Nostalgie-Sessel

M. hatte den Wunsch, den alten Holzsessel, der traditionell neben dem Holzofen steht, neu polstern zu lassen. Bei der Suche nach einem geeigneten Dienstleister ist uns aufgefallen, dass es zum einen nur noch wenige Betriebe gibt, die solches Handwerk bereitstellen. Und zum anderen, wohl damit zusammenhängend, dass diese Leistung nicht gerade günstig zu haben ist. Tatsächlich hat dieser Sessel bei uns Tradition. Dabei spielen sowohl das Material, seine verhältnismäßige Leichtigkeit, aber auch der Standort neben dem Ofen eine Rolle. Das verleiht ihm immer schon den Status einer Zusatzsitzgelegenheit, eines eigentlich nicht notwendigen Schmuckstücks, auf das sich immer dann jemand setzt, wenn alle anderen Plätze besetzt sind, also bevorzugt bei Besuch, und die ansonsten eigentlich etwas zum Anschauen darstellt. Bequem war er nie, vielleicht ändert sich das jetzt mit der Renovierung. Aber trotz seiner unbequemen Ausstattung wirkt er eben immer schon gemütlich. Eine der Wirkungen, die nur Holz haben kann. Ein Metallsessel hätte diesen Nostalgiestatus niemals erhalten können.

Warme Holzmöbel

In diesen ungemütlichen Wintertagen genieße ich die Holzofenwärme. Es kommt deshalb kaum mehr vor, dass wir das Nachlegen vergessen. Überhaupt kann alles Kompensierende, was Wärme ausstrahlt, den Tag angenehmer gestalten und die für Gelenke, Muskeln und Gemüt schädliche Witterung in den Hintergrund drängen. Gerade jetzt schätze ich auch meine teils selbst entwickelten Holzmöbel, vor allem die Schreibtischplatte aus Walnussbaum und Birke, die inzwischen ihr Gleichgewicht mit der Luft des Arbeitsraums gefunden zu haben scheint. Da zahlt es sich aus, dass sie nur mit Öl getränkt ist und auf diese Weise noch atmen kann. Lange hat es gedauert, bis sie ihre Fleckigkeit verloren und das Öl sich regelmäßig verteilt hat. Direkt auf einer solchen Platte zu arbeiten, vermittelt ein gutes Gefühl, einfach angenehmer als ein mit Lack behandeltes Möbel.

Möbelpläne 2016

Meine Schreibtischpläne reifen zusehends. Mit dem Frühling wird mein Tendenz auch wieder zunehmen, neue symbolhafte Holzprojekte anzugehen. Eine Schreibtischplatte aus Eibe, möglicherweise in Kombination mit Walnussbaum, ist eines dieser Vorhaben. Dazu muss ich aber erst geeignetes Material finden. Eibenbolen mit ca. 3,20 Länge und ca. 5 cm Dicke dürften nicht leicht zu finden sein. Dafür muss es sich schon um ein sehr altes und stattliches Exemplar gehandelt haben. Aber gerade würde natürlich der Eibennatur besonders nahe kommen. Und ein Gebrauchsmöbel aus solchem Material wäre an Symbolkraft wohl kaum noch zu übertreffen. Die üblichen Fragen der Oberflächenbehandlung spielen danach eine geringere Rolle, zumal wirkliches gutes Eibenholz pflegeleichtere Eigenschaften mitbringt als der bei meinem ersten Versuch verwendete Walnussbaum.

Holzoberflächen mit Schellack

Die Maler und Lackierer, aber auch die normalen Tischler scheinen sich mit den Spezialformen der Oberflächenbehandlung von Holz nicht wirklich auszukennen. Meinen Freund H. P., den Tischler, hatte ich schon vor einiger Zeit nach Erfahrungen mit der Verwendung von Schellack gefragt. Und heute einen Malermeister. Aber beide konnten dazu nichts sagen, haben vielmehr auf Spezialmethoden von Möbelrestauratoren verwiesen. Tatsächlich ist die Technik wohl heute bei modernen Möbeln nicht mehr verbreitet. Die Anmutung der spiegelglatten, wie glasiert wirkenden Holzoberflächen mit Schellack hat mich aber immer fasziniert. Es würde mich reizen, das einmal für eigene Kreationen zu nutzen. Zum Beispiel für die österlichen Skulpturen, die im vorletzten Jahr entstanden sind. Sicher werde ich noch in Erfahrung bringen, wie man dabei vorgeht und was alles zu beachten ist, um Ergebnisse zu erzielen, wie man sie von historischen Möbeln kennt.

