Winterblau

Flügelnuss im Winter

Die spätwinterliche Kälte aus dem Osten ist auch bei uns schon zu spüren. Sehr abgemildert allerdings, was uns von Mecklenburg-Vorpommern und anderen östlicheren Bundesländern unterscheidet. Für uns zeigt sich der Winter vielmehr von seiner aus meiner Sicht schönsten Seite: trocken, kalt und sonnig. Die Sonnenstrahlen und der strahlend blaue Himmel sind es, die den Winter zumindest ab und zu liebenswert machen. In seiner besonderen Qualität ist dies für mich vor allem durch einen Blick in Baumkronen wahrnehmbar. So heute in die der Kaukasischen Flügelnuss am Teich in D., die noch Reste ihrer namensgebenden Blütenstände schmückt. So soll es bleiben, damit wir vor dem eigentlichen Frühling möglichst viel Licht und Sonnenwärme in uns aufnehmen können.

Waldzustandsbericht

Immerhin, es ist vom Zustand und nicht vom Schaden die Rede. Dass der Waldzustandsbericht in den letzten Jahren grundsätzlich negativ und Besorgnis erregend ausfällt, ist aber schon nichts Neues mehr. Deshalb habe ich mich auch kaum dazu aufraffen können, die heutige Meldung zu lesen. Als ich dann doch tat, war ich einigermaßen erschrocken, denn es ist von einem Nord-Süd-Gefälle die Rede, wobei der Norden im vergangenen Jahr besser weggekommen sei, was die Verlichtung der Baumkronen als Indiz für Schädigungen v. a. bei den Eichen betrifft. Den Buchen, die vor zwei Jahren am Jahrhundertsommer litten, soll es demgegenüber etwas besser gehen. Warum aber die Situation in Rheinland-Pfalz sich verbessert habe und ausgerechnet im Saarland der Spitzenwert der Verschlechterung, nämlich um 12% verzeichnet wird, hat mich dann doch überrascht. Inwiefern ist das Klima hier um soviel ungünstiger gewesen als im benachbarten Rheinland-Pfalz? Wie immer geben die Meldungen über die wirklich interessanten Fragen keinen Aufschluss. Aber an den Witterungsverhältnissen scheint es dem Bericht nach zu hängen, weniger an den Belastungen mit Schadstoffen, die hierzulande wohl nicht höher sein dürften als beispielsweise in NRW. Und da das so unwahrscheinlich klingt, kommt mir auch hier wieder der Verdacht, dass Statistiken dieser Art eigentlich nichts sagen. Vielleicht hat ja die Verlichtung der Kronen etwas ganz anderes zu bedeuten. Vielleicht sind bei der Bestandsaufnahme Fehler gemacht worden und man hat etwa auf Grund der kleineren Fläche im Saarland genauer hingesehen als in großflächigeren Bundesländern. Ich halte dabei alles für möglich. Zumal ich fast nichts mehr glauben kann, was von unserer gegenwärtigen Bundesregierung ausgeht.

Vom Reiz der Differenz

Der 21. und nicht der schlechteste Tag. Obwohl ich mich fast den ganzen Tag über in meinem Keller-Atelier aufhalten musste, ging es mir recht gut. Die handwerkliche Arbeit, wenn auch phasenweise nervtötend, ist ein guter Ausgleich und lässt mich zur Ruhe kommen. Ich freue mich aber auch, dass die Perlen gut gelungen sind, was bei Pappel und Zypresse nicht selbstverständlich ist. Der Nussbaum aber hat seinen Status als Favorit unter den Armband-Hölzern wieder einmal verteidigt. Er ist einfach wunderbar geeignet, schon beim Drechseln, aber vor allem auch beim Sägen, Bohren und Schleifen verliert er nie seinen abgegrenzten, unverrückbaren Charakter. Ganz anders die Zypresse, die in ihren ätherischen Ölen geradezu zu ertrinken droht. Man glaubt dann kaum, dass es sich um Holz handelt, so schnell verflüchtigt sich ihre Substanz. Und die Pappel ist sowieso von ganz besonderer Art. Faserig, spröde, scheinbar undifferenziert glänzt sie aber doch durch eine gewisse Formtreue und Unverbiegbarkeit (ganz anders als der lebende Baum). Im Ensemble ergeben alle drei einen spannenden Kontrast, wirken fast wie komplementäre Elemente.

