Ansätze von Selbstversorgung mit Baumobst
Die Lektüre des Buchs über den vorgeblich letzten Waldmenschen des Alpenlandes habe ich heute abgeschlossen. Es ist schon länger her, dass ich diese Art von zeitgenössischer Erfahrungs-Baumliteratur durchgearbeitet habe. Aber es war ganz spannend und interessant, gerade weil es nicht ausschließlich nostalgischen Charakter hatte. Solche Einblicke in ungewöhnliche und seltene Lebensweisen, die einen Bezug zu meinem Lieblingsthemenfeld „Baum und Mensch“ haben, sind schon eine Bereicherung. Der Naturmensch, von dem das Buch handelt, ist allerdings nicht explizit ein Baum-Kenner, eher ein Kräuterweiser, die ursprünglich über die Beschäftigung mit Weidetieren in den Dolomiten im Laufe seines Lebens immer stärkeren Bezug zu den Pflanzen aufgebaut hat und auch deshalb weitgehend autark und selbstversorgend leben konnte. Sich ausschließlich von selbst gesammelten Pflanzen wie heimischen Kräutern, Obst, Pilzen und Flechten zu ernähren, erfordert schon eine profunde Kenntnis und eigentlich auch diese Lebensweise, die den Fokus auf das Erkunden der Natur und das Sammeln für den Eigebedarf benötigter Pflanzen legt. Natürlich kommen auch in den Berichten über diesen Naturmenschen und in den eigenen Äußerungen desselben auch die Bäume vor, die u. a. für den Obstvorrat sorgen, deren Blätter, Nadeln, Blüten und Früchte in vielfältiger Form in Salaten, Tees, Salben, Brot und Getränken Verwendung finden. Einiges davon ist mir aus meiner langjährigen Beschäftigung mit den Bäumen ebenfalls vertraut und wird von mir auch praktiziert. Aber eine solche Fokussierung ist mir wie wohl fast jedem eher fremd. Meine Bezüge zum Nutzen der Bäume für quasi landwirtschaftliche bzw. selbstversorgende Zwecke ist in der Tradition meiner Familie sehr viel eingegrenzter, aber dauerhaft präsent. Denn wer pflegt heute tatsächlich noch von den Vorfahren angelegte Streuobstwiesen? Ein Abfallprodukt, wenn man so will, dieser Obstbaumtradition war vor Jahren für mich der Erwerb und das Einpflanzen des Maulbeerbaums auf Vs Bienenhaus-Grundstück. Auch wenn ich damals, beim Pflanzen des noch jungen Baums, den Standort nicht hundertprozentig gut getroffen habe, in der schmal auslaufenden Spitze des Grundstücks, die Wuchsfreude und den Ausdehnungsdrang der Baumart unterschätzend, bin ich heute doch sehr froh über diese Entscheidung und darüber, dass sich der Baum so gut entwickelt hat. Dabei hat der regelmäßige und wohl überlegte Rückschnitt natürlich auch seinen Anteil. Nach dem Ausfall im Vorjahr und einigen noch länger anhaltenden, sogar mehrjährigen Pleiten in den vorangehenden Jahren haben wir dieses Jahr aber einen guten Maulbeerjahrgang erwischt. Der Baumobstertrag dürfte zwar in diesem Sommer generell, auch bei den Äpfeln, Birnen, Kirschen, Pflaumen und Mirabellen, besonders üppig ausfallen. Aber bei den Maulbeeren kann man sich wegen ihrer Anfälligkeit während der Blütezeit und nach empfindlichen Frösten, besonders über reichen Ertrag freuen. Am Vormittag bin ich noch einmal zum Pflücken ausgezogen und konnte in den knapp zwei Stunden immerhin wieder einen halben großen Eimer sammeln. Wenn man bedenkt, dass noch massig unreife Beeren über den gesamten Kronenbereich verteilt sind, könnte das eine sehr gutes Maulbeerenjahr werden. Die Frage ist nur, ob wir die Zeit freimachen können, die sukzessive ausreifenden Beeren zumindest teilweise zu pflücken.