Ein Schreibtisch aus dem Holz des Lebensbaums

Die wechselhaften Erfahrungen mit den Eigenschaften des Nussbaumholzes als Möbelholz lassen mich ernsthaft darüber nachdenken, das größere Schreibtischprojekt vollständig mit Eibe umzusetzen. Bisher hatte ich die Idee, nur in der Mitte einen Streifen aus Eibe einzufügen, den Rest aber in Nussbaum auszuführen. Es wird natürlich nicht einfach sein, über drei Meter lange Abschnitte in der erforderlichen Stärke zu finden. Das wird wohl eine ziemlich aufwändige Suche. Und dann stellt sich immer auch die Frage des Transports. Dem Hamburger Spezial-Holzhandel traue ich solche Sonderformen noch am ehesten zu. Das ist aber dann mit erheblichen Versandkosten verbunden. Ob in abholfähiger Nähe solches Holz aufzutreiben ist, werde ich sehen. Über Oberflächenveränderungen, wie ich sie gerade beobachte, müsste ich mir in dem Fall aber wohl weniger Gedanken machen.

Geölte Oberflächenveränderung

Die Oberfläche des Walnussbaumschreibtischs zeigt sich jetzt, nach einigen Wochen Benutzung, doch empfindlicher als erwartet. Das Öl ist nun dabei, auszuhärten und erste Kratzer und Gebrauchsspuren sind auf dem recht weichen Holz bereits zu erkennen. Zumindest bei sehr hellem Licht und von der Seite aus betrachtet. Das an sich ist in Ordnung und gehört dazu. Allerdings hat sich an einer Stelle auch eine fleckige Verfärbung gezeigt, die ich mir nicht ganz erklären kann. So als ob dort das Öl verschwunden sei, auch ist es dort etwas rauer als zuvor. Möglicherweise reagiert dieses Öl ja mit der Haut, wenn die Hand z. B. längere Zeit auf einer Stelle ruht und sich Körperwärme überträgt. Ich werde die Stelle wohl noch einmal kräftig einreiben und dann sehen, ob es sich wieder vereinheitlicht. So hat die atmende Holzoberfläche offenbar auch so ihre Tücken. Und die Imprägnierwirkung des Öls seine Grenzen. Die Langzeitbeobachtung wird mir zu einem fundierteren Urteil verhelfen.

Veränderungen bei geölter Holzmöbeloberfläche

Nach einigen Wochen Benutzung kann ich feststellen, dass die Walnussbaum-Schreibtischplatte nicht ganz unempfindlich ist. Verschmutzungen konnte ich bisher nicht feststellen. Das war eine Sorge, da das Holz ausschließlich mit Öl behandelt ist. Aber wenn man es bei hellem Tageslicht oder bei künstlicher Beleuchtung von der Seite betrachtet, dann erkennt man schon erste Kratzspuren, vom Verschieben scharfkantiger Gegenstände herrührend. Das ist eben eine Begleiterscheinung vergleichsweise weicher Hölzer, wie es der Walnussbaum darstellt. Gerade bei dem feinen Oberflächenschliff ist das dann nicht zu vermeiden und ist bei dieser Art der Imprägnierung auch nicht von einer Schutzschicht abgefangen. Hinzu kommt, dass im Laufe der Wochen die natürlichen Unterschiede der verarbeiteten Bretter in punkto Farbe und Maserung noch stärker hervorgetreten sind. Anders bei dem in der Mitte eingefügten Abschnitt aus Birke, der härter und homogener ausfällt. Aber eigentlich gefällt mir das nicht schlecht. Natürlich ein Experiment, mit dieser fast naturbelassenen Holzoberfläche bei einem Gebrauchsmöbel. Aber wenn die Platte einmal wirkliche Gebrauchsspuren zeigt, wird sie authentischer wirken als andere Möbel. Dann wird sie die Anmutung haben, die ich mir ursprünglich vorgestellt habe, wie bei einem uralten verwitterten Möbel, das in seiner Art wie selbstverständlich wirkt, dem man seine Lebensgeschichte quasi ansieht und bei dem sich die Frage nach einer Oberflächenbehandlung gar nicht mehr stellt, da seine Oberfläche durch Alterung widerstandsfähig geworden ist.

Naturmöbelprojekte

Die Bäume sind in diesen Tagen so weit weg, begegnen mir fast ausschließlich in Form ihres Holzes. In den Möbeln des täglichen Gebrauchs, vor allem in meiner neuen Schreibtischplatte, die mir so viel Freude macht, weil ich mit ihr den direkten Kontakt zum unbehandelten Holz und damit zu der Birke und dem Walnussbaum herstellen kann, aus denen sie gemacht ist. Diese nah am ursprünglich gewachsenen Baum liegenden Möbel sind eine spannende Sache. Bestimmt werde ich im Laufe des Jahres die Idee weiterverfolgen und einige neue Ideen z. B. für Regale entwickeln. Material haben wir ausreichend zusammengetragen in den letzten Jahren. Es ist mehr die Frage der Auswahl. Welches Holz steht für welche Eigenschaften und Assoziationen. Wie wirkt welche Art in bestimmten Arbeits- und Lebensumfeldern. Eine Aufgabe, bei der meine Beschäftigung mit der Symbolik der Arten wirklich nützlich ist und auch zu nachhaltigen Ergebnissen führen kann.