Das Ganze und die Abwechslung

Das wird wieder ein arbeitsreiches Wochenende. Gleich vier Armbänder, zudem aus teilweise recht schwierigen Hölzern. Der erste Arbeitsschritt ist bereits gemacht: Die vier Stäbe. Das Sägen, Bohren und die diffizile Feinarbeit sind das Projekt für morgen und übermorgen. Aber ich freue mich auch darauf, nach den vielen Bildschirm- und Formulierprojekten mal wieder handwerklich zu arbeiten. Das macht den Kopf frei. So ist das eben bei mir, jedenfalls in den letzten Jahren: jede Einseitigkeit verursacht mir Phobien, deshalb suche ich die Abwechslung, die möglichst ideale Verteilung verschiedenartiger, sich ergänzender und irgendwie auch ausgleichender Tätigkeiten. Ich glaube, so bin ich dem Ganzen näher. Und entferne mich selber zunehmend von dem, was mich bei anderen so erschreckt: Die Scheuklappensicht auf die Dinge.

„Palm“ vs. Buchsbaum

Die nähere Betrachtung eines kleinen Blumengestecks, dass die Kollegin Frau M. von unserem Chef als Geburtstagsgeschenk erhielt, führte zu einem Gespräch über den ,,Palm“. Frau M. schien überzeugt, dass die kleinen Buchsbaum-Zweige, die eingebunden waren, eben als ,,Palm“ bezeichnet werden. Eben der, welcher am Palmsonntag hinter die Türkreuze gesteckt wird. Ich habe sie dann insofern korrigiert, als die Bezeichnung zwar existiert, es sich aber botanisch gesehen um den Buchsbaum handelt, der nur wegen seiner Verwendung an Stelle und in geografischer Ermangelung von Palmblättern gebraucht wird. Dabei konnte ich über einige Details des entsprechenden Brauchtums berichten und ihr zur weiteren Illustration meinen Text zum Palmsonntag und die Symbolik der Palmen überreichen. Das finde ich sehr schön, wenn ich sozusagen mitten im Leben auf Wissen zurückgreifen kann, welches meiner Beschäftigung mit den Bäumen entstammt und welches wunderbar nutzbar ist, wenn es darum geht, den Alltag, seine Symbole, Rituale und Handlungsroutinen vor den Hintergrund einer umfassenden und historisch gewachsenen Symbolik zu stellen.

Aufeinander eingestimmt

So richtig trauen sie sich noch nicht, sich zu öffnen: Die Blütenknospen des Haselstrauchs. Ganz vorsichtig schieben sich einige der männlichen Blütenkätzchen aus dem Winterholz, noch ganz kurz und komprimiert, als ob sie den tiefsten Frost erst noch erwarten würden. Von den weiblichen ist noch gar nichts zu sehen. Und ich glaube sie haben Recht. Wenn ich meine eigene Wetterfühligkeit als Maßstab nehme, hat der Winter tatsächlich derzeit seine Reinphase. Da neigt man zur Zurückgezogenheit und zum Zweifel. Merkwürdig und faszinierend zugleich, wie sich Stimmungen und Einstellungen bei Bäumen und Menschen ähneln können. Wenn man richtig aufeinander eingestimmt ist. Aber damit habe ich ohnehin keine Probleme.

Der Baum als Symbol des Politischen

Heute erschienen in der sozialistischen Tageszeitung ,,Neues Deutschland“:

So baumlos ist die Zeit
Dem Verleger Wolf Jobst Siedler zum 80.

