Baumschnitt-Pragmatismus

In D. scheint man neuerdings Gefallen am Schneiden der Bäume gefunden zu haben. Dass dem mit solcher Akribie nachgegangen wird, muss auf den Ehrgeiz einzelner Verantwortlicher zurückzuführen sein. Auch trägt die Art des Schnitts eine charakteristische Handschrift. Radikal werden alle in Kopfhöhe und niedriger wachsenden Äste gekappt zu Gunsten einer stärkeren Krone. Dem liegt wohl die Überlegung zu Grunde, dass das Entfernen der unteren Äste das Wachstum des Baums in der Krone forciert und möglicherweise stärkere Äste im Kronenbereich dadurch entstehen. Mir scheint, man hat dabei weniger ästhetische Gründe als praktische. So wird das Wachstum der niedrigeren Sträucher, Blumenbeete etc. auf keinen Fall behindert, so fällt genug Sonnenlicht auf die anderen Pflanzen und vor allem: so sind die städtischen Grünlagenarbeiter nicht gehindert, ihren Pflegearbeiten nachzugehen. Der Preis für so viel Pragmatik: Das Erscheinungsbild der Bäume, die in einer Weise zu Giganten herangezogen werden, die nicht bei jeder Art ihrem Charakter entspricht. So kommt das Vorgehen an vielen Stellen einer Vergewaltigung der Baum-Wesen gleich, die mir in diesem Moment geradezu leid tun. Liebe Grünflächen-Gurus: Wie wär’s mit etwas mehr Sensibilität und mit ein bisschen mehr Rücksicht auf die natürlichen Wachstumstendenzen der Bäume?

Bäume als Botschafter der Umwelt

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt setzt sich für die Verbreitung von Informationen und die Durchführung von Projekten zum Umweltschutz und der Erweiterung des Umweltbewusstseins auch im internationalen Rahmen ein. Ein aktuelles Projekt in diesem Zusammenhang ist die Initiative ,,Botschafter der Umwelt“, die v. a. Schulkinder von 8 bis 12 und pädagogische Einrichtungen in Deutschland und Israel sowie Organisationen ansprechen will, die in beiden Ländern mit Kindern arbeiten. Durch die Beteiligung an spezifischen Projekten sollen Kinder an die Problematik z. B. des unreflektierten Abholzens von Bäumen und der daraus resultierenden Erodierung des Bodens herangeführt werden. Bei der Auftaktveranstaltung ging es um das symbolische Pflanzen von Bäumen und den Bezug zur Verwüstungsproblematik in Ländern wie Israel. Mit solchen Projekten wird die Sensibilität nicht nur für die Rolle der Wälder und Bäume im eigenen Land erhöht. Vor allem erkennen die Beteiligten auch, wie verheerende Auswirkungen Unachtsamkeit und Kurzsichtigkeit im Umgang mit Bäumen auf das gesamte Ökosystem haben kann: http://www.botschafter-der-umwelt.de/

Die großen Lebensthemen

Manchmal holt einen die Vergangenheit in unverhoffter Weise ein. Immer wieder stelle ich fest, wie Menschen, mit denen ich vor Jahren engeren Kontakt hatte, mir heute noch Einstellungen, Interessen und Beschäftigungen zuschreiben, die damals Gültigkeit hatten, heute aber teilweise gar keine Rolle mehr für mich spielen. So heute Abend ein Nachbar, der sich an meine Tätigkeit als Förderlehrer für Deutsch erinnerte und einen solchen für seinen vierzehnjährigen Sohn suchte. Andere bringen mich automatisch mit meiner künstlerischen Arbeit in Verbindung oder mit meiner Arbeit für das Kunstzentrum, wie die mir aus Jugendzeiten bekannte Frau eines Optikers, die sich Vorschläge für ihr neues Galeriekonzept von mir erwartete. Seit einigen Jahren ist es vor allem die intensive Beschäftigung mit den Bäumen, die in meinem privaten Umfeld die meisten Menschen wohl mit meiner Person verknüpfen. Ich kann mir vorstellen, dass rückblickend betrachtet diese Beschäftigung und alle daran geknüpften Aktivitäten und Kommunikationen später einmal besonders prägend für mich gewesen sein werden und sich meinem Umfeld als für mich typisch eingeprägt haben werden. Einfach weil ich mir ziemlich sicher bin, dass das große Thema mich noch sehr lange in den unterschiedlichsten Dimensionen beschäftigen wird.

