreifen, sie zu erinnern, erneut anzusehen oder anzuhören, um sie in der aktuellen Situation neu zu begreifen und einzuordnen. Auch das eine Art Selbstspiegelung, während derer sich der einzelne ebenso verändert wie die künstlerische Form selbst, wenn sie eine überzeugende ist und das überhaupt leisten kann. Für mich bieten sich die meisten Chancen dafür in der Musik, aber immer wieder auch im kunsthandwerklichen Bereich, dem eigenen wie auch von anderen wahrgenommenen, oder eben in mir vertrauten Formen aus der Kunstgeschichte. Das ist dann spezieller, vielleicht noch stärker an die eigene Bildungsgeschichte angeknüpft als Reminiszenzen und Wiederbelebungen in der Naturrezeption, bei mir etwa in der Wahrnehmung und Begegnung mit Bäumen und ihrer Ästhetik festgemacht. Es ist kein Zufall, dass ich beides immer im Zusammenhang denke und wahrnehme: Kunst und Natur. Keinen der Pole möchte ich dauerhaft missen. Aber man muss eben immer ehrlich sein und genau hinsehen: Was macht aktuell Sinn, inwieweit und in welcher Form können natürliche oder künstlerische Formen jeweils eine zeitgemäße und zur eigenen biografischen Entwicklung passende Rolle spielen. Ein Thema, das mich gerade wieder verstärkt beschäftigt.

Anthroposophie zu Kunst, Bäumen und Planeten

Ich bin froh, erstmals in diesem Jahr mich wieder der Lektüre meiner letzten Erwerbungen von Schriften Rudolf Steiners widmen zu können. Zumindest an den Sonntagen ist das manchmal möglich, wenn der Berg anderweitiger Verpflichtungen abgearbeitet ist. Und da haben es mir vor allem die Beiträge, meist in Form von Vortragsmitschriften überliefert, zu den Fragen und Themenfeldern angetan, die sich um die Rolle der Kunst und der Ästhetik im Rahmen der anthroposophischen Anschauung von Mensch und Welt drehen. Dass es aus diesem Themenbereich mehr Beiträge von Steiner gibt, als man zunächst denken mag, verwundert mich nach der Lektüre seiner Biografie nicht mehr. Tatsächlich waren theoretische Fragen der Ästhetik und der direkte Kontakt mit Künstler/innen seiner Zeit wesentliche und intensive Erfahrungen seiner Kindheit und seiner Zeit als junger Erwachsener. Dass sich so frühe und intensive Beschäftigung in einem Erkenntnisvorsprung äußert, der im weiteren Verlauf des Aufbaus der anthroposophischen Lehre sich Bahnen brechen musst, ist wohl zu verstehen. Verblüffend allerdings ist es für mich immer aufs Neue zu lesen, wie vielfältig sich Rudolf Steiner gerade in seinen Vorträgen vor Lernenden und Suchenden am Goetheanum in Dornach, d. h. am Höhepunkt seines Schaffens und Wirkens, äußern und seine Gedanken ausbreiten konnte. Wie unendlich belesen und durchdringend er sich gezeigt hat. Dass niemals sich etwas genau wiederholt hat, sondern er es immer wieder geschafft hat, Themen in neue Kontexte zu stellen, neue Verknüpfungen und Querverbindungen, ganz neue Gedankenentwicklungen und komplexe inhaltliche Abhängigkeiten herzustellen. Gerade wenn es um Kunst geht, muss das für alle, die sich künstlerischem Ausdruck und Schaffen verbunden fühlen, eine Quelle der Inspiration sein. Kein Wunder also, dass auch namhafte Künstler ihr Werk u. a. unter dem Einfluss der Steinerschen Ideen entwickelt haben bzw. er so vielfältigen Einfluss auch auf die künstlerische Produktion entfalten konnte. Sehr gerne hätte ich die praktische künstlerische, d. h. bildhauerische, malerische, kunsthandwerkliche, architektonische, tänzerische und sprachkünstlerische Arbeit zur Lebenszeit Rudolf Steiners miterlebt. Vor allem natürlich die Entstehung des ersten Gotheanums in Dornach, dessen architektonisches Herz ein Kuppelhalle bildete, die auf hölzernen Säulen ruhten, die von Anhängern der Anthroposophie vor Ort aus unterschiedlichen Baum- bzw. Holzarten geschaffen wurden und die geisteswissenschaftlich einen Bezug zu dem herstellen, was die Anthroposophie zum Verhältnis zwischen Mensch und Kosmos und zwischen Bäumen und Planeten zu sagen hatte. Ein Thema, dem ich mich unbedingt doch noch näher widmen will, nachdem ein erster Ansatz dazu vor einigen Jahren aus Zeitmangel leider im Sande verlaufen war.

