Entspannter Sonntag

Der Frühling macht mich müde, aber das hat auch etwas Entspannendes. So haben wir den ganzen Tag mehr oder weniger vertrödelt. Immerhin bin ich zum Aufräumen und ein wenig Lesen gekommen. Am Nachmittag haben wir den jüngst erhaltenen riesigen Sonnenschirm aufgespannt und uns darunter auf das frisch geschnittene Rasenstück hinterm Haus zum Kaffee niedergelassen. Mit Blick auf den blühenden Nashi-Birnenbaum und den ebenso schön blühenden Zierapfel:

Nashiblüte

Zierapfelblüte

Der richtige Birnbaum lässt noch eine Weile auf sich warten. Hoffentlich werde ich am kommenden Wochenende meiner Fotosammlung die fehlende Aufnahme hinzufügen können.

Der Sommer kann kommen

So ein Saubermachtag ist doch auch mal ganz schön. Wir haben heute die obligatorische Hochdruckreiniger-Aktion rund ums Haus durchgeführt. Das ist der symbolische Abschluss des Winters und die Vorbereitung auf die Freiluftsaison. Und wirklich wohl kann man sich dort nur fühlen, wenn der ganze übers Jahr sich festgesetzte Schmutz mal mit Wasserkraft weggepustet wird. Vor allem die Grünalgen auf der transparenten Überdachung, die es uns ermöglicht, den Sommer über draußen zu sitzen. Das Rattan-Sofa ist auch schon aufgestellt, die Hollywood-Schaukel gereinigt, und morgen kommen noch der Rattan-Tisch mit der Glasplatte und die Stühle dazu. Dann wird dem ausgeruhten Blick auf den zurzeit schön blühenden Garten nichts mehr im Wege stehen. Das hat den ganzen Vormittag eingenommen. Am Nachmittag bin ich dann doch noch dazu gekommen, die beiden neuen Armbänder herzustellen: Apfelbaum und Zürgelbaum, zwei schöne Hölzer, die ich gerne verwende. Zumal ich verschiedene Menschen kenne, die den beiden Bäumen zugetan sind. Ich bin sicher, die Adressaten werden zufrieden sein. Ja, ein schöner Frühlings- – ich würde fast sagen Frühsommer- Tag, den ich mal in rein körperlicher Aktion verbracht habe. Wäre regelmäßig an den Samstagen vielleicht nicht das Verkehrteste.

Unbekannte Schönheiten

In meinem inzwischen ganz schön umfangreichen Foto-Archiv habe ich an verschiedenen Stellen Ordner mit der Bezeichnung ,,unbekannt“ angelegt. Denn häufig begegne ich Blüten oder Früchten, die ich nicht zuordnen kann. Vor allem bei Sträuchern, die so viele Zierformen kennen, ist das recht häufig. Da aber gerade bei diesen Formen oft sehr schöne Oberflächen zu entdecken sind, möchte ich sie gerne im Bild festhalten. Auch im Hinblick darauf, sie später dann doch identifizieren zu können. Eine solche No-Name-Blüte habe ich auch heute wieder eingefangen. Keine Ahnung, wozu die gehört, es sind niedrige Sträucher aus einem Parkstreifen in D. gewesen:

Blüte

Anderes ist wohlbekannt. So dieser wunderbare Magnolienbaum, den ich seit Jahren zu allen Jahreszeiten beobachte, da er auf meinem Arbeitsweg liegt. Die Bewohner dieses ,,Magnolienhauses“ sind zumindest in diesen Wochen des Jahres, in denen die Blüten ihre Pracht zeigen, wirklich zu beneiden:

Magnolienhaus

Und anderswo wähnt man sich im Urwald. In Wirklichkeit verhält es sich aber viel harmloser. Das geradezu unanständig üppige Grün gehört einem Spitzahorn:

Ahorndschungel

Ganz interessant: Das Hell-Gelb-Grün der Blüten vermischt sich dieser Tage mit dem ersten zarten Blättern, die gerade dabei sind sich zu entfalten und dem Ahorn-Dschungel dunkelgrüne Tupfen verleihen.

