Symbolformen und tiefer liegende Bedeutungen

In diesen Tagen werden die Menschen noch nervöser als zuletzt ohnehin schon. Krisenkommunikation und Krisenstimmung ohne Ende, dabei stand das Ende schon so einige Male gefühlt bevor. Ich denke, es ist heute noch nicht absehbar, welche langfristigen Wirkungen auf die Seele, die Motivation und durchaus auch die geistige Entwicklung diese Situation in allen Gesellschaften haben wird. Es scheint mir aber so, als ob gerade die hässlichsten Persönlichkeitsebenen und Wesenszüge in solcher Zeit häufiger an die Oberfläche treten und sich praktisch auswirken als uns lieb sein kann. Ich praktiziere es selbst und geben es Leuten, die überhaupt zugänglich scheinen, als eine Möglichkeit gerne weiter, die Dinge und Handlungen in ihren tiefer liegenden Bedeutungen zu begreifen und in diesem Sinne auch zu reagieren. Symboldenken und Symbolkommunikation ist im Alltag überall gegenwärtig und kann sich an verschiedensten Anlässen und Formen orientieren. Die Bäume als starke Symbole des Lebens und ihre Alltagsbedeutung sind da nur eine, wenn auch eine sehr lebensnahe Möglichkeit.

Scheinbar unscheinbare Motive

Nun bin ich doch wieder nicht zum Fotografieren der Herbstblätter gekommen. Ich fürchte, bei der nächsten sonnigen Gelegenheit dazu wird nicht mehr viel von den Farben zu sehen sein. Aber zumindest bei meinen Microstock-Portfolios hat sich ohnehin in diesem Jahr nicht viel verändert. Streng genommen waren es die letzten Weihnachtsbilder, die ich dort hochladen konnte. Und die nächsten werden möglicherweise wieder weihnachtliche Impressionen sein. Grund, für 2022 wieder die anderen Motivfelder stärker zu berücksichtigen. Und dazu wieder mehr mit Muße in der Landschaft, bei den Bäumen unterwegs zu sein, um vor allem die scheinbar unscheinbaren Details zu erfassen und symbolisch begreifbar zu machen.

Motivierende Symbolthemen

Meine Beobachtung der Stimmungslage Anfang November sehe ich jeden Tag bestätigt. Selbst Menschen, von denen man anderes gewöhnt war, scheinen wie gelähmt. Da macht sich weder Zuversicht noch Engagement bemerkbar, wie es sonst gegen Ende des Arbeitsjahres erwartbar gewesen ist. Vielmehr scheint sich eine große und flächendeckende Verunsicherung und Orientierungslosigkeit verfestigt zu haben. Da fällt es durchaus schwer, Gegenakzente zu setzen, qualitätvolle Grundlagen zu legen, auf denen professionelle Beratung und Kooperation aufbauen kann. Dennoch versuche ich die Ruhe und Weitsicht, die ich u. a. durch die laufende Beschäftigung mit Symbolthemen wie den Bäumen als Archetypen des Lebens und davon abgeleiteten Symbolformen gewinne, gerade in solch schwierigen Zeiten zur Wirkung zu bringen. So kann ein motivierender Fluss eher wiederhergestellt werden.

Novemberblues und Rückzug

Der November hat schon Auswirkungen auf die psychischen Befindlichkeiten. Das ist schon ganz typisch ausgeformt. Der November steht eben für den Übergang zum Winter und exemplarisch für den Rückzug des Vegetabilen in die Erde, die Rückwärtsbewegung, nachdem die Pflanzen sich über die Sommermonate nach außen gerichtet und ausgeweitet haben. Offenbar wirkt das ganz konkret körperlich auch auf uns Menschen, die wir uns in gleichem Maße auf uns selbst zurückgeworfen fühlen und den Aufenthalt in Innenräumen und die Innenschau stärker bevorzugen. Leider wirkt sich das auch auf die Kommunikation aus und macht kooperative Projekt besonders schwierig umsetzbar. Meine Geduld wir da noch stärker strapaziert. Aber ich tröste mich damit, dass wir alle relativ gleichartig von diesen ökologischen Faktoren betroffen und beeindruckt sind. Das wiederum schafft eine Gemeinsamkeit, die sonst nicht so bewusst ist.

