Diffuse Aufbruchstendenzen

Zurzeit genieße ich eine ungewohnte Nachfrage gerade im Bereich der Kommunikationsdienstleistungen. Seltsam eigentlich, in dieser schwierigen Zeit, aber auch anregend in Verbindung mit den äußeren Einflüssen des Frühlings und der diffusen, noch unbestimmten Aufbruchstimmung unter den Menschen. Es ist eine Aufbruchstimmung, deren Richtung noch unbekannt und unklar ist, vielleicht liegt gerade darin ihre Besonderheit und eine Chance. Wäre schön, wenn der Baumfrühling diese positiven Ansätze bestärkt und endlich wieder ein Ruck durch die Gesellschaften geht, der wirklich zukunftsträchtig genannt werden kann.

Von der Auszeit zur Ausnahmezeit

Ein hektischer Tag, der gleich in der Frühe dramatisch begann. Und erfreulicher ist es dann auch im Laufe des Tages nicht geworden. Passt so gar nicht zu dem ansonsten tollen Wetter, das super gewesen wäre, hätten wir uns auf die sorglose Fastnachtsatmosphäre einlassen können. So stand aber alles im Zeichen notwendiger Vorsichtsmaßnahmen und Vorkehrungen. Mit wechselndem Erfolg. Da wünsche ich mir die Tage herbei, die uns hoffentlich noch im Frühjahr vergönnt sein werden, in denen das Reden über die Jahreszeit und ihre reizvollen Ausformungen wieder möglich sein wird, ohne all das andere, was uns so weit vom Grundsätzlichen wegbringt.

Wenn kulturelle Ausdrucksformen aus ihrem Rahmen zu fallen drohen

Gut, dass diese politische Drangphase heute zum Abschluss gekommen ist. Auch wenn das Ergebnis nicht überraschend ausfällt. Die eigentliche Herausforderung steht erst noch bevor, und hoffentlich wird es ein vernünftiges Kompromissergebnis geben, das ein kleines Stück dazu beitragen kann, dass die Stimmung sich von der vorherrschenden Lethargie und Zukunftsangst fortbewegt. Es irritieren mich zurzeit nicht nur diese offensichtlichen und übermäßig medial begleiteten Entwicklungen. Es ist mehr die grundsätzliche und ziemlich verbreitete, zudem zunehmende Abkehr von allem, was uns bis vor kurzem noch Sicherheit und das Gefühl von Verwurzelung beschert hat, was erschreckend nicht nur auf mich wirkt. Was sich im Alltag in dieser Form von perspektivischem Pessimismus, gepaart mit erschreckender Mutlosigkeit, breitmacht, beobachte ich u. a. auch darin, dass die Themen, die dieses Baumtagebuch zum Gegenstand hat, wie alle Themenbereiche, die in meinen Wunschbaum-Projekten seit vielen Jahren kreativ bearbeitet und weiterentwickelt werden, dass diese Themen derzeit kaum noch Beachtung finden. Es ist nicht nur eine Reduktion von Aufmerksamkeit festzustellen, der themenbezogene Blick und die Wahrnehmung scheinen insgesamt wie gelöscht. Das ist für alle, die durch kulturelle Formen einen zukunftsgerichteten gesellschaftlichen Beitrag leisten wollen, eine desaströse Situation, die vieles im Keim erstickt, was eigentlich dringend notwendig wäre. Wir müssen versuchen, diese extreme Durststrecke zumutbarer kultureller Rahmenbedingungen zu überstehen und unsere diesbezügliche Anstrengung zwischenzeitlich unerschrocken weiterzuführen.

Die doppelt kreative Herausforderung unserer Zeit

Ein ruhiger Sonntag, wie er nach der arbeitsreichen Woche notwendig und hilfreich war. Und gleichzeitig einer, an dem die unübersichtliche und wirklich beängstigende Lage in der Welt und der eigenen Nation gleichermaßen unübersehbar war. Es scheint vielmehr, dass die politische Bewusstheit in den letzten Jahren angewachsen ist und vielleicht lange nicht so ausgeprägt war wie aktuell. Angesichts des Mangels an deutlichen Wahlalternativen ist das aber eine ernüchternde Diagnose, weil man die Perspektive nicht erkennen kann. So werden es die Grundlagenthemen, die u. a. in diesem Baumtagebuch zur Sprache kommen, noch einmal schwerer zu vermitteln sein. Noch weiter scheinen die Menschen von der Aufmerksamkeit auf vermeintlich Zweitrangiges entfernt zu sein. So weit, dass es nicht einmal als kompensatorische Themenalternative wahrgenommen wird. Das jedenfalls konnte ich in früheren Jahren oft registrieren. Dass gerade in fristbelasteten, depressiven Stimmungslagen das Interesse an den natürlichen Grundlagen des Lebens wie auch den symbolischen Formen ihrer Thematisierung höher war und auf der Grundlage themenbezogene Kommunikation möglich wurde. Die ist jetzt aber selten und unwahrscheinlicher geworden, kann ihre kompensatorische, wie es mir selbst sympathischer ist, ihre klärende, Transparenz schaffende Wirkung nur noch in geringem Umfang und seltener erreichen. Das ist die große Herausforderung für Kreative in diesem Jahr und in näherer Zukunft. Eine Herausforderung, zu deren Auflösung wiederum viel Kreativität und kreative Erfahrung einfließen muss, um Fortschritte zu machen.

