Geheimnisvoller Weg

Das Licht des Frühlings war heute erstmals wirklich spürbar. Eben nicht nur das Licht, auch die charakteristische Wärmeempfindung gehört dazu. An solchen Tagen, oder wenn sie sich ankündigen, bevorzuge ich den Maria-Croon-Weg. Abwechslungsreich, gering frequentiert, was immer besser ist, und anders als die gewohnten Wege, eben etwas für die besonderen Tage. Man kann die Frühlingsatmosphäre sehr gut sehen:

Leukbachtal

Am Ziel- und Wendepunkt des Weges ein gewaltiger Haselstrauch, der sich zum Baum ausgewachsen hat, wie seine Artgenossen in voller Blüte und die wärmeren Temperaturen genießend:

Haselbaum

Auf dem Weg, der viel wichtiger ist als das Ziel, wunderbare Schnappschüsse, wie diese Spiegelung in einer den Weg zerschneidenden Regenabflussrinne aus Metall:

Wegrinnsal

Und immer wieder die Bäume: Die dreisprössige Schwarzerle, an deren Wurzel sich der kleine Wasserfall teilt:

Bachwurzler

Der skurrile Korkenzieher-Hasel am Mühlrad des Fischervereins:

Korkenzieherbaum

Wer sieht so etwas außer mir? Falls es niemanden gibt, sind die offenen Geheimnisse umso wertvoller.

Kreativer Wandel

Die Animation der Gipse hat mich einiges an Nerven gekostet, aber jetzt ist das Projekt so gut wie abgeschlossen. Dabei habe ich festgestellt, dass das Formbetonte der Gipsplastiken mich zurzeit sehr anspricht. Vielleicht sollte ich tatsächlich wieder anfangen zu modellieren. Diese 18 Gipse, die ich an 18 Tagen realisiert habe, jeden Tag einen aus dem Bauch heraus, das war so etwas wie ein Höhepunkt meiner bildhauerischen Arbeit. Auch wenn viele mit dieser Arbeit vor allem die Holzskulpturen verbinden. Ich denke, da steckt viel Individuelles drin, gerade weil ich es spontan geschaffen habe. Auf einer anderen Ebene versuche ich Ähnliches mit diesem Baumtagebuch. Nur ein Wechsel des Mediums. Wer weiß, vielleicht ist die Zeit ja gekommen, die Sprache wieder in den Hintergrund zu stellen und dem Präsentativen sein – jedenfalls bei mir – gleichbetontes Recht einzuräumen. Die Dinge und mit ihnen meine Kreativität sind im Umbruch. Ein Umbruch, der nichts anderes ist als ein zur Zeit passendes Hervorholen immer schon vorhandener Schätze.

Neue Sünden

So häufig schon habe ich es an dieser Stelle erwähnt. Und doch regt es mich immer wieder aufs Neue auf. Die radikale Baumschnitt-Wut in den öffentlichen Anlagen und Parks. Beim abendlichen Gang durchs Dorf, der heute früher stattfand als gewöhnlich, habe ich erst das ganze Ausmaß sehen können. Etliche Bäume und Sträucher, die sich zu ,,Weggefährten“ bei den unzähligen Spaziergängen der letzten Jahre entwickelt hatten, sind bei Sträuchern bis maximal einen halben Meter über dem Boden, bei Bäumen etwas großzügiger dimensioniert gekappt. Einfach abgesägt, so dass nur noch Stammbüschel mit parallel liegenden blanken Schnittflächen zu sehen sind. Freilich, es sind Gehölze, bei denen man eine besondere Ausschlag- und Regenerationsfähigkeit annehmen kann. Aber allein diese ingenieurmäßige Ausführung, der erkennbar mangelnde Respekt vor der Individualität jedes einzelnen dieser Bäume, erschrecken mich zutiefst. Sie werden wieder wachsen, aber was sie bis vor kurzem sein und werden wollten, ist nun nicht mehr die Grundlage, der Mensch hat ihnen eine neue Wachstumsrichtung aufgezwungen. Einfach schlimm, wenn es nur noch um Effektivität und Arbeitserleichterung geht. Der Rest von Naturzauber wird damit auch noch beseitigt. Gut dass mir keiner von diesen Gärtner-Ingenieuren begegnet. Ich könnte mich kaum zurückhalten.