Der erste Weihnachtskranz

Also gut, das ist der Kranz. Ich habe eine neue recht effektive Methode gefunden, solche vegetabilen Objekte zu fotografieren. Eine nicht gebrauchte Dia-Leinwand ist dabei behilflich. Die reflektierende Oberfläche macht das spätere Freistellen leichter:

Weihnachtskranz 2005

Erster Weihnachtsschmuck und erster Geburtstag des Baumtagebuchs

Bis zum Nachmittag war ich auch heute mit den drei neuen Armbändern beschäftigt. Alles Fruchtbäume: Eberesche, Zwetschgenbaum, Apfelbaum. Die Perlen sind sehr exakt geworden, insofern kann eigentlich nichts mehr schief gehen, der Rest ist Fleißarbeit. Auch M. war nach der Rückkehr aus G. mit den Bäumen beschäftigt, genauer gesagt mit einem ganzen Arsenal von Pflanzen mit weihnachtlicher Symbolik. Schon seit Tagen liegen sie sortiert und teilweise schon vorgeschnitten hinterm Haus. Nun hat sie erstmals für uns selber ein Gesteck für den Hauseingang gesteckt und zwei Kränze gebunden, einer davon ebenfalls für die Tür, die Bestimmung des zweiten ist noch ungewiss. Für das Gesteck hat sie Zweige der echten Weißtanne aus dem Garten ihrer Freundin B. als Hintergrund genommen, an denen (sehr dekorativ) noch drei kahle Zapfenspindeln herausragen, was sie als Weißtannenzweige unverwechselbar macht. Davor dann einige Zweige der Stechpalme von der Sorte mit spitzen Blättern und knallroten Früchten. Im Vordergrund einige kurze Fichtenzweige und in der Mitte als Akzent ein kleiner Mistelzweig, den V. vorher golden angesprüht hat (eine Maßnahme, die ich selber weniger gut finde). Der Kranz ist ebenfalls sehr gut gelungen. Für diesen hat sie kurze Zweigabschnitte von Weißtanne, Zypresse, Buchsbaum und Efeu verwendet. Die Efeuabschnitte tragen zudem schon fast ausgereifte Fruchtstände, die unser eigner Efeu von der Grotte in diesem Jahr im Übermaß trägt. Leider war es heute Abend schon zu dunkel, aber ich werde sicherlich in den kommenden Tagen Gelegenheit haben, die neuen Werke zu fotografieren und hier vorzustellen. Vorerst nur ein Paar Fotos der ,,Grundstoffe“:

Weihnachtspflanzen

Weihnachtspflanzen

Übrigens, beinahe wäre es mir entgangen: Genau vor einem Jahr haben wir ebenfalls Pflanzenmaterial für die Weihnachtsdekoration geschnitten und zusammen getragen. An diesem Tag habe ich das Baumtagebuch aus der Taufe gehoben, somit feiert es heute seinen 1. Geburtstag. Tatsächlich ist es mir seit dem 20. November 2004 gelungen, ein Jahr lang täglich einen Eintrag zu produzieren und an dieser Stelle vorzustellen. Bleibt zu wünschen, dass der Faden nicht abreißt und ich mein geplantes Projekt, das Tagebuch als Einzelpräsenz zu veröffentlichen, bald realisieren kann.

Frostgedanken

Kurios, die noch grünen Feigenfrüchte hängen immer noch an dem kleinen Bäumchen, nachdem die Blätter bereits alle abgefallen sind. Noch kurioser, der Kirschbaum im Nachbarsgarten will partout die Blätter nicht verlieren, die meisten davon sind gar noch grün, lediglich der Wipfel hat sich bereits gelichtet. Vielleicht liegt es daran, dass bei uns die Nachttemperaturen bisher nur nahe am Gefrierpunkt sich bewegten, aber noch nicht wesentlich darunter gerutscht sind. Bin gespannt, ob der erste richtige Frost den Blättern und Früchten den Rest gibt. Was für Bäume sicherlich nicht angenehm ist, macht uns Menschen umso mehr zu schaffen. Heute musste ich bei dieser Kälte draußen arbeiten, habe mich dafür gut eingepackt und es so ganz gut überstanden. Ich habe mal wieder gemerkt, dass körperliche Arbeit im Freien ungemein entspannend sein kann. Und so war es wohl das Beste, was ich heute tuen konnte, denn die Entspannung habe ich zurzeit sehr nötig.

