Zwischen optischem Gleichklang und symbolischer Spannung

Die Linde hat mir heute doch mehr Anstrengung abverlangt als erwartet. Zum einen waren mir die Kanteln ausgegangen, so dass ich zunächst neue aus einem gut abgetrockneten Block heraussägen und auszeichnen musste. Und dann hat sich die Holzart diesmal wieder tückisch gezeigt. Das war in der Vergangenheit verschiedentlich schon so, da sie sich zwar durch diese unglaublich weiche Konsistenz auszeichnet, durch die damit verbundene und unvermeidliche Schwingung beim Drechseln aber leicht im Mittelteil des Stabs kleine Abplatzungen an der Oberfläche entstehen, die dann im Zuge des Abschleifens abzutragen sind. Präzisionsarbeit ist in dem Fall noch stärker gefragt als ohnehin schon bei diesem Arbeitsgang. Letztlich sind es genügend Stäbe geworden, um die größere Anzahl von Perlen daraus gewinnen zu können. Und spannend war anschließend auch der Stab aus Efeuholz, die ungleich besser für diese Art der Bearbeitung geeignet ist. Fast schon ideal ist die Art für solche Bearbeitung und Verwendung. Schade nur, dass es nicht mehr Gelegenheit gibt, daraus etwas zu machen. In diesem aktuellen Projekt ist die Verbindung von Lind und Efeu etwas durchaus Originelles mit anregenden Assoziationen. Denn die Holzarten haben Gemeinsamkeiten und liegen oberflächlich durchaus auf einer Ebene. Aber hinter dieser Ähnlichkeit der Oberfläche steckt eben auch eine symbolische Beziehung. Auch da sehe ich gewisse Ähnlichkeiten der Baumarten, aber auch Unterschiede, die sie weit voneinander abgrenzen. Wenn eine solche spannungsreiche Kombination mit einem oberflächlich dezenten optischen Kontrast einhergeht, finde ich das immer besonders interessant. Ich kann mir auch vorstellen, dass die subtile Einheit der Differenz von Harmonie und Kontrast am Ergebnis deutlich ables- und verstehbar sein wird.

Vertraute Bäume

Ziemlich frühzeitig habe ich mir in diesem Jahr schon einen Baum-Monatskalender für 2022 besorgt. Der ist mir zur lieben Gewohnheit geworden und ein fester Alltagsbestandteil, weil ich ihn täglich für viele Stunden vor Augen habe, mehr oder weniger fixiert, meistens nur als Element des Blickfeldhintergrundes, aber sehr vertraut und wohltuend. So versprechen auch die geheimnisvollen Wälder, die auf der Rückseite des Kalenders in Verkleinerung zu sehen sind, sehr eindrucksvolle, fast magisch anmutende Waldszenen, die mich im nächsten Jahr über alle Jahreszeiten begleiten werden. Etwas anderes, das mir seit vielen Jahren vertraut ist, trat mir heute über eine Anfrage wieder ins Bewusstsein: Das Holz des Efeus, von dem die meisten wohl niemals vermutet hätten, dass es überhaupt existiert. Sehen die meisten doch den Efeu als schlanke Rankpflanze, die sich mit ihren Haftwurzeln überall emporranken kann. Aber es gibt eben auch die alten, starken Efeupflanzen, die beachtliches Kernholzvolumen ausbilden können. Solche Abschnitte konnte ich mir vor einige Jahren besorgen. Schön, dass eine Person mit ähnlicher Begeisterung für die Art über das Baumtagebuch auf das Efeuholzthema aufmerksam geworden ist. Den geäußerten Wunsch kann ich zwar leider nicht erfüllen, aber da gibt es ja das einschlägige Wunschbaum-Armband aus Efeuholz, das die Energie und Ausstrahlung des Efeus in sehr persönlicher, körpernaher Form transportieren kann.