Blütenträchtig

Es war ein schöner Frühlingstag. Die Magnolienbäume blühen prächtig, und auch die Zierkirschen versprühen ihre wunderbaren Farben, die je nach Art zwischen Weiß und Rosarot variieren:

Frühlingsblüten

Frühlingsblüten

Das Licht hat heute dafür gesorgt, dass die Tristesse der letzten Monate endlich einmal abgelöst wurde von frühlingsgehauchter Transparenz und Farbigkeit. Sehr schön haben es auch die üppig mit Blüten übersäten Trauerweiden reflektiert und damit der Jahreszeit ihre so lange herbeigesehnte Aufbruchstimmung verliehen:

Trauerweide

In einer dieser schönen Bäume hat sich ein Marienkäfer verliebt und sich im Blütenstaub nur so gesult:

Marienkäfer auf Trauerweide

Von mir aus kann es gerne so weiter gehen.

Noch einmal Ahornblühen

Ahornblühen

Dies meinte ich gestern mit dem leuchtenden Blühen der Spitzahorne, die das vegetative Straßenbild zurzeit dominieren. So beeindruckend die Gesamterscheinung der Bäume mit dieser Blütenpracht ist, so schwierig ist es, eine Einzelblüte ins Bild zu setzen. Aus den vergangenen Jahren liegen mir zwar noch ganz gute Aufnahmen vor, aber damals war es nicht weniger schwierig. Die Art der Blüte entzieht sich einfach einer Fokussierung. Sie lebt vom Licht, verstreut gewissermaßen das Licht und verleiht dem Baum, auch weil sie so dicht hervorsprießt, eine irisierende Ausstrahlung. Eigentlich kann man das nur im Augenschein richtig erfassen. Das Foto ist nur ein Abklatsch. Wie so oft, wenn man versucht, das Mysterium der Bäume bildhaft darzustellen, gelingt immer nur eine Annäherung, aber eine, die sich lohnt und umgekehrt wiederum die direkte Beoachtungsfähigkeit verbessert und die Augen ein Stück weiter öffnet für das Schöne in der Natur.

Leuchtendes Ahorn-Blühen

Jetzt kommen langsam die Schlehdornblüten. Meist noch geschlossen und nur die kleinen Blütenblätterkugeln zeigend, teilweise aber schon aufgefaltet, setzen sie derzeit weiß leuchtende Akzente in der noch reizlosen Baumlandschaft. Am auffallendsten aber sind zweifellos die üppigen Blütendolden des Spitzahorn. Irgendwie erinnert das mich immer an Gemüse – Broccoli – welches an den Bäumen hängt. Bevor ich anfing, die Bäume genauer zu beobachten, dachte ich immer, das seien Blätter. Umso erstaunter war ich, in dem leuchtenden Hellgrün die vor den Blättern erscheinenden Blüten zu erkennen. Ich hoffe, die Temperaturen steigen jetzt endlich. Dann nämlich ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass unsere Bienen den Weg zu den jungen, aber schon blühenden Ahornbäumen direkt vor ihrer Tür finden und unser Frühjahrshonig eine neue Note erhält. Schon im vergangenen Jahr war mir aufgefallen, dass der frühe Honig geschmacklich eine andere Richtung genommen hat. Weniger Weißdorn- und Obstbaum-Anteile, dafür offensichtlich mehr von dieser frühen Ahornblüte, die zuvor nie eine Rolle gespielt hat. Die Landschaft verändert sich eben auch, oder wird verändert, wie in diesem Fall. Wenn auf der anderen Seite neue Bäume gepflanzt werden, entschädigt dies ein Stück weit.