Von Hans-Dieter Schütt

Wolf Jobst Siedler. Das ist Fremdheit. Großbürgertum. Offiziersmesse. Kamingespräch. Es ist Dahlem, das Westberlin der Rathenaus und Wertheims. Es war die Gesellschaft und das Hausklima, wo man Gespräche mit Dienstmädchen vermied – denn die kamen aus dem Milieu derer, die zuerst der SA beitraten. Später wird Siedler dies als Gnade seiner Herkunft bezeichnen: nie verführbar gewesen zu sein durch Hitler, schon wegen des niederen Niveaus der Bewegung. Frühe Prophezeiung des Vaters: »Erst kommt die Siegesparade auf den Champs-Élysée, dann die der Russen auf den Linden.«
Als der Marinehelfer Wolf Jobst Siedler auf der Insel Spiekeroog gemeinsam mit seinem Freund Ernst Jünger, Sohn des Dichters, wegen Wehrkraftzersetzung in Haft gerät (das Todesurteil droht), kommt der Schriftsteller Jünger zu Besuch – in Uniform und mit allen Orden aus dem Ersten Weltkrieg. Gegen die Besorgnis des Gefängniskommandanten sagt Jünger: »Das ist in diesen Zeiten die einzige Gelegenheit, da man seine Orden anlegen darf: wenn man seine Söhne in der Zelle besucht.«
Die Tatsache, nach dem Krieg kein Elternhaus »bewältigen« oder hinterfragen zu müssen, hat Siedler stets beglückt. Denn die Brüche und Selbstquälereien jener – auch vieler Achtundsechziger -, die das Versagen der Väter nicht verzeihen konnten, führten in der Bundesrepublik zu einer neuen Form des Mitläufertums: zur Stromlinienförmigkeit aus gutem Willen, etwas wiedergutzumachen.
»Lob des Baums« heißt einer seiner schönsten Essays, und für Siedler ist der Baum gewissermaßen das bürgerlichste aller Gewächse. Weil er mit Licht und Schatten ausgewogen »handelt«, weil Blätterwerk einen Ausgleich assoziiert zwischen Ausladendem und Geborgenheit. Bäume lassen ihn über Zwischentöne nachdenken. Geschichtliches Agieren tendiert zur Baumlosigkeit – weil ihm Zwischentöne fremd sind.
Dieser Intellektuelle hatte daher stets ein melancholisches Misstrauen gegen jeden Fortschritt. Wegen des Fällens der Bäume, das damit verbunden ist. Ein Baum kann ein Baum sein oder anderes, dessen Wurzeln stören. Es kann heute ein Baum sein, morgen ein Palast (der Republik). Wo Freiraum geschaffen wird, geschieht es stets auch aus politischer Geilheit auf Leerstellen, die der jeweilige Holzfäller als Sieg missdeutet. Alle Systeme erzählen die gleiche Baumfäll-Geschichte: Was Paradeflächen und Schussfelder zuerst fordern, ist – Blickfreiheit.
Es gibt nicht wenige, die das Alte, Wahre, das Altenwahre zunehmend gegen die »verfluchte Passantenwelt« (Botho Strauß) verteidigen. Siedlers Stimme ließ sich diesem Chor nie zuschlagen. Weil er nie für Chöre taugte. Seinem Sohn, als der sich revolutionäre Literatur in Massen besorgte und das Zimmer mit Che-Guevara-Plakaten zuhängte, sagte er: »Mich irritiert nicht die linke Literatur, die du liest. Mich irritiert, dass du zu denken beginnst wie alle. Unterhaken, 16er Reihen auf dem Kurfürstendamm. Ich weiß nicht, was Wahrheit ist, ich weiß nur: Sei sofort misstrauisch, wenn andere deine Meinung haben.« Die Furcht des Fein- und Eigensinns vor der egalitären Gesellschaft.
Der Ton Siedlers ist über die Jahre gleich geblieben, gleich gravitätisch, selbstkontrolliert, nobel, gleich »vernünftig in seiner Trauer« (Reinhart Baumgart). Der Ton blieb, weil sich zwar vieles änderte, aber das Verlustempfinden nicht. Verluste unterschiedlichster Art: an Schönheit, an Preußentum, an Gesprächsweisen, an neunzehntem Jahrhundert, an nationalem Schmerzempfinden. Jenes Deutschland, das ein Stauffenberg nicht retten konnte, wurde ihm zu einem Deutschland, das niemand mehr vermisst; er nennt es »das Satyrspiel nach der Tragödie: Oktoberfest und Pauschalreise.«
Lauter Siegeszüge der Hässlichkeit, stellt Siedler, der Ästhet, beim Rundumblick fest. Glas und Beton etwa: Ausdruck eines Zeitalters, in dem rücksichtlos auch die Seele veröffentlicht wird, »und erst verspätet nahm man zur Kenntnis, daß mit dem Verlust der Diskretion auch im Selbstumgang die Häufigkeit der seelischen Leiden wuchs«.
