Der Zukunftswert innerer Sicherheit

Noch ein paar Tage dieses Spätwinters mit Düsternis und nasser Kälte werden uns nicht erspart bleiben. Aber mit den eigenen Vorbereitungen für die künftige Pflanzsaison wird hoffentlich der Frühling auch Einzug halten. Ich schätze, das wird bei uns auch mit dem Ausgehen des Brennholzvorrats und damit dem Ende des Holzofensaison zusammenfallen. Und natürlich mit Ostern. Das wäre doch eine schöne Koinzidenz, die das Erwartbare und Vertraute, das typisch Frühlingshafte den Gemütern zuführt und ein wenig zeitlose Normalität und Gelassenheit in diese aufgeregten und ständig unsicheren Zeiten hineinwehen lässt. Es geht dabei aber nicht um Ablenkung oder gar Weltflucht. Eher um das Bewusstsein und das Vertrauen darauf, dass es noch Beständiges gibt, dass man sich auf bestimmte Erfahrungen noch verlassen kann. Dass nicht alles der Willkür, dem Zufall und der destruktiven Logik von Menschen und Mächten unterworfen ist, die der eigenen Lebenswelt mehr als fremd und unverständlich sind. Deren Auswirkungen auf unser Leben wir aber schmerzlich zur Kenntnis nehmen müssen. Etwas anderes als dem eine innere Sicherheit entgegenzusetzen, ist perspektivisch wohl kaum mehr vorstellbar.

Wiederbelebung des Fortschrittsdenkens

Schön, der Faden von Aufträgen für die Wunschbaum-Manufaktur reißt nicht ab. So kann ich in diesem Jahr eine wieder deutlichere Kontinuität beobachten, es ist nicht mehr ganz so extrem wechselhaft wie in den Jahren zuvor. Vielleicht einer der wenigen Bereich, die nicht so extrem ausfallen. Mehr solche Regelmäßigkeiten und Gleichmäßigkeiten könnten wir alle gut gebrauchen. Man muss sich die Gelegenheiten nur immer häufiger selbst schaffen. Das Erwarten von externen Anstößen kann nur noch enttäuschen. Das Gute: Wir alle sind aufgefordert, unsere manchmal tief innenliegenden, oft schon begrabenen kreativen Ressourcen nach oben zu spülen und zu aktivieren. Bei allem, was an Trauerspielhaftem sonst festgehalten werden könnte, liegt darin vielleicht auch eine Hoffnung, der Ansatz für die Wiederbelebung des Fortschrittsdenkens, das uns vor lauter Dekadenz und Rückwärtsbewegung fast abhandengekommen zu sein schien.

Unvergleichlich kommunikative Feiertagsatmosphäre

Wie immer an Ms Geburtstag haben wir heute einen sehr kommunikationsreichen Tag mit vielen Besuchen erlebt. Da wurde die Vorweihnachtszeit von ihrer zwischenmenschlichsten Seite offenbar, und die weihnachtliche Atmosphäre mit dem eindrucksvollen Weihnachtsschmuck rund um den beleuchteten und geschmückten Weihnachtsbaum konnte erstmals mit vielen geteilt werden. An diesen Tagen laufen alle Fäden zusammen, weil fast jeder kurz vor Eintritt in die wirklich stille Zeit, eigentlich eine zeitlose Phase rund um die Weihnachtsfeiertage, eintritt und man sich auf einmal auf Gemeinsames und für viele Bedeutungsvolles besinnt. Vergleichbar sind diese Erfahrungen eigentlich mit nichts anderem im Verlauf auch des Feiertagsjahres.

