Sich den Kulturwald bewusst machen

Heute hat mich eine Webdesign-Anfrage in einen forstwirtschaftlichen Betrieb ganz in der Nähe geführt. Eine gute Gelegenheit, mein großes Thema „Bäume und Holz“ einmal von dieser auf eine Dienstleistung bezogenen Perspektive zu betrachten und möglicherweise zu bearbeiten. Auch wenn meine traditionelle Wunschbaum-Sicht auf die Bäume und ihre Symbolik in der Regel andere Ebenen anspricht. Natürlich bewegen wir uns vornehmlich in Nutzwäldern, Forsten, also immer künstlich angelegten und in unterschiedlicher Form bewirtschafteten Wäldern. Unsere ganze Wahrnehmung von Wald und Bäumen ist eigentlich davon geprägt. Urwälder ohne jegliche Nutzung gibt’s zwar in fast allen Bundesländern, aber die muss man eben gezielt ansteuern. Sie sind dann ein Ausflugsziel, eine exotische Besonderheit, die umso deutlicher das normal gewordene, den Kulturwald ins Bewusstsein bringt. Und uns damit auf die Spur unserer eigenen Begriff von Natürlichkeit bringt. Ich freue mich jedenfalls, einen Anstoß für die Beschäftigung mit dieser Facette und diesen Dimensionen unseres Verhältnisses zu den Bäumen und dem Wald erhalten zu haben.

Unsensibler Baumschnitt

Dieses Bild scheinbar blindwütiger Verwüstung der Baumlandschaft scheint in diesen Wochen weit verbreitet zu sein. Bei der heutigen Autofahrt habe ich ständig Waldränder passiert, die mit teils sauber gestapelten, teils wild durcheinander liegenden Stämmen und Astschnitt übersät waren. Es wird einige Zeit brauchen, bis das wuchernde Grün dieses Bild erträglicher gestaltet. Und noch länger, bis die Abschnitte abtransportiert sind. Falls überhaupt, denn immer wieder begegne ich ganzen Stapeln vor Jahren gefällter Stämme, die niemals abgeholt werden und deshalb an Ort und Stelle vermodern. Immerhin einige Insekten haben dann etwas davon. Wahrscheinlich würde mich das weniger aufregen, wenn so etwas wie System erkennbar wäre. Tatsächlich aber wechseln sichtbare und nachvollziehbare Rückschnitte mit unmotiviertem Schneisenschlag ab. Dahinter steht in jedem Fall mangelnde Sensibilität und ausgeprägte Gleichgültigkeit gegenüber den ästhetischen Werten unserer Kultur- und Baumlandschaft.

