Verwandtschaftliche Reminiszenzen

Es war ein Sonntag mit ausführlichem Rückblick in die familiäre Vergangenheit. Mit einigen schönen, aber auch eher verarbeitungsbedürftigen Erinnerungen an Verwandtschaftsbeziehungen. Wirklich kommunikativ war das nicht, da das Interesse und die Themen fast ausschließlich in Richtung der Verwandtschaft ausgerichtet waren. Aber zur Klärung einigen ungelöster innerer Konflikte hat es vielleicht beigetragen. Immerhin, eine Annäherung an meine Baumexpertise und mein Lebensthema Bäume war dann doch auch in diese verwandtschaftlichen Kommunikationen eingebaut. Denn mir wurde angeboten, mir einige Abschnitte von einem gerade gefällten großen Baum mitzunehmen, um sie für meine Wunschbaum-Manufaktur zu verwenden. Aber leider hat sich der Baum als Silberweide herausgestellt. Der hat ein durchaus anderes Holz als die Salweide, die ich als Material für die Lebensbaum-Armbänder zu dieser Zeitphase des keltischen Baumkalenders bevorzuge. Erstere ist sehr viel heller und weißlich. Die von mir bevorzugte und auch bei den Abbildungen des Armbandtyps vertretene Art ist selbst getrocknet stärker orange gefärbt und hat eine lebendigere, wärmere Ausstrahlung. Schade, aber auch die Geste, mir das anzubieten, war natürlich auch schon lobenswert.

Traditionsorte, biografische Erinnerungen und goldene Oktobertage

Das ganze bisherige Jahr waren die Gelegenheiten für Ausflüge, Ausstellungs- und Marktbesuche sehr rar gewesen. Einigem, was traditionell möglich war, standen ungünstige Bedingungen entgegen, anderes fand gar nicht mehr statt. Aber zuletzt haben wir dann doch einige z. T. unverhoffte Gelegenheiten wahrnehmen können. Unter anderem den Besuch des Traditionsmarktes, der nach 4 Jahren Pause erstmals wieder zum Leben erweckt worden war. Und auch auf dem heutigen Markt, der auf Plakaten mit dem Stichwort „Goldener Oktober“ beworben wurde, was bei dem lichten Wetter und der davon schon stärker herbstlich geprägten Baumlandschaft heute durchaus passend erschien, waren wir schon einige Male, aber zuletzt eben auch vor einigen Jahren. Es ist schön, trotz der Lücken und langen Pausen immer wieder vertraute Gesichter und Stände zu erblicken. Und auch Bekannten sind wir begegnet, in einer kleinen Stadt, die wir nur selten besuchen, mit denen uns aber ein herzliches Wohlwollen verbindet. Obwohl schon im benachbarten Bundesland liegend, steht uns dieser Ort näher als manches Ausflugs- und Einkaufsziel im eigenen Land. Die Fahrt hin und zurück gehört für uns immer zu dem Eindrücklichsten an den Ausflügen nach S. Denn am Flussufer entlang ist das einfach ein toller landschaftlicher Eindruck, der viele Erinnerungen aus der eigenen Biographie weckt und den reinen Landschaftseindruck damit symbolisch verstärkt. Vor allem erinnert S. an Ms Geburtsort und an wichtige Stationen der früheren Kindheit. Den Friedhof, auf dem Ms Mutter einmal beerdigt war, konnten wir auf dem Rückweg aber doch nicht mehr besuchen. Dafür wollen wir bei anderer Gelegenheit, mit mehr Zeit, noch einmal gesondert aufbrechen.

Unterscheidbare Jahreszeiten

Es war heute schön, die Sonne zu spüren und angenehm, wenn man sich draußen aufgehalten hat. Zumindest phasenweise war das wieder ein schöner Herbsttag, der Hoffnung auf einen goldenen Oktober machen könnte. Ich hoffe nur, dieser Eindruck wird sich in den Folgetagen bestätigen und wir erleben tatsächlich einen sonnenreichen Oktobermonat, der von einem deutlichen, an früher erinnernden Baumherbst und bunter Blattfärbung geprägt ist. Wenn das ausfällt, wie so oft in den letzten Jahren, fehlt etwas in Bezug auf unsere eingeprägten jahreszeitlichen Erwartungen. Auf Dauer ist dieses Ausfallen oder Überspringen der erkennbaren Jahreszeit etwas Lähmendes, das ich als Verlust wahrnehme. Wenn schon alles so unendlich kompliziert und schwierig geworden ist auf dieser Welt, warum sind uns dann nicht einmal wohltuende, aufbauende und motivierende Konstanten wie die unterscheidbaren Jahreszeiten unserer Kindheit vergönnt?

