Weniger Ablenkung ist gut für die Kontinuität der Projektarbeit

Mit M. gehts in dieser Infektionsphase nur sehr langsam aufwärts. Und es scheint, dass man sich der aktuellen Gefahr kaum entziehen kann. Jedenfalls zeige ich auch schon gewisse Anzeichen, von denen ich hoffe, sie werden sich nicht ausweiten. Das einzig Gute an solche unangenehmen Entwicklungen ist, dass es die Ruhe und Konzentration auf laufende Projekte fördert. Glücklicherweise kann ich mich noch darauf konzentrieren. Und natürlich kommt man bei wenige Ablenkung auch sehr gut voran. So hoffe ich auf noch einige positive Überraschungen und dass wir das bald hinter uns haben. V. hat so etwas wie ein Zwischenhoch erlebt, indem er bei dem tollen Sonnenschein am Nachmittag doch tatsächlich die abgeschnittenen Äste des Nashi-Birnenbaums kleingeschnitten hat. Damit hätte wir die Baumschnitt-Aktionen im Vorfeld des Baumfrühlings schon weitgehend erledigt. Ich denke, dass die Efeuhecke erst später drankommt. Denn die zeigt sich im Winter wenig wachstumsfreudig, was bald schon ganz anders aussehen wird. Dann wird der Rückschnitt alle 2-3 Monate notwendig werden.

Künstlich intelligente Videos – ein Thema für sich

Meine ersten Versuche mit KI-Videos vorhin waren nicht ganz so überzeugend. Ich habe heute erste gesehen, dass bestimmte GPTs über das Konto bei Open AI nutzbar sind, welche Videoanimationen möglich machen sollen. Aber diese sehr schnell durchgeführten Tests zeigten erst einmal, was nicht sonderlich überrascht, wie komplex eine solche Video-Generierung ist und dafür natürlich mehr als nur der Textprompt notwendig ist. Es werden nach Formulierung des Prompts noch weitere medienspezifische Fragen gestellt. Dann wird die Verbindung zu einer externen Plattform hergestellt, auf der die eigentliche Generierung erfolgt. Zumindest bei dem ersten Anbieter wurde vorab ein ausführliches Video-Skript erstellt, das auch als Text-Skript dargestellt wird und dem man Änderungswünsche hinzufügen kann. Alles sehr spannend. Aber um da zu vernünftigen Ergebnissen zu kommen, ist sicher sehr viel Experimentieren und genaueres Hinsehen notwendig. Fraglich ist auch, ob ohne erweiterte und dann auch kostspieligere Accounts überhaupt professionell wirkende Ergebnisse erzielbar sind. Die ersten Versuche bezogen sich natürlich auf mein Lieblingsthema der mystischen Naturverbundenheit, das ich für zweidimensionale Bilder ja in den letzten umfangreich und variantenreich durchgespielt habe. Die mystische Waldfrau nun auch in bewegte Bilder zu integrieren, ist bei diesem Tool natürlich naheliegend. Aber dafür sind noch weitere Forschungen und Testreihen notwendig.

Größere Wahlfreiheit während der Auszeiten

Gesundheitsfragen, Waldnymphen, Textentwicklungen, Konzepte, grafische Bearbeitungen und jede Menge Kodierung. Zurzeit ist mein Arbeitsalltag extrem gemischt. Abwechslungsreich mit wechselnden Schwerpunkten ist es zwar immer. Aber diese recht gleichgewichtige Durchmischung ist durchaus nicht Routine. Dass das möglich ist, finde ich wohltuend, auch wenn es ein Stück weit mit der Erkältungswelle zu tun haben dürfte und mit der Tatsache, dass ich aufgrund dessen die Anteile selbst besser gleichgewichtig aufteilen kann. Na ja, das passt im Übrigen auch ganz gut zu der kurz bevorstehenden Fastnachtszeit, die ebenfalls immer schon von dieser größeren Wahlfreiheit gekennzeichnet war.