Geöltes Möbel scheint praxistauglich

Mein neuer Schreibtisch aus Walnussbaum und Birke vermittelt tatsächlich ein anderes, durchaus angenehmeres Arbeitsumfeld. Es ist erstaunlich, wie viel das ausmacht. Ich glaube, es war auch gut, es tatsächlich einmal nur mit Ölen als Oberflächenbehandlung zu versuchen. Bei Möbeln hatte ich das zuvor so noch nicht praktiziert. Und außerdem bleibt es natürlich abzuwarten, wie es sich bewährt, wenn z. B. versehentlich Flüssigkeit verschüttet wird oder sich sonstige Verschmutzungen ergeben. Bisher hat es aber gut funktioniert. Die Ausdünstung bzw. Trocknung des Öls ist auch schon weiter fortgeschritten. Man hat eben den Eindruck, dass das Material noch atmet und nicht künstlich versiegelt wurde. Ein quasi naturbelassenes Holz mit einer Imprägnierung von Innen her. Das ist ein schöner Ansatz, den ich hoffentlich noch auf weitere Projekte dieser Art werde übertragen können.

Der neue Schreibtisch

Schreibtischplatte aus Walnussbaum und Birke

Jetzt konnte ich ihn endlich an Stelle des alten aufstellen. Der neue Schreibtisch aus Walnussbaum und Birke war ein insgesamt aufwändiges Projekt. Eigentlich begann das schon vor ca. 15 Jahren, als ich den ganzen Stamm eines Walnussbaums in einem Nachbardorf erworben habe. Nach dem Teilen des Stamms im Sägewerk waren die dicken Balken und Randabschnitte lange bei uns gelagert, auf ihre letztliche Bestimmung wartend. Dabei hatte ich sie eigentlich für bildhauerische Zwecke vorgesehen. Dass die Qualität nicht so toll sein würde, war den Balken nie anzusehen. Jetzt bin ich aber froh, zumindest einen Teil davon in Form der Schreibtischplatte verarbeitet zu haben und mit einem meiner beiden Lebensbäume so täglich im direkten Kontakt zu sein. Der mittlere helle Streifen aus Birkenholz bringt eine zusätzliche Frische und jugendliche Leichtigkeit in das Möbel, das auf vier stabilen Edelstahlfüßen steht. In dieser Kombination eigentlich aus der Materialnot heraus geboren, aber letztlich doch sehr stimmig. Gerade die Kombination zweier Arten macht es spannend. Ich freue mich wirklich darauf, wie sich das Holz im Laufe seiner praktischen Verwendung verändert und zu einem echten Gebrauchsmöbel wird.

Oberflächenexperiment

Gesagt, getan. Es war das erste Mal, dass ich eine größere Holzfläche mit Ballistol eingepinselt habe. Dabei habe ich das ziemlich dünnflüssige Öl wirklich satt aufgetragen und einmal quer, einmal längs der Holzfaser gestrichen, um es gründlich zu verteilen. Das Ganze mit Wiederholung. Damit habe ich das sonst praktizierte Verfahren mit dem Ölbad annähernd imitiert. Natürlich kann eine fast 3 cm dicke Platte sich auf diese Art nicht vollständig vollsaugen. Dennoch gehe ich davon aus, dass es recht tief eingezogen ist. Nun bleibt abzuwarten, wie sich die Anmutung der Oberfläche nach dem Eintrocknen gestaltet. Die erwartete Intensivierung der Farbwirkung ist schon mal eingetreten. Ob es praxistauglich sein wird, im täglichen Gebrauch und wenn z. B. Kunststoffgegenstände darauf gestellt werden, das muss ich erst noch austesten. Wenn das gelingt, wäre es in der Zukunft eine gute Lösung für vergleichbare Projekte.

Möbel imprägnieren mit Öl

Die Arbeit mit Olivenholz macht Freude. Allein schon die marmorierte Struktur, aber auch der eigentümlich würzige Geruch, der sich entfaltet, wenn man das Holz bearbeitet. Eine längere Kette daraus herzustellen, ist etwas Neues. Kombinierte Ketten mit zahlreichen ausgewählten Hölzern gehören dagegen habe ich bereits öfter realisiert. So wird der Samstag wieder einer, der im Zeichen der Holzarbeit steht, denn auch der Feinschliff der heute gelieferten Schreibtischplatte steht noch auf dem Programm. Und das anschließende Ölen mit Ballistol. Das ist ein Versuch, der richtungsweisend für ähnliche Projekte in der Zukunft sein könnte. Mit anderen Oberflächenbehandlungen war ich jedenfalls nie ganz zufrieden. Dieses Öl wird den Hölzern eine deutlich stärkere Tiefe verleihen und sie gleichzeitig imprägnieren. Ob das dann auch alltagstauglich für die Nutzung als Schreibtischplatte ist, wird sich zeigen. Den Versuch will ich jedenfalls wagen.