Ein weiterer unverhoffter Städteausflug und eine Rückerinnerung

Ich habe mich erst gestern Abend durch ein Erinnerungs-Popup meines Kalender daran erinnert, dass wir ja an diesem Sonntag im Juli einen Veranstaltungsbesuch geplant hatten, schon vor vielen Monaten. Gut, dass ich mir so etwas immer auch zusätzlich am Vortag des Termins notiere. So kam es nicht ganz so kurzfristig. Aber tatsächlich hätten wir nicht damit gerechnet, an gleich zwei aufeinander folgenden Tagen und zum ersten Mal seite Jahren einen Städtetrip zu machen. Zumal in zwei der größten Städte unserer Region, die wir früher öfter besucht haben. Aber mit der Krise ist eben so einiges eingeschlafen. Leider hat man dort auch die Auswirkungen der Krise beobachten und aus den Gesprächen ersehen können. Massive wirtschaftliche Folgeschäden, viele geschlossene Einrichtungen. Aber der Besuch dieser Kulturveranstaltung war vor einigen Monaten für mich auch ein Anlass, die Kulturbranche ein Stück weit zu unterstützen, die zuletzt so extrem gebeutelt war. Nicht nur, weil ich viele Jahr selbst aktiv in diesem Bereich tätig war. Ich sehe es auch als einen Verlust, wenn man kulturelle Möglichkeit auf fas Null herunterschraubt, für sehr lange Zeit. Da ist ein zumindest erkennbares Aufrechterhalten nicht nur wirtschaftlich, vor allem auch für unsere gesellschaftliche und persönliche Entwicklung lebenswichtig. So kann ich ganz unabhängig von ästhetischen Einschätzungen sagen, dass wir zufrieden von der Veranstaltung kamen. Es hat uns ein Stück Normalität zurückgegeben, und wir konnten das mit vielen anderen teilen. Der Blick hinter die Kulissen ist dann noch ein Sahnehäubchen, das ich besonders interessant finde. Etwas, an das man sich länger erinnern kann. Eine Rückerinnerung an Zeiten, in den die Naturprozesse für meine Arbeit und meine Projekte noch nicht so bedeutend waren. Und auch die Bäume als sympathische Mitlebewesen zwar in meiner Aufmerksamkeit vorhanden waren, aber noch kein Gegenstand für kreative Arbeiten und auch noch kein Thema.

Der Speicher, deutsche Eigentümlichkeiten und autobiografische Symbole

Während der Saubermachaktion heute unterm Dach musste ich mehrfach an die berühmten Speicherbilder von Anselm Kiefer denken. Ich glaube, es waren Zeichnungen und gehörten zu den Werken, die den Künstler berühmt gemacht haben und die gleichzeitig eine Vorahnung des Gesamtwerks gaben, das sehr viel mit der Selbstbeobachtung der Deutschen zu tun hat. Gerade der Speicher hat wohl für die Deutschen eine Bedeutung, die für andere Nationalitäten so nicht vorkommt. Da spielen auch kaum beschreibbare psychologische Dimensionen eine Rolle, die im Speicher ein Symbol für Unbewusstes, aber Handeln Bestimmendes verorten. Für mich und die Familie hat er aber auch eine konkrete biografische Bedeutung, wenn man einmal von den Gegenständen ausgeht, die dort gelagert wurden und die wir zum größten Teil vor einigen Jahren mit viel begleitender Kommunikationsarbeit und Reflexion schon ausgeräumt haben. Seitdem sind die historischen Relikte überschaubar geworden und die Rolle als Lagerstätte für meine Holzvorräte, sortiert in einzelnen Chargen nach Holzarten, hat die frühere Rolle abgelöst. Die vom Staub und Ruß zu befreien, war eine ganz schön anstrengende Arbeit. Sie hatte den positiven Nebeneffekt, dass mir jetzt die Platzierung der einzelnen Arten wieder geläufig ist und ich zwischendurch auch nicht geeignete Abschnitte herausnehmen konnte. Einige wenige hatten sich den Holzwurm eingefangen, und andere waren nicht typisch für die jeweilige Art, weswegen ich sie für die Wunschbaum-Manufaktur nicht verwenden kann. So ist das Lager jetzt etwas übersichtlicher und vor allem auch so sauber, dass ich mich wieder mit einem guten Gefühl dort aufhalten kann. Zum Beispiel, wenn ich Nachschub von Kanteln aus bestimmten Holzarten benötige und mir dort die passenden Abschnitte zusammensuche.

Verbundenheit mittels Kunsthandwerk vs. Kunst

Es ist schön, nach längerer Zeit wieder ein Baumkreis-Armband herstellen zu können. Es gab in diesem Jahr zwar schon einige Gelegenheiten, aber es ist eben immer noch eine Seltenheit, was ganz gut ist, handelt es sich doch um etwas ganz Besonderes. Jedenfalls ist mir nicht bekannt, dass anderswo ein vergleichbares Angebot existiert. Die Anfragen diesbezüglich kommen grundsätzlich von Menschen, die den Bäumen in besonderer Weise verbunden sind, so auch in diesem Fall. Und auch, wenn mir die Interessenten nicht persönlich bekannt sind, entsteht allein durch dieses Interesse eine über das gemeinsame Thema gesteuerte Verbindung, die an der Symbolform eng geführt wird. Das ist es, was die kunsthandwerkliche Arbeit mit der künstlerischen gemein hat. Gerade deshalb ist die Wunschbaum-Manufaktur für mich auch eine konsequente Fortführung früherer bildhauerischer Bemühungen.