Der historische Blick auf die Symbolik der Bäume

In der aktuellen Baumliteratur gibt es nur wenige, die streng historisch vorgehen und ihre Darstellung auf Originalquellen beziehen. Das ist kein Wunder, denn das Feld der Kultur- und Symbolgeschichte der Bäume ist ungeheuer weit und erfordert ein Crossover-Denken verschiedener Disziplinen. Dann auch noch den ursprünglichen Quellen nachzuspüren, die bis ins 2.-3. Jahrtausend vor Christus zurück reichen, erfordert einen großen Arbeits- und Fleißaufwand, der die Kapazitäten der meisten Autoren übersteigt. Umso erstaunlicher finde ich den Ansatz Alexander Demandts, eines Professors für alte Geschichte, der in seinem Buch ,,Über allen Wipfeln – Der Baum in der Kulturgeschichte“ tatsächlich eine Überblick von der Zeit der Juden und Frühen Christen bis zur Postmoderne wagt, was er im Vorwort selber als großer intellektuelles Wagnis erkennt. Bestechend an diesem Versuch ist die großflächige und Detail bezogene Betrachtung, die keinen Verweis auszulassen scheint. Gleichzeitig fällt eine gewisse Sprödigkeit auf, die wohl mit der für den Normalleser ungewohnten Sprache eines Historikers zusammen hängt, der zwar exakt im Festhalten und Nachspüren ist, dem einzelnen Gedanken aber nicht sehr weit nachgeht. Für den Leser bedeutet dies, dass er auf viele in sonstiger Baum-Literatur überhaupt nicht auffindbare Hinweise und Themen stößt, den einzelnen Spuren aber je nach Interessenlage selber nachspüren muss. Dies wird ihm relativ leicht gemacht, da das Buch auch über ein sehr ausführliches Register sowie über ein Literaturverzeichnis verfügt. Ich schätze, dieses Buch wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen, zumal es die Hinweise auf grundlegende Standardwerke liefert, welche in der zeitgenössischen Sekundärliteratur ständig zitiert und verwendet werden. So wird es mir möglich sein, ein objektiveres Bild des jeweiligen Baum-Themas zu entwerfen.

Adventsschmuck und Jahresendspurt

Hinterm Haus hat sich ein richtiges ,,Material-Lager“ angesammelt. Kaum etwas, das noch fehlt für das Binden von Adventskränzen und Weihnachtsdekorationen: Zweige von Zypressen, Fichten, Tannen, Stechpalmen und Misteln. Außerdem ganze Mistelkugeln, die dieses Jahr schöner gewachsen sind als in den Vorjahren. Teilweise haben wir es schon vorsortiert, da einige unserer lieben Bekannten etwas davon abbekommen, und außerdem haben wir die größeren Äste in kleinere Abschnitte geteilt, damit man später gleich loslegen kann. J. wird auch eine ganze Bütte verschiedener Abschnitte erhalten, P. und M. wollen es ihr am Wochenende mitbringen und vielleicht auch vor Ort schon einen Kranz binden. Mit anderen Worten, der Advent ist schon nicht mehr aus den Köpfen zu verbannen. Vielmehr wird einem bewusst, dass es nur noch etwas mehr als einen Monat bis Weihnachten ist. Nicht mehr viel Zeit, um die übliche und wahrscheinlich gar nicht wirklich zu vermeidende Jahrestorschlusshektik zu verarbeiten. Ich meine die ersten Tendenzen bereits zu spüren, in der Gereiztheit und Launigkeit der Menschen, in einem etwas raueren Ton, der erst wenige Tage vor Heilig Abend wieder verflogen sein wird.

