Verlängerte Weihnachtszeit macht Sinn

M. hat heute tatsächlich bemängelt, dass der Weihnachtsbaum ja nicht erleuchtet war. Tatsächlich hatten wir die Lichter am Weihnachtsbaum in den letzten beiden Tagen nicht angeschaltet, v. a. weil wir uns überwiegend nicht in dem Raum aufgehalten hatten und dann der Stromverbrauch einfach sinnlos ist. Aber verzichten möchten wir auf den Baum noch nicht. Auch wenn in zwei Tagen die Weihnachtszeit offiziell schon zu Ende geht, werden wir die weihnachtliche Dekoration der Wohnung und rund ums Haus, allen voran auch den Weihnachtsbaum sicher noch mindestens eine Woche länger belassen. In den letzten Tagen werden wir sicher noch Freude daran haben, gerade wenn es jetzt kälter werden soll, auch weil das Wärmende und Lichte der Weihnachtszeit uns gerade am zähen und zögerlichen Beginn des Jahres noch etwas Wichtiges geben kann, wenn wir es mit Aufmerksamkeit und bewusst wahrnehmen und bedenken. Vielleicht werde ich auch noch eine letzte fotografische Reihe anschließen, denn bestimmte Einstellungen und Bildideen waren in dieser Saison neu und machen insofern Mut, Varianten und Optimierungen zu versuchen.

Vegetabile Symbolik zum Ende der Raunächte

Heute ist der Dreikönigstag und eigentlich der offizielle Abschluss der Weihnachtszeit. Allerdings haben wir uns darauf verlegt, die Zeit um mindestens eine Woche zu verlängern. Jedenfalls ließen wir unseren schönen Weihnachtsbaum und die Dekoration in den vergangenen Jahren immer bis zum darauffolgenden Wochenende. In solchen Zeiten wie diesen erst recht, egal, was andere zu dem Thema sagen. Und wie immer an diesem Tag werde ich heute Abend noch die Raunächte-Tradition pflegen, es ist die letzte Gelegenheit dazu, und mit einer Schale durch die verschiedenen Räume des Hauses gehen, um darauf entzündeten Weihrauch zu verräuchern. Diesmal können wir wegen Vs Abwesenheit auch alle Räume damit beräuchern. Das ist mir wichtig, ganz unabhängig von der heidnischen Tradition und möglichen Bedeutungen. Ich finde es einfach bedeutungsvoll, solche Rituale im Schnittfeld zwischen Christentum und vegetabiler Symbolik aufrechtzuerhalten.

Für mich ein sinnhaftes Räucherritual

Die Tradition habe ich nicht vergessen. Auch in den Vorjahren hatte ich das Räucherritual immer auf den letzten Tag der Weihnachtszeit gelegt, den Festtag der Heiligen Drei Könige. Weihrauch habe ich ausreichend zur Verfügung, sogar verschiedene Sorten. Aber die Zündkohlen gehen mir nun doch aus, vor allem sind sie so alt geworden, dass ich sie nur mit Mühe und nach mehreren Anläufen zum Zünden bekomme. Letztlich hat es aber funktioniert, jedenfalls so gut, dass ein schmaler Rauchfaden regelmäßig aus der glasierten Tonschale entströmte, auf der ich die Kohle immer platziere, um mit der Schale in der Hand die verschiedenen Wohnräume zu durchschreiten. V. hält nichts davon, aber das spielt keine Rolle. Ich finde den Gedanken einer Schutzwirkung für das vor uns liegende Jahr tröstlich und das Ritual vor allem so schön in die Weihnachtszeit passend, dass ich gerne daran festhalte. Zumal wir von den Heiligen Drei Königen in Form der Sternsinger schon länger nichts mehr mitbekommen haben. Sofern das in der Pandemiezeit überhaupt noch stattgefunden hat, läuft es eher anonym ab, mit vorgefertigten Aufklebern, ohne Singen und überhaupt ohne jene von der Präsenz der in Rollen geschlüpften Kinder lebende Symbolwirkung. Eigentlich schien es auch schon in den Jahren zuvor zunehmend rein formal und sinnentleert. Aber das liegt daran, dass in die Vorbereitung der Sternsinger auf ihre Aufgabe immer weniger Mühe investiert wird und man hier wie in vielen christlichen Traditionen einen Hang zur wenig innerlichen Folklore entwickelt hat. So ist es heute schwierig geworden, die Weihnacht in ihrem weitreichenden und tief gehenden Sinn als Gemeinschaftsfestzeit zu erleben und zu gestalten.

