Hochzeit der Wärme liebenden Pflanzen

Bei den größeren Bäumen bemerke ich noch nichts. Aber die kleineren Gehölze mit nicht ganz so tief reichenden Wurzeln leiden eindeutig unter der anhaltenden Trockenheit. Heute gab es zwei nur einige Minuten andauernde Schauern, die gerade mal die Erde etwas befeuchten konnten, aber ansonsten die Schwüle nur noch verstärkt haben. Richtiger Regen, für einige Stunden zumindest, wäre jetzt dringend notwendig. Anders kann es stressig für viele Pflanzen werden. In diesem Jahr hat sogar der Schnellball zum ersten Mal Schwäche gezeigt, die bisher, und sind schon etliche Jahre, völlig unempfindlich war, noch nicht einmal im Hochsommer gegossen werden musste. Jetzt ist er zum größten Teil eingegangen, nur noch einige Randäste sind geblieben, von denen wir nicht sicher sind, ob sie überleben werden. Den Wärme liebenden Arten geht’s dagegen gut. Der kleine Feigenbaum trägt zum ersten Mal überhaupt eine nennenswerte Zahl von Früchten – wir haben sogar angefangen, eine Strichliste zu führen, wie bei den Vorgängerbäumen vor Jahren. Und auch die Chilipflanzen sind viel früher dran als im Vorjahr, als sie gar nicht mehr zur Blüte kamen. Deren Blüte ist jetzt Ende Juli bereits im vollen Gange, bei der früheren Sorte sind sogar schon die noch grünen Früchte in voller Größe ausgewachsen. Dann kann ich nach dem Ausfall des Vorjahrs endlich wieder frisches Chilipulver produzieren.

Erholungssommer für die Pflanzen

Einen so heißen Hochsommer mit brütender Hitze wie in den beiden Vorjahren werden wir wohl eher nicht erleben. Es scheint durchwachsener und weniger extrem. Eigentlich ist das angenehmer für uns und schonender für alle Lebewesen. Gerade die Bäume werden es als Erholung wahrnehmen, haben sie doch allzu sehr unter langen Trockenperioden gelitten, mit teils deutlich in den Folgejahren durchscheinenden Folgeschäden. Eine regelmäßige Durchfeuchtung ist das in der warmen Jahreszeit ein Ausgleich, der die Energieanstrengung der Pflanzen reduziert und sie noch besser wachsen, grünen, blühen und fruchten lässt. Dass das bei manchen Arten, wie wieder einmal bei vielen Baumobstsorten nicht so gut funktioniert hat, liegt an anderen Faktoren. Aber in Sachen Wachstum und Vitalität können wir mit dem diesjährigen Sommer sehr zufrieden sein. Wieder mehr Licht als z. B. heute wünsche ich mir allerdings doch. Damit das Sommerfeeling auch nicht verloren geht.

Stressfaktor und Lichtblick der Baumblüte

Der so lange schon anhaltende Regenmangel wird jetzt doch zum Problem. Selbst Arten, die eigentlich für ihre langen, tief reichenden Wurzeln bekannt sind, geraten bei so ungewöhnlich trockener Witterung in Stress. So heute beobachtet bei unserem Efeu. Und V. berichtet, dass die alten Zypressenhecken langsam ebenfalls leiden oder schon vollständig vertrocknet sind. Das könnte das eine oder andere Pflanzenindividuum sein Leben kosten. Und auch die Entwicklung der Blätter und Blüten kann gestört sein. Sollte mich nicht wundern, wenn einige Obstbaumarten auf Grund dieses Umstands im Herbst kaum Früchte tragen. So ist eben immer etwas Außerplanmäßiges in diesen Klimawandelzeiten zu beobachten. Aber immerhin ein seltener Lichtblick: Die Honigsaison scheint tatsächlich anzulaufen. Und diesmal scheinen die Bienen trotz Trockenheit doch recht angetan von den bei uns gerade üppig blühenden Weißdornen, eine unserer wichtigsten Frühtrachten. Wenn dann noch ein wenig von der Apfelblüte miteinfließt, wäre das doch ein gelungener Auftakt, nach Jahren katastrophaler Entwicklungen rund um Bienensterben und witterungsbedingter Ausfälle. Das freut mich für V. und für uns alle, denn es zeigte, dass sich Dinge auch einmal wieder normalisieren können.

Die Baumlandschaft wird welker

Für einen 21. war dieser Sonntag relativ unspektakulär. Aber die moderate Sonne hat mich am Nachmittag in die Baumlandschaft hinaus gezogen, den Kopf freimachen, was zurzeit dringend notwendig scheint, zumindest am Wochenende. Die Ruhe dabei war das Wichtigste. Die Landschaft selbst präsentiert sich in diesen Tagen eher schmucklos, wohl eine Folge der langen Hitzephasen mit zu wenig Regen. Fast alle Bäume und Sträucher tragen schlapp gewordenes grünes Laub. Hinzu kommt, dass derzeit kaum eine Blüte zu sehen ist, und für die Früchte ist es noch etwas zu früh. Nur die Fruchtstände des Gemeinen Schneeballs sind mir ins Auge gefallen, auch weil die normalerweise erst viel später im Jahr diesen Zustand zeigen. Sie sind nämlich schon ganz verschrumpelt und zeigen quasi herbstliche Ambitionen, eben auch eine Folge dieses Wetters. Andere Arten, wie die Pfaffenhütchen, bewegen sich langsam in Richtung der Fruchtreife. Die Hütchen beginnen gerade erst, sich vom Grün in Richtung Rosa zu verfärben. Recht früh dran sind die Haselnüsse. Die Sträucher, denen ich begegnet bin, sind übervoll mit den noch grünen Nüssen. Irgendetwas an unserem derzeitigen Klima scheint dieser Art in die Karten zu spielen, während die meisten anderen erkennbar leiden.

Nachlässigkeit und Pflanzenstress

Die Erholungspause der Vegetation hat sich heute fortgesetzt. Währenddessen sind einige Unglücke sichtbar geworden. Zum Beispiel eine der Blumenpflanzungen aus dem niedrigen Sandsteintrog, die über Nacht vollständig verdorrt war. Unklar, wie das passieren konnte, punktuelle Sonneneinstrahlung oder doch eine Wildpinkler, der selbst vor blühenden Blumen nicht zurückschreckt. Jedenfalls habe ich Ersatzpflanzen derselben Art besorgt, die ich in den nächsten Tagen einpflanzen will, hoffend, dass sie bis zum Ende der Saison durchhalten. Zum Überfluss hat V. seinen Auftrag, die Fensterbankpflanzen einmal die Woche zu gießen, nicht erfüllt, weswegen zwei Orchideen fast vollständig eingetrocknet sind. Ich habe sie versuchsweise gewässert und werde ihren Zustand weiterhin beobachten. Allerdings zweifle ich sehr daran, dass sie den Dürrestress noch einmal ausgleichen können und überleben. Jetzt müssen wir noch sorgfältiger auf unserer Sommerpflanzen achten. Und auch die Gartenbäume müssen immer im Blick bleiben, die sich in diesem Jahr ebenfalls sehr schwer tun und gemessen an der Entwicklung der Blätter eindeutig nicht den Stand eines Durchschnittjahrs erreicht haben. Da ist irgendetwas, das die Pflanzen davon abhält, richtig durchzustarten. Eines der Geheimnisse, das zu lüften ein viel besseres Verständnis der Pflanzen und ihrer Abhängigkeiten voraussetzte.