Erschreckend planloses Jahr für Wetter und Vegetation

Js Geburtstag war angenehmer als man bei so wenig Sonne und Licht hätte erwarten können. Die wie schon gestern unverhoffte lauwarme Luft hat die Lichtarmut ausgeglichen und wirkte irgendwie erholsam, nach so viel nass-kaltem und richtig winterlichem Wetter, das uns nun schon den ganzen November begleitet. In Bezug auf die Sonnenstunden dürfte dieses Jahr auch insgesamt einen einsamen Negativrekord bedeuten. Das kann man jetzt schon sagen, da normalerweise im Dezember keine Sonnenlichtwunder mehr zu erwarten sind. Mindestens das kann im neuen Jahr nur besser werden. Vielleicht ist diese merkwürdige Lichtarmut auch der Grund für die unerwartete Art, wie sich die Pflanzen entwickelt haben. So vieles hat nicht geblüht oder trug später keine oder nur sehr wenige Früchte. Bei den Obstbäumen war das fast überall so zu beobachten. Aber auch viele Stauden und Sommerblumen zeigte erschreckend wenig Vitalität oder sind zur Unzeit zu stabilem Wachstum und Blüte gelangt, nämlich bis zu 2 Monate später als normalerweise. Das ging bis zu den Schädlingen. Ich denke da an den Buchsbaumzünsler, der im Herbst auf einmal der gerade erst frisch herausgewachsenen zarten Buchsbaumtriebe innerhalb weniger Tage weggefressen hatte. Im Herbst, wenn es unter normalen Umständen längst keine Raupen mehr gibt und sich diese schon Monate vorher als Schmetterlinge entpuppt haben. Dieses mal also alles anders und so abweichend, dass man nach rationalen Erklärungen vergeblich sucht. Mal sehe, vielleicht bekommen wir ja noch einen richtigen Winter.

Herbstfarbenhoffnung

Schade, ich hatte mit einer Fortsetzung des hellen Herbstwetters, mit Sonne und einer Laubfärbung der Bäume gerechnet. Das hätte schön in die Entwicklung der Jahreszeit in den letzten Tagen gepasst. Aber jetzt sieht es eben doch nach Dauernässe aus, ohne Aussicht, dass sich das im Wochenverlauf wesentlich ändert. Hoffen wir auf die Unzuverlässigkeit des Wetterberichts und auf unverhoffte Überraschungen im positiven Sinne, wie wir sie in diesem Jahr so häufig schon erleben durften, neben all den Abweichungen vom Typischen und Gewohnten. Es wäre schade um die späten Früchte und natürlich um die Farbästhetik der Jahreszeit.

Zuversicht für die zweite Jahreshälfte

Auch dieser Einundzwanzigste gehört nicht zu den typisch anregenden Symboltagen. Es ist eher einer, der von Unwohlsein und dem Eindruck flächendeckender Orientierungslosigkeit geprägt ist. Wie alles in diesem Jahr wie aus den Fugen geraten erscheint. Da wir kurz vor dem Abschluss des Juni stehen, der keiner war, fällt mir in dem Zusammenhang dieser Eindrücke aktuell vor allem ein, dass die zweite Jahreshälfte noch bevorsteht. Und die hoffnungsvolle Erwartung ist entsprechend, dass sich wieder mehr Erwartbares, Gewohntes und Berechenbares ereignen möge. Oder dass wir wieder mehr Einfluss darauf haben, die Dinge erwartbarer, gewohnter oder berechenbarer zu machen. Auch die Zuversicht diesbezüglich hat zuletzt stark gelitten. So wünsche ich mir vom Rest des Jahres, dass wir mit Rückgriff auf unserer natürliche Lebensumwelt wieder mehr Energie entwickeln oder aus unserer Tiefe hochholen können. Das Beobachten und bewusste Verfolgen der Jahreszeiten können da hilfreich sein. Am besten im Spiegel der Bäume und ihrer Wachstumszyklen. Die sind im Vergleich zu fast allem anderen noch relativ verlässlich.