Freie Interpretation der Tradition

Ich bin noch unschlüssig, ob ich am Wochenende tatsächlich die Weihnachtsdekoration abräumen soll. Eigentlich endet morgen mit dem Dreikönigstag die Weihnachtszeit. Aber gerade jetzt ist es kälter geworden, fühlt sich erstmals für die Saison wie Winter an. Und dann wirkt die weihnachtliche Beleuchtung umso wärmender und stimmiger. So könnte ich mir vorstellen, zwar den Weihnachtsbaum, den beleuchteten Kranz und den erleuchteten Mistelzweig vorm Haus abzuräumen, aber den Weihnachtsbaum und unsere so schöne Schrankbeleuchtung noch eine Woche zu belassen. Die Aussicht erfreut mich umso mehr, als V. heute beschlossen hat, die Ofensaison zu starten. Die heimelige Holzbrandofenwärme wäre für die Weihnachtszeit genau das richtige gewesen, nur hatten wir in der Zeit eben unwinterliches Wetter. Alles verkehrt, uns so ist es vielleicht erlaubt, die zeitliche Reihenfolge in der Anwendung der Tradition etwas freier zu interpretieren.

Neues Jahr und gefühlte Weihnachtszeit

Die Weihnachtszeit hat im letzten Jahr für viele früher begonnen als gewöhnlich, einfach weil es ein Bedürfnis nach Krisenarmut gab, das die Weihnacht und ihre Symbole und Traditionen ausfüllen sollten. Ich denke, das hat auch so gewirkt. Merkwürdig ist demgegenüber, dass diese Zeit im neuen Jahr früher abgeschlossen werden soll, so scheint es mir zumindest. Meinem Bedürfnis entspricht das nicht, von mir aus könnten wir die Zeit im Gegenteil noch weiter verlängern, über den Dreikönigstag hinaus. So werde ich alles, was uns die Weihnacht im und ums Haus herum jeden Tag so eindrücklich vergegenwärtigt, ganz sicher noch bis zum folgenden Wochenende belassen. Und wer weiß, wenn der Winter Mitte der Woche doch noch kommen sollte, zumindest durch winterlich tiefe Temperaturen ausgedrückt, dann könnte ich mir auch eine private weihnachtliche Verlängerung inklusive des Weihnachtsbaums vorstellen – gleichgültig, was andere mit dem Jahresanfang in Verbindung bringen mögen.

Räuchertraditionen

Auch in den letzten Jahren habe ich das Räuchern immer auf den letzten Tag der Weihnachtszeit verlegt, den heutigen Dreikönigstag. Nachher will ich diese letzte Gelegenheit nutzen. Wahrscheinlich wird die Räucherkohle wieder nicht sehr gut entzündbar sein, weil sie zu alt ist, aber nach einigen Versuchen hat es immer noch funktioniert. Und Weihrauch ist ohnehin genug vorhanden. Es ist mir einfach wichtig, diese Traditionen beizubehalten, auch wenn das der Rest der Familie eher belächelt. Aber das ist mir egal, solche Überlieferungen verdienen es, praktiziert und in die Zukunft getragen zu werden. Leider konnte ich den Nachmittag für weitere Weihnachtsfotos nicht nutzen. Das werde ich dann bald nachholen, zumal der Weihnachtsbaum noch mindestens bis Ende nächster Woche die Weihnachtstimmung erhalten soll.

Ein würdiger Abschluss der Weihnachtszeit

Ein schöner Dreikönigstag und ein würdiger Abschluss der Weihnachtssaison. Mit dem Besuch eines lange nicht gesehenen Museums und einer tollen Impressionistenausstellung, dem Treffen mit alten Freunden und vielen Reminiszenzen. Da kann man die Trübnis des Wetters gerne vergessen. Eines war mir am Abend dann, auf den letzten Drücker sozusagen, doch noch wichtig: Das Räuchern der Wohnung. Da ich weiß, wie ablehnend V. dem gegenübersteht, habe ich es auf meinen bevorzugt bewohnten Bereich beschränkt. Diesmal ließ sich die Kohle besser entzünden als im Vorjahr. Und der Weihrauch hat seinen weißen Rauch gut verströmen können. Ich bin froh, dass ich das noch realisieren konnte, auch wenn der Vorabend traditionell angemessener gewesen wäre. Aber diese Lösung ist sicher auch akzeptabel. Hoffen wir, dass alles, was wir aus den Rauhnächten bzw. den verbindenden Tagen gewinnen konnten, uns für die nächsten 12 Monate genug Mut, Kraft und Energie mitgibt, um alle Herausforderungen bestehen zu können.