Kunst, Wissenschaft und Religion als ursprüngliche Einheit

Gerade die Vortragsmitschriften, aber auch die veröffentlichten Schriften Rudolf Steiners aus seinen späten Jahren wirken auf mich besonders beeindruckend. Es merkt schon deutlich, dass sich eine enorme geisteswissenschaftliche Erfahrung und Durchdringung bei komplexen Themen erhellend auswirkt, weil vieles über Jahrzehnte Entwickelte darin einen Höhepunkt der Auflösung und Plausibilität erreicht. Obwohl es so dicht formuliert ist, wie diese Vorträge über Kunst bzw. die ursprüngliche und wieder zu erreichende Einheit von Wissenschaft, Kunst und Religion, scheint doch große Klarheit daraus hervor, so dass man sich gut vorstellen kann, die Gründungsmitglieder der anthroposophischen Gesellschaft in Norwegen, gegenüber denen er 1923 dieses Vorträge hielt, konnte schon etwas Wesentliches mitnehmen. Diese teils an bestimmten Kunstformen enggeführten und recht plastisch erläuterten Gedanken schöpfen aus der ganzen geisteswissenschaftlichen Erfahrung und Hellsicht und können uns wegen ihrer Zeitlosigkeit genauso noch heute wertvolle Orientierung in unserem Verständnis der Rolle von Kunst in der Gesellschaft liefern. Damit wird mir auch mein eigenes geradezu symbiotisches Verhältnis meiner wissenschaftlichen Erkenntnisinteressen mit der immer vorhandenen und auch praktizierten künstlerischen Aktivität verständlich. Denn es geht darin um dasselbe, was Rudolf Steiner eigentlich als eine Rückkehr mit Umwegen zu einer ursprünglichen Durchdringung dieser Bereiche ausführt. Dieses Gefühl des Ungenügens bei einer alleinigen Konzentration auf wissenschaftliches Denken, wird aus dieser Perspektive sehr klar begründet und für mich verstehbar. Und weitergedacht wird auch meine spezielle Aufmerksamkeit auf die künstlerische Arbeit mit Baumsymbolen in einen weiten und anregenden Denkkontext gestellt, der mich noch lange beschäftigen wird.

Ostern, Traditionen und ihre künstlerische Verarbeitung

Nicht ganz so schön soll es über die Osterfeiertage werden, aber die Sonne geht uns nicht ganz verloren. Ich weiß dennoch nicht, ob eine wirkliche Osterstimmung unter den Menschen aufkommen wird. Zu verunsichert scheinen wir alle durch die so lange andauernde Krisensituation und die lähmende Kommunikation um das Thema. So hoffe ich auf die Chance, den Sinn des Feiertags vielleicht bewusster als sonst zu reflektieren. Das wäre immerhin ein Vorzug der erzwungenen Vereinzelung und dem reduzierten Bewegungsradius. Die Feiertage gedanklich vorzubereiten hat mir in den letzten Tagen die kunsthandwerkliche Arbeit geholfen. Auch weil sie mich an die in früheren Jahren praktizierte selbst entwickelte Tradition erinnert hat, für Ostern eine Skulptur oder Plastik mit Bezug zum österlichen Gedanken fertigzustellen. Die Reihe von Eisymbolen aus Holz, Gips und Paraffin gehörten dazu, aber auch die Eierbecher und Holzkreuze. In der Regel habe ich jeweils ein Exemplar für uns und eines für J. und W. hergestellt. Tatsächlich war die letzte österliche Bildhauerarbeit auch gleichzeitig meine letzte Holzskulptur. Vielleicht ist es Zeit, die Tradition wieder aufzugreifen. Der Gedanke kommt mir in jüngster Zeit wieder öfter, und so könnte es spätestens zu Ostern 2022 vielleicht eine Fortsetzung vor dem Hintergrund meiner aktuellen Lebenserfahrung geben.

Kreative Perspektiven im neuen Jahr

Doch, er war recht inspirierend, dieser Einundzwanzigste. Aber auch anstrengend, weil gleich mehrere Projekte die ganze Erfahrung beansprucht haben. Aber natürlich ist das gut so und auch das beste Gegenmittel zur Corona-Monothematik und ihre Nebenwirkungen. Schön, dass sich zwischendurch der Blick auf die ferner liegenden, aber schon avisierten Projekte dieses Jahres richtet, so wie heute bei einem Telefonat mit einem langjährigen Freund, der erstaunlich ambitionierte Vorhaben für das neue Jahr formuliert hat. In dem Zusammenhang an meine frühere künstlerische Projekterfahrung anknüpfen zu können, die über meine aktuelle kunsthandwerkliche Arbeit mit Holz und Baumsymbolik hinausgeht, ist eine schöne Perspektive.