Leben und Tod als zyklisches Kontinuum

Auch dieses Allerheiligen, das uns als Feiertag gegönnt bleibt, hat sich für uns wie ein Feiertag angefühlt, obwohl es auf einen Montag fiel. Die Feiertagskultur in Deutschland sehe ich generell als eine große Errungenschaft an, von der ich hoffe, dass sie auch langfristig niemals allzu rationalistischen Denkweisen geopfert werden wird. Da Gs Grab schon seit einigen Jahren die Liegezeit überschritten hat und nicht mehr existiert, hat der Gedenktag nicht mehr dieselbe Anmutung für uns wie zu meinen Kindertagen und noch bis vor wenigen Jahren. Aber die fokussierte Chance, die Gedanken besonders konzentriert auf die verstorbenen Angehörigen zu lenken, ist immer noch eine sehr wichtige für uns geblieben. Denn diese Verstorbenen sind für unsere Familie immer sehr wichtig, bestimmen auch aus der Existenzform heraus, in der sie sich jetzt befinden, noch unsere Geschicke ein Stück weit mit. Dass das tatsächlich so ist, auch wenn es oft unbewusst bleibt, konnte ich heute noch einmal in einer der Vortragsmitschriften von Rudolf Steiner, diesmal aus dem Jahr 1918 nachlesen, in dem nicht nur die Präsenz der sogenannten Toten und ihre Bedeutung für unser aktuelles Schicksal, sondern auch generell die in bestimmten Rhythmen gestalteten Lebensabläufe der Lebenden in Bezug auf ihr künftiges Leben in den Zwischenwelten betrachtet wurde. So betrachten bilden Leben und Tod ein zyklisches Kontinuum, das ein ständiges Mitbeachten und Verstehen der geistigen Welt als Ambition nahelegt. Es ist ein Motiv meiner Beschäftigung mit den Bäumen als Lebenssymbole, diese Ambition täglich im Blick zu behalten.

Zum Ende einer frustrierenden Nutzgartensaison

Es geht ein Oktober zu Ende, in dem es zwar etwas mehr Sonne gab als im Vorjahresmonat, der aber zuletzt jahreszeitentypisch die Trübnis des Novembers hat vorausahnen lassen. Deshalb habe ich auch die Chilipflanzen gestern endgültig entfernt, weil die Blüte um mindestens zwei Monate zu spät kam und keine Aussicht mehr bestand, dass die Schoten noch ausreifen können. Das ist jammerschade, aber eine Folge dieses in Sachen Garten und Anpflanzen absolut verzögerten und frustrierenden Gartenjahres. Bei den jetzt ungemütlich und nahe dem Gefrierpunkt liegenden Nächten ist es nur noch eine Frage von Tagen, bis die Pflanzen degenerieren und die Blätter erschlaffen. Dann ist das Wachstum ohnehin beendet. So werde ich im nächsten Jahr wohl mit neu gekauften Samen starten müssen, da ich ja in Ermangelung von Schoten keine von den vorhandenen Pflanzen sammeln konnte. Die Wunderbäume werde ich erst in ca. 1-2 Wochen entfernen, denn sie haben sich noch gut gehalten und sind so schön hoch gewachsen, dass ich sie noch ein wenig im Blick behalten möchte.

