Die Blüte des Tulpenbaums

Welch freudige Überraschung: Heute habe ich zum ersten Mal die Blüte des Tulpenbaums gesehen. Sie ist wirklich wunderschön, mit orangefarbenen Mustern an den Außenblättern und einer schönen, tatsächlich tulpenartigen Form. Leider hatte ich den Apparat nicht dabei, auch hängen sie recht hoch, so dass ich eine Hilfe benötige. Aber ich hoffe, dass die Sonne in den nächsten Tagen wieder da ist und ich sie dann im Foto festhalten kann. In den letzten beiden Jahren sind sie zwar als Blütenknospen erst an einem der Bäume, dann an zweien sichtbar gewesen, seltsamerweise hatten die Bäume aber nicht genug Kraft, die Blüten zu öffnen. Nun war es so weit und ich kann meine Galerie der Baumblüten um eine weitere Rarität erweitern. Was ich kürzlich las, hat mich überrascht und mir diese Baumart noch sympathischer gemacht als sie es bisher war: Die Tulpenbäume waren vor der Eiszeit in Europa heimisch und waren wichtiger Bestandteil des Laubmischwaldes. Durch die Eiszeit waren sie hierzulande völlig ausgestorben und konnten sich danach auch nicht mehr ansiedeln. Erst viel später wurden sie aus Nordamerika wieder importiert. Schade eigentlich, dass man diese reizvolle Art immer noch recht selten, meist in Parks antrifft.

Baum-Literatur auf Abwegen

Schon häufig habe ich es erwähnt: Die Literatur über Bäume ist uferlos. Ich versuche dennoch, mich hindurch zu arbeiten. Dabei stelle ich fest, dass vieles sich inhaltlich eher bescheiden darstellt und über allgemeine Betrachtungen der Autoren nicht hinausgeht, vieles schlecht recherchiert und manchmal sachlich einfach falsch dargestellt ist. So auch in meiner gegenwärtigen Lektüre ,, Von Schicksalsbaum und Weltenesche“, in dem die beiden Autoren Robert Pap und Friedgard Engländer ihre eigentlich umfassenden Themen allzu blumig und in nicht akzeptabler Vereinfachung und Verkürzung bearbeiten. Nichts gegen eine lockere Schreibart und den Versuch, dem Leser sprachlich entgegen zu kommen. Man darf es, wie ich meine, aber nicht übertreiben, denn dann entstehen Verdrehungen und Reduktionen, mit denen niemand wirklich etwas anfangen kann und die teilweise auch einfach nichts mit den Quellen zu tun haben. Ein bisschen mehr Recherche, meine ich, müsste man von einem im Hochglanz-Einband, zudem bei einem bekannten Verlag veröffentlichten Buch eigentlich erwarten können.

Gemäßigter Klimawandel

Das ist ja heute eine geradezu erdrückende Hitze. Eben hochsommerlich, und das in der eigentlichen Hochzeit des Frühlings. Da spielt wieder alles verrückt. Schon sonderbar, wenn man sich von heute auf morgen in den Hochsommer versetzt sieht! Ich kann mir nur wünschen, dass Menschen, Tiere – und natürlich die Bäume und anderen Pflanzen – das gut überstehen. Soweit es die Kübelpflanzen rund ums Haus betrifft, habe ich zumindest für genügend Wasserausgleich gesorgt. Möge uns ein schöner warmer Sommer beschert werden, aber einer, in dem es regelmäßig auch mal regnet, damit alle Lebewesen nicht zu sehr gestresst werden. Mit ein wenig Abwechslung habe ich jedenfalls gegen den viel prophezeiten Klimawandel in unseren Breiten nichts einzuwenden.

Und wieder der Baum

Nach der Entlassung habe ich mich gleich in meinen aktuellen Auftrag gestürzt. Damit es morgen nicht so hektisch wird. Es hat – wie fast immer – Spaß gemacht, nach zwei Wochen Ruhe einmal wieder handwerklich zu arbeiten. Und das bei so gigantisch schönem Wetter. So freue ich mich auf das Wochenende. Heute in ,,Bianca – Wege zum Glück“ ist ein Baum als symbolträchtiges Setting aufgetaucht: Judith und Oliver unter einem mächtigen Baum sitzend und die Bemerkung von Judith, dass dieser Baum für sie etwas Magisches habe. Für den Zuschauer aber steht er wie so häufig in Filmen für eine besondere Verbundenheit, nicht nur einzelner Menschen zu ihrer natürlichen Umgebung, sondern auch einzelner Figuren zueinander, die im Baumsymbol ihren sinnenhaft wahrnehmbaren Ausdruck findet.

