Die moderne Interpretation einer christlich-vegetabilen Tradition

Die Messe zu Mariä Himmelfahrt, die uns in unserem Bundesland noch vergönnt ist, weil der Tag hier noch als kirchlicher und gesetzlicher Feiertag gefeiert wird, war eindrucksvoll und feierlich. Und zudem sehr gut besucht, wie fast immer, wenn sie von Chorgesang begleitet wird. Und natürlich gehörte der Kräutersegen dazu. Erfreulicherweise hatten viele Besucher eigens gesammelte und zu Sträußen gebundene Kräuter mitgebracht. Bei einigen konnte ich auch die bei uns wachsenden typischen Wiesenkräuter sehen, die ich auch in die eigenen Sträuße eingebunden hatte. Aber diese anderen waren meist nicht so opulent, z. T. auch eher auf Blumen oder Heilkräuter konzentriert, was ja eigentlich auch der Tradition näher kommt. Unsere Kräutersammlung zu Mariä Himmelfahrt ist eine moderne Interpretation, die die tatsächlich in der freien Landschaft, bevorzugt an Weg- und Waldrändern wachsende Kräuter, Gräser und Stauden umfasst, und nicht unbedingt nur Heilkräuter. Ich habe immer den Eindruck, dass diese wunderbaren wildwachsenden Kräuter die Idee, die hinter der Kräutersammel- und Kräuterweihetradition steht, sehr gut transportieren können. Leider hatte ich es versäumt, die Sträuße während der Arbeit des Bindens oder vorher zu fotografieren. Aber ich habe einige der fertig gebundenen dann doch noch in einigen dokumentierenden Fotos festgehalten:

Kräutersträuße zu Mariä Himmelfahrt 2024 I
Kräutersträuße zu Mariä Himmelfahrt 2024 II

Viele opulente Kräutersträuße, und alle mit einer Königskerze

Auch der zweite Tag des Kräutersammelns verlief sehr erfolgreich. Vor allem ist es uns gelungen – nach anfänglich vergeblicher Ausschau – doch noch ausreichend viele Königskerzen zu finden. Die bilden traditionell ja das Zentrum der Kräutersträuße und sie kommen eben nicht in jedem Jahr häufiger vor. In diesem Jahr hatte wir schon recht früh sehr viele Exemplare gesichtet, allerdings meist an entlegenen und nicht zugänglichen Stellen, z. B. in den Mittelstreifen der Autobahn. An unseren üblichen Sammelplätzen waren sie gestern und heute aber praktisch nirgendwo zu sehen, an einer Stelle, an der sie vor einigen Wochen noch zahlreich wuchsen, hatte die Stadt alles abgemäht, so dass auch die Königskerzen dort verloren waren. Aber ich habe dann nacheinander meine Favoriten-Kräutersammelstellen aufgesucht und zusätzlich noch andere Straßenzüge in der Nähe abgesucht. An einer dieser anderen Stellen haben wir dann sehr schön Königskerzen mit noch vielen Blütenknospen in der Spitze ausfindig gemacht. Das war ein Glücksfall, nachdem es schon häufig schwierig war, auch nur drei bis vier solcher schönen Spitzen zu finden. Im letzten Jahr gar waren gar keine zu finden. Heute aber genügend, um alle Sträuße damit zu schmücken, und es sind am Ende doch 7 Stück geworden. Nicht mehr als in den Vorjahren, aber opulenter als jemals zuvor. Eigentlich sind sie annähernd gleich groß bzw. üppig geworden, so dass wir Entscheidungsprobleme bekommen werden, wer welchen davon erhalten soll. Aber ich bin sicher, am Ende werden sie alle verteilt sein, natürlich nur an Menschen, die etwas mit der Tradition anfangen können. Bei diesem doch ziemlich zeitintensiven Aufwand ist das auf jeden Fall ein wichtiges Kriterium.