Kristallbaum

,,Felix – der Weihnachtsbaum“, heute ist er angekommen, nachdem er monatelang, offenbar wegen der regen Nachfrage, nicht mehr erhältlich war. Er ist wahrhaft winzig, nur wenige Zentimeter, dieser kleine Kristallbaum von Swarovski mit der Sternspitze und dem topfartigen Ständer, beide ganz klar, während der silhouettenhafte Baum selber grün gefärbt ist und 5 rote Schmuckkugelandeutungen trägt. Aber was beschreibe ich hier umständlich seine Erscheinung, eine Fotografie leistet das viel besser. Ich mag ihn jetzt schon, die sündhaft teuere Makro-Version muss da gar nicht sein.

Felix der Weihnachtsbaum

Erdige Welt

Die Mitarbeiter der Bauhöfe und städtischen Gärtnereien sind derzeit in ihrem Element. Da werden nicht nur die Bäume geschnitten und gelichtet, jetzt sind auch die Beete und Grünflächen dran, die für den Frühling und die geplanten Pflanzaktionen vorbereitet werden. Eine der Vorbereitungen ist das Verteilen von Rindenmulch. Ich weiß nicht, ob der direkt aus dem Silo kommt, jedenfalls hat er richtig gedampft, möglicherweise begünstigt durch die kalte Luft. Das markanteste aber neben den aufsteigenden Wärmenebeln war der ganz charakteristische Geruch. Irgendwo zwischen stechend scharf, süßlich und angesäuert. Einen Prozess chemischer Zersetzung anzeigend. Und den unbeteiligten Spaziergänger kurzzeitig in eine unwirklich erdige Welt versetzend. So als ob man für Momente mit der Erde verschmelzen, in diese hineingezogen würde. Eine ganz eigenartige Erfahrung, die in dieser Unmittelbarkeit und Unverwechselbarkeit wohl nur olfaktorisch möglich ist.

Falscher Wunsch

Das ist in den gut drei Jahren, während derer der virtuelle Wunschbaum existiert, tatsächlich noch nie vorgekommen. Dass nämlich ein Wünschender seinen Wunsch wieder zurück nimmt. Wenige Tage, nachdem er ihn geäußert und ich ihn illustriert veröffentlicht habe. Ich finde das gut, denn mit dem Wünschen muss man verantwortungsvoll umgehen, wie mit allen Gedanken, besonders wenn sie Intentionen transportieren. Und es zeigt, dass der Wunschbaum als kommunikativ-geistiges Konstrukt ernst genommen wird. Und so habe ich mich über diesen Wunsch, den geäußerten Wunsch wieder zurückzunehmen, weil er ,,nicht richtig“ gewesen sei, genauso gefreut wie über den ursprünglichen Wunsch selber.

Frühlingszeichen

Manchmal sind die Pflanzen ganz merkwürdig botanisch eingeteilt. So wundere ich mich sehr, dass die Forsitien, am Beispiel derer wir zurzeit ein neues Blütenwunder im Wohnzimmer erleben, selbst in dem sonst sehr ausführlichen BLV Handbuch ,,Bäume und Sträucher“ gar nicht aufgeführt sind. Ich würde dem Anschein nach sagen, dass es sich dabei um Sträucher handelt, sind die Zweige doch ziemlich verholzt (Übrigens fällt mir gerade ein, dass wir schon als Kinder zu Ostern diese Zweige gepflückt und am Ostersonntag früh auf den Tisch gestellt haben, war klasse wegen der leuchtend gelben Blüten – seitdem erinnern mich diese Blüten an den Frühling). Da sie aber in dem Buch nicht vorkommen, vermute ich, dass es botanisch eher in die Kategorie ,,Stauden“ gehört. Vielleicht finde ich es ja noch heraus. Der zweite Baum-Schnappschuss des Tages: ein wunderbarer Stamm-und-Krone-Schatten des Magnolienbaums an der Straße zwischen D. und M., den ich zur Blütezeit immer so bewundere. Heute galt die Bewunderung dem wunderbar scharf abgegrenzten Schatten dieses Baums auf der gelben Häuserfassade, der mich einmal mehr in dem Vorhaben bestärkt hat, mich in diesem Jahr dem Thema ,,Baumschatten“ fotografisch und vielleicht auch historisch zu nähern.

