Vom Erhalt der Zeitlosigkeit

Nach dem sehr arbeitsreichen Tag im Garten und der Werkstatt war ich für den Ruhetag sehr dankbar. Der fiel dann auch wie ein echter Ruhetag aus, was sich für mich vor allem darin zeigt, dass ich Zeit für eine längere Lektüre fand, was sonst außerhalb des professionellen Lesens schwierig geworden ist. Aber da gibt’s in meiner To-Read Liste eine Menge Spannendes, Interessantes und Tiefgängiges, das ich in Schritten wirklich in Ruhe in mir aufnehme. Auch wenn es heute nicht den größten Teil meiner Aktivität ausmacht, ist die private Lektüre doch auch für die kreative Arbeit wichtig und hilft, zu langfristig überzeugenden Ergebnissen zu gelangen, die sowohl zeitgemäß wirken als auch grundlegende Wahrheiten zu berücksichtigen und zu verkörpern versuchen. Die Bäume und meine Wunschbaum-Projekte waren heute aber eher in der privaten Kommunikation ein Thema, das Arbeiten daran machte an diesem Ruhetag einmal Pause. Und die Früchte der kontemplativen Phasen sind natürlich auch für die Baumprojekte von größter Bedeutung. Auch wenn ich immer wieder auf die Zeitlosigkeit des Themenfelds hinweise, die Baumsymbolik immer wieder im Spiegel der jeweiligen Zeitumstände und praktischen Lebenserfahrungen in den Blick zu nehmen, trägt wesentlich zum „Erhalt“ der Zeitlosigkeit bei.

Motivverschiebungen vom Ursprung der Baum-Themen

Beim erneuten Durchsehen fast aller meiner Microstock-Portfolio-Fotografien der letzten Jahre ist mir wieder aufgefallen, wie sich die Schwerpunktmotive verschoben haben. Tatsächlich waren es anfänglich vor allem Nahaufnahmen von Bäumen, Baum-Details von Blättern, Blüten, Früchten, Rinde oder Wurzeln, die im Mittelpunkt standen. Aber auch einige frühe Holz-Struktur-Bilder, die bis heute zu den Bestsellern meines Portfolios gehören und die mir Vorbild für ganze Reihen weitere Strukturbilder waren, die in den Folgejahren immer wieder entstanden sind. Auch Weihnachten war damals schon ein Thema. Aber gerade die Weihnachtsmotive sind zahlreicher und auch raffinierter geworden. Auch Nachaufnahmen und Details von anderen Oberflächen und Materialien als Holz, v. a. die Recycling-Kunststoffbilder, aber auch Metall, Beton oder Steinoberflächen. Die Bäume sind bei den Microstockbemühungen doch sehr in den Hintergrund geraten. Immerhin aber gelingen mir noch vereinzelt gute Aufnahmen von Problemmotiven, wie z. B. den komplizierten und filigranen Blüten des Spitzahorns, oder von den Blüten des Weißdorns oder der Pfaffenhütchen. Das ist dann dem Moment, aber auch der mir heute zur Verfügung stehenden Technik zu verdanken, die bestimmte Einstellungen und Qualitäten möglich macht, die für mich früher nicht machbar gewesen wären. Dieser Rückblick auf das ganze Portfolio hat mir jedenfalls die Sinnhaftigkeit der Initiative wieder vor Augen geführt und mich darin bestärkt, die Reihen weiterzuentwickeln.

