Der Zukunftswert innerer Sicherheit

Noch ein paar Tage dieses Spätwinters mit Düsternis und nasser Kälte werden uns nicht erspart bleiben. Aber mit den eigenen Vorbereitungen für die künftige Pflanzsaison wird hoffentlich der Frühling auch Einzug halten. Ich schätze, das wird bei uns auch mit dem Ausgehen des Brennholzvorrats und damit dem Ende des Holzofensaison zusammenfallen. Und natürlich mit Ostern. Das wäre doch eine schöne Koinzidenz, die das Erwartbare und Vertraute, das typisch Frühlingshafte den Gemütern zuführt und ein wenig zeitlose Normalität und Gelassenheit in diese aufgeregten und ständig unsicheren Zeiten hineinwehen lässt. Es geht dabei aber nicht um Ablenkung oder gar Weltflucht. Eher um das Bewusstsein und das Vertrauen darauf, dass es noch Beständiges gibt, dass man sich auf bestimmte Erfahrungen noch verlassen kann. Dass nicht alles der Willkür, dem Zufall und der destruktiven Logik von Menschen und Mächten unterworfen ist, die der eigenen Lebenswelt mehr als fremd und unverständlich sind. Deren Auswirkungen auf unser Leben wir aber schmerzlich zur Kenntnis nehmen müssen. Etwas anderes als dem eine innere Sicherheit entgegenzusetzen, ist perspektivisch wohl kaum mehr vorstellbar.

Bewusste Ruhe in turbulenten Zeiten entwickeln

Jetzt geht’s schon dem Ende des Februars entgegen, so schnell ist das noch junge Jahr bereits verflogen, ohne dass man es richtig wahrgenommen hat. Das hat wohl auch mit Fluchttendenzen zu tun, die sich bei vielen breit machen und die darauf zielen, den Wahnsinn unserer Gegenwart nicht ständig durchdenken zu müssen. Am Ende aber kann man ihm doch nicht wirklich entgehen und muss doch individuelle Lösungen suchen, die meist den Charakter von Erfindungen tragen, da es kaum noch Referenzen und die Möglichkeit gibt, auf wirklich Erfahrenes zurückzugreifen. Mir scheint, die Kreativität der Menschen wird gerade überstrapaziert, in einer Weise, die nicht durchgehend Erfolg haben kann. Ich wünsche mir für alle, dass es uns gelingt, die Ruhe in uns selbst zu erzeugen, um auch nach Außen ruhiger und gelassener sein zu können. Wenn es nicht durch die Umwelt von selbst kommt, müssen wir uns wohl aktiv um die Ruhe bemühen. Aber nicht um quasi naive Ruhe, sondern eine, die sich der uns allen innewohnenden ursprünglichen Stärke bewusst ist. Einer Stärke, die von einer gemeinsamen geistigen Quelle zeugt. Die sollten wir in diesen Tagen verstärkt suchen und in uns neu zum Leben erwecken. Analog dem In-sich-Ruhen eines großen alten Baums, der sich seiner gewachsenen Individualität stets bewusst bleibt und doch seine Zugehörigkeit zu einer Art und damit zu einer Gemeinschaft nicht verleugnen kann und will.

Menschlich nicht Auflösbares

So extrem viel und durchgängig praktizierte Krisenkommunikation. Allmählich wird es einem zu viel. Immer schwieriger scheint es, dem etwas Sinnvolles und auf die Zukunft Gerichtetes entgegenzusetzen. Ich bemühe mich durch Rückgriff und bewusste Aufmerksamkeit auf die zeitlosen Naturthemen, allen voran die Bäume und ihre reiche Lebenssymbolik, einen erdenden Ausglich zu schaffen. Für mich selbst und alle, mit denen ich in Verbindung stehe. Aber manchmal zweifle ich schon an der Wirksamkeit aller bewussten Ansätze und auch an der Nutzbarmachung gelebter Erfahrung. Manchmal, vielleicht an diesem Punkt unserer Entwicklung, muss auch etwas von außen kommen. Nichts Menschliches, eine geistige Größe, die unseren grundlegenden Ursprung definiert und die menschlich nicht Auflösbares ganz unabhängig und unbelastet ausgleichen könnte.

Starke Verbündete

Es scheint, dass das Ende der Fastnacht und der heutige Beginn der Fastenzeit wieder einmal verbreitet als willkommener Anlass für eine erneute Auszeit angesehen werden. So lässt sich die laufende Woche ganz gut verbummeln, ohne Neues angehen zu müssen. Auf mich wirkt diese Feier- und Auszeit-Kultur inzwischen befremdlich. Nicht wegen der Auszeiten selbst oder ihrer Anlässe, deren Pflege ich ausdrücklich begrüße. Nein, weil das Verhalten vorher und nachher wie eine Flucht zu sein scheint. Als wenn das Bedürfnis, möglichst wenig von der aktuellen Wirklichkeit an sich heranzulassen, zu einer Grundeinstellung geworden ist. Ich hoffe, es ist tatsächlich nicht ganz so, und auch nicht unwiderruflich in dieser Form. Denn, was wir einmal als erwartbar und richtig empfunden haben, sollte nicht einfach verschwinden – nur wegen unbegreiflicher Wendungen in Gesellschaft, Politik und Kultur. Die haben etwas zu bedeuten, aber wir müssen sie auch aktiv verarbeiten und durchdenken. Anders machen Krisen- und Schreckenserfahrungen keinen wirklichen Sinn. Die Reflexion über Symbolhaftes und speziell die Symbolik der Bäume ist für mich auch keine Flucht, sondern im Gegenteil ein Ansatz, gerade sich ehrlich und unvoreingenommen mit dem auseinanderzusetzen, was uns gegenwärtig widerfährt. Als konstanter, quasi archetypischer Hintergrund der Beobachtung und Reflexion gehören die Bäume zu den stärksten Verbündeten.