Alltagskommunikation über Bäume

Bestimmte Dinge haben bei mir Tradition, ich ändere sehr ungern etwas daran, weil ich ein Stück Jugend damit aktualisiere. Zu diesen Dingen gehört der Frisör, den ich schon seit ca. 22 Jahren ausschließlich besuche. Selbst zu meiner Studienzeit in E. habe ich mir doch zu Hause die Haare schneiden lassen. Vielleicht liegt es an dieser langen Tradition, dass die Gespräche während des Schneidens immer sehr locker und wie selbstverständlich sich entwickeln. Häufig geht es um Hunde, da die Friseurin Hunde liebt und zurzeit dieselbe Rasse bevorzugt wie J., so dass ich immer etwas dazu sagen kann. Heute aber sind wir auf die Bäume zu sprechen gekommen, da eine mir eine palmenartige Topfpflanze im Salon aufgefallen war. Wie sich herausgestellt hat, liebt die Friseurin Pflanzen aller Art, Blumen, Stauden und Bäume, die sie in ihrem Garten kultiviert. Dabei bringt sie es nicht übers Herz, Ableger zu entsorgen oder Pflanzen nicht im kühlen Keller zu überwintern. Auch scheint sie sich gut auszukennen, sogar Tulpen- und Trompetenbäume waren ihr bekannt, und der Ginkgo, von dem sie ein schon recht hohes Exemplare ihr Eigen nennt. Auch wenn die Motive, sich mit den Pflanzen zu beschäftigen, und die Art des Umgangs mit ihnen bei den Menschen ganz unterschiedlich sein können, ein solches Gespräch, das manchmal sehr verzweigt sein kann und oft überraschende Einsichten gewährt, ist für mich immer wieder sehr spannend. Zeigt es mir doch, wie tief verwurzelt Erscheinung und Symbolik der Pflanzen im Bewusstsein und Alltag der Menschen verankert ist. Man muss das Thema nur hervorkitzeln und merkt sehr schnell, dass es sehr viel mehr Liebhaber gibt, als man denkt. Gut für die Bäume und gut auch für mich, da es mir immer wieder Stoff zum Weiterspinnen meiner baumsymbolischen Fäden liefert.

Zeit der Winter-Früchte

Manche Früchte erscheinen unheimlich spät im Jahr. Irgendwie skurril, dass man Mitte November bei wirklich unwirtlichem Wetter kirschgroße knallrote Mehlbeerfrüchte am Baum beobachten kann. Oder sie bleiben unheimlich lange hängen, wie etwa die Kornelkirschen, die zwar schon rotschwarz geworden sind, aber immer noch nicht abgefallen sind. Besonders auffällig im Kontrast zum satten dunkelgrün der Blätter sind derzeit die Beeren der Stechpalme, die in diesem Jahr besonders üppig ausgefallen sind. Gerade richtig, denn bald steht die Gestaltung der Adventskränze an, für die sie dringend benötigt werden. Und die Misteln laufen auch zur Hochform auf. Die Beeren sind diesmal recht zahlreich und dick ausgebildet, das tiefe Grün der Blätter aber macht leider immer noch einem meist gelblich gefärbten Ton Platz. Hoffentlich ändert sich das irgendwann noch einmal, denn die dekorative Brillanz der Misteln hängt wesentlich davon ab, dass die Blätter satt grün und die Beeren schneeweiß erscheinen. Besser kann die Symbolik des Schmarotzers nämlich kaum sichtbar werden.

Mispel-Zubereitung

Es war nicht ganz leicht, brauchbare Rezepte zur Zubereitung von Mispel-Früchten zu finden. Im Internet findet man zwar einiges dazu, aber mir scheint, alle schreiben irgendwie voneinander ab. So kursiert etwa das Gerücht, die Früchte müssten mindestens einen Frost hinter sich haben, um weich genug für die Weiterverarbeitung zu sein und eine leichte Süße zu entwickeln. Auch ist immer wieder vom Vierteln und Entkernen der Früchte als erstem Arbeitsschritt die Rede. Wenn man einmal damit arbeitet, erkennt man demgegenüber ganz andere Wahrheiten: die meisten bereits Frost erprobten Mispeln sind schlicht faul, also unbrauchbar, und nicht etwa nur weich. Und Entkernen im üblichen Sinne ist auch unmöglich, da die vier sehr großen Kerne mitten im Fruchtfleisch sitzen, so dass beim großflächigen Entkernen praktisch nichts mehr übrig bliebe, zumal ja auch die raue Außenhaut geschält werden muss. Wenn man sich den sehr großen Aufwand antut, der mit dem Schälen und kernlos-Machen der Früchte verbunden ist, und dann auch noch ein gutes Rezept anwendet, z. B. das Mispel-Quark-Gratin oder Mispel-Kompott in Blätterteigtaschen, hat aber die Mispelfrucht durchaus ihre Reize. Ein eher herber, leicht säuerlicher und etwas bitterer Geschmack kennzeichnet sie und hebt sie damit deutlich von Äpfeln oder anderem Steinobst ab. Allen, die mal etwas Außergewöhnliches versuchen möchten und Zugang zu einem Mispelbäumchen haben, seien die Mispel-Koch- und Backexperimente durchaus empfohlen.

