Pflanzen-Tag

An Mariä Himmelfahrt gibt es in der Kirche die traditionelle Kräutersegnung. Zu diesem Anlass suchen wir in den Tagen zuvor gerade aktuelle Wiesenpflanzen und Früchte tragende Zweige zusammen und M. bindet daraus verschiedene Sträuße. Heute waren wir damit recht erfolgreich. Nachdem V. und M. bereits am Vormittag unterwegs waren und Heckrosenzweige mit Schlafäpfeln, Zweige mit Früchten des Gemeinen Schneeballs, Abschnitte der bereits Früchte tragenden Gemeinen Waldrebe und verschiedene blühende Gräser mitgebracht hatten, haben M. und ich uns am Abend auch noch an der Saar umgesehen. Dort sind wir auf schon rote Hagebuttenfrüchte gestoßen, auf wenige noch ganz grüne Haselnüsse und auf wunderbare Fruchtstände der Falschen Möhre. Dass es sich dabei um die Fruchtstände handelt, hatte ich bereits vermutet, eine Floristik-Meisterin, die uns begegnete, hat es mir dann auch bestätigt. Kurz und gut, die Sträuße sind gebunden und stehen oder besser hängen für den Segen bereit. Überhaupt war es heute ein Pflanzen und Bäume-Tag. Auf dem Friedhof habe ich am Grab von G. den Buchsbaum wieder in seine angedachte Kurgelform gebracht. Und an der Grotte hinter dem Haus musste der Efeu seinen bestimmt 5. Schnitt für dieses Jahr über sich ergehen lassen. Denn Mariä Himmelfahrt ist auch der Namenstag der Gottesmutter, wie mir M. heute erklärt hat. Aus diesem Grund wollte sie die Grotte schön herrichten. Ach ja, und dann ist da noch das Geschenk für W., das ich heute verpackt habe, und das auch mit Pflanzen und Jahreszeiten zu tun hat. Ich freue mich, dass wir als Familie mit diesem Groß-Thema ,,Pflanzen und Garten“ eine ganz neue, vor Jahren noch nicht ausgeprägte Gemeinsamkeit und einen das ganze Jahr über spannenden Themenrahmen gefunden haben.

Der ewige Baum

Es hätte mich doch sehr gewundert, wenn mir die Bäume an diesem Tag gar nicht begegnet wären. In dem in Südostasien spielenden Film ,,Der Fluch des dunklen Sees“ ist er dann am Abend doch noch aufgetaucht: Der ewige Baum. Ein gewaltig dicker, aber ziemlich dürr wirkender Baum-Riese, der wohl für das ewige Leben stehen sollte. In der Geschichte steht sein Sturz für den Beginn eines politischen Machtwechsels, der durch die Durchdringung der Erde durch ein Kriegerschwert eingeleitet wird. Erst als unbestimmte Zeit später das Schwert zufällig gefunden und wieder aus der Erde gezogen wird, verändert das Schicksal den Lauf der Dinge. Auch hier also wieder: der Baum als Wegweiser und Sinnträger dramatischer Wandlungen.

Der Schnurbaum

Beim Abendspaziergang habe ich doch noch eine Baumblüte entdeckt, die mir in meiner Sammlung fehlt. Der Japanische Schnurbaum blüht sehr spät, das hatte ich in Erinnerung, aber dass sich die opulenten Blüten so spät, Mitte August, erst zeigen war mir neu. Seltsam auch, dass an den drei Bäumen vor dem Bürgerhaus nur vereinzelt die Blütenstände zu sehen sind, ich musste richtig danach suchen. Mal sehen, vielleicht in einer Woche, wenn die weißen Blütenblätter richtig rausgekommen sein werden, versuche ich, sie im Foto festzuhalten. Endlich, denn im letzten Jahr, als sie sehr opulent blühten, hatte ich sie knapp verpasst. Auch die schnurartigen Früchte, von denen der Baum wohl seinen Namen hat, sind sehr interessant. Das Fotojahr ist also noch nicht ganz abgeschlossen.