Spätwinterlicher Ausflug

Ich hatte den richtigen Riecher. Zumindest was den richtigen Zeitpunkt zum Spazierengehen betrifft täusche ich mich selten. Und so wusste ich, dass der Nachmittag heute gut geeignet sein würde, den langen Gang an der Saar zu unternehmen. Ich ahnte zudem, dass der Fährmann in diesen Tagen seine Arbeit wieder aufgenommen hat, was sich durch einen Blick in die Zeitung auch bestätigte. Der Plan war dann klar: Zu Fuß am Leinpfad und meiner Lieblingsroute entlang auf die Höhe des Fährverkehrs, dann übersetzen, Kaffee trinken, und mit V., den wir dorthin gebeten hatten, später wieder per PKW zurück. Während des Weges kam die Sonne immer häufiger hervor. In diesen Phasen wärmt sie sehr angenehm. Jenes frühlingshafte Wärmen, das die neue Jahreszeit schon ankündigt und welches trotz Frosttemperaturen in der kommenden Woche häufiger auftreten wird. Recht reizlos die Vegetation, lediglich die wolligen Frucht-Überreste der Gemeinen Waldrebe sind mir ins Auge gefallen. Und natürlich die Ganzjahresattraktion Efeu, die jetzt eigentlich ihren fruchtigen Höhepunkt feiert, mit prallen, richtig tief violett-schwarzen Früchten, die an diesem fast vollständig vom Efeu ummantelten Baum in Unzahl flächendeckend zu sehen waren:

Efeufrüchte im Winter

Ganz ohne Schrecken gings dann doch nicht, denn die Fähre lag am gegenüber liegenden Ufer. Die für den Fall bereitstehende Glocke, von mir heftigst geschlagen, rief leider keine Reaktion hervor. Aus der Entfernung auch unmöglich zu erkennen, ob überhaupt jemand die Fähre besetzt hielt. Nach fünf Minuten dann ein Gegenbimmeln von der anderen Seite, schwächer und heller, so dass ich vermutete, es bedeutet, dass die Rückfahrt in Kürze beginnt. Tatsächlich aber war es das Signalbimmeln von Fahrgästen der anderen Seite, die damit erfolgreicher waren und den Fährmann aus seiner Baubude, der Baracke, in der er sich in Leerlaufphasen aufhält, gelockt hatten. Nun gut, so fiel der Schrecken und die wenig angenehme Aussicht auf den ebenso langen Rückweg zu Fuß von uns doch noch ab. Ein schöner kleiner Ausflug. Und auch M. hat es erkannt: Wenn sie, wie zunächst beabsichtigt, zu Hause geblieben wäre, so wäre der Nachmittag verloren gewesen. Wenn ich etwas von Pädagogik hielte, würde ich sagen: jemand hat tatsächlich etwas von mir gelernt.

Relaxed zur Sammellust

J. hat ihn heute endlich einmal eingelöst, den Gutschein für einen Spa-Relax-Day im Linslerhof, den ich ihr vor über zwei Jahren schon geschenkt hatte. Während dieser Zeit hatte sie immer wieder starke Zweifel, ob es ihr bekommen würde. Im Nachhinein hat sich dann aber gezeigt, dass die Bedenken unberechtigt waren und es einfach nur entspannend war, ganz so wie gedacht. Bei der Gelegenheit, ich habe sie später zusammen mit W. abgeholt, konnte ich eine Stippvisite im Brigitte-von-Boch-Laden machen. Das ist immer wieder spannend, da es von Zeit zu Zeit neue Artikel gibt. Schöne Artikel, die man sonst nirgendwo findet. Und so ist mir eine dieser wunderbaren emaillierten Pillendöschen in die Hände gefallen, die noch nicht zu meiner Sammlung gehörten. Zum ermäßigten Preis, da fiel es nicht schwer, eine Entscheidung zu fällen. Das Kriterium ist klar: ein Baum-Motiv, in diesem Fall ein Tannenzweig als Dekoration eines Geschenks, auf der Rückseite als ,,Christmas Pillendose“ bezeichnet. Herrlich, so hat mich zum Ende den Winters die Weihnachtszeit noch einmal eingeholt. Und wieder ist die Sammlung der Baum-Motive um ein Exemplar reicher:

Christmas Pillendose

Gewichtige Biologie

Der Winter lässt zwar nicht locker, aber erstmals gab es heute so etwas wie Frühlingsluft. Man spürt es als unmittelbar auftretende Wärmeempfindung. Aus einer besonderen Form von Sonneneinstrahlung und auch aus der Art des Lichts. Das lässt den Kopf und vor allem die darin sich bewegenden Gedanken freier werden. Eine Entsprechung zu dem, was sich in der Natur anbahnt. Eine Aufbruchstimmung, die nichts mit Politik zu tun hat. Die viel direkter wirkt, jeden erfasst, ob er Naturprozesse nun bewusst beobachtet oder nicht. Der Mensch ist ein biologisches Wesen. Viel stärker als er denkt, wenn er sich im geschäftigen Alltag bewegt, Entscheidungen trifft, Dinge verändert und herbeiführt und sich dabei denkt, er könne den Lauf der Dinge steuern. Jedes Knospen, jedes Aufblühen der Bäume und Sträucher im Frühling ist stärker und mag den, der so weit ist, daran erinnern, dass fast alles gewichtiger wirkt ist als dieses ,,Verändern-Wollen“.

