Künstlerische Rückblicke

Es ist schon interessant, wenn ich heute eine künstlerische Arbeit fotografiere, die ich vor über zwanzig Jahren abgeschlossen habe. Dieses Erlebnis wird sich in den kommenden Tagen wiederholen. Die Skulpturen von damals waren Holzskulpturen im üblichen Sinne, das Material und seine ästhetischen Reize betonend. Erst als sich mein Interesse vom rein Objekthaften hin zur Rauminstallation und zum Thema ,,Baum“ bewegte, trat das Material als Träger und Medium in den Hintergrund. Die Differenz-Einheit, wie ich es nannte, von ursprünglich lebendem Baum und künstlerischer Überformung rückte in den Mittelpunkt. Weil sich seitdem so viel verändert hat, verbinde ich mit den frühen Arbeiten gemischte Eindrücke. Zum einen die Erinnerung an die durchaus biografisch zu nennende Bedeutung der Arbeiten damals, zum anderen die heutige Einordnung vor dem Hintergrund neuer Lebenserfahrungen. Da schwingt schon reichlich viel Distanz mit. Aber die Dinge heute anders zu sehen, bedeutet für mich nicht, das frühere zu vergessen oder nicht ernst zu nehmen. Im Gegenteil, es waren verdammt gute Arbeiten, nicht nur weil sie den Betrachtern besser ,,gefielen“ als spätere Skulpturen und raumbezogene Arbeiten. Auch weil sie ohne große Umwege, ohne den ganzen kunsthistorischen und kommunikationstheoretischen Hintergrund entstanden sind, der später für mich und meine Arbeit sich als so prägend herausstellen sollte. Es waren insofern sehr persönliche Arbeiten, die für mich weitaus mehr bedeuten als nur schön anzusehende Holzskulpturen.

Fastnachts-Urlaub

Eine Woche Urlaub. Eher ungewohnt, jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, schon mal um diese Zeit Urlaub gemacht zu haben. Wie auch immer, in der Wahl der Zeiträume habe ich immer schon ein gutes Händchen bewiesen. Und zu tun gibt’s ohnehin genug. Vielleicht endlich mal wieder längere Spaziergänge und – soweit das Licht es erlaubt und die Jahreszeit noch Rest-Reize entfaltet – neue Baumaufnahmen. Sicher aber Fotos meiner älteren Skulpturen, einige Experimente und viel Ordnungs- und Archivierungsarbeit. Gesundheitsfragen stehen natürlich auch wieder auf dem Programm. Die Fastnachtszeit ist dafür nicht die schlechteste. In dieser Zeit steht die Zeit ohnehin still, man muss sie also nicht erst anhalten, was sonst so viel Energie kostet.

Nostalgie-Sonntag

Atmosphärisch hatte es heute etwas von einem jener Sonntage, die mir aus meiner Essener Studienzeit noch so gut in Erinnerung sind. Ruhig und irgendwie zeitlos, ein wohltuender Stillstand, irgendwo zwischen zwei Aktivitätsphasen. Ereignisse, wie ein Museumsbesuch oder ein Spaziergang waren möglich, aber nicht zwingend. Die Zeit genügte sich selbst. So ähnlich war es also heute, mit vergleichsweise spätem Aufstehen, Routineerledigungen am Vormittag, einem einstündigen Spaziergang an der Saar nachmittags, einem entspannten späten Nachmittag und Abend. Nur nicht zu viel Kommunikation! Vielleicht ist das ja das Geheimnis der Entspannung? Die Natur macht es einem zurzeit leicht, diese verschlafenen Sonntage zu realisieren. So reizlos, dass man nichts, nicht einmal die Bäume richtig wahrnimmt. Das einzige Baumereignis des Tages: Die Ergänzung meiner Foto-Serie ,,Tot-Holz“ um zwei neue, allerdings schon vor Wochen aufgenommene Motive.

