Der Maulbeerbaum als wilder Überlebenskünstler

Solche Inseltage mit einigermaßen sommertypischem Sonnenschein sind uns glücklicherweise doch noch vergönnt. Das lässt hoffen. Bei einer kurzen Einkaufsfahrt habe ich heute auf dem Rückweg nahe unserem Maulbeerbaum angehalten, um mir den zuletzt so gebeutelten Baum von Näherem zu betrachten. Wie schon beim Vorbeifahren gesehen, ist das Blätterdach nach außen tatsächlich inzwischen wieder geschlossen. Bei einem sehr verspäteten zweiten Anlauf nämlich hat der Baum es offenbar geschafft, doch noch neue Blatttriebe auszubilden. Von Nahem betrachtet allerdings präsentiert er sich außerordentlich inhomogen. Innenliegend gibt es ganze Astbündel, die kein einziges neue Blatt ausgetrieben haben, die insgesamt wie abgestorben und kahl aussehen. Überhaupt sind innen kaum Blätter zu sichten. Und dann ist der Baum wohl im Zuge dieser außergewöhnlichen Beeinträchtigung im Frühjahr sehr zerrupft herausgewachsen. Manche Äste sind meterlang kahl und treiben am Ende neue Blätter. An anderen Stellen haben sich senkrecht nach oben wachsende neue Triebe auf eigentlich abschüssig weisende Äste gesetzt. Und im Kronenbereich gibt’s einige Stellen, an denen sich neue ganze Triebbündel kranzförmig in die Höhe schrauben. Insgesamt entsteht so eine sehr wild anmutende Baumarchitektur. Das Wichtigste für mich ist aber, dass der Maulbeerbaum durch die frischen Blätter einen Sonnenschutz hat und die Möglichkeit, neue Nährstoffe und damit Energie für die nächstjährige Wachstumssaison zu sammeln. So ganz blattlos und ungeschützt hätte er wohl kaum mehr eine Chance gehabt, sich zu erholen. Ganz fruchtlos ist er übrigens doch nicht geblieben. Tatsächlich habe ich an einer einzigen Stelle, ganz nah am Stamm, eine rote Maulbeere entdeckt. Der Kälteschock hat ihn also nicht ganz unterkriegen können.

Frostschäden bei unseren Obst- und Fruchtbäumen

Vom Baumstück am Bienenhaus wusste V. heute nichts Erfreuliches zu berichten. Dort scheinen die Nachtfröste der letzten Wochen noch größere Schäden angerichtet zu haben. Vor allem bei den Baumblüten, was sich z. B. bei den Walnussbäumen in einem Ausbleiben der Nussernte später äußern dürfte. Aber selbst die jungen Blätter scheinen dort flächendeckend erfroren zu sein. Mir war bei der Vorbeifahrt gestern schon aufgefallen, dass der Maulbeerbaum komplett blattlos war. Ein für die Jahreszeit untypischer Umstand. Ich kann nur hoffen, dass er einen zweiten Anlauf nehmen wird. Und dass dann überhaupt noch eine Chance auf Baumblüte beim Maulbeerbaum besteht. Es wäre doch ein herber Rückschlag, nachdem wir uns mit dem Rückschneiden vor Wochen so viel Mühe gegeben haben. Wenn der Baum jetzt durch die verrückte Witterung Schaden genommen haben sollte, wäre das jammerschade. Wir hatten uns gerade in diesem Sommer wieder eine gute Maulbeerenernte erhofft.

Blick ins nächste Baumobstjahr

Die zweite Charge seiner Weintrauben konnte V. heute mit externer Unterstützung ernten. Das heißt, dass er einerseits ziemlich erleichtert ist, diese Arbeit hinter sich gebracht zu haben und dass weiterhin am Wochenende wieder Keltern angesagt ist. Das hat beim letzten Mal ganz gut funktioniert. Und auch der Transport in den Keller zum Vergären war angesichts der überschaubaren Menge unkompliziert. Danach wird nicht mehr sehr viel in Sachen Obsternte anstehen. Die Äpfel noch, aber ansonsten war das bei uns kein gutes Obstjahr. So richtet sich der Blick schon ins nächste Frühjahr, mit der Frage im Hinterkopf, ob es wieder späte Nachfröste gibt und die Blüten das schadlos überstehen.

Erfrorene Blätter beim Ginkgo

Den empfindlichen Frösten der letzten Tage ist nun sogar unser Ginkgo zum Opfer gefallen. Das habe ich bei einem ahnungslosen Blick in die Krone heute Nachmittag erschrocken festgestellt. Natürlich nicht der Baum als Ganzer, sondern die gerade erst entstandenen kleinen Blättchen. Die sind größtenteils schon herbstlich verfärbt oder bereits abgefallen. Dabei ist gerade der Ginkgo relativ robust, die Blätter allerdings waren wohl noch zu jung und zart, um unverhofft eintretende Minus-Temperaturen zu verkraften. Nun wird erst einmal eine Zwangspause eintreten. Aber dann wird er neue Blätter ausbilden. Und der zweite Anlauf wird vermutlich ein besonders üppiges Blätterkleid bringen. Das war jedenfalls bei ähnlichen Konstellationen schon öfter zu beobachten. Der Baum will damit wahrscheinlich sicher gehen, dass er für den Fall neuerlicher Verluste einen gewissen Überschuss zur Verfügung hat.

Frostschäden an Bäumen

Alle, denen ich begegne, sehnen den Frühling herbei. Man ist die Verzögerung leid, wünscht sich, dass die hellen Tage konstant werden und vor allem die Wärme zuverlässig zurückkehrt. Die Fröste der letzten Nächte haben schon viel Schaden angerichtet. Vor allem bei den Obstbäumen. Die Nashi-Birne, die dieses Jahr so üppig wie lange nicht geblüht hat, wird wohl keine oder kaum Früchte tragen, da die Blüten vollständig erfroren sind. Ähnlich wird es manch anderer Baumart gehen, die angesichts der schönen und schon sehr warmen Tage ihr Blattknospen geöffnet und zarte Blätter aufgefaltet hat. Einige werden die Kälte nicht überlebt haben, was meist zu einem zweiten Anlauf führt und den Baum dann besonders viele Blätter bilden lässt. Im letzten Jahr war das beim Maulbeerbaum so, der ohnehin in einer sehr kühlen Ecke steht. Über den Sommer aber war seine Wachstumsfreude gar nicht mehr zu bremsen. Na ja, jetzt ist genug mit Aprilwetter, der Frühling soll endlich ankommen.