Eine intensive Übergangszeit zwischen den Arbeitsjahren

Da hatte sich so einiges angesammelt, was mit der ereignisreichen Zeit rund um Weihnachten und den Jahreswechsel zu tun hatte. Grußkarten, gestapelte Zeitschriften und Informationen, ausgetauschte und defekte Elektrogeräte, Relikte in jüngster Zeit rezensierter Artikel. An diesem Samstag musste ich das alles einmal in Ordnung bringen, damit ich auch wirklich mit Übersicht und freigemachtem Routinekopf in das neue Arbeitsjahr starten kann. Natürlich liegt der Start jetzt schon einen Monat zurück, aber dieser nahtlose Übergang von der Weihnachtszeit in den Start des Arbeitsjahrs ist immer so arbeitsreich und eng getaktet, dass Manches dann eben liegenbleibt. Ich denke, mit der jetzt wieder verbesserten Ordnung ist es einfacher, das erwartbar komplizierte Jahr mit kalkulierten Motivation und mutig weiterzuentwickeln. Ein ziemlich mutiger und erfahrungsgesättigter Anfang ist bereits gemacht, nun will ich versuchen, es mit allem, was für mein Leben von Bedeutung ist, Kommunikation und Kultur, Bäume und Natur, Geist und Symbolformen, möglichst gleichgewichtig möglichst sinnhaft auszugestalten.

Baumcharakter und geistige Klarheit

Es war ein runder Tag, der den Abschluss eines größeren Projekts, einen Ausflug und ein Beratungsgespräch beinhaltete, das irgendwann in eines über geistige Fragen und Erkenntnisinteressen überging. Ganz unverhofft, aber sicher nicht zufällig. Kann man doch mit der nötigen Sensibilität und Intuition schon ganz gut erkennen, ob man es mit jemandem zu tun hat, den ähnliche Themen bewegen. Das sind Dinge, die man zwischen den Zeilen lesen kann, vielleicht an Nuancen der persönlichen Ausstrahlung, der von jemandem ausströmenden Energie ablesen kann, wenn man das kann. Jedenfalls eine interessante Begegnung, die niemals ins Unklare abdriftete, was mir selbst in solchen Dingen wichtig ist. Wie ja auch die Baumthematik, wie ich sie u. a. in diesem Tagebuch in Form bringe, immer ein Höchstmaß an Transparenz und Klarheit der Gedanken erfordert, will sie dem Thema und dem Charakter der Bäume selbst gerecht werden.

Was wir im Angesicht des Weihnachtsbaums erfahren

Ganztägige Ausflüge wie gestern wirken sich dann gleich auf die Aufgabenplanung aus. Natürlich sind solche Anlässe schön und wichtig, aber nachher gibt’s dann vieles nachzuholen, das Wochenende wird damit überladener, als man sich das um diese Zeit des Jahres wünschen würde. Ich bin dennoch zuversichtlich, dass wir die Aufgaben, die uns die Wochen vor Weihnachten noch stellen, auch in guter Qualität und bewusst wahrnehmen und erfüllen werden. Weihnachten ist für unsere Familie in dieser Zeit auf verschiedenen Ebenen ein auch die Gespräche bestimmendes Thema. Darüber bin ich sehr froh, weil es meine Affinität zum bewussten Wahrnehmen und Einsetzen symbolischer Formen unterstützt. Weil im Wahrnehmen dieser Formen so etwas wie eine Familientradition begründet ist. Das verbindet untereinander und mit allen, die ähnlich ausgerichtet sind. Es verbindet aber vor allem mit den geistigen Grundlagen dahinter und damit jeden Einzelnen von uns mit der ihm zugeordneten geistigen Quelle. Es ist eigentlich das, was wir oft ganz unbewusst, aber auch unbewusst sehr sicher im Angesicht des Weihnachtsbaums später in uns erspüren, diesen Funken, den die Lichter und der Glanz des Weihnachtsbaums, insbesondere in den längsten Nächten des Jahres, in uns entfachen und der uns ganz besonders in diesen Feiertagen und -nächten wieder ursprünglich und ganz werden lässt.

Den Geist- und Sinn-Faden nicht abreißen lassen

Vermutlich können die meisten meine Affinität und das innige emotionale Verhältnis zur Weihnachtszeit nicht nachvollziehen. Tatsächlich begegne ich schon seit vielen Jahren einer verbreiteten Müdigkeit, wenn nicht entschiedener Ablehnung dem Thema gegenüber. Wie wenn sich die Menschen von der Traditionssymbolik und den verbundenen inneren Handlungen distanziert hätten oder das Bedürfnis nach Distanzierung hätten. Allerdings ist das eine Entwicklung und ein Phänomen, das nicht nur auf Weihnachten zutrifft. Eigentlich beobachte ich das bei allen Traditionsfesten, Feiertagen, insbesondere den christlichen, und überhaupt Gedenktagen mit speziellem Bedeutungshintergrund und Sinn. Es gibt die Tendenz, diese als eine Form von Folklore zu entwerten und quasi als unzeitgemäß, zumindest extrem nachrangig zu betrachten. Was ich an der Stelle immer zum Ausdruck bringen möchte: Das Gegenteil ist der Fall. Die vermeintliche Irrelevanz ist Dank der Zeitlosigkeit dieser Inhalte nicht denkbar. In ihnen steckt vielmehr das wirklich Essenzielle, die Gelegenheit vor allem, sich aus Anlass der Traditionstage und -zeiten eben diesem wieder stärker zu nähern, dieses Essenzielle wieder mehr zum eigentlichen Gegenstand des Interesses und der persönlichen Entwicklung zu machen. Das ist der eigentliche Zweck meiner Versuche, symbolische Formen wie den Weihnachtsbaum und die Symbolbäume als Aufmerksamkeitsmarken ins Bewusstsein zu rücken, die uns vieles zurückgeben können, was immer schon vorhanden ist, aber im Zuge der zeitgenössischen Verwirrungen verschüttet wurde. Ich bemühe mich, einen Beitrag dazu zu leisten, dass dieser wichtige Geist- und Sinn-Faden nicht abreißt.

