Hochsommerliche Wiesenkräuterkonstanten

Die Wiesenpflanzen sind in diesen Julitagen ungefähr auf dem Stand des Vorjahres. Auf dem Flussdamm konnte ich heute dieselben Arten in voller Blüte sehen, die ich im Vorjahr an anderer Stelle fotografisch festgehalten hatte. Darunter der rote Klatschmohn und eine Reihe weiterer farbig blühender Wiesenkräuter, deren Bezeichnungen ich nicht kennen. Von der Wilden Möhre einmal abgesehen. Nun, die Fotos des Vorjahres dürften kaum zu toppen sein. Es ist aber auch schwüle Wärme bei bedecktem Himmel, die nicht so viel Lust aufs Fotografieren macht. Auch wenn die Lichtverhältnisse bei solchen Bedingungen eher günstiger sind, ist die Eindrücklichkeit in der Aufnahmesituation bei strahlendem Hochsommerwetter eine andere. So werde ich eine eventuelle Neuauflage der Wiesenkräuterserie von ansprechenderen Witterungsbedingungen abhängig machen und hoffen, dass die Blüten dann noch zu sehen und ansehnlich sind. Die feuchte Wärme der letzten Woche hat jetzt die kahlen Kopfbereiche der Efeuranken deutlich vitalisiert. An der Grotte sieht man von oben schon relativ flächendeckende neue Blatttriebe mit zurzeit noch kleinen Blättern. Wenn die ausgewachsen sind, werden die kleinere Lücken aber auch schon wieder geschlossen sein. Und an dem heftig zurückgeschnittenen alten Mauerefeu zeigen sich immerhin schon erste einzelne Triebe. Dort wird es langsamer und unregelmäßig nachwachsen, aber bis zum Anfang des Spätsommers sicher auch schon einigermaßen geschlossen erscheinen.

Fast wie im Regenwald

Der Garten wuchert in diesen Tagen ausufernd, nach einer längeren Phase mit viel Regen bei mäßiger Wärme, wie wenn das Grün sich selbst ersticken wollte. Schöner wär‘s bei gleichzeitigen Hochsommertemperaturen, dann stellt sich diese Anmutung von tropischem Regenwald ein. Dennoch müssen wir wieder einiges zurückschneiden, u. a. die langen Triebe der Weinreben, die zu viel Raum beanspruchen und die Energie von den Fruchtständen eher abziehen. Aber auch die Bäume machen sich gegenseitige Licht-Konkurrenz. Mit deren Rückschnitt ist es jetzt aber schwierig. Insbesondere die Nussbäume neigen dann dazu, auszubluten, was wir gerade jetzt natürlich nicht wollen. Möglich wäre es vielleicht beim Nashi-Birnenbaum, der ohnehin fast keine Früchte in diesem Jahr trägt. Dann hätte der nebenstehende Feigenbaum auch wieder mehr Licht und eine größere Chance, endlich an Stammdicke und Ausdehnung zuzulegen. Ich hoffe, das war jetzt nicht schon der Höhepunkt des Sommers. Eine anhaltende Phase wohl temperierter Sommerwärme würde uns allen gut gefallen, zugunsten einer schönen Sommergartensaison.

Fortschritte beim Efeu

An der Grotte ist der zurückgeschnittene Efeu inzwischen wieder zum Leben erwacht. Über den kahlen Schnittflächen sind neue kleine Blättchen erschienen, die sich bald ausdehnen werden und dann schon einen Teil der Lücken schließen sollten. An der langen Mauer, dem Hauptort dieser tagesfüllenden Rückschnittaktion, hat sich aber noch nichts bewegt. Vielleicht weil die geschnittenen Äste dort schon dicker waren und frische Triebe aus dem starken Holz nicht so schnell zu erwarten sind. Da wird es noch einige Wochen länger Sommerregenphasen geben, die die Hecke aufatmen lassen und ihr genügend Energie geben, um sich wieder in alter Form präsentieren zu können.