Verschiedene Facetten in der Beschäftigung mit den Baum-Themen

Die Holzarbeit heute Nachmittag war dann schon nicht mehr ganz so angenehm, bei dem Regenwetter, obwohl die Temperatur noch moderat ausgefallen war. Anders als im tiefen Winter, wenn das Arbeiten an der Drechselbank wegen des Winds, den die Maschine macht, und der kalten Luft bei längerer Arbeitsdauer ziemlich unangenehm werden kann. Es wird von den Temperaturen abhängen, ob ich für die weitere Detailarbeit an den aktuellen Armbändern schon in mein Kelleratelier ohne frische Luft und bei künstlicher Beleuchtung umziehen muss. Im Laufe des Oktobers war das immer schon fällig, nur der konkrete Zeitpunkt ist unterschiedlich gewesen. Dennoch freue ich mich immer auf die kunsthandwerklichen Arbeitseinsätze, weil sie eine ganz andere Nähe zu den Bäumen und ihrer Energie ermöglichen als sie ohne diese kleinteilige Arbeit möglich wäre. Durch diese Manufakturarbeiten erschließt sich mir ein ganz spezieller Zugang zu den Bäumen, die mein Gesamtspektrum erweitern und die der Arbeit mit Texten und symbolischen Formen im Themenfeld der Bäume eine weitere, eher körperbezogene Facette hinzufügen.

Zeitlose Themen und wirklicher Fortschritt

Nachdem ich am Vormittag u. a. Nachschub für unseren Kuchenvorrat produziert hatte, konnte ich nachmittags erneut das Ansäen der Chili-Sorten voranbringen bzw. einen erneuten Versuch dazu angehen und meine diversen Lektürevorhaben weiterführen. Das ist gerade sonntags für mich eine Wohltat, weil ich dann Inhalte mal ganz losgelöst von der Projektarbeit aufnehmen und reflektieren kann. Das bedeutet dann meist auch andere Arten von Inhalten, damit der Horizont durch zu viel gleichlaufende Aufgaben nicht schleichend eingeengt wird. So ist auch das Schreiben über Bäume, die interaktiven Projekte rund um das Wunschbaum-Projekt und die kunsthandwerkliche Arbeit mit Baum-Holz auch nicht bloß eine Freizeitaktivität, sondern eine Art Lebensnotwendigkeit. Denn bei dem Themenfeld kann ich mir Denken und kreative Gestaltung mal ganz unabhängig von Kommunikationslogik leisten, was die Kommunikationsarbeit selbst dann auch bereichert. Vor allem schafft es Räume, die von Vorurteilen absehen und in die alle selbst erworbenen Erkenntnisse über innere Handlungen, Symbolik und geistige Entwicklung einfließen können, die zu so etwas wie wirklichem Fortschritt auch im Alltagsleben beitragen können.

Perspektivisch denken – Vereinseitigung vermeiden

Dieser Einundzwanzigste hatte wie schon so oft in jüngerer Zeit so gar nichts Spektakuläres. Man könnte meinen, die Numerologie sei nicht mehr das, was sie einmal war. Aber vielleicht ist es einfach den Zeitumständen geschuldet, dass man sich so viel und lange mit Routinetätigkeiten aufhält, dass das Funktionieren und Erhalten so in den Vordergrund getreten ist und nur noch wenig Zeit und Raum für kreative Entfaltung, geistige Weiterentwicklung im Privaten bleibt. Das ist mein Eindruck und das wird mir häufig auch im Gespräch mit Bekannten bestätigt. Also eine Konstante, die etwas über unsere Zeit und die Verarbeitungsprozesse aussagt. Für mich läuft dieses letztlich Vernachlässigte zumindest untergründig dennoch weiter, ist im beruflichen Kontext ohnehin ständig präsent und deshalb subjektiv nicht tot. Aber welche Bedeutung die Dinge haben, hängt eben auch von ihrer Kommunizierbarkeit ab. Daran hakt es aber zurzeit sehr. Ich hoffe deshalb, dass meine Wunschbaum-Initiativen auch in dieser schwierigen Zeit nicht missverstanden werden und im Rahmen ihrer Intention weiterhin Wirkung entfalten können. Das richtig einzuordnen und der Symbolik der Bäume auch Zeiten Geltung zu verschaffen, in denen man geneigt scheint, sich vermeintlich Wichtigerem widmen zu müssen, ist eine Zusatzforderung und -leistung, der ich gerne begegne, da ich von der perspektivischen Wichtigkeit eben dieser Themen und Inhalte überzeugt bin.