Winter-Zeitenwende

Auf mich wirken diese Tage im November wie ein Vorgriff auf tiefste Wintertage, in denen man sich schon weit ins Innere zurückgezogen hat und an denen die wohlige Heizung mit dem Holzbrandofen schon Routine geworden ist. Dabei hat die Adventszeit noch nicht einmal begonnen. Aber die Menschen nutzen jetzt schon die Gelegenheit, um sich zurückzuziehen, Dinge möglichst aufzuschieben und in diffus wirkender Weise auf eine von außen kommende Veränderung, auf Anstöße von außen zu warten. Das scheint als die sicherste Verhaltensweise aufgefasst zu werden. Besinnung auf sich selbst, die Familie und das, was sich als relativ konstant im Laufe des Lebens bewährt hat. Darüber freue ich mich einerseits, weil gerade die Konstanten für mich ja so spannend sind – das ganze Jahr über und auch schon seit vielen Jahren. Aber leider ist zuletzt der Rückzug so flächendeckend und radikal ausgefallen, dass sogar die Aufmerksamkeit für meine Wunschbaum-Angebote, das Konstante durch zeitlose Lebenssymbolik in Form zu bringen, derzeit nur geringfügig vorhanden scheint. Solche Phasen habe ich schon öfter erlebt, aber in so rascher Folge und so deutlich waren sie noch nie ausgefallen. Auch deshalb ist das Postulat einer Zeitenwende nicht von der Hand zu weisen.

Zuversicht vor Augen führen

Diese Übergangsjahreszeit hat atmosphärisch etwas ganz Sonderbares. Die Krisenstimmung kennen wir nun schon zur Genüge, vor allem weil eine Krise die andere ergänzt und man am Ende kaum noch den Überblick hat, was nun beunruhigender ist. Aber dieser Zustand führt eben zu einer flächendeckenden Ablähmung aller Motivationen, einer Zurückhaltung, die Neues schon mal ganz unwahrscheinlich zu machen scheint und jedenfalls weit in die Zukunft verschiebt. Ich bin dabei froh, mit meinen konstanten Themen rund um die Bäume und ihr Holz den scheinbaren Teufelskreis von Demotivation zu durchbrechen, indem während dieser Projektarbeit etwas ganz Anderes in den Mittelpunkt rückt. Etwas, das unabhängig von Krisen ist, mit dem Menschsein und dem Leben selbst in grundlegender Form zu tun hat. Wenn diese Ebene zum Bewusstsein gebracht, diese Gedanken sichtbar gemacht werden können, ist das für mich ein Erfolg, der wieder Zuversicht in den Raum stellt.

Wachsende Aufgeschlossenheit für die Symbolik des Natürlichen

Die Aussicht auf einen sonnenreicheren September und damit hoffentlich auch auf einen klassischen Altweibersommer hält uns aufrecht. Gerade weil der Wunsch, nach draußen zu gehen und sich in der Landschaft zu bewegen, in diesen Tagen eher gering war. Tatsächlich sind die Menschen sehr unauffällig und zurückhaltend, scheinen von der sich verfestigten Krisenstimmung und Lethargie stark beeinflusst. Ich merke insbesondere durch die Anfragen an die Wunschbaum-Manufaktur, dass die Bedürfnisse nach Konstanz besonders im Bereich der natürlichen Grundlagen, nach wie vor und gerade in solchen Zeiten ausgeprägt bleiben. So freue mich über jede Gelegenheit, mit meinen Symbolformen aus Holz die Energie und Symbolik der Bäume für die Menschen nutz- und begreifbar zu machen, die für diese Dinge aufgeschlossen sind. Die Aufgeschlossenheit ist in diesem Jahr immerhin schon deutlich größere als im vollkommen im Krisenmodus verlaufenen Vorjahr. So zeigt die Erfolgskurve meiner Wunschbaum-Initiative im Schnitt und ungeachtet zeitweiliger Rückgänge doch noch oben.