Wesentliches in anstrengender Zeit

Der größte Teil meiner adventlichen Grüße habe ich heute für den Versand fertiggestellt. Damit ist bereits ein gutes Stück vorbereitender Weihnachtsaktivität erfolgreich auf den Weg gebracht. Daneben wird es noch weitere Projekte in dieser Richtung geben, teilweise auch für Geburtstage, die in meiner Familie und Bekanntschaft bevorzugt in den Wintermonaten liegen. So bleibe ich gewissermaßen in zweifacher Hinsicht in Übung und kann gleichzeitig verschiedene symbolische Formen individuell in Szene setzen, für die ich selbst ein besonderes Faible habe. Ich denke auch, dass gerade wegen meiner eigenen Intensität diese auch bei den Beschenkten oder einfach den Menschen, mit denen ich in der Weihnachtszeit in Kontakt trete, ankommt, in dem Sinn richtig verstanden wird, in dem es gemeint ist. Die Gefahr, dass die Initiativen abgestanden, altmodisch oder gar in unserer Zeit unpassend wirken könnten, sehe ich dagegen nicht. Es ist mir eher ein Bedürfnis, einen im eigentlichen Wortsinn „romantischen“ Zugang zu der uns allen gemeinsamen Symbolik der Weihnachtszeit in Formen zu gießen und zu teilen. Meist, aber nicht nur, spielt dabei der Weihnachtsbaum eine wichtige Rolle. Ein Beitrag, zumindest als punktuelle Anregung, dieser anstrengenden und erschöpfenden Zeit etwas Wesentliches anklingen Lassendes entgegenzusetzen.

Krisenbewältigung und das Reden über Bäume

Ein ruhiger Sonntag, der nach der Geschäftigkeit der gesamten Arbeitswoche willkommen war. Und mit dem Biografieprojekt bin ich immerhin auch weitergekommen, also war es nicht der reine Erholungstag, dennoch ein ruhiger, wie ich das für einen Sontag am liebsten habe. Die Geschehnisse in der Welt sind so von Katastrophen, Gewalt, politischen und wirtschaftlichen Krisen dominiert, dass es fast schwerfällt, überhaupt so etwas wie Ruhe zu pflegen. Und all die anderen Themen, vor allem die grundlegenden, die unser Leben eigentlich prägen, kommen natürlich wieder und immer noch zu kurz. Der Zustand hält nun nämlich schon über Jahre an und scheint immer dramatischere Formen anzunehmen. Was macht das mit der geistigen Entwicklung der Menschheit, gibt es überhaupt noch eine fortschrittliche Entwicklung auf diesem Gebiet, oder sind wir im beständigen Rückschritt befindlich? Es ist heute wie beim Wort Berthold Brechts mit dem Reden über Bäume: Es scheint einen gesellschaftlichen Zwang zu geben, sich solches zu verbieten, weil es doch so viel Wichtigeres zu bedenken, zu überdenken und zu beachten gilt. Nur steht dieses Beispiel des Redens über Bäume eben heute noch deutlicher denn je stellvertretend für das Denken und Kommunizieren auf dem Gebiet des Geistigen, gerade dem, was nicht Gegenstand der Nachrichten und öffentlichen Diskussion ist und es auch nicht sein kann. Es ist dennoch das eigentlich Bedeutsame, das wir nicht vernachlässigen sollten. So gesehen wäre ein Reden über die Bäume willkommen, und wenn das eher möglich ist als das Reden über Frieden und Solidarität, bin ich dafür die Gelegenheit zu ergreifen. Von dem, was damit geistig erreicht wird, zu den zurzeit wieder in der Öffentlichkeit dominanten Themen ist dann nicht weit. Und dieser alternative Weg scheint mir vielversprechender, stellen wir doch ein ständiges Unvermögen bei den gewohnten Versuchen fest, die Krisen auf politischem Weg oder gar mit Gewalt aufzulösen.

Namenstag und Symbolverständnis

An meinen Namenstag hat mich M. schon am Morgen erinnert. Und Herr M. hat mich wie schon in den letzten Jahren dazu am Abend noch einmal telefonisch gratuliert. Das finde ich immer rührend, v. a. weil ich selbst zwar mit Namenstagen nicht so viel Persönliches verbinde, aber eben sehr viel Sinn für Symbolisches integriert habe und das auch gerne thematisiere. So ist auch dieser Namenstag ein schöner Anlass, was sich vom Hl. Bernhard v. Clairvaux ausgehend an spirituellen und allgemein geistigen Gedanken ableiten lässt, auf seine Relevanz für unsere Zeit und unsere eigene Lebenswelt hin abzuklopfen. Und dabei komme ich mit Hilfe derer, die mir die Anstöße geben, auch immer wieder zu interessanten Ergebnissen. Dabei denke ich nicht nur an den berühmten tradierten Ausspruch von Bernhard v. Clairvaux die Bäume und Wälder betreffend. Die Assoziationen und aktuellen Bezüge gehen durchaus weiter, bis hin zu historischen Betrachtungen, autobiographischen Reminiszenzen und technologischen Entwicklungen der Gegenwart.

Aufhebung, Transformation und die Anknüpfung an einstige Entwicklungsstände

Die unübersehbaren Verwerfungen unserer Zeit sind immer häufiger Gegenstand von Gesprächen. Vielleicht weil die Menschen glauben, im Diskurs etwas bewegen zu können, und sei es auch nur ein winziges Stück. Dennoch schwingt dabei immer eine fatalistische Grundeinstellung mit, die sich festgesetzt hat und wuchert wie eine Krankheit. Vielleicht ist neben all den körperlichen Dingen, die uns begegnen diese Zeitumstände auch tatsächlich die Hauptquelle des gefühlten Niedergangs, zumindest des Rückschritts, der Dekadenz auf vielen Ebenen gleichzeitig. Ich versuche immer wieder, u. a. mit den Wunschbaum-Initiativen, dem etwas entgegenzusetzen. So etwas wie Zuversicht und Anknüpfungsmöglichkeiten an frühere Zeiten bereitzustellen, die wesentlich fortschrittlicher und entwickelter genannt werden müssen. Daran sollten wir anknüpfen und mit dem Wissen um das Mögliche diese lähmende Geistesverfassung dieser Jahre „aufheben“. Wir benötigen dringend eine solche Aufhebung im Vertrauen auf unsere tief liegenden, Wachstum und Weiterentwicklung begünstigenden Eigenschaften und Fähigkeiten.