Textbeitrag in „Der Warndt – ein industriell geprägter Naturraum im Wandel“

Es freut mich sehr, dass einer meiner Texte zur Symbolik der Bäume in einem gerade erschienenen regionalkundlichen Sammelband Einzug gehalten hat. Der zweite Band eines umfangreichen Buchprojekts über die saarländisch-lothringische Wald- und Kulturlandschaft „Warndt“ ist nun nach einer längeren Verzögerung doch noch erschienen: Beitrag in der Saarbrücker Zeitung über die Buchpräsentation. Das über 800 Seiten umfassende Buch wurde vom Heimatkundlichen Verein Warndt e.V. herausgegeben, so wie schon der erste Band in 2006 und der dritte, der noch folgen soll. Während der erste Band sich im Schwerpunkt mit der historischen Entwicklung des Waldgebiets befasst hat, ist dieser zweite mit teilweise zweisprachig wiedergegebenen Beiträgen von mehr als 30 deutschen und französischen Autoren auf den Naturraum Warndt, der aktuellen Fauna und Flora, den Gewässern, dem Habitat- und Artenschutz sowie der historischen und gegenwärtigen Landnutzung im grenzüberschreitenden Warndtgebiet konzentriert. Zwischen den überwiegend naturwissenschaftlich orientierten Beiträgen von Biologen, Botanikern, Geographen, Geologen und anderen Fachleuten sind einige Abschnitte mit literarischen Betrachtungen der Natur dies- und jenseits der Grenze, Beispielen für eine Poesie des Waldes und Texten über die Symbolik von Wald und Baum eingefügt. Letzteres trifft natürlich genau mein Lieblingsthema. Ich freue mich deshalb, dass mein Text über den christlichen Lebensbaumbegriff jetzt Bestandteil des umfangreichen Bandes ist, in der Form, wie ich ihn vor einigen Jahren zur Verfügung gestellt habe. „Zwischen Sündenfall und Erlösung: Der christliche Lebensbaum“ findet sich auf den Seiten 587-588 des Bandes und ist mit der Reproduktion einer im 18. Jahrhundert im ehemaligen Eisenwerk zu Geislautern gegossenen Takenplatte illustriert, die passenderweise den Sündenfall und den Baum der Erkenntnis darstellt. Im thematischen Rahmen des Gesamtbandes mag der Text im ersten Augenblick exotisch wirken. Aber ich finde, als Beitrag für die überleitenden Abschnitte ist er gut geeignet. Schön ist auch, dass sich ein Text von Ulf Stegentritt über die von mir ebenfalls sehr geschätzten Baumbetrachtungen Hermann Hesses anschließt. Die habe ich selbst ja bereits in meinem Text „Lebensbaum und Lebenslauf: Zur biografischen Bedeutung der Bäume“ näher unter die Lupe genommen, der im Übrigen vor einigen Jahren in dem Sammelband „Diktynna. Jahrbuch für Natur und Mythos“ veröffentlicht wurde. Dem sehr gelungenen neuen Buch über den Warndt, in dem erkennbar viel Mühe verschiedener Ehrenamtlicher steckt, wünsche ich viel Aufmerksamkeit und Erfolg.

Lebensbaum und Kulturlandschaft

Oh Wunder. Damit hatte ich zuletzt kaum noch gerechnet. Mit geschätzten 3 Jahren Verzögerung soll nun das Waldbuch des Heimatvereins W. tatsächlich erscheinen. Es handelt sich um ein umfangreiches Buch mit überwiegend Fachbeiträgen zu einer nahegelegenen Waldlandschaft, seiner Botanik und Kulturgeschichte. Und es enthält unter anderem einen kurzen Beitrag von mir über den christlichen Lebensbaumbegriff. Der Text ist Element verschiedener literarischer Abschnitte, welche die eher naturwissenschaftlichen Hauptkapitel des Bandes miteinander verbinden. Und da ist der Lebensbaum als archetypisches Symbol durchaus von Bedeutung, wenn es darum geht aufzuzeigen, wie eine Waldlandschaft über Jahrhunderte das kulturelle Empfinden und Wirken einer Region mitgeprägt hat. Ich bin sehr gespannt, wie das Gesamtwerk aussehen wird. Ende des Monats werde ich es bei der Präsentation sehen und hoffentlich die angekündigten Belegexemplare erhalten.

Sommerliches Marktereignis

Ein schöner Ausflug war es wieder, und das Wetter hat gehalten. Dieser Antik- und Trödelmarkt in Weiskirchen gehört schon zum festen Sommerprogramm dazu. Obwohl meist dieselben Händler dort zu finden sind und viele auch auf sämtlichen Märkten der Region auftauchen, gibt’s doch immer wieder Neuigkeiten. Mit Entdeckungen in meinen Interessensgebieten war es heute leider nichts, aber das Flanieren in sommerlicher Luft um den großen Kurparkteich herum, inmitten einer sehr grünen, von teils exotischen Bäumen dominierten Kulturlandschaft, hat etwas ungemein Entspannendes. Eigentlich ein Kulturereignis in seiner unschuldigsten Form, ohne Überladungen und Allüren bei allen Beteiligten. M. meinte unter dem Einfluss ihrer aktuellen Historienlektüre, dass es im Mittelalter auf Marktplätzen ähnlich zugegangen sein müsste. Ein schöner Gedanke, der zusätzlich noch zu einer gedanklichen Zeitreise einlädt.