Verschmelzung der Jahreszeiten

Der Einkaufsausflug war einmal wieder notwendig und naheliegend, nach längerer Zeit wieder. Von den Notwendigkeiten einmal abgesehen, haben wir die Eindrücke am Straßenrand während der Fahrt genossen. Aufgefallen ist uns vor allem, wie lange sich die Wiesenkräuter in diesem Jahr gehalten haben. Ebendie Kräuter, Gräser und Stauden, die wir zu Mariä Himmelfahrt gesammelt und zu Sträußen gebunden hatten, konnte wir heute immer noch in nahezu frischer Form überall an den Seitenstreifen der Straßen sehen. Zumindest viele davon, darunter sogar die Königskerzen. Dass sich diese Arten derart lange halten bzw. offensichtlich immer wieder neu bzw. zeitversetzt blühen, ist schon ungewöhnlich und ein weiteres Anzeichen dafür, wie unerwartet sich die Vegetation gerade in diesem Jahr entwickelt hat. Was sonst wie sicher zu bestimmter Zeit blühte, ist dieses Mal fast vollständig ausgefallen oder nur kümmerlich erschienen. Und auf der anderen Seite gibt’s eben diese Erscheinungen, mit denen man Ende September gewöhnlich nicht mehr rechnen konnte. Es ist schwer, aus so viel Unvorhersehbarkeit und Unberechenbarkeit noch irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Aber einer vielleicht doch: Das Verschwinden der Jahreszeiten, wie ich es in den Vorjahren oft genannte habe, scheint einer ungeordneten chaotischen Verschmelzung der Jahreszeiten gewichen zu sein, wobei man das Auftauchen und Verschwinden zu bestimmten Zeiten nicht mehr wirklich vorhersagen kann.

Chaotische Parallelen

Schon wieder wird es ungemütlich und fast kalt. Krasse Gegensätze mutet uns das Wetter zu, gerade jetzt im Juni, wenn eigentlich die angenehmsten – warmen, aber nicht zu heißen – Sommertage des Jahres zu erwarten wären. Aber mit der Erfüllung von Erwartungen kann man nicht mehr rechnen. Und so spiegelt sich im Außen das Chaos, das in den Köpfen der Menschen analog zu herrschen scheint. Und in beiden Bereichen ist eine Richtung nicht wirklich erkennbar. Unser frisch gesäter Rasen wird diese ungewöhnliche satte Feuchtigkeit zu schätzen wissen, wir haben das Gießen gespart und unsere Regenwasservorräte sollten inzwischen erneut aufgefüllt sein. Zwischenzeitlich kann ich mich mit den schönen Fotografien mit Motiven aus der frühsommerlichen Baumlandschaft trösten, die ich ausgewählt, bearbeitet und in einige schöne Grußkartenmotive verwandelt habe. M. wird sich darüber freuen, und vielleicht auch die Adressaten, die sich durch die Motive u. a. des lichtdurchfluteten Blätterdachs einer großen Robinie in den Sommer zurückversetzt fühlen dürften.