Pfingsten, der Heilige Geist und das Individuum

Ein wirklich strahlend heller, lichtdurchwirkter Pfingsttag hat die Idealvorstellung von diesem Feiertag wieder einmal bestätigt. Nach den Gartenarbeiten gestern war das eigentlich der erste wirkliche Ruhetag, an dem wir die erwachte Gartenatmosphäre entspannt auf uns wirken lassen konnten. Der erste wirkliche Einstieg in die Gartenaufenthaltssaison. Ich freue mich, bei dem zu erwartenden anhaltend sonnigen Wetter, nächste Woche erstmals wieder mein Gartenatelier beziehen zu können, wenn es an die Bearbeitung des jüngsten Auftrags für ein Lebensbaum-Armband geht. Das ist wohl der späteste Auftakt der Manufaktur-Freiluftsaison, an den ich mich erinnern kann. Wohl, weil in Krisenzeiten alles etwas anders ist, sogar die Verteilung und die Anteile von Innen- und Außenarbeiten. Die Symbolreflexion angesichts des Feiertags kam heute auch nicht zu kurz. Am Nachmittag habe ich eine der Vortragsmitschriften aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiners herausgesucht, die im Zusammenhang mit der Osterthematik steht und sich explizit auch auf die Dreifaltigkeit: Vater, Sohn und Heiliger Geist bezieht. Wie zu erwarten war, verortet Rudolf Steiner die Rolle des Heiligen Geistes an ganz anderer Stelle als z. B. M., die ihn mit dem menschlichen Geist im Sinne von Kognition in Verbindung bringt. Bei Steiner geht es eher um die individuelle Vereinzelung des Geistigen, das in einer bestimmten Epoche der Menschheitsentwicklung quasi aus der kosmischen Umgebung in die Individuen eingezogen ist und sie damit durchgeistigt hat. Ein spannender Gedanke, der die traditionell vermittelte christliche Bedeutung des Pfingstfestes eigentlich in einem anderen, viel weiter gefassten Rahmen erscheinen lässt.

Zeitlose Themen und wirklicher Fortschritt

Nachdem ich am Vormittag u. a. Nachschub für unseren Kuchenvorrat produziert hatte, konnte ich nachmittags erneut das Ansäen der Chili-Sorten voranbringen bzw. einen erneuten Versuch dazu angehen und meine diversen Lektürevorhaben weiterführen. Das ist gerade sonntags für mich eine Wohltat, weil ich dann Inhalte mal ganz losgelöst von der Projektarbeit aufnehmen und reflektieren kann. Das bedeutet dann meist auch andere Arten von Inhalten, damit der Horizont durch zu viel gleichlaufende Aufgaben nicht schleichend eingeengt wird. So ist auch das Schreiben über Bäume, die interaktiven Projekte rund um das Wunschbaum-Projekt und die kunsthandwerkliche Arbeit mit Baum-Holz auch nicht bloß eine Freizeitaktivität, sondern eine Art Lebensnotwendigkeit. Denn bei dem Themenfeld kann ich mir Denken und kreative Gestaltung mal ganz unabhängig von Kommunikationslogik leisten, was die Kommunikationsarbeit selbst dann auch bereichert. Vor allem schafft es Räume, die von Vorurteilen absehen und in die alle selbst erworbenen Erkenntnisse über innere Handlungen, Symbolik und geistige Entwicklung einfließen können, die zu so etwas wie wirklichem Fortschritt auch im Alltagsleben beitragen können.

Ostern, Naturwahrnehmung und der Zugang zur geistigen Welt

Der heutige Palmsonntag hatte für uns trotz des wenig frühlingshaften Wetters die gewohnte Feierlichkeit, auch dank der Palmweihe und des Gottesdienstbesuchs am Vormittag. Die Palmzweige habe ich wie jedes Jahr an den Türkreuzen im ganzen Haus ausgetauscht bzw. durch die frisch geweihten ersetzt. Die restlichen werden wir an verschieden Freunde und Bekannte weiterreichen, die keine Möglichkeit hatte, selbst welche weihen zu lassen. Am Nachmittag konnte ich mich wieder der Lektüre von Rudolf Steiners Vortragsmitschriften widmen, wieder einer, die sich auf Steiners Ausführungen zu weitreichenden Fragen der Ästhetik bezog, wie oft bei ihm aber sehr weite thematische Bögen spannte. Diese späten Äußerungen Steiners aus seiner Zeit im Dornacher Goetheanum habe ich besonders schätzen gelernt, da sie wie die Essenz aus einem gewaltigen und sich immer wieder gewandelten Lebenswerk anmuten und insofern wirklich anregend sind. In diesem Vortrag, den er an genau demselben Tag, nämlich dem 2. April im Jahr 1915 gehalten hatte, geht es um um Grundfragen der Geisteswissenschaft und, passend zur Zeit, um das Mysterium von Golgatha, die Karwoche und ganz konkret auch z. B. um den Brauch, zwischen Karfreitag und Ostersonntag die Glocken schweigen zu lassen. Aber natürlich gräbt Steiner bei diesem Thema viel tiefer und spannt den ganz weiten Bogen zur vorchristlichen Zeit, speziell auch zur nordischen Mythologie mit ihrer Sonnengottheit Baldur. Es ist spannend, den Ausführungen zu folgen, die das, was für vorchristliche Zeiten noch in der Natur direkt in quasi natürlicher Hellsicht erfahren werden konnte, die vielen Elementargeister etwa in den Lebewesen und den Sternen, mit dem Schwinden des direkten Erfahrungszugangs zur geistigen Welt quasi ins Innere des Menschen verlagert wurde und ab sofort auch dort gesucht und entwickelt werden musste. Eine Entwicklung, die in Steiners Augen einer entwicklungsgeschichtlichen Notwendigkeit folgte und die ohne das Eingreifen bzw. das In-Erscheinung-Treten des Christus so nicht möglich gewesen wäre. Durch den Christus erst konnte an die Spur des Geistigen sozusagen wieder angeknüpft werden, auf anderen Wegen, als das in früheren Menschheitsgenerationen noch über die Sinne möglich war. Und bei diesen Ausführungen ist mir deutlicher geworden, in welcher Form sich für mich christlicher Glaube und die Spiritualität und Symbolik des Natürlichen, wie ich es ganz besonders in den Bäumen wiederfinden, in welcher Form sich diese Gedankenwelten für mich miteinander verschränken und einfach verschiedene Zugangswege zum Geistigen darstellen. Es geht immer um den Menschen, sein Verhältnis, seine Entwicklung und Rolle in der Welt, im Kosmos als Ganzem, wobei die Bäume exemplarisch als leistungsfähiges Symbolsystem und Projektionsfläche dienen können, auch um unser Naturverhältnis in moderner Zeit abseits der Naturwissenschaft zu bestimmen und zu verstehen.

