Weihnachten und Handarbeit mit der Mensch-Baum-Symbolik

Das geht so rasend schnell. Jetzt ist schon in genau 4 Wochen Heilig Abend. Da gibt’s noch einiges in der kurzen Zeit abzuarbeiten. Ich hoffe, die Weihnachtszeit wird dadurch nicht weniger eindrücklich, jedenfalls gebe ich mir wie immer Mühe, die Geschäftigkeit bei der Projektarbeit die Aufmerksamkeit für Advent und Weihnachten nicht untergehen zu lassen. Die Manufakturarbeiten laufen bis dahin sicher weiter, wie immer mit einigen Anfragen, die in letzter Minute noch fertiggestellt werden müssen, so ist es auch in dieser Saison zu erwarten. Aber das macht die Sache auch atmosphärisch und spannend. Eigentlich gehören genau solche Last Minute Aufträge mit zur Essenz dieses besonderen Kommunikationsprojekts rund um die Ästhetik und Symbolik der Bäume und letztlich zur Selbstspiegelung in der Lebenssymbolik der Bäume.

Selbstbeobachtung in der Baum-Leben-Symbolik

Ein bisschen etwas ist an diesem Einundzwanzigsten zwar positiv in Bewegung geraten. Aber die motivierende Wirkung der Einundzwanzig, die ich in früheren Jahren feststellen durfte, konnte ich auch an diesem Tag nicht erkennen. Ich denke nicht, dass dies einen Bedeutungsverlust der Zahlensymbolik kennzeichnet. Aber die Zeiten stehen eben auf Desillusionierung und einen bedauerlicherweise naturwissenschaftlichen, körperbezogenen Blick auf das Alltagsleben und die Kommunikation. Für Menschen, die sich vornehmlich mit den symbolischen Ebenen des Lebens, mit der Symbolik des Lebens beschäftigen, muss das eintrübend und lähmend wirken. Nicht nur wegen der von außen einströmenden einseitigen Vordergrund- und Oberflächenthemen und daraus resultierenden Zumutungen. Auch weil unter den Umständen eine Aufmerksamkeit für diese andere, weitaus bedeutungsvollere Dimension des Lebens vollends verblasst und alle Initiativen, die auf ein Hervorholen und Artikulieren des Symbolischen zielen, unter einem denkbar schlechten Stern stehen. Die Symbolik der Bäume, die so häufig im Zentrum der Wunschbaum-Projekte steht, ist eigentlich eine Symbolik von Lebensprinzipien allgemein und insofern für uns Menschen eine gute Möglichkeit, eigenes inneres und äußeres Handeln im Spiegel einer anderen, uns aber sehr nahestehenden Spezies zu betrachten. Diese Eigenbetrachtung von außen, dieses sich selbst Heraussetzen und von außen Betrachten im Spiegel der Baum-Leben-Symbolik, wird ihre Kraft nicht verlieren. Es ist eine Möglichkeit, die uns auch in so trüben Zeiten eine ausgleichende Stütze und ein Motivator sein kann.

Bäume, Gleichgewicht und sinnhafte Parallelwelt

Trotz zeitweiliger Störungen nehme ich diese Hochsommerphase doch so wahr, dass sich meine verschiedenen Aktivitäten und Perspektiven sehr gleichgewichtig entwickeln. Das ist natürlich auch von äußeren Faktoren abhängig, von Gelegenheiten, dem nachzukommen, von Anfragen, die die ausgleichende Tätigkeit erfordern und den Gleichstrom z. B. der Routine-Projektarbeit unterbrechen. Es ist dann eine Kunst, die äußeren Einflüsse so zu lenken, dass auch praktisch, im Ergebnis, ein verantwortbares und praktisch umsetzbares Gleichgewicht zustande kommt. Das aber ist immer auch eine Herausforderung, erfordert eine kleine Anstrengung, weil es nicht von selbst so kommt, weil man genau hinsehen und die richtigen Weichen stellen muss. Wenn ich von Gleichgewicht rede, dann spielen für mich fast immer die Bäume eine Rolle, die in der Beschäftigung mit ihnen Gedanken und Motivationen außerhalb quasi auflösen können. Dadurch können phasenweise sinnhafte Parallelwelten entstehen, die ihre eigenen Gesetze und ihre eigene Logik kennen. Das Ganze funktioniert deshalb, weil die Bäume diese lebenssymbolische Nähe zu uns Menschen haben und das wechselseitige Spiegeln damit sehr leicht ist. Man erkennt im Leben und der bloßen Präsenz der Bäume Gemeinsamkeiten zur eigenen Existenz und eigenen Befindlichkeiten. Im Vergleich, der sich am besten an einer konkreten symbolischen Formgebung oder kreativen Verarbeitung festmacht, kann man so etwas gewinnen, was außerhalb solcher Symbolarbeit nicht vorhanden wäre.