In Krisenzeiten an das Gewohnte anknüpfen

Die kunsthandwerkliche Arbeit am Nachmittag war nach Längerem wieder eine anregende Erfahrung. Eigentlich wollte ich mit der Feinarbeit an dem Armband morgen weitermachen, allerdings ist mir eingefallen, dass morgen ja Feiertag ist. An dem kommt das natürlich nicht in Frage. Aber bis zum Wochenende sollte die Arbeit doch abgeschlossen sein. In diesen Krisenstimmungszeiten sind solche Aufträge nicht mehr selbstverständlich. Es scheint, alles wird mittlerweile auf die Waagschale gelegt, selbst zeitlose Symbolformen, die eigentlich nur motivierend und zentrierend sein wollen. So erhalten die Aufgaben, die derzeit möglich sind, einen umso größeren Stellenwert und irgendwie noch mehr Intensität. Es scheint, dass eine neue Art von Bescheidenheit da angebracht und vielleicht auch notwendig geworden ist. Es kann sein, dass dem nicht etwa die Rückkehr zum Gewohnten folgt, sondern etwas anderes, wenn sich an das Gewohnte und bisher Erwartbare nicht mehr anknüpfen lässt.

Immerhin keine Nach-Katastrophe

Wieder ein Einundzwanzigster, und wieder einer, der nicht so spektakulär schien. Jedenfalls fehlte die Aura des Einundzwanzigsten im Vormonat, den ich erfreut hervorgehoben hatte. Immerhin ist der Regen nicht so heftig ausgefallen wie befürchtet, und immerhin ist damit eine Nach-Katastrophe in unserer zuletzt vom Hochwasser so gebeutelten Region ausgeblieben. Das lässt uns alle aufatmen. Die Sonne hat sicher aber wieder einmal sehr rar gemacht und die Sonnenstundenbilanz dieses rekordverdächtig dunklen Maimonats weiter verschlechtert. Gut ist das für alles, was draußen grünt, z. B. unseren Efeubewuchs, den ich demnächst wieder zurückschneiden muss. Aber auch die Gartenbäume hatten Gelegenheit, ihr Blattgrün sprießen zu lassen und Wasserreserven einzulagern. Für den Sommer, der hoffentlich in freundlicher Form auf uns zukommt. Am besten moderat warm und durchgängig hell. Nach den ersten 5 Monaten kann es eigentlich nur noch erfreulicher werden.

Das Bedürfnis nach symbolischer Reflexion und Akzentuierung

Das schon zweite Baumkreis-Armband für dieses Jahr hat heute das Haus verlassen und wird hoffentlich die Trägerin segensreich im Jahresverlauf begleiten. Überhaupt wächst in mir der Eindruck, dass immerhin sporadisch wieder der Sinn und das Bedürfnis nach symbolischer Reflexion und Akzentuierung an Bedeutung gewinnt, die Menschen zeitweilig erinnern, dass alles einer gemeinsamen Quelle entstammt und es im Alltag vielfältige Möglichkeiten gibt, diese Quelle quasi anzuzapfen, sich ihrer Energie zu vergewissern und sie für die Ausgestaltung des eigenen Lebens einzusetzen. Allein ein wenig Aufmerksamkeit in dieser Richtung kann vieles verändern, kann die Dinge in Bewegung bringen, die zuletzt erstarrt zu sein schienen. Für durchgreifende Wirkungen ist aber immer die berüchtigte kritische Masse notwendig. Eine Art Übermacht an Menschen, die dieses verinnerlichen und praktisch umsetzen. Erwartungen in diesem Sinne sind durchaus berechtigt.

Holzästhetik und Erwartungen

Auch die Ästhetik spielt bei den Holzkreationen eine nicht unwichtige Rolle. Das gilt für die Ergebnisse selbst, vor allem, wenn die Auswahl einer Holzart oder einer Kombination von Holzarten unter eben ästhetischen Gesichtspunkten erfolgt ist und die Wahrnehmung sich anschließend mit der vorgängigen Erwartung verbindet. Aber auch schon bei der Verarbeitung der Hölzer schwingt die Ästhetik mit, wirkt wie ein Katalysator. Ich gehe allerdings davon aus, dass die konkreten ästhetischen Vorstellungen der Interessenten sich von meinen während der Arbeit oder in Bezug auf die bearbeitete Holzart generell unterscheiden. Das ist nicht tragisch, denn der Abgleich sozusagen baut ja auf einer Art Vorgabe auf. In der Regel kann ich gut nachvollziehen, was etwa an einer bestimmten Kombination besonders gefällt, z. B. ein Hell-Dunkel-Kontrast, eine Stimmigkeit der Farbkombination, der Ausdruck des Typischen der Art auf der polierten Oberfläche der Perlen. Es ist dann eine Herausforderung, dieser Erwartung möglichst nahe zu kommen und Formen herzustellen, die ihre ganze Symbolik in Bezug zu den Trägern entfalten können. Das sind Gedanken, die mir bei der heutigen Arbeit an einem Kombinationsarmband mit den Hölzern des Walnussbaums und des Olivenbaums durch den Kopf gegangen sind.