Im Baum-Essay schreibt er über die »gleißende Helle der neuen Gründungen«. Fortschreitende Helligkeitszunahme, und »die Peitschenlampe ist ihr Symbol«. Die Elektrizität, die »auch als Hinrichtungsmethode dient, ist eines der wichtigsten Charakteristika« des 20. Jahrhunderts.
Die Grundstimmung Siedlers ist nicht böses Brüten, sondern illusionslose Einsicht: dass der Blick auf Geschichte der Blick auf Untergänge bleibt; das Gesetz der Geschichte ist einzig ihre Unumkehrbarkeit. »Es wäre (anders) gegangen«, sagte Siedler gern, »aber es ging nicht.« Und so sind seine Essays lauter Rezensionen von Abschiedsvorstellungen. Ohne Gegenstrategie, ohne Mission. Einfach nur dieser gleichmäßig wehende Buddenbrooks-Atem: Zeitenwende ist vor allem: Zeitenende. Zeitenwende muss sich gefallen lassen, dass man deren historische Unvermeidbarkeit zwar einsieht, sie aber nicht unbedingt lieben muss. Nicht einmal die deutsche Einheit hieß Siedler »hemmungslos« gut. Immer Skepsis, Bremsgefühle.
Im Innersten blieb er ein Zuspätgeborener. 1926? Das lief – nach Ende jenes Bürgerlich-Liberalen, das sich mit dem zurückgedrängt Höfischen dennoch gut verstand – auf ungute Zeiten zu, die nicht beendet sind. Dass er trotzdem ein Mann hohen Gegenwartsranges wurde, quittierte er so: »Ich schaffte es, mit meinem Geburtsdatum passabel fertig zu werden.«
Was ist noch bürgerlich? »Sind die Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates von Konzernen wirklich noch Bürger?« Gerade extreme Summen von Einkommen sind ihm »fast ein Hinweis, dass das Bürgerliche verlorengegangen ist«. Jene ethische Empfindlichkeit also, jenes Edelbewusste gierloser Handwerkskunst, das etwa einen Bankier vom Banker unterscheidet. Siedler fragt sich, ob man überhaupt als Einzelner Bürger sein kann, ob dazu nicht etwas gehört, dem man sich anschließen kann. Einem Deutschland konnte er sich nie anschließen, von dem nach dem Zusammenbruch 1945 nur »eine amorphe, fleißige Masse blieb, die keinen Ehrgeiz hatte außer Volkswagen und Rimini«.
Fröhliche Arroganz hat diesen Autor und Verleger zum umstrittenen Menschen gemacht. Mit allem, was aus dem Osten kam, hatte er immer Schwierigkeiten. Ein Mann, der von Störungen der Geschmacklosigkeit schwer getroffen werden konnte. Bauernmöbel in einem Bungalow: schwer drückendes Sinnbild für schändliches Verhalten – gegenüber Bauern …
Auch an seiner Person ist freilich zu fragen, wie lange der verklärungsbetonte Blick von sehr weit oben und sehr weit früher sich halten kann, ohne dass ein Standpunkt außerhalb der Dinge in Gleichgültigkeit umschlägt – wenn auch in form- und ausdrucksvollendete Gleichgültigkeit.
Nie zurecht kam er mit Grass oder Böll; Arbeit im Hause Springer sorgte dafür, dass zeitgenössische Autoren Abstand zu ihm hielten. So könne, sagte er, sogar noch der Verruf einen Vorteil bringen. Manns »Zauberberg« und Koestlers »Sonnenfinsternis« waren ihm bedeutender als alle Nachkriegsliteratur; seiner Ansicht nach würden zu viele Tagestalente zu Jahrhundertgrößen erhoben.
Obwohl dieser Autor aus Überzeugung in die Gebrochenheit allen Handelns nie auf Utopie, sondern »nur« auf Anstand setzte, hat doch vieles, was er denkt, die Unbestechlichkeit einer linken Gesellschaftskritik. Paradox? Ein Hinweis ist dies auch auf die Tragik der linken Bewegung: Sie hat mit der sozialen Kräftigung des Proletarischen ein neues Recht in die Welt gesetzt, notwendiger Weise gegen das Großbürgertum. Aber die Arbeiterbewegung kappte mit ihren Selbstständigkeitskämpfen und Machtergreifungen zugleich die Wurzeln zu jenem Bürgerlichen und dessen Freiheitsgeboten, die nicht schlechthin Klassengepäck sind, sondern Menschheitskultur. Emanzipationswurzel. Und deshalb spürt man, jetzt Siedler lesend, einen großartigen Geist gegen eine global kapitalisierte Welt des entkernten Menschen.