Der gute Kontrast

Mehr als die Hälfte meiner Armband-Abbildungen habe ich inzwischen schon ersetzt durch überarbeitete Fotografien aktueller Bänder. Das ist mir wichtig, da ich vor ca. 2 Jahren den Perlendurchmesser auf 7 mm reduziert und die Kantenglättung intensiviert habe, was das Erscheinungsbild stark beeinflusst. So hoffe ich, bald ein einheitliches Bild vermitteln zu können. Durch die heutige Arbeit wird ein weiteres Motiv, vom Haselbaum nämlich, hinzukommen. Vielleicht ersetze ich auch die Abbildung des Zürgelbaumbandbildes, da beim letzten Mal die Form nicht so richtig entspannt erschien. Wäre ganz gut, den Kontrast zur ewigen Bildschirmarbeit regelmäßig genießen zu können. So wäre mir die Platzierung am Wochenende eigentlich immer recht. Natürlich lässt sich das nicht programmieren, aber ich arbeite daran und bin auch sicher, dass Beständigkeit langfristig ihre Wirkung nicht verfehlt. Noch mehr Freude würde es freilich machen, wenn wir erträglicheres und vor allem gleichmäßigeres Klima hätten. Daran kann ich mich immer schlechter anpassen. Als ob die Schwankungen sich in meinem Körper spiegelten. Wenn mich einer fragte, was Wetterfühligkeit sei, ich könnte ihm einiges erzählen. Aber wirklich verstehen würde er es vermutlich trotzdem nicht.

Bäume und Naturkatastrophen

Immer wieder hört man von Naturkatastrophen, die irgendwie mit Bäumen zu tun haben. So der verheerende Erdrutsch, der aktuell in einer bestimmten Region der Philippinen vermutlich Hunderte Menschen das Leben gekostet hat. Es sei gewesen, so berichtet eine Regierungsfunktionärin, als ob die Bäume aufrecht stehend mit dem Berg abgerutscht seien. Der Boden war nach Wochenlangen Monsun-Regenfällen vollkommen aufgeweicht. Und was nur in einigen Meldungen zur Katastrophe als Hintergrundinformation genannt wird: Dass der Berg abrutschte und ganze Häuserzeilen unter sich begrub, lag vermutlich an einem groß angelegten illegalen Holzeinschlag in dieser Region, der schon mehrfach zuvor ähnliche Erdrutsche zur Folge hatte. Das alte Lied: Die Bäume befestigen den Boden und verhindern die Erosion und das unkontrollierte Aufweichen der Flächen. Wenn sie unkontrolliert gerodet werden, kann nichts ihre so lebenswichtige Funktion ersetzen. Es scheint, dass in solchen Dingen niemand etwas dazu lernt. Besonders in so armen Ländern, in denen offenbar das Bewusstsein um die Gefahren solchen Handelns nicht ausreichend verbreitet ist oder skrupellose Geschäftemacher sich nicht darum scheren, wenn Unbeteiligte gefährdet werden oder gar sterben müssen. Wacht auf und bedenkt, dass in der Natur alles voneinander abhängig ist, und dass vor allen anderen die Menschen Verantwortung tragen für die Möglichkeit eines gesunden ökologischen Gleichgewichts!

Geometrie und Natürlichkeit

Das gehört zu den Dingen, über die man sich streiten könnte. Wenn man wollte. Die Lust mancher Menschen, Bäume und Sträucher in Form zu schneiden, als Baum-Skulpturen sozusagen, ist mir selber nicht so nachvollziehbar. Bin beim Abendspaziergang wieder an einem Vorgarten vorbei gekommen, in dem mehrere solcher Skulpturen stehen, aus Zypressen gestaltet. Es sind gestufte Säulen aus kugeligen Elementen, die im eingeschnürten Bereich den Stamm sichtbar werden lassen. Mir scheint, es entspringt der Lust, die Natur gewissermaßen zu bezwingen. Vielleicht auch, um einen Grund zu haben, dahinter zu bleiben. Schön ist es eben nur, wenn die Geometrie, der künstliche Gegenpol, deutlich genug ist. Und wenn das jemand ernst nimmt, kann ich es akzeptieren und als eine Art Leistung anerkennen. Auch wenn ich es selber nicht tun würde. Zu großen Respekt habe ich vor der Individualität lebender Bäume.

Vom Kreislauf der Natur

Der Kreislauf, der sich daraus ergibt, dass die welken Baumblätter sich nach dem Abfallen im Herbst wieder zersetzen und von Regenwürmern und Kleinstlebewesen in die Erde zurückverwandelt werden, aus der der Blatt tragende Baum sich nährt. Dieser Kreislauf ist Thema eines broschierten Kinderbuchs mit dem Titel ,,Die Blättergeschichte“, welches wir neu auflegen möchten. Die Suche nach dem Autor, einem engagierten Biologen, welcher die Themen bezogenen Kinderzeichnungen mit kindgerechten Texten, die dennoch wissenschaftlich fundiert erscheinen, versehen hat, gestaltet sich als schwierig. Ein M. H. aus Hamburg, wo es mindestens 10 seiner Namensgenossen gibt. Wir werden es schon schaffen, denn es wäre eine schöne Sache, dieses gelungene Werk heutigen Kindern wieder zugänglich zu machen. Zeitlos und einen ganz wichtigen Aspekt des Werdens und Vergehens in der Natur ansprechend ist das Buch, das wie so vieles, ohne die Bäume nie entstanden wäre. So dienen sie auch hier wieder als Inhaltsträger, Symbolzeichen und immer währendes Anschauungsbeispiel für die großen Lebensthemen, die Kindern ihrer Erfahrungswelt gemäß kaum besser nahe gebracht werden können.