Holz und Sonne

Die handwerkliche Arbeit mit Holz tut in dieser Jahreszeit sehr gut. Besonders, wenn am späteren Nachmittag die Sonne endlich herauskommt und bereits tief stehend ihr ganz besonders helles Licht abstrahlt. Das ist sehr angenehm. Und das Holz steht wie die Bäume, von denen es kommt, eben in einer besonders engen Beziehung zum Licht. Deshalb geht mir diese Arbeit vor dem Hintergrund der Sonne besonders leicht und mühelos von der Hand. Es fließt dann, könnte man sagen, jedenfalls wenn auch alle anderen Faktoren stimmig sind. Ich versuche, auch in die Armbänder diesen Gedanken und diese Wahrnehmung von Licht und Sonne einfließen zu lassen. Während der Handarbeit an ihnen, aber auch nach Fertigstellen der Perlen im Öl, welches sie durchtränkt, und das ich nur bei Sonnenschein auf der Fensterbank platziere. Die Sonne zieht dann quasi mit dem Öl in die Holzzellen und konserviert sich dort. Ich bin sicher, dass der spätere Träger dies wahrnimmt und das ein wirklich gutes Produkt ein solches ist, was nicht nur handwerklich gut gemacht ist, sondern bei dem die Gedanken während der Arbeit auf das Licht und die Wärme ausgerichtet sind.

Aufbruchstimmung

Heute war ich enorm produktiv. Der freie Nachmittag kam mir dabei allerdings sehr entgegen. Drei lange Stäbe und ein kurzer. Das ist nicht schlecht für ca. 3,5 Stunden. So kann ich mich beruhigt zum Wochenende hin orientieren. Gut auch, dass die Temperatur im Laufe des Tages angezogen ist und wir uns auf ein paar wärmere Tage freuen können. Ich hoffe, der Sommer kommt damit wieder ansatzweise zurück. Und mit ihm meine Gesundheit und der klare Kopf.

Baum-Aspekte

Ich freue mich, mit den Themen ,,Verwurzelt“, ,,Holz-Feuer“ und ,,Tot-Holz“ drei weitere Fotogalerien in meine wunschbaum-Seite integriert zu haben. Ich denke, es war ganz gut, solche Baum-Aspekte den jahreszeitlichen Impressionen hinzuzufügen. Es ist eine Möglichkeit, auf der Ebene der Bilder die unglaubliche Vielfalt der Baum-Symbol-Themen aufzuarbeiten. Später werde ich sicherlich einzelne Fotos zu diesen kleinen Serien ergänzen. Außerdem werden noch viele andere Aspekte folgen, zu denen mir augenblicklich noch nicht genug Material vorliegt. Wie im Bereich der Texte liegt vieles noch auf Lager und wartet auf die richtige Zeit und die richtige Situation, um in Form gebracht und veröffentlicht werden zu können.

Die Vorboten des Herbstes

Was für ein extremer Sommer 2005! Heute Vormittag hatten wir, von der Temperatur einmal abgesehen, Novemberatmosphäre. Und am Tage wechselten sich heftige Schauer und unwirklich lichtes Sommerwetter ständig ab. Die Natur aber hat sich bereits auf den Herbst eingestellt. Die Erlen haben bereits ihre nächstjährigen Blüten ausgebildet, die Brombeeren sind schon teilweise reif, sogar die Gemeine Waldrebe trägt jetzt schon, viel zu früh wie mir scheint, ihre seidig bewimperten Früchte. Und überall kreuzen Regenschnecken die Wege, in allen Nischen spannen sich Spinnweben, die von feinen Tropfen belastet im Licht glitzern. Man weiß nicht wirklich, was man denken soll, aber es ist ganz gut, um einmal zur Ruhe zu kommen.