Zeitlose Ästhetik

Diese Textüberlieferungen von Rudolf Steiner über seine ästhetischen Anschauungen und die Rolle der Kunst zu seiner Zeit und im Allgemeinen sind schon sehr interessant. Wie bei allen Themen, die er aufgreift und auf unnachahmlicher Manier rekonstruiert, geht es darin um ganz Grundsätzliches, das weit über die rein wissenschaftliche Betrachtung hinausgeht. Vor allem beeindruckt, mich, dass er dabei zu Schlüssen und Grundanschauungen gelangt, die sehr in Richtung dessen gehen, was ich im Rahmen meiner Magisterarbeit zur ästhetischen Kommunikation selbst herausarbeiten konnte. Es wäre damals passend und bereichernd gewesen, hätte dem noch eine weitere Facette hinzugestellt, wenn ich auf Steiners Texte zu dieser Zeit aufmerksam geworden wäre. Ohne nämlich explizit kommunikationswissenschaftlich zu denken, sind die wesentlichen Überlegungen doch mit kommunikationswissenschaftlichen Ansätzen kompatibel, u. a. mit Susanne Langers „Philosophy in a new key“, die ich nach wie vor für eine halte, die das Thema sehr zeitlos und der eigenen Erfahrung mit Kunst entsprechend zu erklären vermag. Steiner hat in dieser Weise ähnliches für die Ästhetik geleistet, auch wenn sich seine Überlegungen über einen längeren Zeitraum und auf verschiedenen Publikationsschienen punktuell verteilt haben und er nie dazu gekommen war, es in einem zusammenhängenden umfangreicheren Werk zu konzentrieren. Wie so oft war ich seinerzeit über ein Baumthema auf Rudolf Steiners Denken aufmerksam geworden, nämlich über die überlieferte Mitschrift einer der vielen Vorträge, die Rudolf Steiner über das Weihnachtsfest und seine faszinierenden Facetten, hier am Beispiel der Rezeption des Weihnachtsbaums, gehalten hatte.

Rudolf Steiners ästhetischer Ansatz

Ich bin sehr froh, mir zu Weihnachten die drei neuen Bände aus der Rudolf Steiner Gesamtausgabe gewünscht zu haben. Mit dem zweiten dieser Bände, einer Zusammenstellung der Aufsätze, Vorträge und Notizen Rudolf Steiners zu Fragen der Ästhetik, konnte ich mich letzte Woche und heute wieder beschäftigen. Und schon die ersten dieser Texte offenbaren ein sehr spannendes Thema, das Grundfragen und auch konkretere Anwendungen einer Philosophie des Schönen umfasst. Auch auf dem Gebiet war Rudolf Steiner seiner Zeit voraus und hat mit der bis dahin gültigen Ästhetik in Deutschland abgerechnet, ihr seine abweichende Sichtweise entgegengesetzt, der ich absolut zustimmen würde. Das sind Gedanken und Grundideen, die ich sehr gut in meine Magisterarbeit über ästhetische Kommunikation hätte einarbeiten können, die eine Bereicherung dieses Theorienvergleichs gewesen wären. Aber damals war mir das Werk Rudolf Steiner noch nicht vertraut, und es ist natürlich auch fraglich, ob seine Ansätze zur damaligen Zeit in meinem Fach als wissenschaftlich akzeptiert worden wären. Die bisher gelesenen Texte stammen allerdings aus dem Frühwerk Steiners, das noch stärker als später von seinen philosophischen Anschauungen geprägt waren. Ich denke schon, dass es gepasst hätte. Die grundlegende Idee, die er vertritt, würde ich auch im zeitlichen Abstand und nach allem, was ich selbst wissenschaftlich über ästhetische Kommunikation erarbeiten konnte, absolute unterstreichen. Dass es nämlich in der Kunst nicht darum geht, dass ein geistiger Inhalt (das Göttliche) mit Mitteln der Kunst darstellbar gemacht wird, also nicht darum, dass das Göttliche im Kunstwerk zum Ausdruck kommt. Das erlebten Realität des Künstlerischen entspricht es viel mehr, dass Künstler das Natürliche als Geistiges (Göttliches) umformen, dass durch das Wie der Umformung des Natürlichen das Geistige sinnlich erlebbar wird. Eine ganz andere Beziehung zwischen Inhalt und Form, die auch für aktuelle Kunst sicherlich anwendbar und zutreffend ist. Diese Lektüre aus dem Frühwerk Steiners, gerade zu ästhetischen Fragen, empfand ich heute als Freude und Bereicherung. Ebenso freue ich mich auf die späteren Beiträge zur Kunst und auf den dritten Band, der sich wieder einmal um das Erleben der Jahreszeiten und die große Rolle dreht, die die Pflanzen darin für die Weiterentwicklung von Mensch und Kosmos spielen.