Baumartenaffinitäten

Es ist gut möglich, dass ich über den Hochsommer ein wenig an der Erweiterung meines Manufaktur-Angebots arbeiten werde. Es geht dabei weniger um neue Angebote als darum, eigentlich schon vorhandene, aber zurzeit aus unterschiedlichen Gründen noch nicht gezeigte, wieder sichtbar zu machen. Einfach weil es den einen oder anderen Interessenten geben könnte, der genau nach dieser Baum- bzw. Holzart sucht. Die Reinigungsaktion auf dem Speicher, auf dem meine Vorräte gelagert sind, hat mir diese Idee nahegelegt. So kann das ohnehin schon umfangreiche Angebot noch kompletter werden und die Vielfalt noch ein bisschen augenscheinlicher machen. Tatsächlich habe ich jüngst wieder erfahren, wie ausgefallen die Vorstellungen der Menschen und deren Affinität zu bestimmten Baumarten sein kann. Es liegt nahe, das aufzugreifen und in die mir eigene Form zu bringen.

Rückzugstendenzen im Mensch-Baum-Spiegel

Die Bäume sind gerade an solchen nasskalten, an November erinnernden Frühherbsttagen schon ziemlich weit weg. Auch wenn das Laub bei den meisten Arten noch nicht abgeworfen ist, ihr Rückzug, das Sich-Zurückziehen, ist schon vorauszuahnen, auch weil wir ihnen nicht mehr so häufig begegnen. So trägt das zunehmende Ausbleiben von Wachstumszeichen, wie sie so deutlich am Jahreszyklus der Bäume ablesbar sind, auch dazu bei, dass wir uns selbst wieder von der Außenorientierung entfernen, uns in warme Innenräume zurückziehen. Die Bäume machen uns diesen zyklischen Rückzug leichter, da wir eigene Befindlichkeit auch in diesem Bereich besonders gut in der Gestalt und dem Leben der Bäume spiegeln können.

Eichenvögel

Ein so schöner Sonntag zum Abschluss dieser Feiertagswoche. Da konnte man die Erholungswirkung dieser Tage noch einmal wahrnehmen. Es hat mich, auch wegen des eher milden und nicht zu heißen Wetters, in die Baumlandschaft gezogen und ich habe die frische Luft, das Licht und überhaupt die freie Bewegung genossen. Neben den vielen Blüten vor allem des Hartriegels, der Heckenrosen und vereinzelt auch schon des Holunders war wieder einmal die Holzstrukturmotive an diesem Nachmittag sehr eindrucksvoll. Eine sagenhafte Kuriosität habe an einem der Eichen-Baumstümpfe vorgefunden, der schon einige Male Gegenstand meiner Fotoexkursionen war. Diesmal hatte aber jemand drei Abziehbildchen mit der Darstellung von Vögeln auf die raue Schnittfläche des Baumstumpfs appliziert. Unwahrscheinlich und faszinierend zugleich, ein solch kurioses Zeugnis einer innigen Baum-Mensch-Beziehung. Kaum etwas kann mein Lieblingsthema im Bereich der Baumsymbolik noch besser treffen.

Abziehbilder mit Vogelmotiven auf einem Eichenstumpf

Gleichgewicht im Spiegel der Baumexistenz

Mit dem Ergebnis der Untersuchung kann ich doch ganz zufrieden sein. Ein Lichtblick in Zeiten, die so oft von Katastrophen und Sorgen in diesem Bereich geprägt sind. Das Körperliche ist vielleicht nicht das Wichtigste für Skorpiongeborene. Aber vielleicht nimmt es mit zunehmendem Lebensalter an Bedeutung zu, auch für diesen Persönlichkeitstyp. So richte ich meine Aufmerksamkeit öfter als früher auf ein mögliches Gleichgewicht zwischen Körper und Geist, zwischen Funktion und Seele – und versuche in dem Zusammenhang alles Extreme zu vermeiden, das unweigerlich das meist fragile Gleichgewicht ins Wanken bringt. Keine leichte Aufgabe, aber eine wichtige und notwendige ständige Lebensaufgabe. Ein Grund, die Bäume immer im Bewusstsein zu halten, die für mich exemplarisch für das gelungene Herstellen eines Gleichgewichts stehen. Jedes Baumindividuum, das überlebt und lange lebt, beweist, dass ein solches Gleichgewicht möglich ist, manchmal auch unter ganz widrigen Umständen. Das ist oft beeindruckend und sagt uns Menschen vieles, wenn wir uns darin spiegeln und eigene Befindlichkeit im Spiegel der Baumexistenz betrachten.