Geistige Zukunftsperspektiven

Das wird hoffentlich der letzte Besuch bei V. in S. gewesen sein, da uns allen inzwischen die Geduld ausgeht und wir uns eine Rückkehr zu gewohnten Abläufen wünschen. Immerhin waren die letzten vier Wochen mit gewissen Erkenntnissen und Einsichten verbunden, die wir anders wohl nicht hätten gewinnen können. Auch wenn das alles nicht sehr erfreulich ist, gehört es wohl zur Realität des aktuellen Gesundheitssystems. Irgendwie ergänzt sich diese Erfahrung mit der erschreckenden Nüchternheit alles dessen, was mir kommunikativ und kulturell derzeit entgegentritt. Wie weit sind wir von der Gedankenwelt der Zeit vor hundert oder besser noch 120 Jahren entfernt, als sich auf allen Ebenen des Geisteslebens nicht nur in Deutschland so viel bewegt hat. Selbst den weniger aktiv Beteiligten dürfte das damals nicht entgangen sein. Solche geistige Aufbruchstimmung ist uns heute vollständig abhandengekommen. Stattdessen ähnelt alles einem Wunsch, das pure Durchhalten und Überleben möglichst abzusichern. Keine guten Voraussetzungen für alle Bemühungen, die auf die Arbeit mit und die Vermittlung von Symbolen abzielen, so auch für die Initiativen der Wunschbaum-Projekte. Ich hoffe, wir werden wieder zu einem geistigen Klima zurückkehren, in dem wirkliche Zukunftsentwicklung im Sinne eines Fortschritts wieder möglich wird. Ich denke, aber, dass wir vor dem Voranschreiten erst wieder vieles aufholen und rekonstruieren müssen, was uns aktuell verlorengegangen scheint.

Eine Hinwendung zum Grundlegenden der Weihnacht

Adventskalender 2022: Blatt zum 22. Dezember

Der Besuch bei V. in S. hat nach dem zweiten Mal schon fast Routinecharakter erhalten. Aber natürlich ist das ermüdend, zumal man den weiteren Verlauf kaum voraussagen kann. Wir hoffen jedenfalls, an Heilig Abend wieder zusammen sein zu können, auch wenn das Thema dann noch nicht wirklich abgeschlossen sein kann. Die Eindrücke rund um diese Weihnachtszeit und den Umgang mit Weihnachten sind für mich in dieser Saison ganz eigentümlich, aber konstant geblieben. Ich stelle eine wieder stärkere Hinwendung zum Traditionellen und vor allem zum eigentlichen Sinn der Weihnacht fest. Das Gerede von der Kommerzialisierung und dass man sich unter Erwachsenen nichts mehr schenkt u. s. w. ist, nachdem es jahrelang das Gespräch dominiert zu haben scheint, mittlerweile fast ganz verklungen. Man versteht und schätzt das Atmosphärische und verbindet damit etwas Echtes und Wünschenswertes. Das muss sich nicht immer an typischen Weihnachtssymbolen wie dem Weihnachtsbaum, dem Adventskranz oder den eher neuzeitlichen Weihnachtbräuchen und -ritualen festmachen. Das Grundlegende, Weihnachten als Geburtsfest, als Fest der Hoffnung und des kulturübergreifenden Zusammenhalts, als Fest der Erinnerung an einen wie auch immer gearteten gemeinsamen geistigen Ursprung zu begreifen, ist wieder stärker in den Bewusstseinen verankert. Das ist es, was mir an Weihnachten 2022 vor allem auch später noch in Erinnerung bleiben wird.

Weihnachtsmut und geistige Wiederauferstehung

So ganz konnten wir gestern die Adventsvorbereitungen noch nicht abschließen. Deshalb haben wir diese Vorbereitungen heute fortgesetzt, zufrieden mit dem bisher Realisierten. Und nach dem weiteren Dekorieren heute sieht es wieder sehr weihnachtlich und atmosphärisch bei uns aus. Auch mein Arbeitszimmer konnte ich heute auf Weihnachten ausrichten, jedenfalls fast vollständig, denn den neuen Leinwandruck mit Motiv des kleinen Glas-Weihnachtsbäumchens vor weihnachtlichem Bokeh-Lichter-Hintergrund konnte ich noch nicht aufhängen. Das wird eine der diesjährigen Innovationen bei mir, aber ein anderes Motiv in noch größerem Format wird in einigen Tagen noch eintreffen und dann unseren Wohnbereich während der Weihnachtswochen zieren. Ich freue mich jetzt schon, das in vierzehn Tagen mit der Auswahl, dem Aufstellen und Schmücken des großen Weihnachtsbaums zu einem Abschluss zu bringen. Bis dahin hoffe ich auf einigermaßen beruhigende Nachrichten, berechenbare und von Zuversicht geprägte Kommunikationen und einen Umgang mit den Forderungen dieser Zeit, die doch erkennen lassen, dass wir geistig schon einmal sehr viel weiter waren, bevor die geballte Wirkung von Krisen die Seelen und Geister begann zu überstrapazieren und vielfach zu überfordern.

Die kritische Masse und das kollektive Wollen

Nun rast der Herbst nur so dahin, mit skurrilen Wetteraussichten für nächste Woche, mit Sommertemperaturen Anfang November. Es kann einen nichts mehr wundern. Interessanterweise stelle inmitten der Krisenzeiten, auch schon in den drei letzten Jahren, so auch jetzt wieder Phasen des dynamischen Fortschritts fest. Oder vielmehr Andeutungen desselben, Anzeichen des guten Willens, etwas voranzubringen und im Fluss zu halten. Oft aber so geäußert, dass der so Handlende und sich Verhaltende hofft, der nächste Anstoß komme von außen, die Äußerung und Andeutung von Handlungswollen sei ausreichend, um ein kollektives Wollen zu provozieren. Nur funktioniert das oft nicht, und deshalb sind diese Phasen auch nur kurz, um von längeren Zeiten der Lethargie und des Zweifelns abgelöst zu werden. Ermutigend ist aber, dass sie überhaupt immer wieder auftauchen. Zeichen für tief liegende Energiereserven, die man von Zeit zu Zeit anzapfen kann, um diese globale Lähmung aufzulösen. Wir benötigen einfach wieder eine kritische Masse zuversichtlicher Gesinnung unter den Menschen, damit der Funke wirklich überspringt. Mit meinen auf vielfältige Weise kreativ geäußerten und geformten Baum-Themen versuche etwas dazu beizutragen, dass wir diese kritische Masse bald schon erreichen können.