Voran bewegen unter erschwerten Bedingungen

Warum diese Arbeitswoche von so viel beobachteter Müdigkeit geprägt war, erschließt sich mir nicht. Zuletzt war eigentlich nach langer Zeit wieder Aufbruchswille spürbar, die Menschen fingen wieder an, wenn auch zaghaft, neue Projekte in Angriff zu nehmen. Mehr Mut und Zuversicht schienen ein Hoch zu erreichen. Aber das hat nicht lange angehalten, die gefühlte Depression folgte sehr schnell darauf. Das ist nun wirklich eine Zeit für tiefgreifendes Neudenken und Einordnen. Alles scheint auf dem Prüfstand und nicht mehr in der gewohnten Form gültig und schlüssig. Fast schon zu viel steht zur Disposition und verlangt uns neben der Bewältigung des Alltags eine riesige Menge Situationslernen ab, bei dem man sich nur schwimmend voran bewegen kann. Vielleicht ist so ja auch die ungewöhnliche Zurückhaltung bei der Lebensbaum-Thematik zu erklären. Wenn selbst Grundlagenthemen nicht mehr greifen, die ich bis vor kurzem noch als zeitlos bezeichnet und sie auch tatsächlich so betrachtet habe, dann ist es ganz besonders schwierig geworden. Da müssen wir sämtliche tief liegenden Kraftreserven anzapfen, um so etwas wie Weiterentwicklung unter erschwerten Bedingungen möglich zu machen.

Sich an den inneren Kraftquellen wieder aufrichten

Bei diesem winterlichen Nicht-Wetter fällt es mir relativ leicht, die Außenwertstatt nicht zu betreten. Aber wenn der Frühling seine ersten Zeichen erkennbar werden lässt, freue ich mich schon darauf, wieder in die kunsthandwerkliche Arbeit mit Holz einsteigen zu können. In früheren Jahren gab es dabei sehr oft eine Art Winterpause, so als wenn die Menschen im Winter, wie die Bäume selbst, ganz weit von der Lebenssymbolik und Energie der Bäume entfernt seien und deshalb dem Thema kaum Aufmerksamkeit schenkten. Später war das Interesse und die Aufmerksamkeit gerade in der kalten Jahreszeit im Verlauf ausgedehnter Winter besonders ausgeprägt. Aber in den letzten drei Jahren ist die Einstellung und Situation wieder wie früher – sehr wenig Affinität zu dem, was uns an den Bäumen während der Jahreszeiten ihres Wachstums, Blühens, Grünens und Fruchtens so fasziniert. Meine Einschätzung, dass in Krisenzeiten gerade diese Basisthemen in den Vordergrund treten, weil die Menschen sich an das halten, was wirklich wichtig und beständig ist, trifft aktuell tatsächlich nicht mehr zu. Meine Vermutung: Weil die Krisenstimmung einen bestimmten Punkt überschritten hat, der Frust viel tief sitzt und weiter reicht, als wir das jemals zuvor kannten. Selbst so starke Lebenssymbolik wie die der Bäume hat es dann sehr schwer. Daran sehen wir: Auf Unterstützung von außen, selbst von der umgebenden Natur, können wir derzeit nicht mehr setzen. Wir müssen das, was uns wieder aufrichtet, aus unserem Inneren heraus- und hervorholen. Allerdings kann uns die Begegnung mit der natürlichen Welt da draußen auch heute noch bei dieser Aufgabe behilflich sein.

Neue Aufbruchversuche

Gut, dass die Herausforderungen umfangreich und die Aufgaben gerade vielfältig sind. Und gut auch, dass das zu Beginn des Arbeitsjahres sich so entwickelt. Denn das steht schon für Anzeichen neuen Muts und neuer Aufbruchversuche nach einer langen Zeit lethargischer Unentschlossenheit. Man muss diese zarten Ansätze insofern pflegen und nach Möglichkeit wachsen lassen. Das sind vegetabile Überlegungen, die eigentlich zum Frühling in der Natur, dem Grünen und Austreiben der Bäume passen würden, nun aber schon im Winter bei sehr ungemütlicher Außentemperatur eine Rolle spielen. In so schwierigen Zeiten sind solche Gegensätze vielleicht aber auch notwendig und sogar hilfreich, um Dinge wieder in Bewegung zu bringen. Warum also nicht frühlingshafter Aufbruch inmitten des Winters. Kein Weihnachtswunder mehr, aber doch noch ein spätes Winterwunder, das uns hoffentlich mit etwa Schwung in dieses Jahr hineinträgt.

Konstanz, Zeitlosigkeit und passende Lebensthemen

Der November hat sich so richtig in sich selbst festgebissen und scheint nicht vorzuhaben, in einen lichten Spätherbstmonat überzugehen. Das passt zu der trüben Stimmung in Politik und Wirtschaft. Und zu den Auswirkungen, die das auf die Seelen und Gemüter der Menschen hat. Es gelingt mir dennoch, bei meinen Themen zu bleiben und an meinen Schwerpunkten festzuhalten, die schier endlos und meist auch zeitlos sind. Dazu zählen spirituelle Themen, ästhetische und künstlerische Themen, aber immer auch und immer noch die Bäume und ihre Lebenssymbolik. Auch wenn bestimmte Ausformungen dieses Interesses zurzeit reduzierte Chancen erhalten, bin ich doch froh und dankbar, diese Themen schon früh mich und mein Umfeld entdeckt zu haben. Daraus erwächst unter anderem auch eine gewisse Konstanz und Zuverlässigkeit, die in diesen Krisenzeiten enorm viel wert sind. Ich wünsche allen, dass sie jeweils passende und förderliche Lebensthemen für sich finden und auch immer weiter entwickeln können.