Sonne und Wachstum

Nun erwachen auch die Wärme liebenden Bäume so richtig zum Leben. Der kleine Ginkgo im Garten hat bereits viele Blätter und einige neue Seitensprosse gebildet, auch der Feigenbaum meldet sich zaghaft mit ersten Blättern zu Wort. Und andere, wie der Nashi, haben schon ihr üppiges Grün ausgebildet. Was mich wundert: Warum wächst der Zwerg-Säulen-Wacholder nicht mehr in die Höhe? Soll man seinen Namen tatsächlich wörtlich nehmen? Im Übrigen ist es die Feierzeit der Blumen. Habe eben einige Aufnahmen gemacht: von der Mittagsblume und dem Klatschmoon zum Beispiel, und sie J. geschickt. Wir genießen das Licht und die Sonne und freuen uns auf einen hoffentlich beständigen Sommer.

Der erste Sommertag

Der erste echte Sommertag. Im K. war es kaum festzustellen, aber beim nachmittäglichen Spaziergang bin ich in diese wohlige Sommerluft eingetaucht. Es ist die eigentümliche Kombination von Wärme, Licht und dem Duft von Blüten und frisch geschnittenem Gras, was ich meine. Ich wünsche mir in diesem Jahr viele solcher Tage, und dass sie mit noch etwas anderem getränkt sein mögen: mit Liebe und Gelassenheit.

Reiz des Fremden

Bin schon seit 2 Tagen nicht mehr draußen gewesen. So verbringe ich die letzten Tage im K. dösend, soweit keine Anwendungen stattfinden. Ich bin sehr froh, bald wieder nach Hause zu können, denn allmählich geht mir hier alles auf die Nerven. Und dabei vermissse ich weitaus mehr als die Spaziergänge an der Saar und den direkten Kontakt zu den Bäumen. Der Reiz fremder Umgebungen erschöpft sich für mich nach wenigen Wochen, das verhält sich im Urlaub auch nicht anders.

Elfen-Bäume

Ich mag sie sehr, diese Fantasy-Romane, die in der Welt der Elfen spielen. Zurzeit lese ich das neue Buch von Herbie Brennan ,,Der Purpurkaiser“, eine Fortsetzung des Romans ,,Das Elfenportal“. In beiden Romanen ist der Übergang zwischen der Welt der Elfen und der Menschenwelt sowie umgekehrt zentrales Motiv. Je nachdem, in welcher Richtung der Übergang erfolgt, ergeben sich spannende Überlagerungen und Differenzen verschiedener Perspektiven, Denkweisen und Wahrnehmungen der unterschiedlichen Wesen. Für Menschen besonders interessant sind natürlich übermenschliche Fähigkeiten, unbekannte kulturelle Muster, Materialien und Technologien. So ist in dem neuen Buch etwa von einem Reich der Waldelfen die Rede, in dem sich die Bewohner über ein gigantisches Verkehrsnetz in den Wipfeln der Bäume fortbewegen und Waren transportieren. Um dorthin zu gelangen, können sie dank eines besonderen ,,Zaubers“ in die Bäume eintreten und sich wie in einem Schacht bewegen. Das unglaublichste daran scheint mir die grenzenlose Phantasie des Autors. Ein Talent, welches ich aufrichtig bewundere.

Ruhiges Wachstum

Dampfendes Wachstumswetter. Der Frühling holt Anlauf, um in wenigen Tagen wieder einen Temperaturhöhepunkt zu erreichen. In solchen Zeiten scheint alles stillzustehen. Wenige Menschen nur sind unterwegs, die Bäume und Sträucher scheinen im erholsamen Schlaf. Aus der Ferne quillt das Grün in opulenter Form. Und ich selber bin still, ohne großes Bedürfnis nach Kommunikation. Zeit zum Nachdenken.