Sinnhafte Formen

Eigentlich ist es bei dem unsommerlichen Wetter auch gut so. Die Projektarbeit ist zurzeit sehr intensiv und eng getaktet. Viel technische Routine- und Fleißarbeit ist darunter, aber auch kreative Elemente, im Bereich der Softwarekonfiguration wie auch beim Layouten. Und doch ist es die Handarbeit mit Holz, die einen wirklichen Ausgleich schaffen kann und den inhaltlichen Horizont immer wieder ausdehnt. Ich freue mich deshalb auf alle Aufträge, wie aktuell für ein Lebensbaum- und ein Baumkreis-Armband, um diese kontemplative Arbeit mit Symbolen und sinnhaften Formen umsetzen zu können.

Symbolarbeit in Krisenzeit

Nun bin ich selbst auch Teil des Impfmarathons, wenn auch die Sache noch nicht abgeschlossen ist. Ich hoffe, die Menschen werden nicht übermütig und es taucht nicht unverhofft wieder eine weitere Welle auf. Die Projektarbeit beansprucht mich derzeit sehr, so dass die Krisenstimmung sich zum Teil verdrängen lässt. Wichtig ist mir aber immer, dass die grundlegenden Themen nicht zu kurz kommen. In hektischen Zeiten wird das noch lebenswichtiger als sonst. So bleiben gerade jetzt die Holzarbeit und die Weiterentwicklung der Arbeit mit und um die Symbolik herum mein kontinuierliches Parallelprojekt.

Sommerintermezzo

Ganz so hatten wir uns den Hochsommer nicht vorgestellt. Auf einmal so viel Regen, dass die Sonne kaum noch eine Chance erhält. Die Pflanzen wissen das jetzt noch zu schätzen, aber es darf eben nicht lange anhalten. Insbesondere die Blumen und Stauden neigen dann dazu, faule Blätter auszubilden und in dem zu Viel an Flüssigkeit zugrunde zu gehen. Nur die Bäume freuen sich, mehr Feuchtigkeit ihren Wurzeln speichern zu können, als Vorsorge für die heißen Tage, die sicher wiederkehren. So ziehen wir etwas möglichst Positives aus diesen Umständen und rüsten uns für die belebenden Sommertage, die uns nach draußen ziehen und die uns dem Kosmos näherbringen.

Lieblingsmotive und bewegte Bilder

Nach längerer Zeit hatte ich heute wieder Gelegenheit, mich mit der Bearbeitung einer Videosequenz zu beschäftigen. Es war eine der beiden Aufnahmen, die ich vor über einer Woche im Waldgarten in B. zusammen mit S. realisiert hatte. Obwohl ich mich gewöhnlich eher zögerlich dem Genre nähere, hat diese bewegte Form von Bildern doch auch etwas Reizvolles. Es ist zudem ein Vorzug der neuen spiegellosen Kameratechnik, dass die Ergebnisse wirklich exzellent sind, durchaus vergleichbar, wenn nicht hochwertiger als die früherer Videokameras. So sehe ich es nicht als ausgeschlossen, in Zukunft doch mit der Technik zu experimentieren, natürlich im Bereich meiner Lieblingsmotivfelder, den Baum-, Holz-, Landschaftsdetails sowie den Oberflächenstrukturen und Materialtexturen. Die technischen Besonderheiten muss ich mir aber noch weitgehend neu erschließen.