Geisteswissenschaftliche Grundlagen einer Ästhetik

Ein Sonntag, der nach dem vormittäglichen Gedenken an B. eine Ruhe bescherte, die nach so vielen arbeitsintensiven lange Werktagen einfach willkommen und notwendig war. Ich freue mich, mit der Lektüre der Aufsatz- und Vortragssammlung Rudolf Steiners begonnen zu haben, die sich auf dessen Ausführungen zur Grundlegung einer Ästhetik konzentrieren. Ein Gebiet seines Schaffens, das für ihn zeitlebens eine große Bedeutung hatte, das aber letztlich nicht in ein geschlossenes Werk zu diesem Wissenschaftsgebiet eingeflossen ist. Die über einen größeren Zeitraum verstreuten Beiträge sind aber für mich wertvolle Ansätze, die mein wissenschaftliches Abschlussthema, die Grundlegung ästhetischer Kommunikation, um einige Facetten bereichert. Wenn ich diese Arbeit noch einmal zu bearbeiten hätte, würden Steiners Text möglicherweise einfließen, durchaus auch mit kommunikationswissenschaftlichen Ansätzen in Übereinstimmung zu bringen. Denn in den ersten Abschnitten, die ich bisher gelesen habe, wird schon deutlich, dass es um dieselben ästhetischen Grundfrage des Zusammenhangs zwischen dem formellen physischen Werk und einem geistigen Inhalt mit Allgemeinheitswert und Notwendigkeitsanspruch geht, der alle Fragen des künstlerischen Prozesses dominiert. Ein anderer Band aus Steiners Gesamtwerk, das sich auf den Lauf der Jahreszeiten bezieht, auch eines meiner Lieblingsthemen, habe ich zunächst hintenangestellt. Ich denke, diese Themen werden im Frühjahr, generell mit dem neuen Grünen und Blühen der Bäume wieder interessanter und auch gut nachvollziehbar.

Stadionwald

Trotz des eingeschränkten Zeitfensters konnte ich mein Arbeitssoll doch noch bis zum Abend erfüllen. Die restliche Fleißarbeit, die letzten Arbeitsschritte folgen dann nächste Woche. Am Morgen hat mich ein Zeitungsbericht fasziniert, der sich auf ein Kunstprojekt in Österreich bezog, das, wie ich mich zu erinnern meine, in der Nähe von Klagenfurt umgesetzt wurde bzw. wird. Nach der Zeichnung eines Künstlers, die einen intakten Wald inmitten eines Fußballstadions zeigt, den man von den Rängen aus betrachtet wie in wildes Tier im Zoo, wird dort gerade ein ebensolches Stück Mischwald aus verschiedenen ausgewachsenen Baumarten in einem Stadion gezeigt, nur eben in echt. Das ist unglaublich. Auf dem veröffentlichten Foto sieht man das leere Stadion und den umlaufenden noch vorhandenen Rand des ehemaligen Rasenfeld. Die Mitte und ca. 80% des Felds sind aber mit diesem Wald bepflanzt, der von weitem und auf diesem Foto betrachtet absolut echt aussieht. Von der unglaublich starken Symbolik und der quasi politischen Aussage dieser Installation einmal abgesehen, fragt man sich, wie das überhaupt realisiert werden konnte. Hat man eine solche Anzahl ausgewachsener Bäume tatsächlich mit Wurzelballen dorthin verpflanzt. Wenn es so wäre, was für einen irrsinnigen Aufwand und welche Kosten wird das wohl bedeutet haben? Und was ist mit dem Feld nach Ende des Projekts, muss das Spielfeld dann komplett neu angelegt und neuer Rasensamen gesät werden. Vielleicht habe ich noch Gelegenheit, dem nachzuforschen, das würde mich schon sehr interessieren.

Wiedersehen mit meiner alten, aber noch lebendigen Baumstammskulptur

Heute habe ich das lange aufgeschobene Vorhaben umgesetzt, bevor es gar nicht mehr dazu kommt. An meiner Stammskulptur hatte sich ein Baumpilz, einer von dieser schirmförmigen Sorte, festgesetzt, was deren Form natürlich unerwünscht beeinflusste. Das war vor einigen Jahren an genau derselben Stelle, im Bereich des tiefen, bis in die Stammmitte reichenden vertikalen Einschnitts, schon einmal vorgekommen. Und ich hatte damals schon dasselbe Werkzeug verwendet, um ihn abzustoßen. Diese schwere Eisenstange mit großer Kugel an einem und einer Art Stechbeitel an dem anderen Ende eignet sich dafür sehr gut, da man schon mit einiger Kraft daran gehen muss und sie andererseits in den engen Spalt passt. So ist es mir erneut gelungen, den Pilz vollständig abzuschaben. Mit einem Stechbeitel habe ich dann noch die feineren Verwurzelungen entfernt. So schnell wird er wohl nicht wiederkommen. Und meine inzwischen schon 22 Jahre alte Skulptur hat ihre gewollte Form wieder zurück. Zu meiner großen Freude haben die Jahre keine wesentlichen Spuren hinterlassen. Alles noch ein wenig mehr abgerundet, ein Resultat des Jahrzehnte währenden ständigen Wettereinflusses. Aber die Form und ihre Einschnitte sind noch genau dieselben, eben wie es das Konzept damals vorsah. Das finde ich Klasse. Nicht so schön ist, dass tatsächlich alle anderen Arbeiten, das waren 3, nicht mehr an ihrem Standort zu finden sind. Zwei ganz zerstört und ein zu einer Sitzgelegenheit umfunktioniert. Wie ich heute erfahren habe, ist auch der Mitorganisator des damaligen Kunstprojekts auf Seiten der Gemeinde inzwischen schon in Rente. Das konnte ich kaum glauben, wie viel Zeit seitdem vergangen ist.