Neujahrsfest der Bäume

Habe heute einen recht interessanten Artikel über ein jüdisches Neujahresfest gelesen, welches mit der Verehrung der Bäume und mit einer Art Frühjahrsritual zusammenhängt, das wie so häufig bei historischen Baumkulten einen ganz lebenspraktischen ökonomischen Hintergrund hat. Dass das Neujahrsfest der Bäume jetzt gefeiert wird, hängt mit dem vom gregorianischen abweichenden jüdischen Kalender zusammen.

TU BiSchevat – das „Neujahrsfest der Bäume“

von Johannes Gerloff (Jerusalem)

Am Sonntagabend hat das diesjährige „Neujahrsfest der Bäume“, „TU BiSchevat“, begonnen – eine Art Frühlingsfeier aus Freude über die ersten Baumknospen.

„Wenn ihr in das Land kommt, sollt ihr allerlei Bäume pflanzen!“ Unter dieser Überschrift aus 3. Mose 19,23 laden die Schulen in Israel Eltern und Schüler dazu ein, die Flora ihres Heimatlandes besser kennen zu lernen. Im Rahmen besonderer Veranstaltungen bekommen die Schüler nicht nur ihre Halbjahreszeugnisse, sondern feiern auch den Frühlingsanfang. An „TU BiSchevat“ ziehen dann die Schulklassen aus, um in der Umgebung ihres Wohnortes neue Bäume zu pflanzen.

Wörtlich übersetzt bedeutet „TU BiSchevat“ „der 15. Tag des Monat Schevat“. „Schevat“ heißt der fünfte Monat im jüdischen Kalender, der in die Monate Januar und Februar des gregorianischen Kalenders fällt.

Das „Neujahrsfest der Bäume“ ist in der jüdischen Tradition ein „Halbfeiertag“, weil seine Einhaltung nicht in der Bibel geboten wird und er auch im Talmud kaum erwähnt wird. Fasten ist an diesem Tag nicht erlaubt.

Im ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung wählte die Gelehrtenschule „Beit Hillel“ den 15. Schevat, um den Zehnten der Früchte für ein Jahr festlegen zu können. Die Frucht derjenigen Bäume, die nach dem 15. Schevat blühen, wird also im folgenden Jahr besteuert. Das Datum wurde gewählt, weil vor dem 15. Schevat im Land Israel der meiste Regen des Jahres fällt. „TU BiSchevat“ hat also eine ganz praktische Bedeutung, wenn das Volk Israel im Land Israel lebt.

Das „Neujahrsfest der Bäume“ symbolisiert die Neubelebung und Befreiung des Landes und die Eroberung der Wüste. Während die jüdischen Kinder in der Diaspora an diesem Tag schulfrei hatten, ist er heute voller Aktivitäten. Man singt TU-BiSchevat-Lieder und tanzt viel.

Die Phantasie der jüdischen Tradition denkt sich die Bäume als Gemeinde, mit Rabbi, Vorbeter und Schammes (Synagogendiener). In ihrer ganz eigenen Art loben die Bäume den Schöpfer, haben ihre eigenen Melodien beim Verlesen der Torah, so wie das vor langer Zeit schon der Prophet Jesaja gesagt hatte: „Berge und Hügel sollen vor euch her frohlocken mit Jauchzen und alle Bäume auf dem Felde in die Hände klatschen“ (Jesaja 55,12).

Veröffentlicht auf: www.israelnetz.de

Kampf der Jahreszeit

Die Magnolienbäume haben sehr markante Zweigformen, so außergewöhnlich und eigentümlich wie die der schönen Blüten. Seit einigen Tagen können wir im Wohnzimmer das ,,Blütenwunder“ bestaunen, das sich bei den Magnolienzweigen einstellt, wenn sie nur einige Wochen lang sich in einem Ofen beheizten Raum befunden haben. Draußen lassen die noch geschlossenen Blütenknospen ihre Pracht und Größe nur ahnen, weit davon entfernt, sich zu öffnen und den Spätfrühling vorwegzunehmen.

Magnolienblütenknospen im Winter

Vielmehr bestimmen immer noch die Schatten der Bäume den Landschaftseindruck, heute auf einem von Schneestaub bedeckten noch zugefrorenen Teich:

Schnee-Baumschatten

Das ist ein Kampf zwischen Winter und Frühling. Jeden Tag scheint der Sieg die Seite u wechseln. Aber das ist eben auch ein Zeichen dafür, dass die neue Jahreszeit nicht mehr aufzuhalten ist.

