Garten-Baum-Arbeit

Das war ein echter Baum-Tag. Drei Fichten im J’s Garten gefällt und drei weitere Bäume umgepflanzt, schon zum Mittagessen Bier getrunken. Zwei der gefällten Fichten haben wir zu Weihnachtsbäumen ernannt, einen für J. und W. und einen für unseren Balkon (als Ersatz für das Zweiggestrüpp, das uns allen letztendlich missfallen hat). Das Fällen ging recht problemlos, wir mussten nur einige dicke Wurzeln abhacken, so ließen sich die langen Bäume mit dem Strick leicht in die richtige Richtung bewegen, inklusive der verbleibenden Wurzeln. Schwieriger war da schon das Umpflanzen. Die kleine Trauerweide haben wir aus dem Saarland mitgebracht. Sie steht jetzt in Js und Ws Vorgarten, an der selben Stelle, an der vorher eine kleine Zypresse ihren Platz hatte. Diese haben wir vorsichtig ausgegraben und in die vorher erzeugte Lücke gesetzt. Das allein hätte aber nicht gereicht. J. wollte ,,ihre Ruhe vor dem Nachbarn haben“, d. h. ein weiterer Baum musste her. Die zweite Zypresse stand vorher auf dem Hochbeet gegenüber Js Küche, immerhin 2.50 m hoch. Das war ein ziemlicher Akt: tiefe Wurzeln, die wir teilweise entfernen mussten, um den Baum umzulegen. Und der Baum an sich war natürlich auch schwer. Am Ende haben wirs irgendwie hingekriegt und ihn mit Hilfe einer Schubkarre an seinen neuen Standort bewegt. Tiefe Löcher gegraben, gut eingeschlemmt und den großen Baum zusätzlich stabilisiert- zumindest bis er richtig angewachsen ist. Den Abschluss der Reihe bildet jetzt eine ganz kleine Fichte, die wir im letzten Jahr als Weihnachts-Deko-Baum besorgt und schon vor einem halben Jahr J. geschenkt haben. Der ist inzwischen gut angegangen, musste aber ein wenig in Richtung Rasen versetzt werden. Insgesamt ist die Aktion gut gelungen, von der Optik her nichts einzuwenden. Ich hoffe nur, dass die Bäume sich wohl fühlen und bald wieder kräftige Wurzeln schlagen, jetzt so kurz vor Weihnachten.

Der Hunger nach Weihnachtsbäumen

In der Zeitung stand, dass der Bedarf an Weihnachtsbäumen in Deutschland stetig steigt. Mittlerweile soll es Weihnachtsbaum-Plantagen geben, um die riesige Nachfrage zu befriedigen. Und weil auch das nicht ausreicht, wird ein gewisser Prozentsatz sogar importiert. Das liegt an der Tendenz zum ,,Zweit-Baum“, will heißen, viele Deutsche stellen nicht nur den Weihnachtsbaum als Gabenbaum in der Wohnung auf, sondern immer häufiger noch zusätzlich im Vorgarten oder auf dem Balkon. Das zeigt mir wieder einmal, dass die Bäume einen starken Bezug zur menschlichen Emotionalität haben und dass sich dieser Bezug im Symbol ,,Weihnachtsbaum“ in ganz besonders eindrücklicher Weise ausdrückt. M. hat in diesem Jahr auf den letztjährigen Balkon-Baum verzichtet. Stattdessen haben wir große Fichtenäste geschnitten und in einen mit Erde gefüllten Kübel zu einem Art Strauß oder Busch gesteckt. Das Ergebnis ist etwas wirr, sieht mit der Lichterkette geschmückt aber ganz nett aus. V. hat heute zwei schon recht große Walnussbäume von einem Bekannten bekommen und oben am Bienenhaus eingepflanzt. Wenn ich richtig rechne haben wir damit jetzt schon 5 Nussbäume. Ich hoffe, die entwickeln sich alle prächtig – ist schließlich einer meiner beiden Lebensbäume.

Was ist mit den Misteln los?

Habe heute den Mistelzweig im Mangelzimmer aufgehängt und wie jedes Jahr mit einem Band geschmückt. Dieses Jahr ist er sehr dicht und ziemlich groß. Einer der wenigen, die einigermaßen grüne Blätter und schöne weiße Früchte tragen. Die meisten Obstbaum-Misteln, die wir auf der Fitter Höhe gesichtet haben, waren gelblich und fruchtlos. Das scheint aber eine lokale Besonderheit zu sein, anderswo sollen sie schöner sein. Würde mich interessieren, womit das zusammenhängt, zumal die Gelbfärbung in der letzten 3-4 Jahren verstärkt auftritt. Das Ausgraben der kleinen Trauerweide im Garten und das Einpflanzen des Ginkgo an derselben Stelle habe ich leider verpasst, weil V. das tagsüber erledigt hat. Ich hoffe, wir kriegen das am Samstag bei J. und W. alles geregelt: 2 Fichten fällen, 2 Zypressen versetzen, 1 Weide einpflanzen und was sonst noch alles zu machen ist.