Familientradition und sich wandelnde jahreszeitliche Wahrnehmung

In Sachen Honig und Bienen sind wir zumindest planerisch schon einen Schritt weitergekommen. Das eröffnet V. eine Chance, die Imkerei in diesem Jahr nahtlos fortzusetzen, was ohne diese Planungen ohne Weiteres nicht möglich wäre. Eigentlich finde ich solche Lösungen auch in Ordnung und vielleicht besser als radikale Schnitte oder das Aufgeben lieb gewonnener Traditionen. Auch wenn es nicht mehr dieselbe Anmutung hat wie in früheren Jahrzehnten, spielt es in der Familienbiografie eine wichtige Rolle. Der Frühling, die Baumblüte, der Sommer und seine späten Blüten bei Bäumen und Sträuchern, und zum Abschluss der Saison alle paar Jahre auch mal Waldhonig, der nicht von Blüten stammt, sondern auf Ausschwitzungen meist von Nadelbäumen zurückgeht. Diese oft nicht sehr gut voraussehbare und kaum berechenbare Abfolge hat die wärmere Zeit des Jahres, die Wachstumszeit der Bäume und die Zeit, in der wir uns mehr im Freien aufgehalten haben, in unserer Familie ganz regelmäßig begleitet und damit unseren Eindruck dieser Jahreszeiten, unseren Begriff des Jahreszeitlichen wesentlich geprägt. Auch deshalb ist eine Fortsetzung, wenn auch auf niedrigem Niveau, gerechtfertigt. Immer angepasst an aktuelle Bedingungen und der ohnehin seit Jahren uns begegnenden Veränderung jahreszeitlicher Wahrnehmung und dem, was ich hier schon oft als „Verschwinden der Jahreszeiten“ bezeichnet habe.

Symbolkommunikation und die Bedeutung der Alltagssymbolik

Heute bin ich gut mit meinen Projekten vorangekommen. Das ist gut, weil es etwas Freiraum für die auf Weihnachten bezogenen Aufgaben schafft. Und da gibt’s noch einige. M. hat sich heute von einer langjährigen Mitarbeiterin verabschiedet. Ich konnte später selbst auch noch das Grab besuchen, was für mich Bedeutung hatte, war sie doch auch in meiner Kindheit und Jugend eine sehr vertraute und sympathische Person. Traurig, sich sukzessive von Lebensbegleitern verabschieden zu müssen. Es ist mir eine Beruhigung, dass wir das immerhin bewusst tun und die Dinge nicht einfach so vorübergehen lassen. Aufmerksamkeit gerade für die prägenden Erlebnisse und Erfahrungen des Lebens scheint mir wichtig, für einen selbst wie für die Familie und Bekanntschaft, für die Kommunikation überhaupt. Auch außerhalb dessen, was ich immer als Symbolkommunikation und Symbolarbeit bezeichne, im Bereich der Arbeit mit Lebenssymbolen wie den Bäumen z. B., ist ein Alltagsverständnis und eine erweiterte Aufmerksamkeit für die symbolischen Dimension des alltäglichen Erlebens so wichtig. Auch mit diesem Baumtagebuch versuche ich dieses Thema bewusst zu machen, und auch gewisse Defizite auf dieser Ebene klarer zu machen.

Kindliche Prägung und archetypische Symbolformen

Die biografische Dokumentation ist schwieriger und zeitaufwändiger, als ich es erwartet hatte. Aber sie ist auch eine einmalige Gelegenheit, die eigene Kindheit und die Verbundenheit mit der Familie ins Gedächtnis zurückzuholen. Vieles kommt dann wieder zu Bewusstsein, das im Erwachsenenalltag und beider zeitlichen Distanz verschüttet schien, es aber nicht wirklich ist. Das zeigt, wie wichtig die Kindheit ist und wie prägend für die gesamte restliche Lebenszeit. Ob meine Affinität zu archetypischen Symbolen wie den Bäumen, überhaupt die Begeisterung für symbolische Formen unterschiedlicher Form ihre Wurzeln in der Kindheit hat, weiß ich nicht wirklich zu sagen. Aus den Fotografien vermag ich das nicht herauszulesen. Aber es kann sein, dass ich mit der weiteren Beschäftigung mit diesem Projekt noch neue Erkenntnisse oder zumindest Deutungsansätze zu dem Thema finde.

Wechselhafte Familientradition rund ums Baumobst

V. hat es mit den Äpfeln heute mal wieder übertrieben. Zu viele auf einmal sollten gehäckselt und gekeltert werden. Das konnte bis zum Abend nicht funktionieren. So wird diese Aktion morgen noch Fortsetzung finden, bis danach endlich die eingemaischten Weintrauben an der Reihe sind. Das übliche und gewohnte Prozedere in dieser Zeit des Jahres. Aber eines mit Tradition in unserer Familie, auch wenn die Begeisterung fürs Baumobst v. a. bei V. selbst liegt. Ein bisschen wehmütig erinnere ich mich beim Durchsehen und Bearbeiten alter Familienfotos gerade daran, welche Bedeutung zur Zeit unserer Kindheit für uns noch hatte. Denselben Stellenwert kann es heute nicht mehr entwickeln. Schwer nur einzuordnen, welche Rolle die Tradition heute für uns noch haben kann.