Neue Landschaftseindrücke

Die Fahrt heute nach Bad B. hatte gewisse landschaftliche Reize. Vielleicht lag das einfach daran, dass die Strecke ganz neu für mich war, zudem mit vielen hügeligen Höhenzügen und weiten Feldflächen ausgestattet, was den Blick weit schweifen lässt. Es hatte aber auch mit einer Fülle von Baum-Wahrnehmungen zu tun: Winzige Nadelbäume in einer Baumschule, die Art war mir im Vorbeifahren nicht erkennbar, die so wunderbar dunkel-satt-grün in mehreren Linien standen, dass sie eine irgendwie surreale Szene erzeugten. Rauhbereifte Einzelbäume inmitten einer winterkahlen, aber sonst gänzlich unbereiften Landschaft. Eine Reihe von Obstbäumen, die allesamt mit einem kleinen Bretterzaun um den Stamm vor Viehverbiss geschützt waren. Schöne Baumhorizonte, die bei mehr Licht, einer anderen Tageszeit, der Möglichkeit anzuhalten und der gleichzeitigen Verfügbarkeit eines Fotoapparates wunderbare Motive abgegeben hätten. So bleiben sie nur in der Erinnerung zurück und bieten Stoff für diesen Tagebucheintrag. Wie immer aber auch Holz: Der Blick durchs Fenster in eine Ausstellung mit kunsthandwerklichen Holz-Arbeiten in einer heute leider geschlossenen Galerie in Bad B.. Brennholzstapel, meist gerissene Buchenabschnitte, fein säuberlich auf einheitliche Länge gesägt und ebenso sorgfältig aufgestapelt, so dass man sich fragt, wie jemand die Zeit aufbringt, die allein das Stapeln erfordert. Haufen von Stämmen an einem Sägewerk, die darauf warten, zu Brettern und Bohlen verarbeitet zu werden. Jede Menge schöner Holz-Stühle in einem Schlosssaal in Bad B. und Holzfurnierte Tische im benachbarten Café. Gespräche dazu, die sich nicht um das Holz oder die Bäume drehten, die ich aber auf Grund der Beschäftigung mit diesen besser ertragen und verarbeiten kann.

Natürliche Vorbilder

In der Natur vorgefundene Formen, wie Baumblätter oder Pflanzenranken, als Grundlage für Alltagsdesigns. Das begegnet uns häufig. Durch die Presseinfo eines Tapetenausstatters bin ich heute auf dieses Thema gestoßen. Und in der Tat. Als es noch nicht ganz so schick war, Räume in nüchternem Weiß mit Rauhfaser oder Glasfaser zu tapezieren (übrigens bis heute meine Favoriten, weil am neutralsten für das, was an die Wände und sonst noch in der Raum soll), waren teils wild gemusterte Tapeten durchaus in Mode. Gleiches fällt mir für Wandfliesen, vor allem in Bädern ein, oder für Duschvorhänge und ähnliches. Das muss nicht zwangsläufig kitschig sein. Im Gegenteil, geschmackvolle Designs etwa bei Geschenkpapier, die oft in barocker Manier florale und andere vegetabile Motive aufgreifen, wähle ich bevorzugt als Verpackungsmaterial zu Weihnachten. Weil es zusätzliche Atmosphäre schafft und das Schenken zum Erlebnis macht. Und ganze kunsthistorisch relevante Stile wie der Jugendstil setzen schließlich auch auf die Kraft des Ornaments, meist mit deutlichen Anklängen an natürliche Vorbilder, die bevorzugt in den Bäumen gefunden werden. Die Symbolik der Bäume reicht damit in die kleinsten Winkel des Alltags, seiner sinnlichen Oberfläche und emotionalen Situationsabhängigkeit. Menschen, ihr ahnt gar nicht, wie stark ihr von den Bäumen und mit der übertragenen Kraft der Bäume lebt!