Das Gemeinsame und Unverrückbare wiederentdecken

Die Gefrierschrankatmosphäre wird uns noch einige Tag in Beschlag nehmen. Und ihr entsprechen die erschreckenden politischen Entwicklungen jenseits des Atlantiks, die einem einen Schrecken einjagen können. Da hat man schon den Eindruck, die Welt geht demnächst unter – wenn zu allen Problemen und Unzulänglichkeiten noch weitere hinzukommen, die das Desaster zum Extrem ausweiten. Vielleicht müssen wir uns künftig noch stärker auf unsere Grundlagen konzentrieren und diese wieder neu entdecken, die von veränderlichen Weltereignissen und auch von nationalen Zeiterscheinungen und Entwicklungen unberührt bleiben. Ich meine, dass die Beschäftigung und Reflexion über unser natürliches Umfeld, z. B. im Spiegel der Baumsymbolik, einen wesentlichen Beitrag zu dieser Wiederentdeckung des Gemeinsamen und Unverrückbaren darstellen kann.

Der Beitrag des einzelnen zur „kritischen Masse“

Wie eigentlich immer ab Anfang Oktober bin ich tatsächlich heute schon an meinen Kellerarbeitsplatz umgezogen, um die jüngste Anfrage nach einem Lebensbaum-Armband zu bearbeiten. Jedenfalls nachdem ich in der Werkstatt die Grundlage, einen exakt 7mm starken Stab hergestellt hatte. Das war auch draußen für Oktober ein recht angenehmer Tag. Aber es wird schon früh dunkel und wenn man einige Stunden sitzt, ist es draußen dann doch nicht mehr zumutbar. Deshalb war der Umzug fällig. Wenn schon bei künstlicher Beleuchtung, wäre es doch schön, wenn diese Innenarbeitsraumsaison mit viel intensiver Manufakturarbeit angefüllt wäre. Von meinen jüngst initiierten Werbeaktivitäten könnte dafür ein geeigneter Impuls ausgehen. Die generelle Stimmung unter den Menschen ist dagegen ein Einflussfaktor, den man als einzelner Mensch und Kreativer nicht wirklich beeinflussen kann. So hoffe ich sehr, dass sich noch in diesem Jahr ein neuer Mut, mehr Zuversicht in die Gestaltbarkeit der Zukunft neu herausbildet und sich diese neue Zuversicht auch stabilisieren kann. Natürlich kann jeder einzelne versuchen, etwas dazu beizutragen. Letztlich wird es auf die legendäre „kritische Masse“ ankommen, ob eine Richtungsänderung spürbar und wirksam wird.

Auf unbestimmte Zeit verschieben

Ein ziemlich unruhiger Tag mit unplanmäßigem Außeneinsatz und einer innervierenden technischen Aufgabe, die gerade wie unlösbar erscheint. Da ist die Symbolarbeit mit den Bäumen ganz weit weg. Wie mir in diesem Jahr es ohnehin so erscheint, dass alle Welt wie abwesend, fast träumend durchs Leben wandelt oder wankt, nicht wissend, wo der Weg hinführt. Eine solche extreme und nahezu weltweit und quer durch alle sozialen Gruppen reichende Unsicherheit und Verzagtheit habe ich bisher noch nicht erlebt. Mittlerweile wirkt es so, dass sich dem Eindruck und den Wirkungen niemand entziehen kann. Es bleibt die Frage, wie man vernünftig mit diesen Zeitumständen und dem desaströs erscheinenden Entwicklungszustand der Menschheit umgehen könnte. Bisher beobachte ich dazu vor allem Ratlosigkeit und den Wunsch zu vergessen, oder zumindest die Einschätzungen und Dinge auf unbestimmte Zukunft zu verschieben.

Anti-Krisen-Kreativität

Der Flow innerhalb der Routinearbeit ist nach einem ruhigen Wochenende gleich am Montagmorgen wieder da. Und schon ist der ganze Tag wieder mit gedrängter Geschäftigkeit und unzähligen Aufgaben und Herausforderungen angefüllt. Eigentlich gut, denn das täuscht ein wenig über die tiefgründige Lethargie hinweg, die tatsächlich vielerorts und unter den Menschen generell festzustellen ist. Da kommt Geschäftigkeit sogar recht, weil sie eine Lücke ein Stück weit schließt, die durch diesen dauerhaften Krisenmodus entstanden ist, der uns seit Jahren beeinflusst und leider sehr stark abbremst. Es ist nicht ganz einfach, dem etwas entgegenzusetzen, was dem zuvor Normalen und Erwarteten nahekommt. Ich versuche es dennoch, einfach weil die Motivationswende, die Anknüpfung an frühere, schon einmal weiter fortgeschrittene Entwicklungsstände, irgendwann wieder kommen muss. Und ich meine, man muss sich dieses Wiederkehren wirklich erarbeiten. Die kreativen Aufgaben und Hervorbringungen sind wohl das beste Mittel gegen den Krisenstrom. Die versuche ich nach wie vor in Bereich des Kunsthandwerks, in der Fotografie und Bildgestaltung und auch im sprachlichen Bereich, sogar in den eher auf Marketing bezogenen beruflichen Aufgaben umzusetzen. Denn daran fehlt es uns, an kreativen Inhalten, die etwas neu erfinden, was uns abhandengekommen ist, durch äußere, ungewollte Umstände, aber teilweise wohl auch durch eigene Versäumnisse, Nachlässigkeiten, u. U. auch Naivität, was die Entwicklungspotenziale unserer Gesellschaft und Wirtschaft betrifft.