Natürliche Grundlagen von den Bäumen lernen

Fast ein ganzer Tag, der im Dienst der Gesundheit stand und dem sicher noch einige ähnliche folgen werden. Das ist bei uns gegenwärtig ein Schwerpunkt, neben den anderen Dingen, die alle beschäftigen. Aber von Zeit zu Zeit ist es eben wichtig, sich diesen Grundlagen zu widmen, um in gemäßigteren Lebensphasen mehr Ruhe zu haben und so etwas wie Kreativität entfalten zu können. Auch dafür gibts Mindestvoraussetzungen. Dass die aktuell nicht mehr selbstverständlich sind und zudem immer seltener erkannt werden können, ist eine herausragendes und überdeutliches Merkmal unserer Zeit. Ein krasser Gegensatz zu den Jahren z. B. der eigenen Kindheit, in der ein ganz anderer Geist vorherrschte, im Vergleich zu dem unserer derzeitigen Erlebnisse unvorstellbar erscheinen. Wir haben uns damals tatsächlich in anderen Sphären aufgehalten. Naturnäher, näher am Ursprünglichen war das zwar nicht. Aber sehr nah an dem, was man ohne zu viel kulturelle Überformung sehen, verstehen und begreifen kann. Menschliche Verrücktheiten und moralische Verdrehungen wie die, die uns heute kaum noch verwundern können, wären uns damals undenkbar gewesen, wie sie den Wesen des Pflanzenreichs heute und generell bedeutungslosen sein müssen. Es ist das, was ich meine, wenn ich hier im Baumtagebuch öfter von den natürlichen Grundlagen und den Basisthemen rede. Wir können in Bezug auf die immer wichtiger werdende Erdung, die uns Richtung und Neuorientierung vermitteln kann, von den Bäumen sehr viel lernen.

Wenn kulturelle Ausdrucksformen aus ihrem Rahmen zu fallen drohen

Gut, dass diese politische Drangphase heute zum Abschluss gekommen ist. Auch wenn das Ergebnis nicht überraschend ausfällt. Die eigentliche Herausforderung steht erst noch bevor, und hoffentlich wird es ein vernünftiges Kompromissergebnis geben, das ein kleines Stück dazu beitragen kann, dass die Stimmung sich von der vorherrschenden Lethargie und Zukunftsangst fortbewegt. Es irritieren mich zurzeit nicht nur diese offensichtlichen und übermäßig medial begleiteten Entwicklungen. Es ist mehr die grundsätzliche und ziemlich verbreitete, zudem zunehmende Abkehr von allem, was uns bis vor kurzem noch Sicherheit und das Gefühl von Verwurzelung beschert hat, was erschreckend nicht nur auf mich wirkt. Was sich im Alltag in dieser Form von perspektivischem Pessimismus, gepaart mit erschreckender Mutlosigkeit, breitmacht, beobachte ich u. a. auch darin, dass die Themen, die dieses Baumtagebuch zum Gegenstand hat, wie alle Themenbereiche, die in meinen Wunschbaum-Projekten seit vielen Jahren kreativ bearbeitet und weiterentwickelt werden, dass diese Themen derzeit kaum noch Beachtung finden. Es ist nicht nur eine Reduktion von Aufmerksamkeit festzustellen, der themenbezogene Blick und die Wahrnehmung scheinen insgesamt wie gelöscht. Das ist für alle, die durch kulturelle Formen einen zukunftsgerichteten gesellschaftlichen Beitrag leisten wollen, eine desaströse Situation, die vieles im Keim erstickt, was eigentlich dringend notwendig wäre. Wir müssen versuchen, diese extreme Durststrecke zumutbarer kultureller Rahmenbedingungen zu überstehen und unsere diesbezügliche Anstrengung zwischenzeitlich unerschrocken weiterzuführen.