Individualität schlägt Artzugehörigkeit

Die Bäume verhalten sich sehr unterschiedlich, was das Abwerfen ihrer Blätter betrifft. Die Eichen sind jetzt schon fast kahl, während z. B. manche Kirschbäume mit überwiegend noch grünen Blättern offenbar auf den ersten richtigen Frost warten. Ähnlich ist es mit den Hainbuchen, deren Blätter aber schon größtenteils vertrocknet und braun sind. Manchmal beobachte ich, dass es nicht nur an der jeweiligen Art liegen kann. In D. etwa stehen zwei Kirschbäume im Abstand von wenigen Metern neben einander, wobei der eine bereits kahl ist und der andere noch zur Hälfte grünt. Es scheint, dass die Individualität des einzelnen Baumes gelegentlich das Artspezifische überlagert und dominiert. Wahrscheinlich ist es dieses Individuelle, was Menschen veranlasst, sich in den Bäumen zu spiegeln.

Vegetative Weihnachtssymbolik

Die Geschäfte sind schon vollkommen auf Weihnachten eingestellt. Alle Dekorationen und das Sortiment glitzern und funkeln, wohin man auch sieht. Darunter immer wieder neue und überraschende Ideen, die deutlich machen, welche ungeheuere Bedeutung Weihnachten und seine Atmosphäre für die Menschen hat. Die Kreativität führt es jedenfalls zu den höchsten Höhen. Wichtiger und schöner als das Fest selber scheint dabei die Vorbereitung und die Adventszeit zu sein. An dieser Stelle ist quasi-automatisch immer von Kommerzialisierung, Kitsch und ähnlichem die Rede. Ich kann dagegen sehr viel Schönes feststellen, an den Gegenständen, aber auch an den Menschen, die mit der Vorbereitung auf Weihnachten in unterschiedlichster Form beschäftigt sind. Dieses Fest vermag vieles zu verwandeln. Da dies ein Baumtagebuch ist, sei eine besondere Beobachtung erlaubt: Die immergrünen Pflanzen, allen voran der Mistelzweig, die Stechpalme und der Tannenzweig spielen als weihnachtliche Symbole immer noch eine wichtige Rolle. Kaum eine Serviette, ein Geschirrteil, ein Adventskalender oder ein Windlicht, welches nicht diese vegetative Symbolik verwendet. Und natürlich den Weihnachtsbaum als Ganzen. Und so freue ich mich, wenn ich in diesem Jahr eine kleine hängende in Gold gefasste Dekoration in Form eines plastisch ausgeformten Tannenzweigs und eines Tannenzapfens als Geschenk erhalten werde. Sie wird wunderbar den kleinen Weihnachtsbaum ergänzen, der bei mir nicht nur in der Weihnachtszeit, sondern ganzjährig das Fenster ziert.

Prägendes Landschaftserleben

Bei der Lektüre eines Romans, der die dramatische Lebensgeschichte einer gebürtigen Tibeterin schildert, ist mir heute wieder klar geworden, wie sehr die heimische Landschaft doch die Wahrnehmung und das gesamte Lebensgefühl bestimmt. Dort beschreibt die Hauptfigur, dass ihre tibetische Heimat vor allem von blanker Erde, Staub und hohen Bergen geprägt war. Kaum ein Baum lag im Blickfeld der Bewohner des Tals. Erst auf ihrer Flucht über den Himalaya nach Nepal begegnete sie erstmals ausgedehnten Wäldern, dichtem Dschungel, in dem das Holz im Übermaß vorhanden war und nicht, wie in ihrem Dorf, mühsam zusammen gesucht werden musste. Ähnliche Eindrücke vermitteln Landschaften wie die im vorderen Orient oder in bestimmten afrikanischen Regionen, in denen Menschen kaum je Grün zu sehen bekommen. Wahrscheinlich würden Menschen aus waldlosen Regionen der Erde meine Wunschbaum-Seite gar nicht verstehen. Wahrscheinlich wüssten sie gar nicht, was mir als Mitteleuropäer, dem ausgedehnte Waldflächen und viele Grün selbst in den Städten selbstverständlich ist, die intensive Beschäftigung mit den Bäumen bedeutet. Gleichzeitig bin ich sehr froh, in dieser Landschaft zu leben und das Geschenk erhalten zu haben, die Bäume erleben zu dürfen. Auch wenn es nur eine von vielen Möglichkeiten ist, der Schöpfung und dem Ursprung alles Lebendigen und allen Seins schlechthin näher zu kommen, es ist eine, die meinem persönlichen Wesen und meiner sozialen Identität in ganz ausgezeichneter Weise entspricht.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.