Traditionelle Märkte in neuer Wahrnehmung

Der traditionelle Antikmarkt auf dem quadratischen, von Linden gesäumten Platz in W. war heute wieder ein schönes Erlebnis. Auch wenn das Wetter gewohnt wechselhaft ausfiel, überwogen doch die sonnigen Phasen, was für Marktbesuche generell belebend ist. So sind wir auch ungewöhnlich vielen Besuchern begegnet, ein richtiges Gewimmel, bei gleichzeitig guter Auslastung der Stände. Und einem ungewohnt reichhaltigen und hochwertigen Angebot. Deshalb sind auch einige Funde möglich gewesen, was bei den letzten Besuchen dort eher selten der Fall war. Ich hoffe, das wird ein Auftakt für eine Reihe anregender Marktbesuche in diesem Sommer werden. Nicht nur wir bemerken an uns gewisse Entzugserscheinungen, die durch krisenbedingte Zurückhaltung noch verstärkt wurden. Dennoch habe Ausflüge dieser Art heute eine andere Anmutung als in früheren Jahren. Sie müssen es vielleicht auch haben, weil die Zeiten andere, in gewisser Weise ernstere geworden sind. Es wäre nur schade, wenn solche und ähnliche Ausformungen kultureller Tradition dadurch in Vergessenheit geraten und zur Bedeutungslosigkeit verbannt würden.

An tief liegende Kraftquellen heranreichen

Gut, dass ich das nächste Fotoshooting nicht vorverlegt habe. Denn heute Nachmittag wäre es sehr ungünstig für eine Außenaufnahme vor vegetabiler Kulisse im nahegelegenen Garten der Sinne gewesen, hat doch nach einigen sehr sonnenreichen Tagen die Kühle und Lichtarmut wieder Einzug gehalten. Das wäre dann auch im Freien etwas sehr wenig Sonnenlicht gewesen. Nicht gut für die Belichtung und auch nicht für die Lebendigkeit der Farbdarstellung. So hoffe ich auf eine Rückkehr des Frühsommers in den nächsten Tagen, und darauf, dass wir wieder mehr aufatmen können. Bei so viel Desillusionierung bei den Menschen auf der ganzen Welt, einem solchen Motivationstief brauchen wir die äußere Verstärkung, körperlich wahrnehmbare Unterstützung durch jahreszeitliche Normalität wenigstens beim Wetter. Vielleicht können wir mit Unterstützung des Sonnenlichts ja eher an tief liegende Kraftquellen heranreichen, um zarte Ansätze von positiver Zukunftsorientierung rasch wachsen lassen zu können. Es ist schwer geworden, an etwas Erfahrenes anzuknüpfen, auf bereits Erlebtes zurückzugreifen, um diese Krisenzeit zu meistern und diese Krisenstimmung zu überstehen.

In Krisenzeiten an das Gewohnte anknüpfen

Die kunsthandwerkliche Arbeit am Nachmittag war nach Längerem wieder eine anregende Erfahrung. Eigentlich wollte ich mit der Feinarbeit an dem Armband morgen weitermachen, allerdings ist mir eingefallen, dass morgen ja Feiertag ist. An dem kommt das natürlich nicht in Frage. Aber bis zum Wochenende sollte die Arbeit doch abgeschlossen sein. In diesen Krisenstimmungszeiten sind solche Aufträge nicht mehr selbstverständlich. Es scheint, alles wird mittlerweile auf die Waagschale gelegt, selbst zeitlose Symbolformen, die eigentlich nur motivierend und zentrierend sein wollen. So erhalten die Aufgaben, die derzeit möglich sind, einen umso größeren Stellenwert und irgendwie noch mehr Intensität. Es scheint, dass eine neue Art von Bescheidenheit da angebracht und vielleicht auch notwendig geworden ist. Es kann sein, dass dem nicht etwa die Rückkehr zum Gewohnten folgt, sondern etwas anderes, wenn sich an das Gewohnte und bisher Erwartbare nicht mehr anknüpfen lässt.

Menschlich nicht Auflösbares

So extrem viel und durchgängig praktizierte Krisenkommunikation. Allmählich wird es einem zu viel. Immer schwieriger scheint es, dem etwas Sinnvolles und auf die Zukunft Gerichtetes entgegenzusetzen. Ich bemühe mich durch Rückgriff und bewusste Aufmerksamkeit auf die zeitlosen Naturthemen, allen voran die Bäume und ihre reiche Lebenssymbolik, einen erdenden Ausglich zu schaffen. Für mich selbst und alle, mit denen ich in Verbindung stehe. Aber manchmal zweifle ich schon an der Wirksamkeit aller bewussten Ansätze und auch an der Nutzbarmachung gelebter Erfahrung. Manchmal, vielleicht an diesem Punkt unserer Entwicklung, muss auch etwas von außen kommen. Nichts Menschliches, eine geistige Größe, die unseren grundlegenden Ursprung definiert und die menschlich nicht Auflösbares ganz unabhängig und unbelastet ausgleichen könnte.