WOLF JOBST SIEDLER war nach dem Krieg lange Jahre Feuilletonchef des »Tagesspiegel«. Danach bei Ullstein Chef des Propyläen-Verlages. Seit 1980 Verleger; der Siedler-Verlag gehört zu Random House. Siedler verlegte Memoiren von Schmidt, Strauß, Brandt, Wehner. Eigene Bücher u.a.: »Phoenix im Sand. Glanz und Elend der Hauptstadt«, »Ein Leben wird besichtigt – In der Welt der Eltern«, »Wir waren noch einmal davongekommen«.

Only for humans

So ging es weiter, trostlos und lähmend. Die Gespräche über Politik und die Unmöglichkeit, sie noch irgendwie ernst zu nehmen, mehren sich. Und selbst dieses Gespräch lähmt nur noch. Die Menschen brauchen ihren Glauben zurück. An sich selber, an den Sinn dessen, was bislang selbstverständlich schien und es nicht mehr ist. An den Wert von Engagement und Aufrichtigkeit. Nehmt euch ein Beispiel an den Bäumen! Fragen dieser Art kannten sie nie.

Regungslos

Enten auf der winterlichen Saar

Das war ein fürchterlich frostiger Tag. Nicht so sehr wegen der zwar im Minusbereich sich bewegenden Temperaturen. Vielmehr wegen der froststarrenden Stille, der überall wahrnehmbaren Regungslosigkeit. Da wirkten die Jogger am Saarweg geradezu skurril, kein Lächeln kam über ihre gefrierenden Lippen. Und selbst die Enten schienen sich in schwarzes schwimmendes Treibgut verwandelt zu haben. Besonders die Bäume waren still, kein Austausch, kein Zeichen der sonst so evidenten Verbindung. Er ist also noch nicht vorüber, der Winter, der auf der anderen Seite nie so richtig zur Hochform aufgelaufen ist. Alles anders als ich es aus der Zeit meiner Kindheit in Erinnerung habe.

Weihnachten for ever

In M. gibt es ein Geschäft, welches das ganze Jahr über Weihnachtsartikel verkauft. Besonders skurril wirkt das auf mich immer im Hochsommer, aber jetzt, kurz nach dem Weihnachtsfest, fiel es mir nicht schwer, den kleinen Porzellan-Weihnachtsbaum in Form einer Deko-Dose von V& B zu erwerben, der ab sofort meine Weihnachtsbaum-Sammlung bereichern wird. Meine Recherchen in Sachen Swarovski-Kristallweihnachtsbaum waren leider weniger erfolgreich. ,,Felix der Weihnachtsbaum“ ist nirgendwo mehr vorrätig und über den Versandhandel nicht mehr zu bekommen. Und der grüne Weihnachtsbaum-Pin mit den roten Kugelpunkten ist gänzlich vergriffen. Ich hoffe, dass er noch einmal neu aufgelegt wird. Die funkelnden Sachen sind einfach am schönsten!