Der Rückschnitt des Maulbeerbaums – kurz und bündig

Das mit dem Maulbeerbaum war heute kürzer und bündiger als vorausgesagt und auch kürzer als in den Vorjahren. Dabei habe ich in der kurzen Zeit am Vormittag die eigentliche Aufgabe erledigt, die Kronenform des Baums wieder so zurückzuschneiden, dass sie einer normalen Kronenform entspricht. Nach dem Frostschaden und der extremen Irritation des Baums im Frühsommer des letzten Jahres hat er nach einer mehrmonatigen Pause, in der er vollständig kahl dastand, ohne ein einziges Blatt, dann ab dem Spätsommer doch noch einmal die Kurve gekriegt und in einer Art Paniktrieb neue Blätter und Äste ausgebildet. Das hatte dann aber skurrile Auswüchse im wörtlichen Sinne zur Folge. Es bildeten sich kleine Bäumchen innerhalb der Krone die grotesk aus der runden Kronenform ausbrachen. Eben diese Auswüchse habe ich heute entfernt. Überwiegend mit der langen Astsäge, teils auch mit der ausziehbaren Astschere. Von diesen größeren Strukturen abgesehen, hat der Baum ungewöhnlich wenig Astmaterial zugesetzt, aus den geschilderten Gründen. Deshalb konnte ich den sonst immer angeschlossenen zweiten Arbeitsschritt diesmal auch guten Gewissens auslassen. Nämlich die unzählige senkrecht nach oben wachsenden neuen Asttriebe, die sich über die gesamte Krone verteilen, zu kappen. Ich habe sie tatsächlich alle stehen lassen, weil sie anders als früher keine nennenswerte Stärke hatte. Die manchmal 2-3 Meter lange Triebe waren sonst so dick wie ein oder zwei Daumen. Diesmal aber sind es nur dünne und zarte Asttriebe gewesen, die ich einfach stehenlasse, weiterwachsen lasse, um den Baum nach der Vorgeschichte des letzten Jahres nicht zu irritieren. Vielleicht ist das auch besser so, wenn wir auf eine Fruchternte spekulieren, die bei der Art nicht regelmäßig erwartet werden kann. Da können solche Faktoren eine Rolle spielen. Gut ist auch der frühe Zeitpunkt des Rückschnitts, den ich ganz bewusst gewählt hatte. Denn in früheren Jahren war ich oftmals zu spät dran, in einer Phase, in der schon viele neue Triebknospen zu erkennen waren. Wahrscheinlich hat das dem Baum kurz vor dem Austreiben dann zu viel Energie weggenommen.

Die Auszeiten der anderen für kreative Projekte nutzen

Wieder kein spektakulärer Einundzwanzigster, aber einer, an dem ich ziemlich durchgängig meine Arbeit verfolgen konnte, ohne größere Ablenkung und zwischendurchkommende Aufgaben. Das ist immer gut, vor allem, wenn es darum geht, einen bestimmten essenziellen Arbeitsschritt abzuschließen. Gleichzeitig bemerke ich eine Tendenz der Menschen, sich rund um die Fastnachtstage eine Auszeit zu gönnen. Zuletzt dachte ich, das sei im Bewusstsein der meisten in weite Ferne gerückt. Aber es scheint, dass man Dauerkrisenmodus nicht ertragen kann. Deshalb kommen zwischendrin eben doch solche Ansätze von Aufbruch, Ausbruch, Abweichung vom oft ermüdenden und zehrenden Alltag. Das werde ich wiederum für die Kontinuität der eigenen Kreativprojekte nutzen. Und für gewisse Naturthemen. Das nächste steht morgen schon auf dem Plan: Der Rückschnitt des Maulbeerbaums. Ich hoffe, das ufert nicht wieder aus und wird dem Baum auch bekommen. Damit wir in diesem Sommer endlich wieder Früchte ernten können.