Kunst – Sommer – Andere Umstände

Schwül-hitziges Klima, und meine Gedanken gehen jetzt häufiger in Richtung einer Ausstellung mit Baumskulpturen, die ich noch im Sommer besuchen will. Und auch in Richtung meiner eigenen früheren Baum-Kunst-Projekte, deren Fortführung immer latent am Leben bleibt, allerdings in dieser Sommerzeit besonders ins Gedächtnis drängt, weil ich damals eine Arbeit für den öffentlichen Raum im Hochsommer abgeschlossen habe und auch der größere Teil der Entwicklung in den Sommer fiel. Das sind schöne und anregende Erinnerungen, nicht nur wegen des Ergebnisses, da heute noch bewundert werden kann. Auch wegen dieser ganz neuen Erfahrung einer künstlerischen Kooperation und den sehr interessanten Kommunikationen im Umfeld. Unter anderen Umständen kann ich mir durchaus vorstellen, noch einmal ein solches Projekt anzugehen. Und wer weiß, andere Umstände können ja auch wieder vorkommen.

Ästhetische Selbstbeobachtung

Der Eindruck des Theaterbesuchs gestern wirkt für M. und mich heute noch stark nach. Das hat den Kopf einmal ganz frei gemacht oder einmal in eine ganz andere Richtung gelenkt, genauso, wie es die Veranstalter auch gedacht hatten. Meine Überlegung von gestern sehe ich bestätigt, wo ich gerade wieder von der Bearbeitung eines Wunschbaum-Produkts komme. Wenn ich mit meinen Routinearbeiten über Stunden befasst bin und dabei gleichzeitig das je Individuelle des Empfängers versuche in die erzeugten Formen hineinzulegen, dann ist die Seele immer sehr beschäftigt. Vieles davon läuft sicher im unbewussten Bereich ab. Aber ich bin bei dieser Arbeit, wenn sich gleichzeitig Gedanken in Bezug auf Kunst oder Kunstrezeption entwickeln, immer auch bei der Reflexion dessen, was kreative Arbeit im besten Fall bewirken kann. Dann laufen Selbstbeobachtung und Beobachtung des ästhetischen Prozesses ineinander. Ein für mich sehr spannender Rahmen, der die praktische Arbeit wiederum bereichert und dauerhaft interessant und herausfordernd gestaltet.

Ein Kern des Künstlerischen

Es war eine beeindruckende Veranstaltung, die ich ohne den Gewinn wohl zusammen mit M. nicht hätte erleben können. Alles, was sich in Zirkusatmosphäre abspielt, hatte für mich immer schon etwas Faszinierendes, da es das Eintauchen in eine ganz andere Welt erfordert. Und ich habe auch schon immer Menschen bewundert, die sich beruflich dem Erschaffen dieser Welten verschrieben haben. Eine ganz besondere Spezies, die besondere Begabungen zur Unterhaltung anderer auf den Punkt bringen kann, und das in zahlreichen Wiederholungen, wie bei dieser Show, die von November bis Februar an sechs Tagen der Woche läuft. Sich da immer wieder motivieren und eine konstante Leistung, immer wieder aufs Neue Begeisterung entwickeln zu können, das hat meine absolute Hochachtung. Ich erinnere mich, in früheren Jahren beim Besuch alternativer Theaterprogramme in einem Zirkuszelt ähnlich beeindruckt gewesen zu sein. Vor allem atmosphärisch war das etwas, das uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Damit klingt für mich auch ein allgemeinere Saite an, nämlich die des Künstlerischen schlechthin. Was ich an diesen Auftritten bewundere, ist gerade das, was ich dem Kern des Künstlerischen zuschreiben würde. Mit dem Erzeugen und Vermitteln von Formen Verbindungen herzustellen, und zwar auf dem Weg des Heraufholens immer schon dagewesener Gemeinsamkeiten aller, die den Darbietungen beiwohnen. Was da an archetypischen Gemeinsamkeiten hervorgespült und je individuell verfügbar gemacht wird, würde ohne die Wahrnehmung der Auftritte als künstlerisch erst gar nicht entstehen. Eine große Leistung der Künstler, wie ich finde. Irgendwie fühle ich mich dann auch selbst angesprochen, fühle eine starke Nähe, denn die Wunschbaum-Projekte zielen genau auf dasselbe. Insofern sind sie eine konsequente Weiterführung meiner früheren künstlerischen Arbeiten, nur dass sie so vielleicht nicht genannte werden. was damit möglich ist und tatsächlich ja auch immer wieder geschaffen wird, kommt für mich dem gleich, was Kunst im besten Falle verändern kann.

Ein würdiger Abschluss der Weihnachtszeit

Ein schöner Dreikönigstag und ein würdiger Abschluss der Weihnachtssaison. Mit dem Besuch eines lange nicht gesehenen Museums und einer tollen Impressionistenausstellung, dem Treffen mit alten Freunden und vielen Reminiszenzen. Da kann man die Trübnis des Wetters gerne vergessen. Eines war mir am Abend dann, auf den letzten Drücker sozusagen, doch noch wichtig: Das Räuchern der Wohnung. Da ich weiß, wie ablehnend V. dem gegenübersteht, habe ich es auf meinen bevorzugt bewohnten Bereich beschränkt. Diesmal ließ sich die Kohle besser entzünden als im Vorjahr. Und der Weihrauch hat seinen weißen Rauch gut verströmen können. Ich bin froh, dass ich das noch realisieren konnte, auch wenn der Vorabend traditionell angemessener gewesen wäre. Aber diese Lösung ist sicher auch akzeptabel. Hoffen wir, dass alles, was wir aus den Rauhnächten bzw. den verbindenden Tagen gewinnen konnten, uns für die nächsten 12 Monate genug Mut, Kraft und Energie mitgibt, um alle Herausforderungen bestehen zu können.