Die ganz eigene Krisenbewältigungsstrategie finden

Zu allem, was uns derzeit und nun schon seit Langem im eigenen Land und im eigenen regionalen Lebensumfeld begegnet, scheinen nun auch die weltweiten Turbulenzen, Ungerechtigkeit und Unwägbarkeiten zum regelmäßigen Muster unserer Wahrnehmungen und Erfahrungen zu gehören. Das macht schon etwas mit den Menschen, die bei so massiver Desillusionierung und Entmutigung auf allen Ebenen irgendwann Probleme bekommen, alles so zu verarbeiten, dass sie gesund und zuversichtlich bleiben. Es fehlen eben Referenzlösungen, die Möglichkeit, auf schon Erfahrenes, Durchlittenes und letztlich Gelöstes zurückgreifen zu können. Ein Zukunftsleben voller dauerhafter Herausforderungen, die extreme Kreativität, das Finden ganz neuer, auf die jeweilige ungekannte Situation passender Lösungen fordert. Ich wünsche allen Rückzugsräume, Rückzugsthemen und soziale Umgebungen für den reflektierenden Rückzug, der ein Verarbeiten überhaupt erst langfristig machbar erscheinen lässt. Für das Soziale muss jeder auf die eigene Biografie aufbauen, aber die Rückzugsthemen und -räume sind wohl offener, vielfältiger auswählbar und nutzbar. Eines meiner wichtigsten Rückzugsthemen sind die Bäume, ihre Symbolik und Ästhetik, weil ich mich als Mensch in diesen Mit-Lebewesen sehr gut spiegeln und damit selbst beobachten kann. Eine unterstützte Form von Selbstbeobachtung, die Reflexion und angepasstes Sozialverhalten begleiten und erleichtern, auch flexibler gestalten kann. Ich wünsche jedem, vergleichbare starke Themen für sich zu entdecken und damit die ganz eigene Krisenbewältigungsstrategie der Zukunft zu finden.

Starke Verbündete

Es scheint, dass das Ende der Fastnacht und der heutige Beginn der Fastenzeit wieder einmal verbreitet als willkommener Anlass für eine erneute Auszeit angesehen werden. So lässt sich die laufende Woche ganz gut verbummeln, ohne Neues angehen zu müssen. Auf mich wirkt diese Feier- und Auszeit-Kultur inzwischen befremdlich. Nicht wegen der Auszeiten selbst oder ihrer Anlässe, deren Pflege ich ausdrücklich begrüße. Nein, weil das Verhalten vorher und nachher wie eine Flucht zu sein scheint. Als wenn das Bedürfnis, möglichst wenig von der aktuellen Wirklichkeit an sich heranzulassen, zu einer Grundeinstellung geworden ist. Ich hoffe, es ist tatsächlich nicht ganz so, und auch nicht unwiderruflich in dieser Form. Denn, was wir einmal als erwartbar und richtig empfunden haben, sollte nicht einfach verschwinden – nur wegen unbegreiflicher Wendungen in Gesellschaft, Politik und Kultur. Die haben etwas zu bedeuten, aber wir müssen sie auch aktiv verarbeiten und durchdenken. Anders machen Krisen- und Schreckenserfahrungen keinen wirklichen Sinn. Die Reflexion über Symbolhaftes und speziell die Symbolik der Bäume ist für mich auch keine Flucht, sondern im Gegenteil ein Ansatz, gerade sich ehrlich und unvoreingenommen mit dem auseinanderzusetzen, was uns gegenwärtig widerfährt. Als konstanter, quasi archetypischer Hintergrund der Beobachtung und Reflexion gehören die Bäume zu den stärksten Verbündeten.

Mit den Bäumen Verschüttetes in Erinnerung zurückrufen

Etwas Entspannendes behalten auch in Krisenzeiten diese Fastnachtstage. Vielleicht ist es nach Jahren von der Pandemie geprägter Vorsicht auch erstmals wieder möglich, einigermaßen frei der Tradition und ihren Ritualen nachzugehen. Jedenfalls kann ich da eine Veränderung feststellen, die gefühlt an die Atmosphäre früherer Jahre anknüpft. Leider bleibt der Krisenmodus gleichzeitig latent vorhanden, so dass man wohl davon ausgehen kann, dass die Krisenroutine nach den tollen Tagen in eine neue Runde eintreten wird. Vielleicht dann ja von etwas Entlastung erleichtert und handhabbarer als zuletzt. Ich wünsche mir für die nächsten Monate wieder mehr Anknüpfungspunkte für neue Projekt, mehr Zuversicht und Mut auch bei den Projektpartnern. Denn ohne die wird es gerade in Deutschland zunehmend reduziert vorangehen, ohne die werden wir uns Potenzial nicht mehr ausschöpfen können. Mut zur Individualität und selbstbewussten Besonderheit bei dem gleichzeitigen Bewusstsein einer Zugehörigkeit zu einem Kollektiv, mit dem uns vieles verbindet, können wir ganz eindrucksvoll von den Bäumen lernen. Oder uns im Angesicht der Bäume und ihres unbändigen Lebenswillens, ihrer Zähigkeit und Ausdauer in und an uns selbst wieder in Erinnerung rufen. Denn all das war nie verschwunden, es ist uns in diesen Zeiten nur zunehmend aus dem wachen Bewusstsein verschwunden.