Ungewöhnliche Turbulenzen jahreszeitlicher Erwartung

Auch wenn es schon mehrfach in den letzten Tagen Thema war. Die Anmutung von November in der Mitte des Septembers ist so ungewöhnlich, dass ich die Anmerkung nicht vermeiden kann. Tatsächlich ist die Befindlichkeit ganz auf den Übergang zum Winter eingestellt. Nur, dass gerade erst der kalendarische Herbstanfang vor der Tür steht. Die unpassende Vorwegnahme einer erst viel später erwarteten Witterung bringt den Organismus v. a. von uns Menschen durcheinander und lässt auch die jahreszeitlich geprägte Emotion in Turbulenzen geraten. Man sieht sich in einer Szene, die von Grablichtern als symbolische Kompensation fehlenden Tageslichts bestimmt ist, aber die Blätter der Bäume sind noch überwiegend grün, zeigen nur bei einzelnen Arten bereits herbstlichen Verfall. Eine starke Diskrepanz zwischen visuellem Eindruck und Stimmung, zwischen idealtypischer Erwartung und tatsächlicher Wahrnehmung. Das lässt bisweilen trübe Gedanken aufkommen, wo das leuchtende Rot, Gelb und Braun der Herbstblätter doch eigentlich Heiterkeit und versöhnlichen Abschied vom Sommer signalisieren sollten. Schwer vorstellbar, wie das in einem möglicherweise goldenen Oktober noch aufgehoben werden könnte.

Ruhig werden und weihnachtlicher Gleichklang

Weihnachten und spannungsreiche Kommunikation. Das scheint weitverbreitet zu sein. Merkwürdigerweise nicht nur bei Familien, deren Mitglieder sich sonst nie sehen und dann an den Festtagen mit dem engen Zusammensein überfordert sind. Ich beobachte das auch bei solchen Menschen, die nicht nur an Weihnachten eng miteinander sind. Gerade so, als wenn die Erwartung eines mit Symbolen besetzten Festes das psychische und soziale Gleichgewicht stören könnte. Dabei würde ich mir genau das Gegenteil wünschen, ein bis zu Heiligen Abend wachsendes Ruhig- und Gelassen-Werden. Die zunehmende Annäherung an einen Gleichklang, der auf einer uralten und tief greifenden Gemeinsamkeit beruht und eben nicht auf der Projektion des Individuellen. Wenn verschiedene Menschen gemeinsam vor dem Weihnachtsbaum stehen, besonders in der längsten Nacht des Tages, und das gemeinsame Verwurzelt-Sein im Angesicht des geschmückten und beleuchteten Baums für Momente aufblitzt und spürbar wird, dann ist Weihnachten auch emotional präsent. Wir sollten uns die Chance auf dieses Erleben nicht verbauen durch allzu große Erwartungen. Wenn es dieses Gemeinsame gibt, wird es sich zeigen, auch ohne Anstrengung und sehr viel wahrscheinlicher ohne vorherige Aufregung und Aggression.

Enttäuschungsresistente Aufmerksamkeit

Eigentlich bin ich entschlossen, die Fortsetzung des Frühlings abzuwarten. Die ist wohl zur Mitte der Woche zu erwarten und findet bis dahin erneut quasi unter Ausschluss der Menschen statt. Für Pflanzen ist das vermutlich sogar ein gutes Wetter, keine Frosttemperaturen mehr, genügend Feuchtigkeit, vielleicht etwas zu wenig Sonne. Und auch wenn einige zuletzt die Trockenheit des Bodens beklagt haben, für die meisten passt diese Witterung nicht in das Bild des Frühlings. Die berühmte Aufbruchatmosphäre will so nicht aufkommen und weicht eher der legendären Frühjahrsmüdigkeit. Es ist mir ein Trost, schon in wenigen Tagen meine Holzarbeiten erneut aufnehmen zu können, dann wahrscheinlich wieder im Freien. Dass jetzt wieder mehr Menschen die Baumsymbolik zum privaten Thema machen, ist zumindest ein Zeichen dafür, dass trotz enttäuschter Erwartungen die Aufmerksamkeit auf die Natur im jahreszeitlichen Wechsel mit verlässlicher Regelmäßigkeit größer wird.