Maulbeer-Baum-Gespräche

Durch Vs Marmeladenkochen ist der Maulbeerbaum in den letzten Tagen immer wieder Gesprächsthema gewesen. Auch mit Bekannten und Besuchern, die sich sonst eher weniger mit Bäumen beschäftigen. Aber schon mit selbst Eingemachtem und speziell mit Marmeladen. Und die Maulbeermarmelade ist in den Augen vieler schon etwas Exotisches. Insbesondere die Baumart ist den meisten nicht wirklich bekannt, wohl weil man sie nicht allzu häufig in Gärten oder öffentlichen Parks zu Gesicht bekommt. Und erst recht nicht in offener Landschaft. So werde ich als anerkannter Baum-Experte während dieser Gespräche immer wieder auf die Erscheinung dieser Baumart angesprochen. Wie die Maulbeerbäume denn so aussehen, wie sie wachsen und warum man so selten etwas von einem Ertrag hört. Ich erzähle dann, wie ich ihn vor Jahren in der Baumschule als kleinen Setzling erworben und zusammen mit V. eingepflanzt habe. Wie er sich schnell als erstaunlich vital herausgestellt hat und dass sein Standort inmitten eines sehr schmalen, spitz zulaufenden Grundstücks immer wieder zur Herausforderung wird, da er notwendig zurückgeschnitten werden muss, um die Grundstücksgrenzen nicht zu stark zu überragen. Und dass dieses Zurückschneiden der Art eigentlich nicht entgegenkommt, die sich lieber frei in alle Richtungen ausbreitet, wobei sie langfristig zu knorrigem Astwuchs und zu einer skurril anmutenden Gesamtarchitektur neigt. Ich nenne dann immer das uralte knorrige Maulbeerbaum-Paar vor dem Schlösschen in D., eines mit weißen Maulbeeren zwar, das für mich aber exemplarisch für den Charakter dieser Art steht, weil diese Individuen das Exotische und Urige besonders gut zum lebendigen Ausdruck bringen.

Bäume, Hölzer, ungewöhnliche Kombinationen

Wenn zwischendurch Anfragen zu ungewöhnlichen Baum- bzw. Hölzerkombinationen auf mich zukommen, ist das für mich besonders spannend. Solche Anfragen gibt’s eigentlich in jedem Jahr 2-3 Mal, zum Beispiel für Gebetsketten, spezielle Armband-Kombinationen für Einzelpersonen, Partner und Vater, Mutter & Kind. Dabei bin ich jedes Mal selbst überrascht, aus wie vielen Arten meine Auswahl schon besteht. Darunter natürlich solche, die nur selten jemals angefragt werden, dann aber eben doch einmal, manchmal mit anderen exotischen Arten kombiniert, die nur wenige Menschen überhaupt kennen bzw. von denen sich kaum jemand vorstellen kann, dass sie als Holz überhaupt jemals verarbeitet worden sind. Das lenkt dann auch für mich selbst nochmal die Aufmerksamkeit zum einen auf die Besonderheiten der Arten an sich. Zum anderen fallen mir dann die Gelegenheiten und Umstände ein, unter denen ich zu dem jeweiligen Material gekommen bin. Allein daraus könnte ich einige Geschichten machen die viel mit der eigenen Biografie und bestimmten Lebens- und Arbeitsstationen zu tun haben.

Mexikanischer Wunderbaum – Arum cornutum

Wir haben die Pflanze auf dem großen Freiluft-Gartenmarkt als Knolle erworben, weil die Abbildung der Blüte uns so gut gefallen hat und die skurrile Besonderheit besteht, dass sie ohne Erde zur Blüte kommt: Arum cornutum ist der lateinische Pflanzenname. Synonyme sind Eidechsenwurz, Mexikanische Wunderblume, oder Mexikanischer Wunderbaum, in Indien und China heimisch. Unter dem zuletzt genannten Namen wurde sie auch auf dem Markt vorgestellt. Interessant, denn es gibt ja noch eine andere Pflanze, den Rizinus, der ebenfalls volkstümlich als Wunderbaum bezeichnet wird. Und wie er handelt es sich hier um eine Staude, keinen Baum im eigentlichen Sinne. Aber anders als der Rizinus kann der Mexikanische Wunderbaum bei richtiger Handhabung auch mehrere Jahre bestehen. Wir haben die beiden erworbenen Knollen zunächst wie beschrieben einfach ohne Erde in einer Schale auf die Fensterbank gestellt. Dort stehen sie jetzt ca. 2 ½ Wochen und lassen einen immer höher werdenden Trieb aus der Knolle wachsen, der wie ein pfeilartig zusammengerolltes Blatt aussieht. Nach ca. 5 Wochen soll daraus zunächst eine sehr schöne Blüte entstehen, die angeblich unangenehm bzw. streng riecht und die dann nach 2-3 Wochen wieder vergeht. Erst dann wächst die eigentliche Pflanze, die aus einem einzigen geteilten Blatt oberhalb der Knolle bestehen soll. Und erst wenn sie verblüht ist, soll man die Knollen in Erde einpflanzen, einen ausreichend großen Topf mit normaler, vielleicht etwas mineralisch angereicherter Blumenerde oder über den Sommer auch im Freiland. Im Herbst soll das Blatt dann vergehen. Wenn es so weit eingetrocknet ist, dass man es an der Basis leicht abziehen kann (man soll es nicht abschneiden) kann man spätestens im Oktober die Knolle wieder ausgraben und trocken und dunkel überwintern. Im neuen Frühjahr dann die Wiederholung. Ich bin mal gespannt, ob das alles so abläuft wie beschrieben und ob sich die Anmutung einer baumartigen Pflanze auch tatsächlich einstellt.

Exotische Kombination

Ich freue mich über die Gelegenheit, eine exotische Baumkombination als Wunschbaum-Armband realisieren zu können: Zwetschgenbaum & Holunder. Wieder eine neue Zusammenstellung, mit der ich mein Beispielportfolio erweitern kann. Zusammen mit einem Wunschbaum-Armband aus Erle konnte ich diese Arbeit am Abend bereits abschließen. Jetzt sehe ich dem nächsten Holzarbeitsprojekt entgegen, in dem es wieder um die Repräsentation des gesamten keltischen Baumkreises geht.

Ferne Baumwelt

Das Monatsblatt meines Baumkalenders zeigt für den Juli ein sagenhaftes Motiv. Rhododendren und Mammutbäume im Redwood Nationalpark Kalifornien. Der Rhododendronstrauch ist im Vordergrund zu sehen, mit riesigen rosa Blüten und grünen lanzettförmigen Blättern. Im Hintergrund die unteren Stammabschnitte und tiefhängenden Äste der Mammutbäume im für diesen Küstenstreifen typischen nebligen, vom Licht durchfluteten Dunst. Eine tolle Szenerie, die uns hierzulande leider nicht vergönnt ist, und damit auch solche fotografischen Motive nicht. Schön, auf diese Weise wenigstens einen vermittelten Blick in die ferne Baumwelt werfen zu dürfen. Dabei gelingen mir auch in heimischen Gefilden oft überraschende Aufnahmen, oft von ungewöhnlichen Details, die unsere hiesigen Bäume als prägende Bestandteile der Landschaft ebenfalls in ein bisweilen exotisch wirkendes Licht rücken. Es sind gerade diese Zufallseindrücke, oft bei längeren Spaziergängen vorkommend, die das konzentrierte Beobachte zu allen Jahreszeiten spannend halten.