Brennholz machen bei hitzigem Altweibersommerwetter

Puh, ganz überraschend war es nicht, aber bei so hochsommerlichen Temperaturen, wirklicher Hitze, wenn man wie ich direkt in der Sonne steht und arbeitet, ist das Brennholzmachen schon eine sehr anstrengende Sache. Beim Aufladen der 1 m Abschnitte am Vormittag hielt es sich noch in Grenzen, wenn auch dieses Aufladen ungewöhnlich lang dauerte und wir offenbar mehr Material als sonst im Anhänger unterbringen konnten, was wohl mit den sehr schmal gespaltenen Scheiten zusammenhing. Aber das Sägen auf der großen Kreissäge bei zum Nachmittag hin zunehmend brennender Sonne ließ mir unaufhörlich den Schweiß auf die Brille tropfen. Und die Hitze selbst bremst einen auch ein wenig ab. Ich konnte das am Abend im Vergleich feststellen, als ich nach dem Heimholen der zweiten Fuhre noch für eine halb Stunde weiter gesägt hatte. Zu der Uhrzeit war es dann schon deutlich abgekühlt und wesentlich angenehmer. Dann konnte ich mich wie frühe fühlen, als diese Arbeit für mich etwas ganz Besonderes, Eindrückliches war, wohl auch weil es damals noch echte Teamarbeit war. Leider ist das heute so nicht mehr möglich, aber ich freue mich sehr, dass V. sich noch an der Aktion beteiligen kann, mit dem Fahren und auch beim Aufstapeln des Brennholzhaufens.

Weihnachtliche Tradition zwischen Nikolaus und Weihnachtsbaum

Natürlich hat man in Kindertagen ein ganz anderes Verhältnis zum Nikolaus. Aber auch bei Erwachsenen hinterlässt der Nikolaustag oft noch ein Stück Melancholie oder Wehmut. Heute war es wie als notwendige Kompensation für die Auslassung des Themas bis dahin eine schöne Begegnung mit dem Nikolaus im Aufzug des Ärztehauses. In dem war ich auf dem Weg zu einer Arztpraxis, aber im selben Gebäude ist auch ein Seniorenstift untergebracht. Offensichtlich waren der Nikolaus in opulenter Verkleidung und die ältere Dame in seiner Begleitung auf dem Weg zu den alten Leuten, um ihnen zum Nikolaustag mit Schokoladen-Nikoläusen in Silberpapier und natürlich ihrer anrührenden Präsenz eine Freude zu machen. Den Besuch bei den Senioren habe ich nicht beobachten können, aber die eigene kurze Fahrt über einige Etagen mit der Symbolfigur war doch eine schöne, sicher nicht zufällige Begegnung. Das hat mehr von der weihnachtlichen Folklore in kindlicher Wahrnehmung, die man auch als Erwachsener nicht ablegen will. Die Anmutung ist aber eine ganz andere als die des Weihnachtsbaums mit seiner quasi reinen symbolischen Erhabenheit und tiefen Innerlichkeit, die dadurch wirkt, dass der geistige Quell in unserem eigenen Inneren angestoßen und zum Leuchten gebracht wird.

Eindrücke an Allerheiligen

Wir haben oft auch sonnenreiche Allerheiligentage erleben dürfen. Das war insbesondere zu den Zeiten ein Gewinn, zu denen wir Gräber von Angehörigen besuchen konnten. Seitdem das Grab von Ms Mutter nicht mehr existiert, fällt die Fahrt nach F. aus, die ich in eigenen Kindheitstagen mit eindrücklichsten Erlebnissen vor allem währen der Rückfahrt verbinde. Und mit dem Ende der Liegezeit von Gs Grab haben wir auch in der Nähe keinen engen Verwandten mehr, den wir besuchen könnten. Gleichwohl viele weitere Menschen, mit denen wir in enger Verbindung standen. Ich hoffe, in den nächsten Tagen K. dort besuchen zu können. Gerade für seine Mutter wird dieser Feiertag besonders schwer sein. In Kindheitstagen haben mich an Allerheiligen und Allerseelen vor allem die Ästhetik und Symbolik der Grablichter fasziniert, die ich auch in späteren Jahren immer bewusst aufgenommen und kreativ verarbeitet habe. Heute finde ich diese Symbolik etwas später in den Lichtern der Advents- und Weihnachtszeit, v. a. am Weihnachtsbaum wieder, der eigentlich die Essenz dessen zum Ausdruck bringt und verkörpert, was uns an Allerheiligen bereits ins Bewusstsein dringt. Es ist schwer zu sagen, was eindrücklicher wirkt. Allerheiligen stellt eben die Verbindung zu den nahe stehenden Menschen stärker in den Mittelpunkt. An Weihnachten erhalten wir die deutlichsten Impulse dahingehend, dass wir als Menschen letztlich alle miteinander in Verbindung stehen und eine gemeinsame Quelle teilen.