Für Freiräume außerhalb der Krisenkommunikation

Zurzeit verschieben sich die Themen und Aufmerksamkeiten in eine Richtung, die mir nicht gefallen kann. Alle reden nur noch von Krisenbewältigung, v. a. in Bezug auf die Energiepreise, vom Sparen und sonstigen Strategien, möglichst glimpflich diese wahrscheinlich langanhaltende Zeit zu überstehen. Ungünstiger für meine zeitlosen Themen könnte dieses Umfeld und der Zeitgeist nicht sein. Bei solcher Gestimmtheit ist es besonders schwierig, Aufmerksamkeit auf irgendetwas zu lenken, was gerade nicht zum vordergründig Notwendigen und Unverzichtbaren gehört. Die Gefahr, dass man das Große Ganze aus dem Blick verliert wächst im gleichen Maße wie die Krisenhektik Konstanz gewinnt. Wir müssen dringend Freiräume schaffen, die Grundlagenkommunikation möglich macht, weil das lebenswichtig ist, nicht nur kulturell, auch ganz lebenspraktisch. Das muss allen bewusst werden. Und nein, es muss nicht unbedingt ein Gespräch über Bäume sein. Das bleibt mein Favorit, aber natürlich gibt’s auch andere Symbolebenen, die ähnlich stark die Selbstreflexion aktivieren können. Nur die grundsätzliche Offenheit und Bereitschaft dafür muss schon vorhanden sein oder sich langsam bei einer größere Zahl Menschen wieder entwickeln.

Merkwürdige Umwege unserer Entwicklung

Wie es schon vor Tagen erkennbar war, wird der Mai mit einem guten, überdurchschnittlichen Sonnenstundenergebnis enden. Das ist schön für uns, weil es einen aufleben lässt, und gut für die Pflanzen, die einen richtigen Energieschub erleben durften. So hoffe ich auf eine möglichst regelmäßige Fortsetzung des Sommers und das wir aus dem Aufenthalt im Freien und der Begegnung mit den Bäumen und anderen Pflanzen unsere eigenen Batterien aufladen können. Es gibt wohl nichts, was geeigneter wäre. Aber es muss auch Gelegenheit dazu bestehen. Bei so vielen sich ganz praktisch auswirkenden Krisen ist das nicht immer naheliegend und auch nicht einfach zu handhaben. Aber man erkennt durch diese Annäherungen an unsere natürlichen Grundlagen eben auch das zeitlos Bedeutsame oder erinnert sich daran, was man eigentlich immer schon weiß. Wir müssen uns eben diese Ursprünglichkeit und was eigentlich immer in unserer Umgebung zur Verfügung steht immer wieder erarbeiten. Das sind die merkwürdigen Umwege, die unser Fortschreiten als Gesellschaft, aber auch die besondere Richtung geistiger Entwicklung mit sich bringt. Es könnte sein und ist wünschenswert, dass uns gerade das in Zukunft leichter fällt, möglicherweise wieder wie eine Selbstverständlichkeit wahrgenommen und lebenspraktisch eingesetzt wird.

Mehr Nahrung für Seele und Geist

Leider verdichten sich die eher gemischten Erfahrungen im Gesundheitsbereich, wie wir auch heute wieder feststellen mussten. Da kann einem schon vor der Zukunft in diesem Bereich grauen. Kaum zu glauben, wie stark selbst eine so grundlegende Dienstleistung unter dem Diktat ökonomischer Kalküle steht und leidet. Da richtet sich der Blick für die Jungen und Gesunden automatisch auf alles, was die Gesundheit erhält. Und dazu zählen neben der Ernährung und Bewegung eben immer auch die Dinge, die Seele und Geist Nahrung geben, auf denen aufbauend wir uns im eigentlichen Sinne aufrichten und weiterentwickeln. Es ist ein Jammer, dass eben das im öffentlichen Bewusstsein unterzugehen droht, einfach nicht beachtet oder als nachrangig hingestellt wird. Wir schaden uns durch solche Einstellungen und die damit verbundene Kurzsichtigkeit und Einseitigkeit. Ich hoffe, dass ich mit den Wunschbaum-Projekten einen kleinen kommunikativen Beitrag dazu leisten kann, dass die nicht rein funktionellen Bereiche unseres Denkens und Erlebens wieder mehr Aufmerksamkeit erlangen und damit für unsere Gesundheit heilsam wirken können.

Ostern, Frieden, geistige Grundlegung für eine Normalisierung

Eine stimmigere Entsprechung von christlicher Feiertagsbedeutung und der frühlingshaften Anmutung mit Sonne und viel Licht hätte es kaum geben können. So konnten wir diesen Ostersonntag auch durch die äußeren Bedingungen wie einen hohen Feiertag erleben und uns über die Ruhe und das Festliche freuen. Natürlich ist all das Gegensätzliche in der Welt auch an solchen Symboltagen präsent, kaum jemand wird sich dem entziehen können. Aber wenn es nicht möglich ist, an einem Feiertag wie Ostern, der für Neuanfang, Liebe und Frieden steht, hoffnungsvolle Gedanken in Richtung einer Normalisierung zu entwickeln und diese auch kommunikativ auszustrahlen, dann überlassen die Menschen dem Grausamen und Bösen das Feld. Dabei sind gerade die traditionellen Symbolsysteme genau das, was in Krisenzeiten mit permanenten Ausnahmesituationen Halte- und Orientierungspunkt für eine ausgleichende, umkehrende Veränderung bietet, die Enthemmungen wie den gerade zugemuteten keine Chance mehr lässt. Es gibt zahlreiche Ebenen im Alltag, in denen man auf geistiger Ebene zu der Grundlegung für eine Normalisierung beitragen kann. Ich selbst kann das zum Teil im Rahmen meiner Kommunikationsarbeit tun, aber auch mit den Wunschbaum-Projekten, die von vorneherein auf das Grundlegende, Allgemeinmenschliche bezogen sind und ebendies auch zu stärken helfen.