Frühling, Aktivität und Spiegelung

Für alle Fastnachtsfreunde ist es bitter, dass das schöne Wetter jetzt schon vorbei ist und ausgerechnet über die Hochzeit der närrischen Tage ziemlicher Regen mit Wind und Sturm angesagt sind. Wieder einmal verkehrte Welt. Ich genieße unterdessen die letzten Tage mit vom Holzofen gewärmten Räumen, was das unwirtliche Wetter draußen vergessen lässt. In Verbindung mit der Auszeit der Fastnachtstage ergibt das eine wohlige Situation, die ganz gut tut, bevor der Frühling nicht nur die Lebensgeister erneut aufweckt, sondern auch die Energiereserven wieder besonders fordert. Mit dem ersten Grünen der Bäume ist eben auch für uns Menschen die Zeit für verstärkt nach außen gerichtete Aktivität wieder gekommen, die uns besonders herausfordert. Auch eine Spiegelung, die sich so häufig im Verhältnis von Mensch und Baum beobachten lässt.

Winterarbeit im Zeichen der Natursymbolik

Schade, der 14. Geburtstag des Baumtagebuchs ist nicht auf diesen Einundzwanzigsten gefallen, vielleicht ja im nächsten Jahr. Die Bäume beschäftigen mich aber in diesen Tagen sehr intensiv, zur Jahreszeit passend vor allem in Form der symbolischen und handwerklichen Arbeit mit ihrem Holz und all den persönlichen Implikationen, die im Spannungsfeld zwischen Menschennatur und umgebenden Natur entstehen können. Ich versuche dieses Verhältnis aufzunehmen und in zwar gleichartig aufgebaute, im Bezug auf die einzelne Form aber immer individuell angefertigte Produkte mit Gebrauchswert zu verwandeln, es quasi in der Holzform zu kondensieren. Aus vielen Rückmeldungen weiß ich, dass das häufig Resonanz findet, die den Trägern wirklich etwas bedeutet. Das allein ist mir Motivation genug, die Initiative beizubehalten und nach Möglichkeit immer weiterzuentwickeln.

Menschen und Pflanzen – eine Entwicklungspartnerschaft

Sehr froh bin ich, während dieser Feiertage genügend Zeit und Ruhe für die Lektüre der Beiträge Rudolf Steiners zu den Jahreskreisfesten gefunden zu haben. Da u. a. auch Ostern thematisiert wird, war das zudem zeitlich sehr passend und besonders eindrücklich, am deutlichsten dabei der Vortrag zum Thema Ostern, der ebenfalls am Ostersonntag, 1. April, nur eben 95 Jahre zuvor in Dornach, Schweiz, von Steiner vor Mitglieder der anthroposophischen Gesellschaft gehalten wurde. Die zuletzt gelesenen Texte von 1923 gehören in den Bereich des Spätwerks, wenn man so will, bzw. der ausgereiften und sehr ausgefeilten und von Erfahrung gesättigten Lehren Steiners. Darin deutlich spürbar ist ein gewisser pädagogischer Ton, der Anspruch, Spuren zu hinterlassen, alltagstaugliche Anleitungen zur praktischen Weiterentwicklung der anthroposophischen Weltanschauung und Lebensweise zu geben. Ich finde das besonders anrührend, weil ein echtes Interesse, an wirkliches Überzeugtsein von der eigenen Lehre darin zum Vorschein kommt. Mit Themen, die auch zu seiner Zeit nicht sehr populär gewesen sein dürften. Und derart detailreich und thematisch weitgreifend, riesige Bögen spannend, ungeahnte Zusammenhänge aufdeckend, dass es einen mit Ehrfurcht und Bewunderung erfüllen muss. Er muss zwei Jahre vor seinem Tod bereits geahnt haben, dass es mit der Weiterführung seiner Lehre zumindest schwierig werden würde. Dass möglicherweise nicht so viel von seinen Erkenntnissen in die Lebenspraxis seiner Zuhörer und Gefolgsleute bis dahin eingeflossen war. Umso dringlicher die Appelle, Anthroposophie praktisch zu verstehen und eine tatsächliche geistige Entwicklung, einen Fortschritt durch disziplinierte Anstrengung auf anthroposophischem Gebiet anzustreben. Vieles davon erscheint mir 100 Jahre später nicht weniger wichtig und aktuell wie damals. Selbst die Sprache Steiners in diesen letzten Lebensjahren war merkwürdig modern und von heutiger kaum noch zu unterscheiden. Wenn dann gerade in diesen zuletzt gelesenen Vortragsmitschriften u. a. von einer Art Lebens- und Entwicklungspartnerschaft zwischen Menschen und Pflanzen ihrer Lebenswelt zu Rede ist, sehe ich mich einmal mehr in der Beschäftigung mit diesem historischen Gedankengut bestätigt. Dass die eigenen geistigen Entwicklungsbemühungen auch Auswirkungen auf die Pflanzen hat, denen menschliche Aufmerksamkeit und Beobachtung zuteil werden, das ist mir intuitiv aus meinen Wunschbaum-Projekten seit vielen Jahren vertraut. Eine geisteswissenschaftliche Hintermauerung zu studieren kann helfen, die eigenen Betrachtungsweisen, Erkenntniswege und Entwicklungen zu bestärken und ein Stück weit zu kontrollieren.