Die Ruhe der Bäume

Wieder zum Kurzbesuch zu Hause, weil in L. am Wochenende nichts läuft. Allmählich zweifle ich am Sinn des Ganzen. Immerhin konnte ich einige neue Übungen lernen und einige Ansatzpunkte erfahren, von denen ausgehend ich weiter arbeiten kann. Insgesamt hatte ich mir aber mehr von dem Aufenthalt erhofft. Es sind wohl die Begegnungen mit Menschen, die ich sonst nie getroffen hätte, die mir am längsten in Erinnerung bleiben werden. Wieder ein Zeichen dafür, dass die kommunikativen Erlebnisse mir im Gedächtnis haften, nicht aber örtliche oder technische Dinge. Der persönliche Austausch ist für mich das Wichtigste. Manchmal kommt das zu kurz, manchmal ist es recht intensiv. Eines aber möchte ich zu keiner Zeit missen: Die Ruhe, welche mir die Begegnung und die Beschäftigung mit den Bäumen beschert. Ohne diesen Ruhepol wäre vieles schwerer.

Gemischte Gefühle

Dieses Mal bin ich den Weg am Carl-Dewes-Park etwas weiter gegangen. Er endet an der Straße, und genau gegenüber beginnt die Auffahrt zum ,,Schützenhaus“. Es ist die einem Schuppen ähnliche Werkstatt, in der und um die herum ich vor acht Jahren meine Losheimer Skulptur realisiert habe. Eigentlich ist alles unverändert dort. Allerdings ist auf dem Vorplatz und im angebauten Unterstand nur noch wenig Material zu finden. Der Ort scheint nicht mehr intensiv genutzt zu werden. Am lustigsten fand ich, dass der Stamm für Thomas W. jetzt acht Jahre später immer noch an der selben Stelle liegt. Wahrhaft symptomatisch für die Arbeitsweise der Forstverwaltung. Tatsächlich ist seit meinem Abgang rein gar nichts mehr in Bezug auf das Projekt geschehen, auch der große Eichenstamm zwischen Bachem und Losheim liegt ja noch unverändert an derselben Stelle. Mein Gott bin ich froh, dass ich das hinter mir habe. Die Entscheidung damals war richtig. So versuche ich, die positiven Momente in Erinnerung zu behalten.

Schöne Vorgärten

Obwohl die neuen Medikamente meine Sinne benebeln, vielleicht auch gerade deswegen, hat es mich heute wieder zu einem Spaziergang gedrängt. Der Weg führte durch verschiedene Viertel, darunter auch Neubaugebiete. Bei den unterschiedlichen bebauten Wohngebieten ist mir heute v. a. eines aufgefallen: Die ausgeprägte Sauberkeit und Ordnung, aber auch das Lichte und Leuchtende der Architektur. Die meisten haben sich einen Vorgarten angelegt, phantasievoll bepflanzt und gepflegt. Interessant ist, dass Bäume bei den Gärten nur selten fehlen. Ich denke, das zeichnet L. als ländliche Gemeinde aus und trägt mit dazu bei, ihren Status als Erholungsort zu unterstreichen.

Die Araukarie

Zwei kleine Jungen auf dem sonnengewärmten Dach einer kleinen Holzhütte. Als ich vorbeigehe, springen sie runter – als ob sie sich ertappt gefühlt hätten. Fünf neugierige Pferde auf einer Koppel neben dem Carl-Dewes-Platz. Schon als ich mich nähere, horchen sie auf. Am eindrücklichsten für mich aber wiederum ein Baum: Eine so hohe und mächtige Araukarie habe ich noch nie gesehen. Sie überragt den First des Hauses, neben dem sie steht. Und erinnert an die in Wäldern wachsenden Exemplare dieser Spezies in ihrer chilenischen Heimat. Bei den üblichen Vorgarten-Winzlingen denkt man spontan an einen Gummi-Baum, ähnlich den zusammensetzbaren Weihnachtsbaum-Imitaten. Dieser aber macht die grauen Vorzeiten vorstellbar, aus denen er zu stammen scheint, und strahlt eine archaische Urgewalt aus.

Fensterblick

Heute habe ich keinen Fuß vor die Tür gesetzt, soll aber auch nicht so toll gewesen sein. Umso mehr freue ich mich auf das Wochenende mit seinen angekündigten 24 Grad. Die Bäume habe ich dennoch im Blick, denn dieses Krankenhaus liegt in einem stark gegrünten Wohnviertel. Und so wiegen direkt im Blickfeld eine hohe und ausladende Kiefer und eine große Blautanne ihre Äste im Wind. Weiter links steht eine opulente Blutbuche. Irgendwo im fernen Hintergrund habe ich eine Rosskastanie mit noch immer farbleuchtenden Blüten gesehen. Die Bäume bleiben eben allgegenwärtig.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.