Fortschrittliches Wachstum nicht nur bei den Bäumen möglich

Es ist ein Segen, dass ich derzeit bei meinen kreativen Projekten richtig eintauchen kann. Das ist bei so umfangreichen Vorhaben förderlich, weil zu viel zeitliche Zerstückelung zu keinem guten Ergebnis führt und allzu kräftezehrend wirkt. Trotz der kommunikativen Zurückhaltung, die ich in diesen Tagen vor der Wahl feststelle, poppen zwischendurch doch Lebenszeichen und Reaktionen bekannter Auftraggeber und Interessenten auf, die zeigen, dass die Projekte nicht vergessen sind, nur eben aufgrund verschiedenartiger Ablenkung und Priorisierung nicht vornehmlich weiterverfolgt werden. So ist es mir selbst möglich, die Dinge zugunsten der kreativen Arbeit zu entzerren und sinnvoll zu verteilen. Vielleicht ist es ja das, was ich als professionellen Fortschritt sehen kann: Die Dinge immer besser planen und auch zügiger durchführen zu können, ohne dass die Qualität leidet. Da hat man tatsächlich das Gefühl, dass Dazulernen möglich ist und interessanterweise mit zunehmendem Alter mitwächst. Wie ein Baum, der jedes Jahr seine Ringe ergänzt und immer besser seine Individualität trotz des feststehenden Orts der Verwurzelung entfaltet. Eine schöne Parallele, von der ich mir eine durchgängige Spiegelung im eigenen Lebensweg wünsche.

Gegen die Bedrohung unserer kulturellen und natürlichen Grundlagen

Bei dem pausenlosen und uferlosen Wahnsinn, den wir täglich aus den USA zu hören bekommen, kann uns die Lust an allem vergehen. Kaum noch zu verarbeiten ist all der Irrsinn und die extreme Zumutung für normales Empfinden und moralisches Handeln. Das scheint auf einmal alles in Frage gestellt und man muss auf etwas reagieren, was man bis dahin nicht für möglich gehalten hätte. Ich kann nur hoffen, dass die Europäer sich schnell und geschlossen gegen diese Zumutung wenden und erst gar nicht auf das alles eingehen. Denn das würde zu ebenso unvorstellbaren Entwicklungen und einem echten Niedergang der Kultur führen. Angesichts solcher Erfahrungen fällt es tatsächlich schwer, noch den Glauben an die Grundlagen und die Verwurzelung im Natürlichen zu thematisieren. Weil man fast das Gefühl haben muss, es sei nicht der Zeit angemessen. Aber tatsächlich scheinen mir die vertrauten Grundlagen jetzt wichtiger denn je. Nur erfordert es mehr Mut als je zuvor, diese Bindung auch zum Thema zu machen und mögliche Lösungen an diesen Grundlagen festzumachen, statt an Hirngespinsten und verqueren Einstellungskonstrukten, die niemals zu einem menschenwürdigen Zustand führen können.

Vorfrühlingssonne aufnehmen

Es ist schön, so viel Licht und Sonne zu sehen. Wie wenn sie in einen hineinkriechen würde. Nach so viel Winter und Dunkelheit lässt das wieder aufatmen, vor allem, weil es noch einige Tage so anhalten soll. Ich wünsche mir positive Wirkungen auf das Keimen meiner Chilisamen und hoffentlich auch auf die frühen Baumarten. Vor allem denke ich an den Maulbeerbaum, der hoffentlich nach diesen Sonnentagen nicht doch noch einmal empfindliche Frostnächte ertragen muss, die er nicht gut verträgt. Dann könnte ich ruhigen Gewissens am Wochenende den Rückschnitt der Krone angehen, ohne befürchten zu müssen, er könne sich später daran stören und noch ein weitere Jahr als Fruchtbaum ausfallen.