Verlängerte Lebensdauer für den Weihnachtsbaum

Im Nachhinein finde ich es richtig, den Ausflug heute realisiert zu haben. Es war das Beste, was an diesem wie immer verregneten Tag zu tun war. Wie Abschluss der Weihnachtszeit hat es sich allerdings nicht angefühlt, auch wenn in der Stadt die Weihnachtsdekorationen noch allerorten zu sehen sind und viele Geschäfte mit vergünstigten Angeboten zu Weihnachtsartikeln werben. Am skurrilsten fand ich die Ankündigung eines Ladengeschäfts in einer Woche den Verkauf von künstlichen, teils mit Kunstschnee verzierten Weihnachtsbäumen zu starten. Interessanterweise scheinen viele sich schon auf die kommende Weihnachtssaison zu freuen und erwerben tatsächlich jetzt schon Artikel für diese Zeit. Schon auf der Hinfahrt überraschte mich M. mit dem Vorschlag, der genau meinem eigenen Wunsch entspricht, nämlich den Weihnachtsbaum ausnahmsweise einmal nicht nach dem Dreikönigstag abzuschmücken, sondern ihm und uns noch eine weitere Woche zu gönnen. Soviel Flexibilität und Abweichung vom Gewohnten muss sein. Schließlich ist der Eindruck und die Wahrnehmung der Saison in jedem Jahr ein anderer.

Traditionelles Räucherritual

Jedes Jahr verschiebe ich das Räuchern bis kurz vor den 6. Januar, auch wenn das Räuchern traditionell während der gesamten Zeit der Raunächte bzw. der dazwischen liegenden Tage angesagt ist. Aber der Eintrag im Bauernkalender hat mich noch einmal bestärkt, dass gerade der Abend vor dem Fest der Heiligen Drei Könige oft für das Räuchern von Haus und Stall reserviert war. Gerne vollziehe ich das zumindest für meinen persönlichen Lebens- und Arbeitsbereich nach. Eine symbolische Handlung, die ich auch in heutiger Zeit noch stimmig finde. Etwas Probleme haben mir die alten und wohl schon etwas abgestandenen Kohlen gemacht, die sich nicht so leicht entzünden ließen. Nach einigen Anläufen war das Räucherwerk dann doch zu aktivieren und die verschiedenen Sorten von duftenden Hölzern und Weihrauch verströmen ihr rauchiges Aroma. Darunter sind auch einige Späne, die ich bei meiner Holzarbeit z. T. schon vor Jahren für diesen Zweck aufbewahrt hatte, u. a. von Olivenbaum. Das Ritual macht es mir auch ein wenig leichter, mich mit dem Ende der Weihnachtszeit anzufreunden, die von mir aus noch einige Wochen andauern könnte. Dieses Mal fällt mir der Einstieg ins neue Kalenderjahr deutlich schwerer.

Vor der letzten Raunacht

Allmählich wird das neue Jahr sichtbar, erkennbar daran, dass die Menschen neue Projekte in Angriff nehmen, gerade aus dem Weihnachtsurlaub gekommen oder kurz davor stehend. Schon liegt das Rekapitulieren und Erinnern im Hintergrund und schieben sich konkrete Vorhaben neben guten Vorsätzen in den Mittelpunkt. Das ist gut, um dem ansonsten wenig animierenden Winter zu trotzen und auch traurig, weil sich damit die fünfte Jahreszeit, fast pünktlich zum morgigen Tag der Heiligen Drei Könige dem Ende zuneigt. Ich will das als Übergang verstehen, avisiere einen wirklichen Abschluss der Weihnachtszeit erst mit Lichtmess Anfang Februar. Auch wenn der Weihnachtsbaum uns bis zum Ende der Woche verlassen haben wird, alles, was wir an Stärke und Innerlichkeit aus dem Advent und den Feiertagen gewinnen konnten, soll noch etwas länger in der Seele präsent sein und für den Rest des Jahres seine Wirkung verbreiten. Für das Ende der Raunächte habe ich, ebenfalls passend zur Tradition, die eigenen Wohnräume mit Weihrauch geräuchert. Möge es nach dem, was J. gleich zu Jahresbeginn an Unheilvollem geschehen ist, uns für den Rest des Jahres und vor allem in den Wintermonaten schützen.