Baumgedichte bewegen die Menschen zu allen Zeiten

Es gehört zu den Konstanten in der Beschäftigung mit Bäumen, dass die lyrische Modellierung von Baumgedanken und Baumreflexionen besonders große Resonanz erzeugt. Schon vor Jahren war es für mich überraschend zu sehen, dass die Webstatistik besonders regelmäßige und umfangreiche Zugriffe gerade auf die Sammlung von Baumgedichten unter wunschbaum.de verzeichnet hat. Dieses hat sich bis heute nicht geändert. Vielleicht ist es die kompakte Form der überschaubaren Gedichte, in Verbindung mit ihrer symbolischen Dichte und der Möglichkeit, den eigenen Gedanken anhand der Gedichtform freien Lauf zu lassen. Man ist dann ganz nah bei dem, was die Bäume uns sagen können, und das heißt bei dem, was wir über uns und unsere Beziehungen aus der Beschäftigung mit den Bäumen verstehen und was wir dadurch gewinnen können. In dem Bereich sind Zugriffsstatistiken tatsächlich einmal aussagekräftig, da sie Zeugnis eines echten Interesses sein können, und da sie Hinweise auf Präferenzen, bevorzugte Wahrnehmungs- und Reflexionsroutinen geben. Ein Grund mehr für mich, die Baumgedichte neben den Fotografien und meinen kreativen Baumprojekten wieder stärker in den Fokus zu rücken.

Winterbefindlichkeiten

Zumindest ein Gutes hat diese wie unter einer Glocke gefangene Winteratmosphäre. Die Konzentration auf die gerade anstehende Arbeit ist fast ungestört. Wenig Ablenkung, nicht nur durch die fehlende Attraktion aus der Natur, auch wegen des reduzierten Kommunikationsverhaltens der Menschen. Alles ist stärker in sich zurückgezogen. Mit dem Laubabwurf der Bäume und der Konzentration ihrer Lebenssäfte im Wurzelwerk unter der Erde richtet sich auch menschliche Aufmerksamkeit zunehmend nach innen, intensiviert und reduziert sich die Kommunikation auf das Wesentliche, werden Pläne und Konzepte weitgehend im Verborgenen entwickelt. Eine der vielen, aber eine besonders eindrucksvolle Abhängigkeit unserer physischen und psychischen Befindlichkeit vom Lebenszyklus unserer vegetabilen Umwelt.

Ganzjährige Berater

Das Wochenende wird wieder mit mehreren kreativen Projekten angefüllt sein, die sich mehr oder weniger um das drehen, was die Jahreszeit an Reizvollem und Charakteristischem bietet. Natürlich fest gemacht an den Pflanzen, ihrer herbstlichen Verfassung. Denn sie sind es, durch die wir die Jahreszeit als solche wirklich erkennen und die unser jahreszeitliches Empfinden im Wesentlichen bestimmen. Am Wetter können wir dieses Empfinden immer weniger und immer seltener festmachen. Haben wir doch nicht selten Winter im Frühjahr, November im Hochsommer und Frühling im Winter. Das Verschwinden der Jahreszeiten habe ich das schon einige Male genannt. Vielleicht etwas übertrieben formuliert, denn die Pflanzen spiegeln uns eben trotz der Turbulenzen und Überschneidungen tendenziell doch noch das durchschnittlich Erwartbare. Die Bäume bleiben für mich die deutlichsten Wegweiser und optischen wie symbolischen Landschaftsmarken, an denen wir unser eigenes Austauschverhältnis zum Natürlichen je angemessen orientieren können. Mal in engerem Kontakt zu den Pflanzen, mal in stärkerem Rückzug. Damit stehen wir gleichzeitig im Austausch, vor allem vom Frühjahr bis Herbst, und verhalten uns doch auch genauso zurückziehend im Winter. Ich finde es besonders spannend, dass in dem Moment des Rückzugs die symbolische Stärke der Bäume in den Vordergrund rückt, so dass sie uns jederzeit zur Verfügung stehen und uns das ganze Jahr über quasi als Berater begleiten.