Faszinierende Ansätze moderner Holzbildhauerei

Im Bereich der Holzbildhauerei gibt’s sehr viel mehr Spektrum, als mir das bisher bewusst war. Ich weiß nicht, ob mir diese Künstler bisher verborgen waren oder zwischenzeitlich mehr mit Holz arbeitende Bildhauer aufgetaucht sind. Jedenfalls stoße ich immer wieder auf ganz spannende Ansätze, die nicht nur auf der formbezogenen Ebene angesiedelt sind, die ich aus meiner Studienzeit kenne und denen ich in eigenen Arbeiten Ausdruck verliehen habe. Es gibt auch zahlreiche technisch perfekte Künstler, die virtuos mit dem Material umgehen und u. a. fast lebensecht wirkende Ergebnisse erzielen, etwa bei der Umsetzung menschlicher Figuren. Gerade verschwenderisch erscheint mir das Talent so manches dieser Künstler und Künstlerinnen, die bei aller technischer Perfektion doch auch den eigenen Akzent, das außergewöhnliche Seherlebnis, den Aha-Effekt realisieren können, der die Werke über das Handwerk hinaus in eine andere Sphäre hebt und dem Betrachter eine wirklich parallele Formen- und Gedankenwelt eröffnet. Dabei behauptet die Bildhauerei mit Holz schon auch ihren eigenen Platz. Die Ergebnisse sind bezüglich ihrer Ausstrahlung und Anmutung nicht mit denen aus anderen Materialien aufgebauten zu vergleichen. Für jemanden, der ohnehin schon ein enges Verhältnis zu dem Material und seiner Herkunft hat, ist diese Vielfalt und Originalität der Ansätze faszinierend.

Der selbstverständliche Impuls künstlerischen Arbeitens

Um diese Zeit des Jahres, wenn die Wärme konstanter wird und die Sonne überwiegt, erinnere ich gerne die frühere bildhauerische Arbeit, die nicht immer, aber oft an die warme Jahreszeit und das Licht geknüpft war. Wenn ich bedenke, wie oft mögliche Projekte zwischenzeitlich durch meinen Kopf gingen und wie viele externe Anstöße und Anregungen ich seither erfahre, liegt der Plan nahe, an die alte Linie anzuknüpfen. Grundsätzlich kann ich mir das gut vorstellen. Aber der zweite Gedanke geht an in Richtung des zeitlichen Freiraums und der Möglichkeiten, künstlerisch heute etwas Authentisches hervorzubringen, das wirklich Sinn macht. Diese Folgeüberlegungen und Fragen gehören zu denen, auf die es keine einfachen Antworten gibt. So fehlt mir bisher die Schlüssigkeit, das Selbstverständliche beim Umsetzen des Vorhabens.

Plastische Sinn- und Gedankenwelten rund um das Baumthema

Wenn ich die vielen kreativen Ideen im Umgang mit Holz und dem Motivfeld Baum in den Pinterest-Portfolios betrachte, kann ich nur staunen über die schier unendliche Variabilität und Tiefe des Themas. Da sind Anregungen für eigene Arbeiten, aber auch ganz einfach Anschauungsmaterial zu eher fremd wirkende Gedankenwelten, die sich um den Baum und seine Bedeutungen drehen. Manches davon ist eher an Design orientiert, anderes stellt den handwerklichen oder bildhauerischen Prozess in den Mittelpunkt. Und anderes folgt schwieriger zu entschlüsselnden bildnerischen Ideen. Aber das meiste ist spannend und bestärkt mich in meinen vergangenen, aktuellen und hoffentlich auch künftigen Bemühungen, dem Baum immer wieder neue Form- und Sinnebenen zu entlocken und sie Interessierten darstellbar zu machen.

Der Baum bleibt ein künstlerischer Impulsgeber

Auch wenn ich selbst nicht sehr häufig dazu komme, eigens gesammeltes Bildmaterial auf meinen verschiedenen Pinterest-Sammlungen zu ergänzen, ist der kontinuierlich eingehende und zu meinen Themenfeldern passende Newsletter von Pinterest doch immer wieder sehr anregend. Unglaublich fast erscheinen mir die Vielfalt und der Ideenreichtum von Designern und Künstlern weltweit, von denen viele auch Ansätze verfolgen, die meinen eigenen bildhauerischen Ansätzen im Bereich der Holzskulptur ähnlich sind. Es sind dann gerade die Unterschiede zu den eigenen Arbeiten und Herangehensweisen, die beim Betrachten dieser Abbildungen besonders interessant sind. Nicht selten gibt mir das Impulse ein, doch wieder in die bildhauerische Arbeit einzusteigen, deren aktive Ausübung schon längere Zeit brachliegt. Dann sind es aber immer wieder auch Hindernisse, meist themenfremde, die dem entgegenstehen und die mich letztlich den Faden auf allein virtueller Ebene weiterspinnen lassen. Wie ich sehe, wäre aber auch in Jahren noch eine aktive Weiterverfolgung vorstellbar, denn die Zeitlosigkeit der Themen und Symbolkomplexe rund um den Baum und sein Holz ist zweifellos. Anders ist der auch aktuell wieder festzustellende Variationsreichtum ihrer plastischen Formgebung nicht zu erklären.