Symbolhaftes gegen lähmende Routinen

Gut für die Chilisamen und gut für uns, weil es die Hoffnung auf Frühling befördert, ist die Zunahme des Sonnenlichts. Tatsächlich sollen wir uns in Richtung der maximalen Lichtstundenzahl noch in dieser Woche nähern. Das wäre schon eine schöne Entschädigung für die langen Monate mit trübem und regnerischem Wetter. Ich hoffe, dann wird auch die Kommunikationsfreude der Menschen wieder größer und der Austausch intensiver, was ich aktuell vermisse, aber auch schätze, denn so erfahre ich weniger Ablenkung und kann durchgängiger an den kreativen Projekten arbeiten, die mich mit wechselnden Themen konfrontieren. Natur und Bäume kommen danach und manchmal auch zwischendurch zur ihrem Recht, wenn ich Gelegenheit habe, dem Übermaß an rationalem Denken und Gestalten von Symbolhaftem Getränktes entgegenzusetzen. Wie das so häufig bei Gegensätzen ist, wirkt das letztlich auch für die rationale Arbeit bereichernd, die sonst allzu schnell zu lähmender Routine entwickeln kann.

Die doppelt kreative Herausforderung unserer Zeit

Ein ruhiger Sonntag, wie er nach der arbeitsreichen Woche notwendig und hilfreich war. Und gleichzeitig einer, an dem die unübersichtliche und wirklich beängstigende Lage in der Welt und der eigenen Nation gleichermaßen unübersehbar war. Es scheint vielmehr, dass die politische Bewusstheit in den letzten Jahren angewachsen ist und vielleicht lange nicht so ausgeprägt war wie aktuell. Angesichts des Mangels an deutlichen Wahlalternativen ist das aber eine ernüchternde Diagnose, weil man die Perspektive nicht erkennen kann. So werden es die Grundlagenthemen, die u. a. in diesem Baumtagebuch zur Sprache kommen, noch einmal schwerer zu vermitteln sein. Noch weiter scheinen die Menschen von der Aufmerksamkeit auf vermeintlich Zweitrangiges entfernt zu sein. So weit, dass es nicht einmal als kompensatorische Themenalternative wahrgenommen wird. Das jedenfalls konnte ich in früheren Jahren oft registrieren. Dass gerade in fristbelasteten, depressiven Stimmungslagen das Interesse an den natürlichen Grundlagen des Lebens wie auch den symbolischen Formen ihrer Thematisierung höher war und auf der Grundlage themenbezogene Kommunikation möglich wurde. Die ist jetzt aber selten und unwahrscheinlicher geworden, kann ihre kompensatorische, wie es mir selbst sympathischer ist, ihre klärende, Transparenz schaffende Wirkung nur noch in geringem Umfang und seltener erreichen. Das ist die große Herausforderung für Kreative in diesem Jahr und in näherer Zukunft. Eine Herausforderung, zu deren Auflösung wiederum viel Kreativität und kreative Erfahrung einfließen muss, um Fortschritte zu machen.