Die jahreszeitliche Entwicklung sicherer ablesen

Es ist ein Jahr, in dem ich gegen Ende der Winterzeit keine Prognosen wagen möchte. Zu unbestimmt und wechselhaft ist alles, was uns von außen begegnet, das Wetter, die Krisenphänomene, die Entfaltungsmöglichkeiten und der Freiheitsstatus der Menschen. Da ist es fast unmöglich, etwas zu planen. Bleibt nur, auf das Beständige und jederzeit Konstante zu setzen, das uns Halt und Sicherheit geben kann. Schon oft habe ich vom Verschwinden der Jahreszeiten gesprochen. Das ist wohl ein kaum zu leugnender Umstand. Dennoch haben wir noch die Jahreszeiten mit einem typischen Bild und einem typischen Verlauf aus unserer Erinnerung und unserer Lebenserfahrung. Dieses Bild sehen wir phasenweise auch bestätigt, wenn es auch immer öfter der jeweiligen Jahreszeit nicht zugeordnet werden kann. Ich meine, wir tuen gut daran, uns an den typischen Phasen zu orientieren und unseren eigenen jahreszeitlichen Gemüts- und Aktivitätszustand unempfindlicher zu machen. Wenn man im Kopf hat, wie es typischerweise ist, kann man die Abweichungen besser verarbeiten. Es hilft, den Lebenszyklus der Bäume immer ganz genau im Blick zu behalten und im Jahresverlauf zu beobachten. Oft ist der ehrlicher und sicherer als die Wettervorhersagen, weil er längerfristige Entwicklungslinien zeichnet, die für uns, wenn wir sie bewusst wahrnehmen, mehr Sicherheit bringen können.

Mit der Unregelmäßigkeit umgehen

Nach den Frühlingsvorbogen ging es heute wieder rückwärts, immerhin symbolisch passend zum Aschermittwoch. Aber für den Organismus ist das einfach Gift und lähmt die gerade erst aufgekommenen Ansätze von neuem Aufbruchwillen und Motivation. Ich freue mich einfach über den warmen Holzbrandofen und die funktionierenden und bewährten Konstanten im Alltag, die in diesen Tagen aufbauend und stützend wirken, in denen so vieles unsicher und frustrierend auf uns einzuwirken scheint.

Krisenbewältigung und archetypische Symbolformen

Es ist schwer erträglich, wenn man das Gefühl bekommt, die Krise will kein Ende mehr nehmen. In dieser jetzt schon langen Zeit konnte man periodisch mehrfach Zuversichtsphasen identifizieren, die daher rührten, dass man eine deutliche Abschwächung oder ein Ende in Aussicht glaubte. Und dann immer wieder diese Korrekturen, das erneute Zurücknehmen, sich Zurückziehen, noch vorsichtigen Sein. So ist die Gesundheitskrise, in dem Fall in Gestalt einer Naturkatastrophe, auch eine Krise der psychischen Balance, die jeden vor große Herausforderungen stellt. Mit selbst hilft darin nichts mehr als der Bezug, das kreative Arbeiten mit archetypischen Symbolformen, bevorzugt mit den Bäumen. Dass die sich um diese Jahreszeit als Lebewesen zurückziehen und in die Winterruhe übergehen, ist kein Hindernis. Ihre symbolische Stärke ist ganzjährig präsent und kann zum Gegenstand gemacht werden. Ich hoffe, ein bisschen von dem, was mir das an Erdung gibt, auch in meinem Umfeld durch die vielfältigen Wunschbaum-Projekte weitergeben zu können.

Konstanten für die Seele

Die ungewöhnliche Ruhe bei gleichzeitiger Krisenzeiten-Aufgeregtheit hat sich zu einem Dauerzustand entwickelt. In Ermangelung vergleichbarer vorgängiger Erfahrungen ist es schwer, das einzuschätzen, irgendwelche Schlüsse daraus zu ziehen. Alles, was übrigbleibt, ist die Gewissheit, weiterhin geduldig und kontrolliert sein zu müssen, um es steuerbar zu halten. Unangenehmer als die Bedrohung selbst sind die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Auswirkungen, die nach so langer Dauer lähmend wirken und die Zuversicht schwinden lassen. Ich begegne niemandem mehr, der sich dieser abdämpfenden Wirkung glaubwürdig entziehen kann. Für die Arbeit und auch die nahe Kommunikation ist es dennoch wichtig, das „normale“ Leben im Blick zu behalten und in diesem Rahmen zu pflegen. Es würde zu viel Wertvolles ansonsten verloren gehen. Die Arbeit an meinen Langzeitprojekten, den Wunschbaum-Initiativen, ist für mich der bevorzugte Rahmen, diese Normalität hoch zu halten. Gerade weil es darin um Konstanten, Archetypen des Lebens schlechthin geht. Das lässt sich auch in Krisenzeiten verstehen und in die Seele aufnehmen.

