Das individuelle Verhältnis zu bestimmten Baumarten

Es war zuletzt eine spannende Gelegenheit, einigen exotischen oder zumindest weniger häufig nachgefragten Holzarten in der kunsthandwerklichen Arbeit zu begegnen. Diese Gelegenheiten gehen natürlich immer von den Interessenten und bei der Wunschbaum-Manufaktur Anfragenden aus und haben ganz individuelle und immer wieder überraschende Hintergründe und Erklärungen. Das bringt mich gedanklich immer wieder in Tuchfühlung mit der Symbolik, Energie und Ästhetik bestimmter Baumarten, die mir zwar bekannt sind, die ich aber eher selten bearbeite. Das waren zuletzt der Weißdorn, der Ginkgo und der Holunder. Alle drei Bäume mit hellem, Licht abstrahlendem Holz, denen schon in ihrer Ausstrahlung etwas Lichtes innerwohnt. Es ist schön, wenn ich die fertigen Arbeiten dann auf den Weg zu ihren Empfängern schicken kann. Und ich stelle mir dann immer vor, wie die spezielle Baumart eine Rolle im Leben dieses Empfängers spielt und wie das ein Stück weit die Wahrnehmung und Lebenserfahrung bereichert. Manchmal erhalte ich auch Rückmeldungen, die darüber Aufschluss geben. Die sind dann im Vergleich zu meinem eigenen Verhältnis zu der jeweiligen Baumart interessant zu reflektieren.

Die Eibe und individuelle Lebensthemen

Die Arbeit mit dem Eibenholz war die genau richtige Aufgabe zum richtigen Zeitpunkt. Nicht nur, weil an diesem Samstag wieder super Sonnenwetter war und Holzarbeit bei viel Sonnenlicht am stimmigsten ausfällt. Auch weil nach so viel auf Kommunikationsprojekte bezogener Arbeit das Kunsthandwerk ein willkommener Ausgleich ist. Und die Eibe ist eben auch einer meiner beiden eigenen Lebensbäume und schon deshalb für mich etwas Besonderes. Auch unabhängig von diesem persönlichen Bezug ist der Baum an sich und auch sein Holz eine Sensation, die eigentlich mit keiner heimischen Baumart zu vergleichen ist. Es ist vor allem die Symbolik des Ewigen, des langsamen Wachstums, der Beständigkeit, Zähigkeit und Weisheit, die mich anspricht und wiederum etwas Persönliches zum Klingen bringt. Diese Baumart steht schon für etwas, das mit meinen individuellen Lebensthemen zu tun hat. Leben und Tod, und der Tod in seiner positiven Konnotation als Transformationsphase, als Vorbereitung auf ein Leben, als Veränderungs- und Umwandlungsmöglichkeit, sind in der Eibe thematisiert und in lebendiger Form repräsentiert. Sicher sagt all das dem späteren Träger des heute hergestellten Wunschbaum-Armbandes ebenso etwas. Und das Armband ist eine sehr passende Möglichkeit, das immer am eigenen Körper zu vergegenwärtigen, wenn es am Handgelenk getragen wird.

Holzofen, Brennholzarbeiten und Familientraditionen

Eigentlich bin ich ganz froh, dass V. sich zurzeit so zäh in Bezug auf die Routinearbeiten rund um den Holzofen zeigt. Immerhin die grünen, kürzlich erst geschnittenen Äste des Nashi und der Gleditschie sind dank Vs Beharrlichkeit jetzt schon im Holzofen verfeuert und müssen nicht mehr über die Biotonne entsorgt werden. Aber die neuerdings als notwendig erachteten Vorratseimer mit Brennholz habe ich in den letzten Tagen selbst befüllt und bereitgestellt. Das ist für mich schon auch eine Sache, die ich bewusst verfolge, weil in wenigen Tagen schon diese Geschichte beendet sein wird. Das Brennholz machen, im Wald oder auf einer unserer Streuobstwiesen, der Transport des Materials und vor allem das Kleinsägen und Spalten sind schon traditionelle Arbeiten bei uns gewesen, die wir über Jahrzehnte zusammen ausgeführt und irgendwie auch als spannend geschätzt haben. Natürlich ist mir bei jedem Stück Brennholz auch unser Beitrag dazu in Erinnerung und all die Arbeiten, die das ganze Jahr über diesbezüglich zu erledigen sind. Das letzte dazu diesmal war meine Sägeaktion im Sommer, bei der ich den jetzt zuneige gehenden Holzvorrat aufgehäuft und aufgestapelt hatte. Schade, dass das jetzt bald Geschichte ist. Zumindest was das Brennholz betrifft. Das Holz und seine Verarbeitung werden mir natürlich in der Vorbereitung der Wunschbaum-Manufaktur noch länger erhalten bleiben. Dann aber in vielfältigerer Form, mit der Bearbeitung von über 40 verschiedenen Baum- und Holzarten, und nicht nur beschränkt auf die grob zerkleinerten Ofenstücke, die sich auf 5-6 Holzarten im Wesentlichen reduzieren ließen.

Holzvorräte für die kunsthandwerkliche Arbeit

Schade, das neue Holz kam heute noch nicht an, allerdings hatte ich das auch nicht wirklich erwartet. Es wäre einfacher gewesen, die diffizile Arbeit des Aufsägens am Samstag zu erledigen, auch weil dann vor dem Temperaturanstieg der kommenden Woche die Spannung aus den noch grünen Abschnitten herausgenommen worden wäre. So ist das Risiko größer, dass doch einiges an Abfall entsteht, durch unkontrolliert sich ausbreitende Risse. Ich habe dennoch Hoffnung, mit den fünf Abschnitten einen größeren Vorrat an Ebereschenholz vorbereiten zu können, mit dem ich einige Jahre auskomme. Verschiedene andere Baum- bzw. Holzarten werden in diesem Jahr noch folgen. Dann aber sollte ich auf dem Gebiet der Materialvorräte doch wieder gut aufgestellt sein.