Ein alter Bekannter

Gefällte Hainbuche

Gefällte Hainbuche

Gefällte Hainbuche

Auf meinem Lieblingsweg habe ich in den letzten Jahren mit vielen Bäumen Bekanntschaft gemacht. Eigentlich mag ich alle Bäume, aber manche treten eben doch hervor, sprechen mich besonders an, stellen etwas dar, lassen eine bestimmte Saite zum Klingen bringen. So auch die am Wurzelstock schon geteilte mächtige Hainbuche, die an der Biegung eines steil nach unten führenden Trampelpfades stand, den ich fast immer benutze. Schon häufig habe ich sie zuvor fotografiert. Wegen ihrer Teilung, wegen des für Hainbuchen so charakteristischen Drehwuchses und der Oberflächenfurchung, wegen des Efeus, das sich gerade an diesem Baum so schön nach oben schlängelte und ihn dadurch noch schöner, wie geschmückt erscheinen ließ. Er war auch für eine Hainbuche außerordentlich hoch und – so schien es mir – kerngesund. Umso erschrockener musste ich heute feststellen, dass sie der wohl letzten Baumschnittaktion vor Beginn der wärmeren Jahreszeit zum Opfer gefallen ist. Völlig unverständlich, warum gerade dieser stattliche und soviel Kraft ausstrahlende Baum gefällt wurde. Die Fotos mögen einen Eindruck seiner eindrücklichen Präsenz vermitteln, nun aber gestürzt, schon mit neonleuchtendem Pink besprüht, und das heißt wohl: für den Verkauf als Brennholz vorgesehen. Ein vertrauter Bekannter weniger auf meinem Weg, aber einer, den ich sicherlich nicht vergessen werde. Und der mir in Erinnerung kommen wird, jedes Mal, wenn ich diese Biegung nehme. Auch wenn der Stumpf irgendwann einmal beseitigt werden sollte. Wenn er aber stehen bleibt, wird er wieder ausschlagen. Seine einstige Größe aber ist Vergangenheit, ein zweites Leben als breit wachsender Hainbuchenbaum so gut wie vorprogrammiert. Auf dem Rückweg fällt mir dann eine wunderschöne Blüte an einem ganz unscheinbaren, kaum 30 cm über den Boden reichenden Strauch ins Auge. M. meint, es sei eine Zierapfelart. Vielleicht kann ich sie irgendwann genauer bestimmen:

Zierapfelblüte

Schöne Ostern

Vom Wetter her eher nicht. Trotzdem war es am heutigen Ostersonntag ganz angenehm, nicht gerade warm, aber wenigstens nur wenig Regen. Wir konnten am Nachmittag sogar eine Runde an der Saar drehen. Ansonsten ein schöner ruhiger Osterfeiertag, besonders eindrucksvoll die Übertragung der Heiligen Messe vom Petersplatz in Rom. Es spielt eben doch eine Rolle, wenn der Papst ein Deutscher ist. Aber auch die gestrige Osternachtfeier in unserer Pfarrkirche war sehr stimmungsvoll gestaltet und auch wegen des guten Besuchs ein Erlebnis für die ganze Kirchengemeinde. Schön, dass es diese Tage gibt, sie laden vielleicht am ehesten von allen kirchlichen Feiertagen zum Nachdenken, Rekapitulieren und Hinterfragen ein. Schön auch, dass dem Ostersonntag noch ein Ostermontag folgt und die Stimmung nicht gleich wieder eingefroren wird. Und der Frühling? Wie M. treffend bemerkte, man meint ihn herbeiführen zu müssen, wohl wissend und spürend, dass er sich nicht drängen lässt. Alles ist tatsächlich mindestens 4 Wochen zu spät, und wer weiß, wie lange es noch dauert. Ganz allmählich kommen die Blüten des Spitzahorns, übrigens ein irres Hellgrün, im schwächeren Licht fast neonfarben leuchtend. Der Schlehdorn traut sich ebenfalls noch nicht so richtig, lediglich kleine noch geschlossene Blütenknospen waren beim heutigen Spaziergang zu sehen. Und auch die Blätter mancher Gehölze sind in ihrem bereits begonnenen Entfaltungsstreben noch gehemmt. Nun, wir können es nicht ändern, wünschen uns aber zum Abschluss des Osterfestes einen Neuanfang auch auf der klimatischen Ebene. Er könnte den symbolischen unterstützen.