Tiefgründige Baumthematik

Die Reduktion bei der Behandlung eines Themas ist mir sehr wichtig, um nicht Aufmerksamkeit an eigentlich Nebensächliches zu verlieren. Das gilt ganz besonders für die Beschäftigung mit den Bäumen, der Baumsymbolik, dem Verhältnis der Menschen zu Bäumen als starken Lebenssymbolen. Alles, was in diese Thematik hineinspielt: die Energie, die Symbolgeschichte, die Mythologie, die Biologie, die Kulturgeschichte, die Literatur, die Kunst ist in der Beobachtung und in der Verarbeitung in kreativen Arbeiten und Texten für mich am authentischsten und gewinnbringendsten, wenn Informationen möglichst ohne die Brille von Autoritäten, ohne Einbindung in geschlossene Lehren, Methoden und Anleitungen verwertet und verarbeitet werden können. Dann kann ich am besten herausarbeiten, welche Bedeutung den Bäumen im Alltag zukommt, was an besonderer Energie, Ästhetik und Symbolik tatsächlich für das heutige Denken, Fühlen und Wahrnehmen von Relevanz ist. Was daraus resultiert, muss subjektiv gefärbt sein, entgeht aber weitgehend einer Festlegung, die das weite Spektrum innerhalb dieses Themas, den Facettenreichtum einschränken würde. Nur so kann es für mich ein das Leben begleitendes Thema bleiben, eines, dessen Tiefgründigkeit und Wesentlichkeit es verbietet, es jemals in eine endgültige Form zu gießen.

Sommerstatistik

Die Ansichten mehren sich, dass das mit dem Sommer in diesem Jahr wohl nichts mehr wird. Befremdend pessimistisch klingt das, jetzt Ende Juni, eine Woche nach dem meteorologischen Sommeranfang. Und doch sieht man sich zu dieser Auffassung gedrängt, so unglaublich wenig Licht begegnet uns, und so wenig konstante Wärme. Dabei ist es keine völlige Rarität. Beim Blick auf die langjährige Sonnenstundenstatistik stelle ich fest, dass der Juni 2012 vergleichbar trüb und sonnenarm ausgefallen war. Man vergisst oder vielmehr verdrängt so etwas sehr schnell. Nicht sehr erfreulich für uns Menschen, aber die Bäume scheinen sich bei diesem nass-lauem Wetter ziemlich wohl zu fühlen. Die meisten Arten entwickeln sich prächtig, jetzt weniger starker menschlicher Beobachtung ausgesetzt, weil es einen nicht so sehr nach draußen zieht. Da kann man ins Zweifeln kommen, ob die auch im Baumtagebuch so häufig diskutierte enge Beziehung der Menschen zu den Bäumen ihrer Lebenswelt auch auf Gegenseitigkeit beruht. Vielleicht brauchen wir die Bäume dringender als sie uns.

Über das geheime Leben der Bäume

Den Buch-Bestseller über das geheime Leben der Bäume von Peter Wohlleben habe ich erst kürzlich entdeckt. Nach den ersten Kapiteln zu urteilen, verstehe ich, dass es einen so großen Erfolg hat. Das liegt wohl weniger daran, dass vollständig neue Grundgedanken und Erkenntnisse enthalten wären als daran, wie der Autor die vielfältigen Interaktionsmechanismen und Kooperationsstrategien der Bäume innerhalb derselben Art, zwischen verschiedenen Baumarten und im Verhältnis zur Waldgemeinschaft sehr flüssig zusammenfasst und dabei ein weites Spektrum aufzeigt. Sehr lebendig geschrieben, mit vielen anthropomorphisierenden Darstellungen und Formulierungen fühlt man sich den Baumwesen so sehr nahe und entdeckt sehr viele Gemeinsamkeiten, die man leicht mit menschlicher Befindlichkeit und sozialer Interaktion unter Menschen in Bezug setzen kann. Wahrscheinlich ist vor allem das das Geheimnis des Bucherfolgs. Vertraute Gedanken auf eine Spezies bezogen, die man gewöhnlich viel distanzierter betrachtet. Das ist das Neue, das unendliche Ansätze zum Nachdenken und Überdenken unseres Verhältnisses zu den Bäumen bietet.