Für eine Stärkung des Grundlegenden

Der Verlauf des Sommers macht mich ein wenig ratlos. Ganz anders ist das wie von den Vorjahren gewohnt. Vielleicht eher wie der Sommer von „früher“, aber doch von Ungleichgewichten geprägt, die wie eine Spiegelung des Ungleichgewichts in Gesellschaft, Psyche und Kultur wirken, das uns seit Beginn der Krise mit unverhofften Wucht heimgesucht hat. Die Mitte zu finden ist ohnehin die große Herausforderung unserer Zeit, aber sie so mühsam immer wieder erarbeiten zu müssen, wirkt auf mich wie ein riesiger Rückschritt. Zumindest ist es ein Umstand, der Fortschritt verhindert, zusätzlich zu dem unverständlichen Vertrauen in rein wissenschaftliche Denkart und wissenschaftliche Erklärung, das eigentlich vor über hundert Jahren schon überwunden schien. Damals gab es vielversprechende Ansätze für eine Stärkung des transzendenten Bewusstseins und eine Anerkennung seines bestimmenden Einflusses auf unser Denken und Handeln. Was nur ist übrig von dem, was u. a. die anthroposophischen Einsichten hätten auf breiter Front anstoßen können? Wir sollten uns gerade in dieser Krise kräftig schütteln und den Riesenumweg endlich abkürzen, zu wirklich Wichtigem zurückkehren. Gegenwärtig ist das nur schwer vorstellbar, wenn politische Rahmensetzungen von den wissenschaftlichen Empfehlungen der Virologen, Physiker und Mediziner dominiert wird. Lasst uns bitte alles Andere nicht vergessen, und dass dieses Andere das wirklich Grundlegende darstellt. Die Baumprojekte verstehen sich vor allem als Beitrag zu dieser Stärkung in der Orientierung am Grundlegenden.

Gartenarbeit und späte Chilis

Einige ausstehende Gartenarbeiten standen heute nach Abschluss des jüngsten Manufakturprojekts auf dem Plan. Aber es werden nicht die letzten für diese Gartensaison gewesen sein. Allein schon, weil die Chilipflänzchen dieses Jahr sehr langsam sich entwickeln und es noch lange dauern kann, bis ich sie in ihre Pflanztröge umsetzen kann. Insgesamt muss das nicht unbedingt mit einer Verzögerung verbunden sein, denn die Chilipflanzen kommen generell sehr spät erst zur Blüte und setzen noch viel später Schoten an, mit einer entsprechend späten Erntezeit. Vielleicht ist diesmal nur der Anfang des Wachstums verzögert und es geht im Anschluss umso schneller voran. Ein Rundgang durch den Friedhof und der Besuch an den Gräbern verstorbener Bekannter war am Nachmittag ein passender Bestandteil dieses wohltemperierten und doch noch leicht schwülen Sommertages.

Bedeutung, Energie und Spiegelung

Eiche und Tanne, zwei Holz-Klassiker, haben mich seit gestern in meiner Manufaktur beschäftigt. Interessant, dass sich manchmal die Nachfrage nach bestimmten Arten häuft. Zurzeit sind es gerade die Arten, die jedes Kind kennt. Das ist insofern schön als es das Bedürfnis nach Grundlegendem besonders deutlich zum Ausdruck bringt. Da ist dann der dekorative Aspekt ganz außen vor, es geht in dem Fall nicht um Schmuck, nur um Bedeutung, Energie und Spiegelung. Das entspricht genau dem, was die Wunschbaum-Manufaktur im Kern ausmacht. Das auch in Krisenzeiten umsetzen zu können, in denen die Aufmerksamkeit auf meine Symbolformen etwas reduziert zu sein scheint, ist ein Geschenk und bekräftigt das langfristig angelegte Konzept.

Endlich wieder Maulbeeren

Die ersten Maulbeeren hat V. schon gepflückt und mitgebracht. Wir haben sie eingefroren und werden sie später, wenn wir mehr gepflückt haben, weiterverarbeiten. Selbst hatte ich sie vor drei Jahren, als die letzte und bisher erste Ernte an meinem selbst gepflanzten Baum möglich war, nicht geerntet. Von V. weiß ich aber, dass es mühsam ist, zum einen, weil die Früchte kleiner sind als z. B. Brombeeren und dann auch, weil sie sehr fragil mit ihren Stielchen an den Zweigen befestigt sind und sehr leicht bei Berührung herunterfallen. Das wird noch eine Herausforderung, zumal in diesem Frühjahr ein Rückschnitt nicht möglich war und die Krone deshalb sehr dicht zusammengewachsen ist. Da lässt sich die Leiter schwer anstellen, die Früchte werden insbesondere im oberen Kronenbereich nicht leicht zu erreichen sein. Aber die Mühe müssen wir uns natürlich machen, wenn die Früchte nach längerer Zeit wieder reichlich gewachsen sind und wir damit unseren Vorrat an leckerer Maulbeermarmelade für die nächsten Jahre auffüllen können. So hoffe ich.