Präsentativ ist weniger anstrengend

Es ist gut, dass ich mal wieder einige Fotoserien auf der Wunschbaum-Seite veröffentlichen konnte. Das gehört einfach zu der Art von Beiträgen, die man in diesem etwas hektischen Medium am liebsten in Anspruch nimmt, weil es eben präsentativ und unmittelbar ist. Eigentlich geht es mir nicht anders: Allzu lange Texte lese ich mir ungern am Bildschirm durch, wenn mich das Thema sehr interessiert, ist mir aber eine pdf-Version sehr nützlich und willkommen. Eben diese Möglichkeit biete ich ja mit den Texten zur Symbolik der Bäume. Die Gedichte und Fotoserien aber kann man ohne diese Umwege ansehen und hat direkt etwas davon. Ich denke deshalb, dass ich diesen Bereich der Seite noch weiter ausbauen werde.

Einer meiner Lieblingsbäume

Wie es aussieht, wird das wieder ein arbeitsreiches Wochenende. Unverhofft habe ich zwei Bestellungen erhalten, darunter ein Armband, das ich bisher noch gar nicht für andere hergestellt habe: aus dem Holz der Erle. Übrigens eines, das ich selber sehr gerne trage, wobei natürlich neben der Materialausstrahlung vor allem meine Vorliebe für diesen Baum eine Rolle spielt. Ich hoffe nur, dass die Sonne morgen wenigstens ab und zu durchkommt. Sonnenlose Tage sind nämlich gar nicht gut für die Arbeit an den Bäumen und mit deren Holz. Ich werde versuchen, die richtigen Momente zu erwischen und für die Energie der Armbänder nutzbar zu machen.

Natur-Kunde

Die Esskastanie ist zum Baum des Jahres 2005 ernannt worden. Das ist nichts Neues, aber durch ein Radiointerview mit einem (promovierten) Kräuterexperten aus Türkismühle bin ich heute früh daran erinnert worden. Der sehr kundige, sich ständig von rein wissenschaftlicher Denkart distanzierende Mann hatte viel über die Rosskastanie und ihre Heilwirkungen bzw. Verwendungsweisen zu berichten, wobei die durchblutungsfördernde Wirkung sicherlich die bekannteste ist. Nebenbei hat er eine Reihe weiterer Themen mit angerissen, die im Zusammenhang des Themas nicht fehlen dürfen, z. B. die Bach-Blüten-Therapie oder volkstümliche Zubereitungen aus den Blättern oder den Früchten der Rosskastanie. Ich finde es sehr schön zu hören, dass Menschen in der nächsten Umgebung wirkliche Natur-Kenntnisse besitzen bzw. sich erworben haben. Ich möchte auch einmal als ein solcher Kenner gelten und hoffe, dass meine intensive Beschäftigung mit den Bäumen entsprechende Spuren hinterlassen wird. Was sage ich, sie hat sie bereits hinterlassen, wenn auch in einem bisher eher bescheidenen Umkreis. An der Erweiterung arbeite ich beständig.

Efeu-Besonderheiten

Seltsam, erst seit der heutigen Lektüre des Efeu-Textes im Mythos-Baum-Buch von Doris Laudert fällt es mir auf: Der Efeu trägt zwei Arten von Blättern. Die normalen Triebe sind mit den fünflappigen typischen Efeublattformen versehen, und dann gibt es noch herzförmige, die bei unserer Grotte meist auch größer ausfallen. In dem Text heißt es, dass die herzförmigen an den Blütentrieben erscheinen. Ich kann das zurzeit leider nicht überprüfen, da die Blüten ja erst im September/Oktober auftauchen. Aber ich werde dann mal darauf achten. Jedenfalls ist der Efeu immer wieder überraschend und geheimnisvoll. Vielleicht hat er deshalb auch in der Kulturgeschichte, besonders bei den Römern, eine so große Rolle gespielt. Mich fasziniert vor allem sein Ausnahmestatus unter den europäischen ,,Bäumen“. Er ist eben kein richtiger Baum, benötigt immer einen Träger, um sich richtig entfalten zu können. Und dann diese Haftwurzeln, die den Träger zwar nicht erwürgen, die ihn aber so weit verkleiden können, dass das Blattkleid ihm das Licht entzieht. Der einzige Baum hierzulande, der an die tropischen Pflanzen des Regenwaldes und ihren Konkurrenzkampf um das lebensspendende Licht erinnert.