Natürliche Bäume in abstrakter Unschärfe

Es ist interessant, dass meine jüngsten Experimente mit der Blurred Image Technik tatsächlich auch M zu veränderten Sichtweisen veranlasst hat. Sie hätte seitdem einen anderen Blick auf bestimmte Eindrücke z. B. von Detail der Dekoration und Inneneinrichtung. Es ist tatsächlich ein spannendes Feld, was unsere Wahrnehmungsgewohnheiten generell anspricht. Vielleicht ist es deshalb auch kein Zufall, dass die Thematisierung dieses Felds in der Kunst so dauerhafte Diskussionen angestoßen hat, die wohl nie zum Abschluss zu bringen sind. Der Erfolg Gerhard Richters als dem heute wohl renommierteste zeitgenössischen deutschen Maler ist sicherlich auf diese mit ihm automatisch in Verbindung gebrachte Kunst der Unschärfe zu erklären. Bisher habe ich meine fotografischen Versuche in dieser Richtung an den naheliegenden Sujets ausgerichtet, Motive, die sich in der Unschärfe von Lichtpunkten abstrakt auflösen. Aber eigentlich ist es ja etwas, dass im Bokeh jedes Bildes mit offener Blende im Hintergrund vorkommt und in optisch doch davon abweichender Form bei jedem Fixieren von Objekten mit den Augen alle um diese Objekte in weiterer Entfernung liegenden Dinge in eine Hintergrundunschärfe taucht. Die Technik also auch auf natürliche Umgebungen und Objekte anzuwenden, scheint mir deshalb einen Versuch wert. Und wer weiß, vielleicht gelingt es mir ja tatsächlich, den Baum nicht nur in der Symbolform als Weihnachtbaum mit Lichtern, sondern in seiner natürlichen Präsenz in abstrakter Unschärfe so darzustellen, dass ein Wesentliches in ihm darin u. U. noch besser als gewöhnlich zum Ausdruck kommen kann.

An Bildhauerei denken

Die Gedanken gehen in jüngster Zeit wieder öfter in Richtung meiner früheren Bildhauerei. Irgendwann wird sicher die Zeit reif sein, neue Ideen umzusetzen, die in den vergangenen Jahren im Hintergrund gereift sind. Ganz sicher wird es einen anderen Charakter haben wie zuvor, so viel, wie in den vergangenen Jahren geschehen ist. Mit der Welt und mit mir. Da kann die Kunst nur eine andere sein. So lange, wie ich nicht sicher bin, wird die Arbeit daran unsichtbar bleiben. Und ob die Bäume und das Holz darin dieselbe zentrale Rolle spielen werden, kann ich noch nicht sagen. Wahrscheinlich, aber kein Muss. Vielleicht auch in einer Form, die denen, die meine früheren Sachen kennen, nicht gleich verständlich sein wird. Das aber müsste ich ihnen dann zumuten.

Holzkunst zwischen dekorativ und zeitlos

Die kreativen Objekte und Skulpturen aus Holz, die ich regelmäßig etwa bei Pinterest sehe, zeugen von einem ungeheuren Einfallsreichtum und zeigen, wie endlos und nie abgeschlossen die Möglichkeiten der Gestaltung mit diesem Material sind. Dabei beobachte ich aber einen Trend zu stark dekorativen Denkweisen, die bestimmte Oberflächeneigenschaften der Hölzer, roh oder farbig gefasst, glatt geschliffen oder gröber bearbeitet, aber immer so, dass aus der Oberfläche und der Struktur, oft auch zu seriellen Mustern aus Einzelstücken zusammengesetzt, die Attraktivität erklärt werden kann. Kaum jemand, der den Baum zum Thema macht, jedenfalls nicht in der Weise, wie ich das als Motiv meiner bildhauerischen Arbeit immer verstanden habe. Die Denkweise ist dabei noch gleichgeblieben, einfach weil das rein Dekorative sehr schnell an Spannung und Kraft verliert. Die grundlegenden symbolischen Eigenschaften, die aus der Arbeit mit dem Holz eines Baums hervorgeholt und vermittelt werden können, markieren aber etwas Allgemeingültiges und Zeitloses. Das wird sich nie ändern, aber als Künstler muss man die richtigen Vermittlungsformen finden, und natürlich die künstlerische Umsetzung, der von Zeitgenossen verstanden werden kann, weil sie aktuelles Wahrnehmen anspricht und durch dieses erst seinen Wert erhält. Diese Gradwanderung wäre die größte Herausforderung, sollte ich die künstlerische Arbeit wieder aufnehmen können.