Bäume als Konstanten

Bei dem Wetterrückblick aufs vergangene Jahr, den der Regionalsender heute gezeigt hat, spiegelte sich in fast allen Filmsequenzen und Einzelbildern die Witterung im jeweiligen Zustand, der jahreszeitlich geprägten Erscheinung der Bäume. Von Frühling bis Winter, die Bäume helfen uns, die Jahreszeiten bewusst wahrzunehmen, mehr noch und traditioneller als das Wetter selbst, dessen hervorragendste Eigenschaft die Wechselhaftigkeit und das Extrem geworden scheint, das einen Bezug zur Jahreszeit nur noch bedingt zulässt. Gut, dass wir die Bäume haben, die uns aufzeigen, wie es eigentlich sein sollte. Auch wenn das im letzten Jahr z. B. mit dem vorzeitigen Ende vieler Baumblüten durch Frost und mit dem pflanzenfeindlichen Wechsel langer Regenphasen und ebenso langer Trockenheit verbunden war. Dann kann man immer noch sagen, der Frühling war zu nass, der Sommer zu trocken und der Winter zu warm. Diese Abweichungen kommen dann sehr deutlich im atypischen Wachstumsverhalten der Bäume zum Ausdruck, die z. B. früh blühen und im Herbst trotzdem keine Früchte tragen, oder die die typische Herbstlaubfärbung überspringen, indem die noch grünen Blätter gleich schwarz werden und abfallen. Das Normale ist dennoch im Kopf fest verankert, und die Bäume bleiben unserer Konstanten.

Konstanten im Alltagsleben

Das Brennholzthema begleitet uns eigentlich das ganze Jahr über. Eines der Themen, für die sich V. immer noch begeistern kann. Gut, dass es diese Konstanten gibt, die im bei so viel Geschwindigkeit und Veränderlichkeit des Lebens einen Gegenpol bieten, auf den man sich beziehen und zu dem man sich bei Gelegenheit zurückziehen kann. Vordergründig scheint dies eine Randnotiz zu sein. Tatsächlich aber steckt sehr viel Kraft, sehr viel Wesentliches in diesen Dingen, die es immer wieder gilt, ins Bewusstsein gestellt zu werden. Das Baumtagebuch ist für mich ein wichtiges Mittel dazu. Vor allem für mich selbst. Aber ich weiß, dass der eine oder die andere sich gedanklich immer wieder beteiligt und so am Fortleben der Konstanten mitarbeitet.

Archetypische Lebenssymbolik

Meine langjährig durch Beobachtung gewachsene Theorie bestätigt sich in diesen Tagen erneut. Die Menschen wenden sich dem Thema des Wunschbaum-Projekts, nämlich der Ästhetik und Symbolik der Bäume, in besonderem Maße dann zu, wenn die Lebendigkeit der Bäume, ihr Grünen, Blühen und Fruchten weiter entfernt scheinen denn je. In diesen extrem ungemütlichen Raunächten und den dunklen, trüben Tagen dazwischen mag dieses kompensatorische Bedürfnis einen verstärkten Ausdruck finden. Ich freue mich darüber, denn Hochzeiten der Aufmerksamkeit tuen jedem Projekt gut, das langfristig angelegt ist und dessen Weiterentwicklung immer auch von der Interaktion abhängt. Die Rückmeldungen und Kommentare sind vielleicht das Wichtigste überhaupt. Sie zeigen mir, dass die Konstanten, von denen ich im Zusammenhang mit der Lebenssymbolik der Bäume so häufig spreche, dass diese tatsächlich archetypischen Charakter haben und es sich lohnt, den zahlreichen Facetten dieser Symbolik auf der Spur zu bleiben, in ihr immer wieder neue, der jeweiligen Zeit angepasste Ebenen zu erkennen.