Von den Bäumen als Mit-Lebewesen lernen

Es sind Zeiten, in denen es schwerfällt, tatsächliche Veränderungen herbeizuführen. Solche jedenfalls, die das Krisenhafte zurückdrängen könnten. So liegt nach wie vor der Schwerpunkt aller Bemühungen beim Lecken der eigenen Wunden. Am möglichst schadlos durch die Zeit kommen. So ganz weit weg von wirklichem Gestaltungswunsch, der auf eine verbesserte, liebenswürdigere Zukunft ausgerichtet wäre. Die Menschen haben es tatsächlich schwer, es scheint, sie sind bei so vielen Baustellen gleichzeitig überfordert. Auch weil es zu fast nichts eine Vergleichsvorlage gibt. Man muss die Dinge ständig wieder neu einordnen, zu verstehen versuchen, versuchen, Schlüsse zu ziehen, Dinge anzupassen. Ich wünschte mir aus der unverrückbaren Kraft der Baumindividuen heraus, nach ihrem Vorbild sozusagen, wieder mehr Mut in dieser Richtung. Das eigene voranbringen, immer mit dem Bewusstsein zu einem größeren sozialen Ganzen zu gehören, mit vielen Verknüpfungen und Gemeinsamkeiten. Das können wir tatsächlich immer noch und immer wieder von den Bäumen als symbolstarke Mit-Lebewesen lernen.

Krisen – Grundlagen – Neustart

Es gibt solche Routine-Besuche, die für mich seit über 30 Jahren notwendig sind und die in jüngster Zeit glücklicherweise immer positive Ergebnisse erbracht haben. Das ist beruhigend, zumal alles Sonstige so unsicher und unberechenbar geworden ist. Neu scheint mir aber, dass die so krisenbesetzte Verfassung unserer Welt immer häufiger zum Gegenstand der Gespräche wird, eigentlich schon regelmäßig den kommunikativen Austausch nicht nur sporadisch begleitet, eher den eigentlichen Themenschwerpunkt darstellt. Einfach, weil sich dem keiner entziehen kann und man in jedem Bereich des Lebens Ansatzpunkte erkennt. Dinge, die eigentlich anders verlaufen und sich entwickeln sollten, wenn wir von einer Vorstellung beständiger positiver Weiterentwicklung ausgehen. Gegenwärtig und schon länger bewegen wir uns dagegen im Rückschritt. Niemand kann das mehr leugnen. Nur frustriert das zunehmend flächendeckend und umfassend und verhindert damit zusätzlich eine rasche Kehrtwende. Also muss sich in den Köpfen, am besten in denen einer „kritischen Masse“, wie schon so häufig in früheren Jahren, etwas bewegen, um wirkliche Veränderung in zukunftsfähiger, hoffnungsfroher Form zu erreichen. Ich meine ja immer noch, dass die Basisthemen, die wir in der gedanklichen und praktischen Auseinandersetzung mit unserer natürlichen Umwelt, u. a. mit den Bäumen, einen Ansatz finden können, um über die Grundlagen zu einem positiven Neustart zu gelangen. Wir müssen uns alle sehr viel Mühe dabei geben.

Aufbruchwille und Motivationsstärke

Diese unwirkliche Atmosphäre, die sich schon seit der Jahreswende erneut breit gemacht hat, hält sich auch Anfang Februar beständig. Da ist noch kein frühlingshafter Aufbruch festzustellen. Es scheint, alle lecken derzeit ihre in den letzten Jahren geschlagenen Wunden und sind aber für den Angriff, militärisch formuliert, noch nicht gerüstet. Die Suche nach dem Sinn steckt vermutlich dahinter, so hoffe ich jedenfalls. Das ist sympathischer als die bloße Lethargie und Ratlosigkeit. Nach dem Sinn zu suchen, ist immerhin ein Anfang, der zeigt, dass da noch etwas lebt. Aber es bleibt schwer, sich der Verunsicherung zu entziehen. Selbst die in sich Ruhenden dürften irgendwann von dieser Krisenstimmung infiziert sein. Denen wünsche ich besonders ausgeprägte Widerstandsfähigkeit und dass sie die vorhandene weiter stärken können. Vielleicht mit der zeitweiligen Begegnung mit den Bäumen, dem Nachdenken und kreativen Arbeiten mit vegetabilen Symbolen. Das wäre meine Empfehlung, weil starke Lebenssymbolik Aufbruchwillen und Motivationsstärke befördern können.

Die Wohltat zeitloser Themen

Auch wenn es zwischendurch kommunikative Flautephasen bei den Wunschbaum-Projekten gibt, ist es doch wohltuend festzustellen, wie konstant allein aufgrund des Themenfeldes die Aufmerksamkeit auf die verschiedenen Angebote doch ist und bleibt. Bei einem Projekt, das in seinen ersten Ausformungen nun schon seit über 20 Jahren im Raum steht und übers Internet weite Verbreitung gefunden hat, ist das doch als Erfolg zu werten. Gerade solche Konstanten sind selten geworden. Insbesondere in diesen Krisenzeiten, in den wir jetzt leben und an denen wir uns abarbeiten und erschöpfen, können die zeitlosen Themen eine Erholung sein. Sie können auch helfen, die anderen, im Alltags unaufhörlich uns entgegentretenden besser zu verarbeiten und zu steuern. Ich hoffe, das Themenfeld und die reiche Symbolik und Ästhetik der Bäume bleiben mir noch lange erhalten. Und es gelingt mir, die darauf aufbauenden Projekte immer wieder zeitgemäß und sinnvoll weiterzuführen.