Winterbepflanzung rechtzeitig vor Allerheiligen

M. war es wichtig, noch vor Allerheiligen die Winterbepflanzung für unsere Blumentröge, -kübel und -töpfe noch zu realisieren. Das ist Tradition und auch ein Stück unserer traditionellen Wahrnehmung, dem bewussten Leben mit den Jahreszeiten und ihren jeweiligen symbolischen Implikationen. Da das für mich von nicht geringerer Bedeutung ist, habe ich das Vorhaben trotz des schlechten Wetters natürlich unterstützt. Letztlich konnten wir am Nachmittag genau die Zeit abpassen, ab der der Regen einem trüben, aber trockenen Wetter gewichen war. Die alten Blumen herausnehmen, z. T. an anderer Stelle im Garten z. B. kurzzeitig einpflanzen, oder aber kompostieren, wo nötig ein wenig frische Erde auffüllen und die neuen Pflanzen einsetzen – das sind die Aufgaben. Wie sonst auch haben wir Erika in verschiedenen Farben, weiß, rot oder gemischt, sowie Stiefmütterchen in Blau-Weiß und Blau-Gelb eingepflanzt. Die besorgte Anzahl war genau passend. In den nächsten Wochen werden wir bei Gelegenheit noch Moos vom Waldrand besorgen und die Zwischenräume damit auskleiden. Das ist immer eine schöne symbolische Geste, die zum Winter passt und optisch die Idee des Wärmenden in Form bringt. Das finde ich ganz spannend, auch wenn diese Arten eigentlich nicht sehr kälteempfindlich sind und die Wintersymbolik insofern nicht benötigten.

Die Illustration des Baumherbstes übergehen

Schade, dass die nächsten Tage verregnet sein sollen. Denn andernfalls hätte ich die letzte Gelegenheit gerne genutzt, den gerade erst sichtbar gewordenen Blätterherbst fotografisch festzuhalten. In dem Motivfeld bin ich länger nicht unterwegs gewesen, so dass ich es gerne einmal wieder ausgeweitet hätte. Allerdings befürchte ich, mit der Illustration des diesjährigen Baumherbstes wird es nichts mehr. Die Chance auf atmosphärische Bereicherungen in der Adventszeit ist da schon realistischer. Und darüber reden wir intern auch schon regelmäßig. So werden zu den zahlreichen schönen Möglichkeiten, die Weihnachtszeit auszugestalten, sicher noch weitere neue hinzukommen. Eines davon ist ein großformatiger Leinwanddruck, der eines meiner letztjährigen Weihnachtsmotive aufgreift. Das wird dann eine Art Eigenzitat.

Spärliche Ansätze von goldenem Oktober

Herbst ist derzeit ein großes Thema, auch in den Medien. Das zeigt, wie wichtig für uns alle die Jahreszeiten sind, und dass man sie äußerlich gespiegelt sind. Am deutlichsten natürlich in den Bäumen, ganz besonders eindrücklich am Beispiel des Laubfalls und der herbstlich bunt gefärbten Baumblätter. Eigentlich erleben wir jetzt erst den Blätterherbst, viel später als sonst, wie es schon bei allen Vegetationsäußerungen über den gesamten Sommer beobachtet werden konnte. Ich freue mich über zumindest spärliche Ansätze von goldenem Oktober, jetzt kurz vor Ende des Monats.

Basisthemen und Basisaufgaben

Ein Tag mit unverhoffter Auszeit und einigen Auflösungen, die wohltun. Aber wir spüren auch das nahende Jahresende, mit dem viele nicht abgeschlossene Aufgaben auf eben diesen Abschluss warten. Verbunden ist das mit einer nicht ganz vermeidbaren gedrängten Anstrengung: Das eine abschließen, das Neue vorbereiten und damit starten. Ich bin froh um meine Basisthemen und Basisaufgaben, um diese Spannungen gut ausgleichen zu können. Unabhängig von der Jahreszeit und dem, was sonst so abläuft oder vermeintlich gefordert wird.

