Die Theosophie Rudolf Steiners ist wie alles von ihm ein faszinierender Text. Ich hatte schon vor Jahren in der Sekundärliteratur davon gelesen bzw. von Steiners späterem „Paradigmenwechsel“ zur Anthroposophie. Aber bishlang konnte ich mir nicht wirklich etwas darunter vorstellen. Anders als erwartet zeichnet er hierin ein sehr plastisches und grundlegendes Bild der Einheit von Körper, Seele und Geist im Zusammenhang einer mehrere Existenzen überbrückenden menschlichen Entwicklung. Vieles davon, vor allem die Vorstellung einer Reinkarnation, war mir aus anderen Texten bereits bekannt. Hier setzt er es aber in einen sehr schlüssigen Zusammenhang. Besonders spannend finde ich die Darstellungen zur Welt des Geistes, in der gewisse Urbilder eine Rolle spielen, die sozusagen ihre Abdrücke in der Seele und in konkreten körperlichen Ausformungen hinterlassen. Das gilt für die gesamte mineralische und belebte Welt. So taucht an einer Stelle auch das Beispiel des Baums auf. Diese Urbilder oder Urformen entsprechen dem, was C. G. Jung im psychologischen Rahmen mit dem Terminus des Archetypus gefasst hat. Es ist genau dieser Punkt, den ich sehr gerne für mich noch genauer ausformulieren und in seine vielschichtigen Implikationen auflösen möchte in Bezug zur symbolischen und emotionalen Kraft der Bäume. Was ist es genau, und wie kann man das beschreiben, was uns an Bäumen so fasziniert und was uns veranlasst, so viel Emotion mit dem Bild des Baumes zu verbinden? Es geht da offensichtlich um etwas für das Geistesleben des Menschen Grundlegendes, das auf eine gewisse Einheit aller Lebensformen und ihre gemeinsame Wurzel in einer Geisteswelt verweist.