Ostern, Traditionen und ihre künstlerische Verarbeitung

Nicht ganz so schön soll es über die Osterfeiertage werden, aber die Sonne geht uns nicht ganz verloren. Ich weiß dennoch nicht, ob eine wirkliche Osterstimmung unter den Menschen aufkommen wird. Zu verunsichert scheinen wir alle durch die so lange andauernde Krisensituation und die lähmende Kommunikation um das Thema. So hoffe ich auf die Chance, den Sinn des Feiertags vielleicht bewusster als sonst zu reflektieren. Das wäre immerhin ein Vorzug der erzwungenen Vereinzelung und dem reduzierten Bewegungsradius. Die Feiertage gedanklich vorzubereiten hat mir in den letzten Tagen die kunsthandwerkliche Arbeit geholfen. Auch weil sie mich an die in früheren Jahren praktizierte selbst entwickelte Tradition erinnert hat, für Ostern eine Skulptur oder Plastik mit Bezug zum österlichen Gedanken fertigzustellen. Die Reihe von Eisymbolen aus Holz, Gips und Paraffin gehörten dazu, aber auch die Eierbecher und Holzkreuze. In der Regel habe ich jeweils ein Exemplar für uns und eines für J. und W. hergestellt. Tatsächlich war die letzte österliche Bildhauerarbeit auch gleichzeitig meine letzte Holzskulptur. Vielleicht ist es Zeit, die Tradition wieder aufzugreifen. Der Gedanke kommt mir in jüngster Zeit wieder öfter, und so könnte es spätestens zu Ostern 2022 vielleicht eine Fortsetzung vor dem Hintergrund meiner aktuellen Lebenserfahrung geben.

Baumkunst und Lebenserfahrung

Bei der Durchsicht der Pinterest-Querverweise stoße ich immer wieder auf bildhauerische Ansätze, die das Thema Baum und die künstlerische Handhabung des Materials Holz in ähnlicher Weise auffassen und modellieren, wie ich das vor Jahren in eigener Interpretation getan habe. Darunter sind viele Ansätze, die jüngeren Datums sind, was wohl zeigt, dass mein Ansatz damals durchaus als seiner Zeit voraus eingeschätzt werden kann. Allerdings würde es mir heute schwer fallen, genau an diesem letzten Punkt meiner eigenen bildhauerischen Entwicklung anzuknüpfen. Zu viel ist mit mir und der Gesellschaft seitdem passiert, als dass eine bloße Fortführung Sinn machen könnte. Vermutlich muss es ganz anders aussehen. Das bleibt zunächst noch eine offene Frage, da ich den zeitintensiven Weg zurzeit noch nicht gehen kann. Dass er in Zukunft noch einmal beginnt, kann ich mir aber vorstellen. Und auch, dass es dann wieder Sinn macht und echte kommunikative Funktion erfüllt, vielleicht mehr und deutlicher, als ich es in der Vergangenheit umsetzen konnte. Das wäre dann ein Vorzug und auch ein Resultat von umfangreicherer Lebenserfahrung.

Ungewöhnliche Rosenmontage

Der wohl verregnetste Rosenmontag, an den ich mich erinnern kann. Dabei haben wir schon sehr häufig sonnige Rosenmontage erlebt. Einer, der mir genau in Erinnerung ist, gerade wegen seiner frühlingshaften Stimmung, ist aus dem Jahr 1996 – jetzt, da ich es schreibe, sehe ich, das sind schon ganze 20 Jahre her, unglaublich. Damals habe ich meine Ausstellung mit Holzskulpturen, die auch damals schon überwiegend Baumskulpturen waren, im Schlösschen abgebaut. Der Kulturabteilungsleiter meinte, das sei ungesund an einem Rosenmontag. Aber für mich war das eine eher meditative Arbeit, so ganz allein und in Ruhe die Skulpturen stoßsicher zu verpacken und abzutransportieren. Ich konnte dabei die schöne Ausstellung und ihre positiven Resonanzen ungestört rekapitulieren. Ein Kontrastprogramm zwar zum turbulenten Fastnachtstreiben, aber gerade deshalb so eindrücklich, dass es mir über zwei Jahrzehnte detailreich im Gedächtnis geblieben ist.