Sich gegen Rückschritte stellen

Diese krisenbedingte Lähmung im Kommunikationsverhalten, der Motivation und der reduzierten Aktivität der Menschen scheint endlos. Man erwartet immer wieder eine Auflösung dieses Umstands und erlebt doch eine weitere Fortsetzung. Da wäre tatsächlich der „Ruck“ von Nöten, von dem einer früheren Bundespräsidenten einmal gesprochen hat. Aber die Krisen sind eben international, so dass man eigentlich nicht weiß, von wem alles der Ruck ausgehen sollte und wen er alles erfassen müsste, um wirkliche Veränderung zu bringen. Eine Situation, mit der jeder überfordert zu sein scheint, und so geht das Suchen nach Lösungen und Überlebensstrategien weiter. Auf der Strecke bleibt die Weiterentwicklung dessen, was wirklich von Bedeutung ist. Die Arbeit an der Artikulierung und Durchdringung des Lebensprinzips, das immer bessere Verständnis dieses Prinzips in Richtung eines wirklich besseren, mit Fortschritten verbundenen Lebens in allen Bereichen. Wir dürfen diese Arbeit nicht völlig vernachlässigen, da uns das Jahrzehnte zurückwerfen könnte. Und so sehe ich als legitim und geradezu notwendig, gerade in Krisenzeiten wie diesen die Symbolik des Lebens und ihre kreative Verarbeitung, wie in den Wunschbaum-Projekten umgesetzt, immer wieder und immer noch zum Thema zu machen. Damit wir im Ergebnis keine massiven Rückschritte erleben.

Dem Wahnsinn eine geistige Fortschrittsperspektive entgegensetzen

Die Katastrophenberichterstattung begleitet mit viel Empathie und tatkräftiger Hilfe den Alltag der Menschen auch bei uns. Denn die Betroffenheit ist bei diesem Konflikt und seinen tragischen Auswirkungen hierzulande noch größer als in den Vorjahren im Zusammenhang mit der Flüchtlingswelle aus Syrien und Afghanistan. Vielleicht weil das Land geographisch näher liegt. Wahrscheinlich aber auch wegen einer so empfundenen größeren kulturellen Nähe. Es ist in jedem Fall eine kleine Beruhigung und ein menschlicher Lichtblick, das hohe Maß an Hilfsaktivitäten zu sehen, das dem Wahnsinn ganz sicher etwas entgegensetzt und vielleicht die weitere Eskalation verhindert. Wir müssen versuchen, alle zusammen, die Gedanken in Richtung des Friedens und des allen Menschen Gemeinsamen zu lenken, um Zerstörung und Leid gar nicht erst in dieser grausamen Weise wachsen zu lassen. Damit wir uns sehr bald wieder unserer eigentlichen fortschreitenden Entwicklung auf geistigem Gebiet, mit den Symbolen in Natur und Kultur und ihrer Anwendung, widmen können. Sicher sind wir nicht hier, um uns gegenseitig zu verletzten und zu beherrschen.

Sich über das Verhältnis von Menschen und Bäumen äußern

Am Ende bin ich mit dem zweitletzten Bestseller von Peter Wohlleben doch versöhnt. Während der Lektüre des Buchs über das Band zwischen Mensch und Natur war ich zwischenzeitlich doch im Zweifel, ob die Art der Beschäftigung mit dem Thema nicht zu wissenschaftsgläubig und zu wenig über diesen Horizont hinausblickend ist. Ich denke aber, dass in der Gesamtbetrachtung der Beiträge bzw. Kapitel auch viele das Thema diversifizierende Teilthemen aufgegriffen wurden, die zum Teil über naturwissenschaftliche Beobachtung und Erkenntnis oder Erfahrungsberichte hinausgehen. Das halte ich nämlich für dringend notwendig, da sonst der Eindruck entsteht, man könne etwas immer Gültiges über das Mensch-Baum-Verhältnis mitteilen, das zudem nur dann aussprechbar ist und Bedeutung hat, wenn naturwissenschaftliche Experimente es quasi nachgewiesen haben. Als jemand, der die Symbolik und Ästhetik in Kommunikationsprozessen zu seinem Arbeitsschwerpunkt zählt, ist so eine Sichtweise natürlich nicht akzeptabel. Und so sehe ich mich, die vorläufigen Erkenntnisse und auch die erfolgreichen formale Darstellung dieser bei Peter Wohllebens durchaus anerkennend, selbst bestätigt, meine Wunschbaum-Projekte weiterzuentwickeln und damit der vor allem geistigen Dimension des Themenfelds eine Stimme zu geben, die immer wieder neue Facetten unterscheidet und versucht, jeweils zeitgemäße Inhalte und Formen daraus zu gewinnen.

Außermenschliche Natur und ausgleichende Gedankeninhalte

Fast jeder, den ich treffe, ist von den weltpolitischen Ereignissen dieser Tage schwer getroffen. Man kann es eigentlich nicht glauben, wie der Ukrainische Präsident es heute selbst ausgedrückt hat: Mitten in Europa, im Jahr 2022. Wie kann so etwas überhaupt sein. Antworten sind nach menschlichen Maßstäben nicht gegeben und wird die Energie und Zuversicht ganzer Völker stark in Anspruch nehmen. Aber ich denke, dass diese Gedanken und alle Energieströme, die davon ausgehen, ihre Wirkung nicht verfehlen werden. Die Gedanken werden sich bündeln und dieser irren Aggression das Möglichste entgegensetzen. Damit die Aggressoren aus ihrer Wut erwachen und bald schon ein Ansatzpunkt für Gespräche überhaupt wieder gegeben ist. Ich wünsche mir einen Stopp, bevor unzählige Menschen leiden und sterben müssen. Damit unsere Gesellschaften und die Welt als Ganze sich weiterentwickeln kann und nicht in tiefste und grausamste Zustände zurückgeworfen wird. Alles, was wir aus der nicht menschlichen Natur an Grundlegendem, Erdverbundenem und Ausgleichenden dafür nutzen können, muss jetzt in die Waagschale geworfen werden. Ich versuche mit meinen absolut friedvollen Baumsymbolprojekten einen winzigen Beitrag zu leisten, der u. a die aktuell erlebten Grausamkeiten als indiskutabel und zerstörerisch, eben das Gegenteil von aufbauend entlarvt.

