Ich bin froh, dass ich wenigstens an den Sonntagen noch die Lektüre meiner jüngst erhaltenen neuen Textausgaben aus dem Werk Rudolf Steiners weiterverfolgen kann. Heute die Mitschriften zu Vorträgen aus dem Jahre 1917 zum „elektronischen Doppelgänger“. Der Titel ist eine moderne Adaption und gleichzeitig Interpretation des Themas, das natürlich so nicht zur Zeiten Steiners betitelt wurde und viel allgemeiner und grundsätzlicher aufgebaut ist. Aber es geht tatsächlich um eine Form der Konvergenz von Mensch und Maschine, die Steiner schon für über 100 Jahren für bestimmte Bereiche der Gesellschaft vorausgesagt hat. An das, was uns heute über elektronische Datenverarbeitung und vor allem internetbasierte Interaktion begegnet, konnte er aus seiner Zeit wahrscheinlich noch nicht in der Form denken. Aber dass aus diesen Entwicklungen einer Art partieller Auslagerung menschlicher Intelligenz auf externe Maschinen große soziale und moralische Probleme entstehen können, darauf hat er bereits hingewiesen. Ganz so pessimistisch, wie diese Entwicklungen damals erscheinen mussten, will ich es heute aber nicht einschätzen. Denn gerade meine Wunschbaum-Projekte sind ohne elektronische Vermittlung speziell über das Internet so nicht vorstellbar. Und auf diesem Wege transportiere ich eben Ideen, Gedanken und Formen, die dem Grundlegenden, wie es Rudolf Steiner seiner Anthroposophie zugrunde gelegt hat, durchaus Raum verschaffen, auf eine sehr moderne Art. So kann auch der „elektronische Doppelgänger“ dazu beitragen, symbolische Formen zur Grundlage themenorientierter Kommunikation zu machen und damit Menschen zu erreichen, die ich persönlich niemals kennenlernen könnte.