Zusammen Führen

Es gibt so viele Themen, die mich außerhalb des großen Themenfeldes ,,Bäume“ beschäftigen oder in der Vergangenheit beschäftigt haben. Ich habe mir vorgenommen, all dies in einer gesonderten Website zusammen zu fassen. Gedacht ist dies zunächst als persönliche ,,Bestandsaufnahme“, die aber wie alle Rückblicke mit der Vorwegnahme neuer Entwicklungen und Projekte verknüpft ist. So eine konkrete Selbstspiegelung kann, wie ich weiß, ungeahnte Dimensionen aus der Tiefe holen und eine Bereicherung darstellen, weil sie die aktuelle Selbstbetrachtung relativiert, erweitert und mich ein Stück weit zu einer souveräneren Gesamtsicht führt.

Wirre Zeit

12.01.2006 – Wirre Zeit
Nicht viel zu sagen: Der Alltag hat mich eingeholt. Ich schwanke zwischen dem Drang, Neues auszuprobieren, dem Reflektieren des Vergangenen und dem Hinterfragen des Ganzen. Das sind ziemlich wirre, orientierungslose Zeiten. Ich versuche darin eine Chance zu sehen, mein Eigenstes hervorzuholen und zu neuer Blüte zu bringen. Bevor die Bäume ihr eigenes Leben wieder aufnehmen und mich stärker beanspruchen als in diesen Tagen.

Kampf dem Winter

Der Winter hat jetzt eigentlich seinen Höhepunkt erreicht. Ich mache das am Zustand der Vegetation fest. Kaum noch irgendetwas schmückt die kahlen Gerüste der Bäume. Selbst die blauschwarz schimmernden Früchte des Liguster sind nur noch vereinzelt an den Sträuchern zu sehen. Lediglich solche Bäume, die wie die Schwarzerle und der Hasel schon im Vorjahr ihre Blütenstände ausgebildet haben, die jetzt noch in kälteresistenter Dichte stehen und erst in einigen Wochen sich ausdehnen werden, erinnern daran, dass irgendwann auch das Aufblühen und Knospen wieder einsetzen muss. Bis dahin ist jeder Spaziergang eine Art Kampf, der daran erinnern mag, wie ausgeliefert man den Naturkräften wäre, lägen nicht Jahrtausende Kulturentwicklung und Schutztechnik gegenüber dem hinter uns, was für uns schädliches vom freien Spiel der Elemente ausgehen mag.

Biologie und Bewusstsein

Ein ziemlich trüber Tag, obwohl es ganz anders gemeldet war. Ich warte immer noch auf die so wohltuende winterliche Sonneneinstrahlung, während der es mir einfach besser geht. Die Kombination von Hochnebel und Frost dagegen drückt aufs Gemüt und schwächt den Organismus. Jedenfalls bei mir und anderen wetterfühligen Menschen. Die Witterung muss sich einfach ändern, soll so etwas wie Aufbruchstimmung entstehen. Selbst die Bäume kann ich bei solchem Wetter nicht wirklich wahrnehmen, wie ich beim heutigen Mittagsspaziergang erschreckt feststellen musste. Darin sehe ich einen Hinweis auf etwas, was man, glaube ich, gar nicht so richtig vergegenwärtigt. Dass nämlich unsere biologischen Grundlagen, unsere körperliche Substanz nicht nur die körperliche Befindlichkeit, sondern auch die Wahrnehmung und die Aufnahmefähigkeit, nicht zuletzt unsere Kreativität wesentlich beeinflussen. Vielleicht stärker als alle noch als alles, was unsere wie auch immer ausgeformte Kultur bewirkt. In Abwandlung von Marx: Die Biologie bestimmt das Bewusstsein. Es ist schön, dass man das nicht absolut sehen kann und muss. Wie anders könnten Menschen z. B. auf diese Seite finden? Oder auf die Idee kommen, ein Baumtagebuch zu schreiben?

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.