Schön ruhig

So habe ich mir den Ostersamstag eigentlich auch gewünscht. Schön ruhig, obwohl wir die wichtigen Dinge erledigen konnten: Ein Abstecher nach M., um den Osterkuchen zu kaufen – nebenbei habe ich eine Reihe toller Engel gefunden, und einen Porzellan-Christbaum von Goebel bestellt. Auch in manch anderem Geschäft mit niedlichen Deko-Artikeln zu Weihnachten und Ostern konnten wir uns kaum losreißen. Ansonsten ein bisschen aufgeräumt, Papier verbrannt – das Verbrennen ist gerade an solchen Übergangstagen für mich ein wichtiger symbolischer Akt, und das Bedürfnis kommt zur richtigen Zeit wie von selbst. Und ein bisschen gelesen, einfach mal ein paar zusammenhängende Gedanken gedacht – wie selten komme ich in letzter Zeit dazu. Auf den kurzen Autofahrten wieder einmal das so schön zum Fest passende Eidottergelb der Forsythien bewundert. Und am Grab von G. die schon mit der Blüte beginnende Hainbuche betrachtet. Die Zeit der Bäume kommt erst noch. Bis dahin haben die Frühlingsblumen eindeutig den Vorrang in der Aufmerksamkeit der Menschen.

Karfreitag – facettenreich

Der Tag stand im Zeichen des Besuchs in G. Und er hatte, abgesehen von der durchwachsenen, eher unwirtlichen Witterung, so gar nichts vom Ernst und der Beschaulichkeit, die ich gewöhnlich mit dem Karfreitag verbinde. Eher fröhlich fiel dieser Tag aus, und passend dazu sind mir auf dem Spaziergang mit W. und Hund auch ganz gute Blütenfotografien der Forsythien sowie der Mandelbäume gelungen. Aufnahmen, die den äußerlich eher trüben Tag nicht so ohne weiteres ahnen lassen. Die Dinge gehen eben nicht immer nur in eine Richtung, sondern offenbaren bisweilen ihre manchmal schillernden Facetten:

Forsythienblüte

Mandelblüte

Während die Forsythien auch in hiesigen Gärten und Grünanlagen dieser Tag sehr häufig anzutreffen sind und irres Gelb versprühen, sind Mandelbäume nur in dem etwas begünstigteren Klima dieser Ecke von Rheinland-Pfalz, selbstverständlich auch in noch südlicheren Regionen zu finden. Schade, denn die Blüte ist einfach fantastisch. Auf der Neuleininger Burg dann noch eine interessante Entdeckung auf dem Tisch der Wirtsstube: Ein Oster-Baum und somit eine für mich sehr spannende Verbindung zweier Sinnbereiche: Der Weihnachtsbaum und das Ei als Symbol der Fruchtbarkeit und des Neuaufbruchs. In dieser Verbindung habe ich das zuvor noch nicht gesehen. Aber stimmig scheint es mir doch. Denn beides steht für die Wiedergeburt, für die Umwandlung, für den Neuanfang nach Durchqueren eines tiefen Tals. Schön, wenn solche Kreationen sinnhafte Verbindungen herstellen, die ohne sie nie zustande gekommen wären:

Ostereierbaum

Was für ein seltsames Jahr

Frühjahrsmüdigkeit – das scheint mir keine Erfindung zu sein. In jedem Jahr spüre ich sie aufs Neue. So auch zurzeit bei diesem wahnsinnigen Hin- und Her von Frühlingsaufbruch und -rückzug. Der Karfreitag steht bevor, und wie zu erwarten ist, wird die Witterung die symbolische Bedeutung des Tages unterstreichen. Und wie als Zeichen des Wiederanfangs und des Aufbruchs in eine bessere Zeit wird der Samstag wohl der schönste während der Ostertage sein. Schade, dass das nicht auch für Ostern selber gelten wird. Ich weiß nicht, ob ich die Wettervorhersagen als Errungenschaft sehen soll. Sie raubt auch einiges an Zuversicht und hinterlässt die nüchterne Erkenntnis: es kommt so wie es kommen soll. Während ich reihenweise neue Osterhasen in der Wohnung verteile und an der Flash-Animation meines Ausstellungsprojekts Differenz-Einheit arbeite, sind die Außenprojekte, Fotografien noch nicht erfassten Baum-Blüten, erste Versuche mit Digitalvideo und anderes, mal wieder in weitere Ferne gerückt. Wann können wir endlich starten in dieses neue und irgendwie noch immer nicht ganz präsente Jahr 2006?