Motivierende Voraussicht

Die Sonnenbilanz für diesen Juni fiel am Ende dann doch leicht überdurchschnittlich aus. Trotz der verregneten und bewölkten letzten Tage. Die Bäume können sich noch einige Tage länger erholen und dann ihr von der Sonne motiviertes Wachstum erneut aufnehmen, sicher dabei auch einiges an Flüssigkeit in den Wurzeln speichern. Eigentlich ganz gut für die Pflanzen, aber auch eine Abweichung von den Extremsommern der vergangenen Jahre. Ein Sommer wie er früher einmal war, könnte man tendenziell sagen. Leider hat weder die Sonne noch der Anklang an den Charakter früherer Sommerzeiten wirklich dazu beigetragen, dass die Zuversicht unter den Menschen wieder wächst. Leider stelle ich anhaltende Krisenmüdigkeit und Lethargie fest, die sich kaum je aufzulösen scheint. Es ist nichtganz einfach, in dieser Situation selbst Zuversicht in die Projektarbeit zu legen, den hoffnungsvollen Aspekt in Formen und Inhalte zu übersetzen und damit spürbar zu machen. Letztlich kommt es immer auch auf die Bilanz an, zwischen ehrlicher Zeitdiagnose und motivierender Voraussicht auf bessere Zeiten.

Gute Maulbeerenprognose

Viel Regen und wieder eine Unterbrechung des Hochsommerwetters, das schon mit viel anhaltender Sonne gekrönt war. Gut, so füllen sich die Regenreservoirs wieder auf, die Pflanzen erhalten genug Wasser, ohne gegossen zu werden. Und wir können eine Abkühlung genießen, bevor die nächsten Hitzephasen anstehen. V. sagte mir heute, die Maulbeeren, die es in diesem Jahr erstmals wieder gibt, seien in ca. 3-4 Wochen erntereif. Darauf freue ich mich schon, können wir doch unsere zuneige gehenden Vorräte an Maulbeermarmelade. Jahrgang 2018 auffüllen. Vielleicht wird’s sogar noch mehr als vor drei Jahren. Nicht sicher bin ich mir, wodurch der seltene Segen motiviert ist. Vielleicht war es ja der ausgebliebene Rückschnitt, der ihn begünstigen konnte. Vielleicht stehen aber auch andere Faktoren im Raum, die wir noch nicht erfassen konnten.

Erdende Erholung

Eigentlich ist es gut, vor allem für die über Jahre von anhaltender Hochsommerhitze geschädigten Bäume, dass dieser Sommer wieder wechselhafter ausfällt. Eigentlich ähnlich den Sommern, „wie sie einmal waren“. Und die waren eigentlich so, dass sich sehr heiße Tage mit gewittrigen warmen abgewechselt haben. Wochenlange Extremhitze kannten wir damals noch nicht. Gut, dass die Kurve diesbezüglich nicht kontinuierlich ansteigt, wie man das zuletzt befürchten musste. Ich freue mich, bei diesem gemäßigten Hochsommerklima parallel immer weiter an meinen Manufakturprojekten arbeiten zu können und während dieser Stunden die ruhige Atmosphäre des Gartensommers einatmen zu können. Das ist bei konzentrierter Arbeit mit verschiedenen Holzarten und im Kontext der Baumsymbolik eine erdende Erholung.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.