Nach einer Schwerpunktphase mit Technik

Die Fäden bei meinen aktuellen techniklastigen Projekten laufen immer mehr zusammen. Das ist nach so langer Fleißarbeit und großem Energieeinsatz eine Wohltat und setzt Ressourcen frei auf anderen Gebieten, die vielleicht zuletzt vernachlässigt waren. So freue ich mich auf wieder mehr Konzentration auf Texte und Inhalte, auf Gestaltungen und Konzeptausarbeitung. Zusammen mit der kontinuierlichen Beschäftigung mit Symbolformen ist das eine komplette Auslastung, die hilft, Scheuklappensicht zu vermeiden.

Jahreszeitliche Übergangswahrnehmungen

Das ist wieder so eine typische Übergangszeit, in der alles wie in der Schwebe befindlich scheint. Diesmal der Übergang vom Herbst in die Vorwinterzeit, die keine wirklich erkennbaren Merkmale beider Zeiten erkennen lässt. Die Bäume verlieren jetzt fast überall ihre Blätter, je nach Art sehr unterschiedlich schnell und manchmal auch über Nacht, durch an den Gefrierpunkt reichende Temperaturen. Aber sie zeigen eben noch Reste ihres Sommerlebens. Und doch ist es noch nicht ganz November, der schon deutlicher den Umbruch anzeigt und dann endgültig auf den Rückzug, die Innenorientierung hindeutet und diese Tendenz im Außen auch widerspiegelt. Ich hoffe nur, die Wirkung auf unsere Motivationen wird nicht zu sehr spürbar werden.

Archetypische Formen und professionelle Kommunikation

Das Thema der archetypischen Formen und des kollektiven Unbewussten ist schon ein sehr spezielles, vor allem in der Art, wie C. G. Jung das vor sieben bis zehn Jahrzehnten in vielen Einzelheiten und tiefgehend ausgeführt und erforscht hat. Aber die Lektüre ist gerade deshalb anregend, kann man sich doch in den zwanziger Jahren des 21. Jahrhunderts kaum noch vorstellen, dass wissenschaftliches Interesse und wissenschaftliche Praxis sich derartigen Themenfeldern zuwenden kann, und vor allem über einen so langen Zeitraum verfolgt werden kann. Natürlich habe ich bei dieser Lektüre immer den Baum als meinen Lieblingsarchetypen vor Augen, auch wenn es in den Beiträgen Jungs meist um ganz andere und weit vielgestaltigere Archetypen geht. Nur anhand der Bäume kann ich das ganz gut in eigenes Denken und Beobachten transformieren. Auch wenn das Thema so gar nicht dem aktuellen Mainstream entspricht, bin ich ziemlich sicher, die damit zusammenhängenden Überlegungen und Beobachtungen gut für meine Arbeit nutzen zu können. Denn es geht um Grundlegendes, das auch allen Kommunikationen zugrunde liegt und ganz wesentlich unser Denken, unsere Wahrnehmungen und Handlungen beeinflusst. Das muss interessant sein, will man z. B. die Wirkung und Eignung sprachlicher und präsentativer Formen für professionelle Kommunikationsarbeit und -beratung lebensnah einschätzen.

Unser traditionelles Brennholzprojekt ist abgeschlossen

Es war doch noch einmal ziemlicher Aufwand, aber jetzt ist der Wintervorrat an ofengerecht aufbereitetem Brennholz endlich unter Dach und Fach. Um das Thema müssen wir uns jetzt nicht mehr kümmern. Gespannt bin ich, wann die Saison in diesem Jahr beginnen wird, vermutlich aber früher als sonst bei uns üblich. Und irgendwie freue ich mich auch schon auf die wohlige Ofenwärme, die bei einer ungefähr gleichgewichtigen Mischung von gut abgelagertem Fichtenholz und Obstbaumabschnitten, die länger anhalten, absolut zu erwarten ist. Neben den bloßen Nutzen war es für mich v. a. von traditioneller Bedeutung, einige dieser Holzarbeiten mit V. zusammen durchführen zu können. Das war zuletzt nicht mehr so häufig der Fall und deshalb nicht mehr selbstverständlich.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.