Große Gefährdung für Freiheit und geistige Entwicklung

Turbulente weltpolitische Ereignisse zwingen uns wiederum Themen auf, die wir vor einigen Tage so noch nicht für möglich gehalten hätten und die das nun zwei Jahre andauernde Corona-Thema ergänzen und überlagern. Bei allen Notwendigkeiten, die sich daraus ergeben, wenn wir das gewohnte Leben weiterleben wollen, kann durch die Ereignisse bedingt nur noch sehr wenig Raum für echte Weiterentwicklung bleiben. Das ist aus meiner Sicht das größte Unglück. Denn das wirft uns Jahre zurück und lähmt die Menschen auf allen Ebenen, gesellschaftlich, kulturell, wirtschaftlich und vor allem auf geistiger Ebene. Welche Chancen werden in nächster Zeit geistige Themen und geistiges Fortschrittsstreben noch haben, wird z. B. ein Gespräch über Bäume und Menschen, über kulturgeschichtliche oder spirituelle Themenfelder überhaupt noch möglich sein, ohne dass man sich dem Verdacht aussetzt, weltfremd zu sein. Das Schlimme an solchen Verdächten wäre es, dass die Ereignisse selbst das Weltfremde darstellen, dass sie an Punkten ansetzen, die die Weltgemeinschaft bereits hinter sich gelassen glaubte und die deshalb nur destruktiv, mindestens behindernd wirken können. Es ist ganz wichtig, dass genau dies jetzt schon einer kritischen Masse von Menschen auf der ganzen Welt klar bewusst ist und eine Ausbreitung dessen, was wir nicht fassen können, schon im Keim erstickt wird.

Noch mehr Energie für Krisenbewältigung

Diese Nachrichtenlage ist einfach erschreckend. Dabei haben wir gerade begonnen, die endlose Krisenkommunikation etwas aufzulösen und uns wieder dem aufbauenden, kreativen und produktiven Leben und Arbeiten zuzuwenden. Jetzt also diese neue Katastrophe, die nicht wenigen zu allererst unwirklich erscheint, wie ein Relikt von Verhaltensmustern, die ausgestorben zu sein schienen und nun doch in nicht allzu großer geographischer Entfernung auch zu uns Wirklichkeit geworden sind. Eine ungeheure Belastung für die Entwicklung und den Fortschritt der Gesellschaften und insbesondere den sozialen und spirituellen Fortschritt. Ein Szenario, dass zu instinktiven Reaktionen und einem Umschalten in den Überlebensmodus zwingt und damit wirkliches Fortschreiten unmöglich macht, im Gegenteil die Menschheit große Schritte zurückfallen lässt. Und über die Bedrohung des Lebens so vieler Menschen hinaus gehen wir Zeiten entgegen, in denen man sich fast schämen muss, alles nicht auf eine Basis Bezogene, insbesondere die symbolischen und kulturellen Werte, zum Thema zu machen, wie sie u. a. in diesem Baumtagebuch Gegenstand sind. Ganz trübe Aussichten also gerade für alle geistigen Arbeiter/innen, für die die beiden letzte Jahre ohnehin schon eine endlose und extreme Herausforderung waren. Ich kann uns nur wünschen, die notwendige Energie aufbringen zu können und die Krisentolerenz und Lösungskompetenz noch weiter zu verbessern. Letztlich wird aber wie so häufig schon eine kritische Masse von Menschen hinter einer Rückkehr auf den menschlichen, zukunftsfähigen Weg stehen müssen, in Gesellschaften, in den Menschen sich zunehmend und fortschreitend in Freiheit entfalten können.

Kritische Masse für Menschlichkeit und gegen Aggression

Die Sonne hat diesem Rosenmontag ein wenig von seinem traditionellen Charakter zurückgegeben. Aber von dem super lichten Wetter abgesehen, konnte in diesen Tagen natürlich keine Fastnachtsatmosphäre entstehen. So ist es gut und richtig, wenn Rosenmontagsumzüge kurzerhand in Friedensdemonstrationen umgemünzt wurden. Ein starkes Solidaritätszeichen, das über die energetischen und geistigen Bahnen seine Wirkung sicher nicht verfehlen wird. Das wirkt auf die gestern beschworene kritische Masse von Menschen, die mehr bewirken kann als politische Diplomatie und erst recht mehr als die kriegerische und menschenverachtende Aktion selbst. So hoffe ich mit so vielen Menschen weltweit auf einen schnellen Sieg der Menschlichkeit und eine Besinnung der Aggressoren auf das Allgemeinmenschliche und Gemeinsame, eine korrigierende geistige Lenkung von oben, die weitere Grausamkeit verhindert.

Baum-Thema und seelische Balance

Gefühlte Katastrophen scheinen in diese Zeit zu passen. Jedenfalls häufen sich die Ereignisse und Erfahrungen, auf die wir lieber verzichten würden, weil sie alles noch komplizierter machen. Dabei ist die Zeit schon kompliziert genug, zu kompliziert, um das seelische Gleichgewicht konstant zu halten. Da kommt dann vieles ins Wanken, umso wichtiger, sich zwischendurch Zeit zu nehmen, bewusst Zeit zu schaffen, um eben diesen Ausgleich wieder herzustellen. Ich wünsche allen ein Thema wie mein Baum-Thema, und natürlich die zeitliche Möglichkeit und die Bereitschaft, sich diesem Thema zu widmen, um allzu Divergierendes und Belastenden zusammenzuführen, nicht im Sinne von Ablenkung, eher im Sinne einer Besinnung auf grundlegend Wichtiges, mit dem wir eine innere Beziehung zu uns selbst und unseren geistigen Quellen herstellen können.