Wechselhafte Rezeption der Baumsymbolik

Mit einzelnen Armbändern startet dieses neue Jahr der Wunschbaum-Manufaktur erfreulicher als erwartet. Es gab auch schon lange Winterpausen, dazwischen allerdings auch Hochzeiten während der Monate vor und nach Weihnachten. Wo die Ursachen für Aufmerksamkeitsschwankungen u. a. bezüglich symbolischer Inhalte und Formen liegen, ist eindeutig für mich zu beantworten. Es kann schlicht an den äußeren Verhältnissen, sprich dem Wetter liegen. So können besonders lange und ungemütliche Winter die Aufmerksamkeit auf lebendige Natur und ihre symbolische Repräsentanz verstärken, und Krisen wie die gegenwärtig sich häufenden das Interesse an allem, was nicht Grundbedürfnisse angeht, auf ein Minimum reduzieren. So haben wohl nicht wenige Kunsthandwerker die Pandemie-Jahren mit großer Ernüchterung hinter sich gelassen, wenn sie denn ihr Kunsthandwerk noch ausüben können. Und aktuell bewegt sich vieles im Schwebezustand, was Demotivation und eingeschränkte Interessenartikulation eher noch vergrößert. Es ist eine Funktion des Baumtagebuchs, auch diese Seite der Rezeption von Baumsymbolik und Baumästhetik unter den jeweiligen Zeitumständen zu dokumentieren.

In schwieriger Zeit alte Erkenntnisse verinnerlichen

Meine Lektüre der Vortragsmitschriften und Werke Rudolf Steiners habe ich in diesem Jahr sehr vernachlässigt. Es fehlte wohl an der dafür notwendigen Ruhe, ohne die gerade dieser Texte nicht richtig aufnehmbar und verarbeitbar sind. Aber Ms Aufforderung nachkommend habe ich jetzt wieder zwei neue Bände wiederum mit Vortragsmitschriften bestellt, deren Inhaltsbeschreibung spannende Themen verspricht. Ich hoffe, ab der Zeit zwischen den Jahren endlich wieder die Zeit und Muße zu finden, mich in diese Texte zu vertiefen. Ich meine, dass das gerade heute wieder helfen kann, den Horizont zu erweitern. Jedenfalls stelle ich immer wieder fest, dass die z. T. über hundert Jahre alten Äußerungen enorm modern wirken und ähnlich auch heute noch hätten geäußert werden können. Auch wenn man die spezielle Sprache Steiners vielleicht als altmodisch werten würde. Die Themen sind es sicher nicht. In den neuen Texten, die ich demnächst erhalte, geht es wieder um seine Kunstauffassungen und um andere spannende Themen, die mehr mit der Menschen- und Welterkenntnis im Allgemeineren und mit speziellen Fragen in der spirituellen Erkenntnis im Besonderen zu tun haben.

Wesentliches in anstrengender Zeit

Der größte Teil meiner adventlichen Grüße habe ich heute für den Versand fertiggestellt. Damit ist bereits ein gutes Stück vorbereitender Weihnachtsaktivität erfolgreich auf den Weg gebracht. Daneben wird es noch weitere Projekte in dieser Richtung geben, teilweise auch für Geburtstage, die in meiner Familie und Bekanntschaft bevorzugt in den Wintermonaten liegen. So bleibe ich gewissermaßen in zweifacher Hinsicht in Übung und kann gleichzeitig verschiedene symbolische Formen individuell in Szene setzen, für die ich selbst ein besonderes Faible habe. Ich denke auch, dass gerade wegen meiner eigenen Intensität diese auch bei den Beschenkten oder einfach den Menschen, mit denen ich in der Weihnachtszeit in Kontakt trete, ankommt, in dem Sinn richtig verstanden wird, in dem es gemeint ist. Die Gefahr, dass die Initiativen abgestanden, altmodisch oder gar in unserer Zeit unpassend wirken könnten, sehe ich dagegen nicht. Es ist mir eher ein Bedürfnis, einen im eigentlichen Wortsinn „romantischen“ Zugang zu der uns allen gemeinsamen Symbolik der Weihnachtszeit in Formen zu gießen und zu teilen. Meist, aber nicht nur, spielt dabei der Weihnachtsbaum eine wichtige Rolle. Ein Beitrag, zumindest als punktuelle Anregung, dieser anstrengenden und erschöpfenden Zeit etwas Wesentliches anklingen Lassendes entgegenzusetzen.

Krisenbewältigung und das Reden über Bäume

Ein ruhiger Sonntag, der nach der Geschäftigkeit der gesamten Arbeitswoche willkommen war. Und mit dem Biografieprojekt bin ich immerhin auch weitergekommen, also war es nicht der reine Erholungstag, dennoch ein ruhiger, wie ich das für einen Sontag am liebsten habe. Die Geschehnisse in der Welt sind so von Katastrophen, Gewalt, politischen und wirtschaftlichen Krisen dominiert, dass es fast schwerfällt, überhaupt so etwas wie Ruhe zu pflegen. Und all die anderen Themen, vor allem die grundlegenden, die unser Leben eigentlich prägen, kommen natürlich wieder und immer noch zu kurz. Der Zustand hält nun nämlich schon über Jahre an und scheint immer dramatischere Formen anzunehmen. Was macht das mit der geistigen Entwicklung der Menschheit, gibt es überhaupt noch eine fortschrittliche Entwicklung auf diesem Gebiet, oder sind wir im beständigen Rückschritt befindlich? Es ist heute wie beim Wort Berthold Brechts mit dem Reden über Bäume: Es scheint einen gesellschaftlichen Zwang zu geben, sich solches zu verbieten, weil es doch so viel Wichtigeres zu bedenken, zu überdenken und zu beachten gilt. Nur steht dieses Beispiel des Redens über Bäume eben heute noch deutlicher denn je stellvertretend für das Denken und Kommunizieren auf dem Gebiet des Geistigen, gerade dem, was nicht Gegenstand der Nachrichten und öffentlichen Diskussion ist und es auch nicht sein kann. Es ist dennoch das eigentlich Bedeutsame, das wir nicht vernachlässigen sollten. So gesehen wäre ein Reden über die Bäume willkommen, und wenn das eher möglich ist als das Reden über Frieden und Solidarität, bin ich dafür die Gelegenheit zu ergreifen. Von dem, was damit geistig erreicht wird, zu den zurzeit wieder in der Öffentlichkeit dominanten Themen ist dann nicht weit. Und dieser alternative Weg scheint mir vielversprechender, stellen wir doch ein ständiges Unvermögen bei den gewohnten Versuchen fest, die Krisen auf politischem Weg oder gar mit Gewalt aufzulösen.

