Zwischen humorloser Technik und intuitiver Kreativität

Der an sich schöne Frühlingstag war geeignet und brachte die richtige Kulisse, um ein länger bearbeitetes Technikproblem bis zu einem wesentlichen Stadium abzuschließen. Zuletzt hatte ich eine gewisse Routine entwickelt, da ich dieselben allerdings immer wieder unterschiedlich gewichteten Updateprozeduren viele Male wiederholt durchexerziert hatte. Immer wieder mit viel Geduld, Genauigkeit und Sorgfalt, was unerlässlich ist bei Vorgängen, die keine intuitiven Abweichungen und nur jeweils eine bestimmte Lösung zulassen. Das ist schon eine ganz spezielle Denkart, die dort zum Einsatz kommt, um langfristig verlässliche und berechenbare Systeme zu generieren. Leider ist dieses Ergebnis nur mit viel humorlosem Einsatz zu erreichen. Gerade nach solchen Arbeitsphasen freue ich mich ungemein auf wirklich intuitives, spontanes Formulieren, wie in diesem Baumtagebuch, oder formendes Gestalten, wie im Bereich meiner Wunschbaum-Manufaktur. Aber auch in der beruflichen Kommunikationsarbeit geht es oft spontan und intuitiv zu. Manchmal denke ich, dass das langfristig nicht greifen und wirksam sein kann, wenn nicht diese humorlosen, streng technisch gedachten Aufgaben da wären, die mich eben auch oft lange Zeit fordern.

Eine ermutigende Beobachtung

Das mit den Erkältungen ist für diesen Winter noch nicht ausgestanden. Dabei ahnt man schon, dass die ganz kalten Tage und Nächte schon hinter uns liegen. Es wird wohl wechselhaft weitergehen, mit einigen Ausbrüchen nach unten und oben, aber tendenziell ist die Jahreszeit im Wechsel begriffen. Das kann man atmosphärisch spüren. Und so glaube ich auch eine gewisse produktive Unruhe bei vielen feststellen zu können, bevor die Bäume erstes Grün tragen. Es scheint, dass die Menschen in Sachen Intuition und Vorahnung dazugelernt haben und wir solches nicht mehr allein am Zugverhalten der Vögel oder dem Aufleben der Frühblüher ablesen müssen. Ohne solche Beobachtungen wäre ich zuletzt eher geneigt gewesen, die aktuelle Menschheitsentwicklung als fortschreitenden Rückschritt einzuschätzen.

Richtiges zur richtigen Zeit

Immerhin längere sonnige Abschnitte als erwartet hat dieser Tag gebracht. Interessanterweise erwische ich für die Arbeit im Freien immer die richtigen Zeitphasen, wenn nämlich die Sonne zum Vorschein kommt. Scheint so, dass ich dafür einen siebten Sinn habe, denn häufig ist sie zu dem Zeitpunkt, zu dem ich es beschließe, noch nicht sichtbar. Die richtige Arbeit in der richtigen Situation. Das ist etwas, was eigentlich in allen Bereichen sinnvoll und wünschenswert ist, auch außerhalb der Arbeit mit Holz und anderen Naturmaterialien, die einen deutlichen Bezug zum Sonnenlicht haben. Aber es ist eben nicht immer möglich, jedenfalls sagen wir uns das, sich rein nach Intuition und inhaltlicher Stimmigkeit zu richten. Da greift meist doch das formale, zielorientierte Denken, dessen Grundprinzip es ist, ein Vorhaben in einer bestimmten Frist abzuschließen, egal wie günstig die Bedingungen sind. Eine der Krankheiten unserer Arbeitswelt, die wahrscheinlich unserer Gesundheit alles andere als zuträglich ist.