Fleißarbeit im Vorfrühlingsgarten bei frostiger Temperatur

M. und V. haben sich verwundert darüber geäußert, dass ich mich heute so eifrig in die Gartenarbeit gestürzt habe. Es war auch kein Zuckerschlecken, da bis zur Mittagszeit ein frostige Kühlschrankatmosphäre im Garten herrschte und ich mir ziemlich die Finger unterkühlt habe. Aber ansonsten dick eingepackt war es dann doch ganz gut machbar. Als erstes hatte ich mir das Aussäen von vier verschiedenen Chilisorten in die kleinen rechteckigen Pflanztöpfchen vorgenommen, die ich auch in den Vorjahren schon immer dafür verwendet hatte. Auch habe ich zuvor dasselbe Pflanzenerdesubstrat besorgt, das speziell für Chilipflanzen gedacht ist und das bisher immer geeignet schien. Drei der Chilisorten, die ich auf diese Weise in den nächsten Wochen mit Heizmatte und künstlichem Licht vorziehen will, stammen aus Samen, die ich im letzten Jahr aus eigenen Pflanzen gewonnen hatte: Habanero Rot, Glocken-Chili und Bhut Jolokia. Von letzterer hatte ich nicht sehr viele Samen, aber die Sorte habe ich trotzdem besonders häufig gesät, in 14 Töpfchen, weil es sich ja um eine ehemals als schärfste Chili der Welt geltende Sorte handelt. Ich hoffe, der Ertrag wird diesmal größer sein. Habanero Rot war wie die Orange Variante zuvor schon ganz ordentlich ertragreich, und die Glockenchilis haben nicht nur diese wunderbar plastische Form, sie bilden auch ziemlich große Schoten und vor allem wachsen die Pflanzen am schnellsten und werden am höchsten von allen. Neu ist die vierte Sorte, die ich mir neu angeschafft habe und die eine besondere Rarität darstellen soll: Habanero Chocalate. Tatsächlich zeigen die Abbildungen des Lieferanten dunkelrot-bräunliche Schoten, die vermutlich ähnliche Geschmackseigenschaften wie die Red Variante haben werden. Ich bin gespannt, vor allem ob sie überhaupt keimen und vernünftig wachsen. Sehr viel Arbeit hat nach diesem Pflanzen der Rückschnitt von zwei Gartenbäumen gemacht. Der Walnussbaum musste auf jeden Fall von zwei großen, tief liegenden Ästen befreit werden, die im Sommer einen großen und dichten Schatten werfen, gerade an die Stelle im Garten, an dem ich die Chilis später in Kübel auspflanze. Wenn dann keine Sonne hingelangt, kann aus dem ganzen Projekt ja nichts werden. Deshalb dieser umfangreichen Rückschnitt, der dem Sommergarten und allem, was in ihm wachsen soll, gut tun wird. Und die Gleditschie hat ebenfalls einen Rückschnitt erfordert, der sich wegen der Höhe des schmalen Bäumchens und wegen der enorm langen und vielen Dornen, die sich überall über die Äste verteilen, nicht ganz unanstrengend gestaltet. Mit viel Mühe, einigen blutigen Stichen durch die Dornen und kleinteiligem Zerkleinern der Äste mit Ast- und Baumscheren war das Ergebnis aber zufriedenstellend. Auch bei der Gleditschie sind jetzt die tief liegenden und breit ausladenden Äste entfernt und der Baum in der Breite deutlich reduziert. Dass er in der Vertikalen langsam dem benachbarten Walnussbaum und dem Ginkgo Konkurrenz macht, stört mich eher nicht, weil das bei dem filigranen Blätterdacht selbst im Hochsommer kaum Schattenwurf verursacht.

Voran bewegen unter erschwerten Bedingungen

Warum diese Arbeitswoche von so viel beobachteter Müdigkeit geprägt war, erschließt sich mir nicht. Zuletzt war eigentlich nach langer Zeit wieder Aufbruchswille spürbar, die Menschen fingen wieder an, wenn auch zaghaft, neue Projekte in Angriff zu nehmen. Mehr Mut und Zuversicht schienen ein Hoch zu erreichen. Aber das hat nicht lange angehalten, die gefühlte Depression folgte sehr schnell darauf. Das ist nun wirklich eine Zeit für tiefgreifendes Neudenken und Einordnen. Alles scheint auf dem Prüfstand und nicht mehr in der gewohnten Form gültig und schlüssig. Fast schon zu viel steht zur Disposition und verlangt uns neben der Bewältigung des Alltags eine riesige Menge Situationslernen ab, bei dem man sich nur schwimmend voran bewegen kann. Vielleicht ist so ja auch die ungewöhnliche Zurückhaltung bei der Lebensbaum-Thematik zu erklären. Wenn selbst Grundlagenthemen nicht mehr greifen, die ich bis vor kurzem noch als zeitlos bezeichnet und sie auch tatsächlich so betrachtet habe, dann ist es ganz besonders schwierig geworden. Da müssen wir sämtliche tief liegenden Kraftreserven anzapfen, um so etwas wie Weiterentwicklung unter erschwerten Bedingungen möglich zu machen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.