Wiederbelebung des Fortschrittsdenkens

Schön, der Faden von Aufträgen für die Wunschbaum-Manufaktur reißt nicht ab. So kann ich in diesem Jahr eine wieder deutlichere Kontinuität beobachten, es ist nicht mehr ganz so extrem wechselhaft wie in den Jahren zuvor. Vielleicht einer der wenigen Bereich, die nicht so extrem ausfallen. Mehr solche Regelmäßigkeiten und Gleichmäßigkeiten könnten wir alle gut gebrauchen. Man muss sich die Gelegenheiten nur immer häufiger selbst schaffen. Das Erwarten von externen Anstößen kann nur noch enttäuschen. Das Gute: Wir alle sind aufgefordert, unsere manchmal tief innenliegenden, oft schon begrabenen kreativen Ressourcen nach oben zu spülen und zu aktivieren. Bei allem, was an Trauerspielhaftem sonst festgehalten werden könnte, liegt darin vielleicht auch eine Hoffnung, der Ansatz für die Wiederbelebung des Fortschrittsdenkens, das uns vor lauter Dekadenz und Rückwärtsbewegung fast abhandengekommen zu sein schien.

Krisenkreativität

Die Sommerlethargie scheint aktuell wieder einen ihrer zahlreichen Höhepunkte zu feiern. So erscheint es mir, vielleicht liegt das aber auch an den in unserem Bundesland noch anhaltenden Schulsommerferien, die gewisse Wirkungen auch auf die Erwachsenen nicht verfehlen. Ich bin ganz froh, mich in solchen Phasen, die inzwischen keine Seltenheit mehr sind, auf technisch und zeitlich aufwändige Aktualisierungen und Wartungen konzentrieren zu können, die sonst eher nebenbei laufen müssen, was nicht immer angenehm ist und dann eher auch zu Fehlern führt. So versuche ich den eher lähmenden Auszeiten in dieser Krisenzeit möglichst positive Seiten zu entdecken und diese möglichst produktiv zu nutzen. Es braucht aber schon ein wenig kommunikative Resonanz bei so viel Krisenkreativität, hoffentlich zumindest im Rahmen der Wunschbaum-Projekte.

Aufhebung, Transformation und die Anknüpfung an einstige Entwicklungsstände

Die unübersehbaren Verwerfungen unserer Zeit sind immer häufiger Gegenstand von Gesprächen. Vielleicht weil die Menschen glauben, im Diskurs etwas bewegen zu können, und sei es auch nur ein winziges Stück. Dennoch schwingt dabei immer eine fatalistische Grundeinstellung mit, die sich festgesetzt hat und wuchert wie eine Krankheit. Vielleicht ist neben all den körperlichen Dingen, die uns begegnen diese Zeitumstände auch tatsächlich die Hauptquelle des gefühlten Niedergangs, zumindest des Rückschritts, der Dekadenz auf vielen Ebenen gleichzeitig. Ich versuche immer wieder, u. a. mit den Wunschbaum-Initiativen, dem etwas entgegenzusetzen. So etwas wie Zuversicht und Anknüpfungsmöglichkeiten an frühere Zeiten bereitzustellen, die wesentlich fortschrittlicher und entwickelter genannt werden müssen. Daran sollten wir anknüpfen und mit dem Wissen um das Mögliche diese lähmende Geistesverfassung dieser Jahre „aufheben“. Wir benötigen dringend eine solche Aufhebung im Vertrauen auf unsere tief liegenden, Wachstum und Weiterentwicklung begünstigenden Eigenschaften und Fähigkeiten.

Wunschbaum-Motivation

Ausnahmsweise haben sich die Wetterverhältnisse in Deutschland einmal umgekehrt. Anders als sonst hat der Osten zurzeit das schöne sonnige Wetter abbekommen, und wir im Südwesten sehen uns untypisch trüber, wenn auch noch warmer Witterung ausgesetzt. Dem Sommerfeeling hat das einen Dämpfer versetzt. Und schon rutschen die Menschen spürbar in die große Depression zurück, die die gesamte Gesellschaft auf allen Ebenen erfasst hat. Es scheint, nur die Biologie oder die natürlichen Umweltbedingungen können uns da zeitweise herausholen und ansatzweise motivieren. Ganz schlechte Voraussetzungen für Fortschrittsdenken und kreativen Mut. Was es allen Kreativen derzeit schwer macht, sich noch irgendwie zu äußern und wahrgenommen zu werden. Auch deshalb setze gerade in Zeiten der Depression auf die aufbauende Kraft der Bäume, einfach weil sie so starke Lebenssymbolik verkörpern und die Menschen diese Symbolik gut verstehen. In meinem Wunschbaum-Projekten punktuell an diesem Umstand anzusetzen, ist seit über 20 Jahren mein Bestreben, das ich gerade in diesen so entmutigten und entmutigenden Zeiten versuche aufrechtzuerhalten und möglichst immer weiterzuentwickeln.