Das Individuelle im Gleichförmigen herausarbeiten

So ein Arbeitsausflug ist auch mal eine wohltuende Abwechslung. Trotz der Abwechslung und des zeitweiligen Tapetenwechsels ist die Arbeitsatmosphäre in diesen Tagen aber durchgehend eine intensive. So, dass man kaum aufsehen mag, vor lauter Vertiefung in die anstehenden und trotz Routine immer wieder neu herausfordernden Aufgaben. Da sind besonders viel Geduld und ein besonders langer Atem von Vorteil, weil sich so das Nachdenken über Sinn und Zweck auch mal verschieben lässt. Es geht dann in erster Linie darum, das Notwendige abzuarbeiten – mit möglichst wenig Routineeinstellung und möglichst ausgeprägter Kreativität. Das Individuelle bei allem Rückgriff auf Erfahrung und Routine im auf den ersten Blick Gleichförmigen herauszuarbeiten und zur Geltung zu bringen, ihm ein Gesicht und eine Bedeutung zu verleihen, das kann man vor allen anderen Dingen von den Bäumen lernen. Diesen Gedanken hatte Hermann Hesse, ein großer Baum-Freund, einmal ausgeführt. Und er fasst ein Wesentliches in unserem Verhältnis zu den Bäumen als archetypische Lebenssymbole zusammen. Ein Wesentliches, das ich mir fast täglich in vielfältigen Lebenszusammenhängen vergegenwärtige und was ich immer wieder als alltagspraktische Weisheit bestätigt sehe.

Erhellende Baumsymbolik

In diesen Tagen denke ich viel an die Schriftsteller und Denker, die sich zu den Bäumen und das Thema Baum geäußert und kreativ ausgelassen haben. Dabei kommt mir immer wieder auch Hermann Hesse in den Sinn, der wie kein anderer die Individualität des Baumindividuums in Relation zu seiner Art gesehen hat. Es ist dies vielleicht die beste und eindrücklichste Idee hinter einem nutzbaren Verständnis für das Verhältnis von Mensch und Baum. Eigentlich hängt unsere Vorstellung von Baumsymbolik genau an dieser Idee, einer angenommenen Gemeinsamkeit zwischen Menschen und Bäumen und dem Ineinandergreifen von allgemeinen Merkmale, wie sie allen Menschen per se gegeben sind, mit ganz eigenen, für jedes Individuum typischen, aus seinem Lebensweg sich ergebenden Besonderheiten. Man kann das gut am Leben und der Existenz der Bäume erkennen und diesen Zusammenhang gut auf menschliche Existenz projizieren. Das ist es, was ich mit der Spiegelung des Selbst mit Hilfe der Baumsymbolik meine und was ich für sehr erhellend und nutzbringend halte.

Ein selbstverständliches Gespräch über Bäume

Es ist schön, wenn ich, wie heute wieder eine konkrete Rückmeldung zu einem Armband aus meiner Wunschbaum-Manufaktur erhalte. In dem Fall war es eine Bekannte von M., die es als Geschenk zum runden Geburtstag erhalten hatte. Solche persönlichen Rückmeldungen sind eher selten und deshalb besonders wertvoll, weil ich ein thematisches Gespräch anschließen und den inhaltlichen Bogen dabei etwas weiter spannen kann. Ich hoffe, noch viele Gelegenheit dazu zu erhalten und dass nach Ende dieser schon so lange anhaltenden Krise ein Gespräch über Bäume wie selbstverständlich als etwas Sinnvolles und Bereicherndes wahrgenommen wird. Derzeit ist das nicht mehr so offensichtlich und viel zu vielen vermeintlich vorrangigen Ablenkungen unterworfen.

Ein Gespräch über Bäume kann helfen

Zwischendurch erkenne ich doch auch Auflockerungen, eine Form von gleichgerichteter Einschätzung der Krisenlage, die Gelassenheit ausstrahlt, die sich um Humor und um möglichst wenig Resignation bemüht. Das sind Lichtblicke, die aus dem Bestreben resultieren, das Beste aus der Situation zu machen. Außerdem weicht es die Monothematik auf, die für mich das Unangenehmste und Ermüdendste bedeutet. Wie sollen da die eigentlich wichtigen Themen noch eine Chance haben. Anders als in dem berühmten Ausspruch Hermann Hesses, meine ich, wäre gerade jetzt ein Gespräch über Bäume wohltuend. Es ist kein Grund zu erkennen, warum ein solches unangemessen sein könnte. Vielmehr kann die Beschäftigung mit unseren natürlichen Grundlagen und ihren vielschichtigen Bedeutungen eine Art Coping-Strategie darstellen, in Krisenzeiten möglicherweise noch mehr als in vermeintlich unaufgeregten Lebensphasen.

Das Gemeinsame der Art zum individuellen Ausdruck bringen

Nun kommen auch wieder die Anfragen zu Kooperationsmöglichkeiten mit dem Baumtagebuch. Dieses Thema hatte über den Sommer weitgehend brach gelegen. Erfahrungsgemäß gegen Jahresende wird es aber wieder auferweckt, in immer neuen Varianten und von verschiedenen Richtungen. Leider ist dieser Ansatz selten von Erfolg gekrönt, da die Motive und inhaltlichen Linien schwer miteinander zu vereinbaren sind. Eigentlich ist die Idee nicht unattraktiv, praktisch dennoch kaum umsetzbar. So wird das Baumtagebuch in seiner Substanz das bleiben, was es seit über 13 Jahren ist: Ein Themenblog, der das große Themenfeld der Baumsymbolik aus ganz persönlicher Perspektive beleuchtet und aus dieser Individualität einiges herausarbeitet, was allgemein vermittelbar, verstehbar und teilbar ist. Das zeigen mir die Rückmeldungen und Kommentare. Damit ist das Baumtagebuch wie ein Spiegel der Wesens der Bäume selbst. Wie es Hermann Hesse einmal sinngemäß ausgedrückt hat, ist jedes Exemplar ein Repräsentant seiner Art, drückt sich in diesem Rahmen aber höchst individuell aus, geht seinen je eigenen Weg in je unverwechselbarer Gestalt.