Wenn die Engel backen

Das war ein Tag mit rot-orange leuchtendem Sonnenauf- und untergang. ,,Wenn die Engel kuchen backen“. Allzugern hätte ich es mit der schwarz-silhouettierten Baumreihe am Horizont fotografiert, v. a. am Abend, als neue Illustration zum Gedicht ,,Der letzte Baum“. Aber wie das so ist, die besten Perspektiven finden sich mitten auf der Landstraße, ohne Möglichkeit anzuhalten. Vielleicht soll der Eindruck ja etwas Einmaliges behalten.

Ginkgo-Brosche

Nasskalter Novembertag. Bei solcher Witterung nehme ich die Bäume kaum wahr. Es ist, als ob sie in dieser Zeit genug mit sich selber zu tun hätten, und sich deshalb möglichst unauffällig verhalten. Zeit des Rückzugs, einen Monat vor der Sonnenwende des Winters. Habe heute eine Brosche in Form eines Ginkgoblattes als Weihnachtsgeschenk für M. bestellt. Der Schmuckkünstler (www.ginkgo-schmuck.com/index.html) kommt aus Worpswede, der legendären Künstlerstadt und arbeitet mit Punziertechnik. Die ausgewählte Brosche wirkt sehr naturalistisch, soweit das in diesem Material (Silber) möglich ist. Es wird ihr ganz bestimmt gefallen, zumal der Gingko in den letzten Monaten immer wieder Gesprächsgegenstand war und wir in den nächsten Tagen unseren Topf-Ginkgo in den Garten pflanzen wollen, damit er künftig stärkere Wurzeln schlagen kann.

Gleichgesinnter Dialog

Habe aus der Statistik ersehen, dass jede Menge Leute von einem österreichischen Diskussions-Forum 40+ (www.forum40.at) auf meine Seite zugegriffen haben. Dort gibt’s zurzeit einen langen Thread u. a. zum Thema ,,Keltischer Baumkreis“ und ,,Baum-Symbol“. Freut mich, dass das Thema immer noch nicht gestorben ist und sich hervorragend für breit angelegte Vergleiche und Dialoge unter Gleichgesinnten eignet. Weniger nett, dass eine Teilnehmerin einen meiner Einzelbaum-Texte ohne Copyright-Nachweis verwendet hat. Aber immerhin zeigt es, dass der Text gefällt und gewisse Charaktereigenschaften wiederspiegelt.

Bäume sind Gedichte

Der erste Tau auf den Blättern, morgens beim Blick aus dem Fenster am Efeu der Grotte entdeckt. Jetzt ist Winter, Traubenlaub schon vollständig abgefallen, nur der Kirschbaum des Nachbarn hält noch ein paar Blätter, trotz der Fröste in den letzten Nächten. M. hat sich die nächsten Kränze vorgenommen, wird eine Heidenarbeit werden, wie jedes Jahr, sie hat die Tendenz, sich damit verrückt zu machen. Zufällig wieder den Spruch von Khalil Gibran entdeckt: ,,Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt.“ Habe das Zitat an den Anfang meiner Liste von Baum-Gedichten gestellt: Interessante Umkehrung, Gedichte über Bäume – Bäume sind Gedichte.

Beginn der Weihnachtszeit

Am Vormittag in unserem Waldstück bei Fitten mit V. Fichtenzweige für die Weihnachtskränze und -gestecke geschnitten. Bei der Gelegenheit auch gleich einen Baum als Weihnachtsbaum ausgesucht, aber noch nicht gefällt. Die Fichten werden immer höher, nur noch die Spitze ist zu verwenden. Dieses Jahr wirklich schwierig, Äste zu finden, die einigermaßen flach gewachsen sind, meist stehen die Zweigenden kreuz und quer ab. Misteln sind in diesem Jahr fast ausschließlich gelb, die Beeren häufig nicht ausgebildet. Verschiedene Leute haben auf der Höhe danach gesucht. Am Nachmittag eine fantastische Weihnachts-Deko-Ausstellung in Lisdorf besucht. Tolle Accessoires gesehen, am besten allerdings die verholzten Frucht-Relikte exotischer Bäume, die mit vorher noch nie zu Gesicht kamen: Eukalyptus-Kapseln, Palm-Frucht, Thika (?), Sirus-Frucht, Baobab-Frucht u. a. Konnte natürlich nicht widerstehen und habe einige mitgebracht. Am Abend hat M. den ersten Kranz aus Fichten, Zypressen, Efeufrüchten und Buchsbaum gebunden. Ist sehr gut gelungen, wir haben gleich ein Foto gemacht und J. per eMail geschickt.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.