Walnuss-Likör

Der Ansatz mit Grünen Walnüssen hat gute 4 Wochen auf der Fensterbank in der Sonne gestanden. Das reicht aus, damit das Aroma der Nüsse auf den Schnaps übergeht und die Seele der Nüsse sich im Alkohol konserviert. Deshalb habe ich heute den Likör fertig gemixt. Jeder Liter wird mit einem halben Liter Zuckerlösung (mit Rohrzucker) gemischt, und so kamen am Ende immerhin 4 Liter bester Nusslikör dabei heraus. Fertig ist er damit allerdings noch lange nicht. Wir haben in den letzten Jahren gemerkt, dass er mindestens ein halbes Jahr, wenn nicht noch länger im Dunkeln reifen muss, bis er sein typisch mildes und rundes Aroma und den typischen Geschmack ausgebildet hat. Ihn vorher zu kosten hat wenig Wert, man wäre nur enttäuscht. Ich bin sehr froh, dass ich in diesem Jahr in D. doch noch ausreichend Nüsse gefunden habe, hier im Dorf waren sie alle erfroren. So können wir den 2005er Jahrgang im Frühjahr nächsten Jahres erstmals auf seine Qualität testen.

Heimeliger Herbst-August

Der August hat begonnen, und schon hat man den Eindruck, dass der Sommer seinen Höhepunkt bereits überschritten hat. Nicht nur, weil das typisch nass-tropisch/trocken-heiß-gemixte August-Wetter uns einmal wieder heimsucht. Auch an den Bäumen kann man den Herbst schon ahnen. Die Ebereschenfrüchte strahlen ihr knall-rot und könnten schon bald geerntet werden, die Esskastanien zeigen die ersten kleinen Stachel-Kugeln, die Mispeln sind schon sehr schön ausgebildet, und auch die Hartriegel-, Gemeiner Schneeball- und Holunderfrüchte sind schon gewachsen, wenn auch noch nicht ausgereift. Diese August-Atmosphäre hatte für immer etwas Heimeliges, das sich von dem des November unterscheidet. Aber diese Stimmungen lassen sich nicht wirklich beschreiben, sie sind eigentlich nur im Fluss erlebbar.

Klima-Verfassungen

Bei den Bäumen und Sträuchern gibt es so viele Unregelmäßigkeiten und Überraschungen, die erkennen lassen, wie sehr diese Lebewesen doch von günstigen Wachstumsbedingungen abhängig sind. Unser Schneeball z. B., der jahrelang in einem großen Kübel vor dem Haus stand, hatte nie so schöne und große Blätter wie zurzeit, da er hinter dem Haus an einem noch etwas schattigeren Platz steht. Oder der Feigenbaum, dem in den letzten Jahren die Kombination von superstrengem Winter und Rekordsommer nicht sehr gut bekommen ist. Erst war er praktisch erfroren, dann beinahe verdurstet. Diesen Sommer mit seinem häufigen Wechsel zwischen Hochtemperaturphasen und abgekühlten Regenstrecken ist ihm sehr gut bekommen und hat ihm einen kräftigen Wachstumsschub beschert. Vielen Pflanzen, die mir unterwegs beim Spaziergang begegnen, geht es ebenso. Sie erscheinen je nach Klimaverhältnissen in ganz unterschiedlicher Verfassung. Auch das macht sie dem Menschen sympathisch, denn aus diesen Differenzen sieht er Ansatzpunkte für einen Vergleich mit der eigenen schwankenden Befindlichkeit.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.