Wieder einmal: Die Bäume und das große Gefühl

Heute war die gesamte dramatische Symbolik in ,,Julia“ auf den Bäumen aufgebaut. Blicke in winterkahle Baumkronen vor graublauem Himmel, in baumbesäumte Horizonte beim rot glühendem Sonnenuntergang, auf rote Heckenrosenfrüchte an kahlen Sträuchern, auf mächtige zeichnungshaft wirkende Baumstämme als lichtdurchflutete Kulisse herzzerreissender Personen-Nahaufnahmen. Es sind solche Verwendungen der Baum-Symbolik, die im Zeitalter der Massenmedien mit am eindrücklichsten wirken. Kaum deutlicher kann man erfahren, wie stark die emotionale Kraft der Bäume sein kann, und in einen wie engen Zusammenhang sie sich mit den seelischen Befindlichkeiten, Veränderungen und Umbrüchen der Menschen setzen lassen. Die emotionale Schlüssigkeit und ästhetische Qualität besonders wichtiger Szenen lässt sich im Spiegel oder vor dem Hintergrund der Bäume in unvergleichlicher Form realisieren. Wenn man eine wissenschaftliche Arbeit über die zeitgenössische Relevanz der Baumsymbolik verfassen wollte, wäre dies sicherlich das ergiebigste und spannendste Sujet.

Synchronizität und Kreativität

Zwischendurch gibt’s auch mal Lichtblicke. Wörtlich genommen bei der Witterung, die heute extrem zwischen Schneesturm und gleißendem Sonnenschein in jeweils kurzen Phasen hin- und herwechselte. Etwas weiter gefasst im Geschäft, das immer dann positive Überraschungen und, wie ich das immer wahrnehme, ,,Wellen“ bereit hält, wenn man denkt, die Dinge erstarren in einem unbeweglichen Zustand. Und symbolisch-energetisch in gewissen Synchronizitäten, die solche Erstarrungen zwischendurch auflockern und dem Denken und Tun dann eine neue kreativere Richtung geben. Heute früh habe ich schon auf dem um eine Woche zu spät umgeschlagenen Monats-Alleen-Kalender als Motiv für den Februar eine Allee aus Zypressen und Pinien erblickt, die laut Beschreibung bei Badiola in der Toscana aufgenommen wurde. Im Bild eine Landschaft, deren Himmel zwar, erkennbar an dem etwas dunkleren Blau und dem abgeernteten Kornfeld im Vordergrund, auf eine Jahreszeit außerhalb des Hochsommers, wahrscheinlich im Spätherbst verweist (passt irgendwie nicht zum Monat Februar!). Die aber eben doch an eine mediterrane Landschaft – Sonne, Weite und dolce vita denken lässt. So etwas finde ich sehr wohltuend, wenn ich im unterkühlten und in Kategorien der politisch-wirtschaftliche Lage gemessen frustrierten Deutschland daran arbeite, eben diesen Frust zu überwinden. Wie so oft kann die Erweiterung des Horizonts neue Dimensionen eröffnen.

Thema Holz

Die zurzeit lethargische Stimmung lässt auch das Bäume-Thema in den Hintergrund treten. Ich erkenne das an rückläufigen Zugriffszahlen auf die Seite, aber auch daran, dass so viele Dinge des Alltags so viel Energie schlucken, dass für die (eigentlich) wichtigen Themen kein Platz mehr zu sein scheint. Und dann geschieht auch wieder Unerwartetes. Wenn zum Beispiel eine Bekannte von M. dieser einen Abschnitt schön rosa gefärbten Holzes mitgibt, wohl wissend, sich erinnernd, dass ich Holz jeglicher Art liebe und es künstlerisch oder kunsthandwerklich bearbeite. Vom Mammutbaum soll es stammen, von welcher Art genau ist aber nicht bekannt. Es hat sehr breite Jahresringe, ist sehr weich und zeigt einen matt-schimmernden Glanz in rötlich-rosafarbener Tönung. Mal sehen, vielleicht versuche ich ein Armband daraus herzustellen, das dann weniger von der Zeichnung der Ringe lebt als von der feinen Mikrostruktur des Holzes und natürlich von der ungewöhnlichen Färbung. Es wird vermutlich so ähnliche Eigenschaften haben wie das Holz der Atlas-Zeder, an dem ich mich vor einigen Monaten einmal versucht habe. Noch ein zweites Holz-Ereignis: V. hat einen alten Apfelbaum von unserer eigenen Streuobstwiese gefällt und den ziemlich mächtigen Stamm in Bretter sägen lassen. Das Ergebnis lässt hoffen, einige schöne Abschnitte im getrockneten Zustand zurück zu behalten. Leider sind alle von diesem Stück in den letzten Jahren entnommenen Apfelbäume aber ohne die für die Art typische rot-braune Färbung des Kernholzes gewesen. Vielmehr erscheinen sie vollständig in der hellen gelblich-weißen Splintholzfarbe. Eigenartig und schade, denn der Charakter der Art kommt so nicht wirklich zum Vorschein und die Verwechslung mit ähnliche aussehenden Hölzern wie Ahorn und Birnbaum ist leicht möglich.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.