Naturbildarrangements mit getrockneten Blattformen

Heute bin ich endlich dazu gekommen, die beiden Karten mit getrockneten Blättern zu sichten, eine Auswahl zu treffen und sie in den beiden doppelseitig transparenten Bildrahmen zu arrangieren, die ich wie die Blätter vor einigen Wochen zum Testen erhalten hatte. Die Rahmen hatte ich schon aufgehängt, mit anderen Einlagen versehen. Nun wollte ich diese gedruckten Blätter durch die losen getrockneten Baumblätter ersetzen. Das Schöne an dieser Zusammenstellung waren die sehr kleinen Formate. Wenn man selbst sammelt, kommen erfahrungsgemäß deutlich größere Exemplare in die Auswahl, von denen einige nach sorgfältigem Pressen und Trocknen dann vielleicht das Zeug haben, gerahmt und gezeigt zu werden. Die Arbeit habe ich in dem Fall gespart, es ging nur ums Auswählen, Arrangieren und Fixieren auf den beiden Rahmenglasscheiben. Letzteres habe ich mit ein wenig Klebestiftfilm realisiert. Der hat den Vorzug später auf der Scheibe wieder mit Wasser abwischbar zu sein. Das Arrangement der wild zusammengewürfelten Blattauswahl sieht in dem einen hochformatigen und dem einen querformatigen Rahmen gut aus. Einige der Blätter konnte ich auch zuordnen. Zum Beispiel kann man den Ginkgo, den Efeu, den Farn und sehr kleine Rosenblätter identifizieren. Aber die anderen sind offenbar Zierformen zugeordnet, die ich nicht genau benennen kann. Egal, sie sehen überwiegend schön aus, und in der Zusammenschau spielt es auch keine Rolle, welche Arten im Einzelnen kombiniert erscheinen. Es ist mehr die Anmutung der vielfältigen Blattformen selbst, die den Reiz ausmacht.

Ein Wiedersehen mit alt bekannten Parkindividuen

Ms Problem konnten wir heute Vormittag endlich lösen, was allerdings mit erheblicher Wartezeit verbunden war. Ich habe diese unverhoffte Verzögerung genutzt, um nach langer Zeit einmal wieder den Stadtpark zu besuchen, v. a. meine Baumlieblinge dort, zu denen eine Gruppe sehr alter Eiben gehört. Aber auch sonst ist der Rundgang über die um ein rundes Zentrum angeordneten Wege der insgesamt ungefähr quadratisch angelegten Parks ein Erlebnis, auch weil man sich dort schon seit Jahrzehnten auf das Anpflanzen und die Pflege einer Vielzahl z. T. exotischer oder seltener heimischer Baumarten verlegt hat. Das ist immer wieder spannend, da ich manche der dort vertretenen Arten sonst kaum jemals sehen. Das hat dann fast schon Ausstellungscharakter und damit für mich etwas Feierliches. Aber auch die Saline dort wieder in Betrieb zu sehen, ist nach so langer Zeit und nachdem sie wegen Brandstiftung komplett neu aufgebaut werden musste, war eine Freude. Immer wieder faszinierend zu sehen, wie in solchen fast unwahrscheinlich anmutenden Bauwerken uralte Handwerkstechniken angewandt werden, wie das Binden von Schwarzdornreisig zu kompakten Bündeln, die wiederum übereinandergestapelt die Wände der Saline bilden, über die von oben das salzhaltige Wasser geleitet wird. Das zerstäubt auch deshalb so gut und reichert dabei die Luft mit feinen salzhaltigen Nebeltröpfchen an, weil die Rinnsale durch die unregelmäßigen Enden der Schwarzdornzweige gebremst und umgeleitet werden, also auf raue Widerstände stoßen. So haben solche zeitraubenden Aktivitäten wie der unfreiwillige Ausflug heute manchmal auch ihre wohltuenden Seiten.

Bäume, Hölzer, ungewöhnliche Kombinationen

Wenn zwischendurch Anfragen zu ungewöhnlichen Baum- bzw. Hölzerkombinationen auf mich zukommen, ist das für mich besonders spannend. Solche Anfragen gibt’s eigentlich in jedem Jahr 2-3 Mal, zum Beispiel für Gebetsketten, spezielle Armband-Kombinationen für Einzelpersonen, Partner und Vater, Mutter & Kind. Dabei bin ich jedes Mal selbst überrascht, aus wie vielen Arten meine Auswahl schon besteht. Darunter natürlich solche, die nur selten jemals angefragt werden, dann aber eben doch einmal, manchmal mit anderen exotischen Arten kombiniert, die nur wenige Menschen überhaupt kennen bzw. von denen sich kaum jemand vorstellen kann, dass sie als Holz überhaupt jemals verarbeitet worden sind. Das lenkt dann auch für mich selbst nochmal die Aufmerksamkeit zum einen auf die Besonderheiten der Arten an sich. Zum anderen fallen mir dann die Gelegenheiten und Umstände ein, unter denen ich zu dem jeweiligen Material gekommen bin. Allein daraus könnte ich einige Geschichten machen die viel mit der eigenen Biografie und bestimmten Lebens- und Arbeitsstationen zu tun haben.