Ökologie und kultureller Sinn

Es war ein Tag, der der Vorfreude auf das Osterfest gewidmet war. Ms Bemerkung, man merke gar nicht, dass es sich um die Karwoche handele, kann ich nicht bestätigen. Ich finde schon, dass man die besondere Atmosphäre spürt, die mit den Tagen vor Ostern und um Ostern herum verbunden ist. Die Besonderheit kommt meiner Ansicht nach nicht nur von der Sinnhaftigkeit des christlichen Festes selber. Da spielt auch der endlich fühlbare Frühling und die Veränderung der Vegetation, vor allem das Blühen der Bäume und das Farbleuchten der Blumen eine wichtige Rolle. Und schon interessieren sich die Besucher meiner Seite und die Sucher in Suchmaschinen wieder für den Maibaum, der in den vergangenen 11 Monaten kein relevantes Suchthema mehr war. Der Mensch ist eben immer auch verbunden mit dem Ganzen des ökologischen Systems. Steht in einem wechselhaften Austauschverhältnis mit der Umwelt. Gut so, denn nur so kann in einer ruhelosen Zeit Aufmerksamkeit auf kulturellen Sinn gelenkt werden. Und nur so kann dieser Sinn lebensbestimmend und richtungsweisend wirksam sein.

Gemeinschaft der Wünschenden

Die Häufung der Wünsche zu manchen Zeiten kann man nicht wirklich vorhersagen. Ich glaube aber, dass es so etwas wie Hochzeiten und Tiefzeiten des Wünschens gibt. Plötzlich artikulieren innerhalb kurzer Zeit alle möglichen Menschen ihre Wünsche, und dann scheint für lange Phasen die Zeit und mit ihr das Wünschen still zu stehen. Ich lese das an der sehr wechselhaften Frequentierung des virtuellen Wunschbaums ab, mit dem ich vor einigen Jahren ein unaufdringliches und anonymes Forum geschaffen habe, um die Wünsche sich in einem dafür bestimmten Raum entwickeln zu lassen. Sie können dort geäußert und quasi abgelegt werden. Eine Entäußerung, mit der der Wünschende sich selber spiegelt und sich damit Anlass zu Reflexionen über sich und das eigene Wünschen gibt. Interessant finde ich dabei, dass die Menschen, jedenfalls die, für die das Wünschen ein Thema ist, offenbar in einer atmosphärischen Verbindung zueinander stehen, die dem einzelnen in der Regel nicht bewusst ist, ihm die Formulierung des Wunsches und seine Platzierung am Wunschbaum aber erheblich erleichtert. Wenn dieses Forum diese Erleichterung befördert, hat es seinen Sinn voll und ganz erfüllt.

Vorsichtig

Da hatten sie sich wohl ein wenig zu früh gefreut. Die Blattknospen der Rosskastanien und verschiedener anderer Arten hatten sich schon vorsichtig geöffnet. Die fein verästelte Struktur der eingefalteten Blätter bildet aber noch eine Kugelform, bleibt vorerst noch verschlossen. Nur zwei, drei wirklich frühlingshafte Tage und sie würden sich über Nacht entfalten, um anschließend in die Breite zu wachsen. Nach dem neuerlichen Temperaturrückgang aber haben sie scheinbar einen Schock erhalten und blieben in einer Bewegung stecken, die schon dabei war, flüssig weiter abzulaufen. Die Bäume haben es wahrlich nicht leicht in dieser Zeit. Kaum noch eine Jahreszeit, die charakteristisch zu nennen wäre. Eigentlich nur noch ein ständiges Hin und Her, Auf und Ab. Eine Belastung für Pflanzen, Tiere und Menschen. Immerhin das haben wir immer gemeinsam: Die äußeren klimatischen Bedingungen. Gemeinsam müssen wir auch Strategien entwickeln, mit diesem Zustand gut und unerschrocken zu leben.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.