Umbrüche und Übergänge

Das Kalenderblatt vor mir hat wohl die ungewöhnliche Witterung dieser Tage nicht vorhersehen können. Es bildet für den März eine Allee blühender Kirschbäume im Alten Land ab. Auf der Wiese davor blüht ebenfalls der Löwenzahn. Wie weit sind wir doch von solchem Idyll entfernt! Sicher gab es mal Jahre, in denen jetzt schon der Frühling spürbar war. Jahre, in denen die Jahreszeiten noch in Verbindung mit den Wendepunkten und Tag- und Nachtgleichen der Sonne standen, was schon länger kaum noch zu beobachten ist. ,,Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ Diese Frage könnte man für den Frühling, den Herbst und den Winter entsprechend variieren. Ein Thema, das mich schon länger beschäftigt. Selbst die Natur ist im Umbruch. Das zeigt mir einmal mehr, dass alles miteinander zusammenhängt: Die Energiesysteme des Menschen, der Tiere, Pflanzen, der Erde als umfassendes Ökosystem. Denn Umbrüche scheinen die Zeichen der Zeit zu sein. Umbrüche, die manchmal Durchbrüche sein können. Übergänge vielleicht auch in eine neue Phase, im Idealfall auf eine höhere, weiterentwickelte Stufe.

Bäume und kommunikativer Konflikt

Es ist nicht immer leicht, die Fassung zu behalten. In solchen Situationen kann es sehr hilfreich sein, wenn man sich klarmacht: Die Menschen sind verschieden. Das könnte man zwischendurch vergessen, setzt doch Kommunikation permanente Kompromisse voraus und die insgeheime Annahme, man könne sich verständigen und habe grundsätzliche Gemeinsamkeiten mit dem jeweiligen Kommunikationspartner. Spätestens seit meiner langjährigen wissenschaftlichen Beschäftigung mit diesen Fragen weiß ich, dass das nur eine Illusion ist, eine Art Selbsttäuschung, durch die Kommunikation überhaupt erst möglich oder – wie es Luhmann ausgedrückt hätte – Kontingenz durch konkrete Selektion aufgelöst wird. Aber in Konflikten oder anderen Situationen, in denen es nicht fließt, kommt diese Wahrheit zum Vorschein. Oder man kann sich sie bewusst vergegenwärtigen. Mir hilft das sehr, die Dinge erhalten dadurch eine Relativität, die sonst nicht so an der Oberfläche liegt. Und sind dann besser zu steuern. Wenn ich mir diese Haltung personifiziert vorstelle, erscheint kein Mensch, sondern das Bild eines Baumes. Diese eigentümliche Einheit der Differenz von hochgradiger Selektivität, absoluter gestalthafter Einmaligkeit, und großer Offenheit durch die Zugehörigkeit zu einem großen ökologischen Ganzen. ,,Ich bin ich selber und doch nur einer unter vielen, die sie selber sind“, könnte der Baum sich selber beschreibend sagen. ,,Ich bin wichtig und gleich-gültig zugleich“, könnte er ergänzen. Und damit den Kern dessen treffen, was menschliche Kommunikation im Konfliktfall möglich und steuerbar macht. Die Bäume können uns auch in diesem Bereich als symbolisches Vorbild dienen.

Riesenmammutbaum

Sequoiadendron giganteum – Es ist also der Riesenmammutbaum, von dessen Holz mir eine Bekannte von M. vor einigen Wochen schon einen getrockneten Abschnitt überlassen hat. Heute nun fand ich eine ganze Tüte mit zahlreichen weiteren Scheiten vor, und die Information, dass es sich um den Riesenmammutbaum handelt. Der Küsten-Mammutbaum wäre ohnehin ausgeschlossen gewesen, weil der nur in einem eng begrenzten Streifen an der Küste des pazifischen Nordamerika beheimatet ist. Aber der Urweltmammutbaum wäre immerhin möglich gewesen. Ich bin gespannt, ob sich das Holz gut bearbeiten lässt. Es könnte attraktiv wirken, allein schon wegen der interessanten und ungewöhnlichen Färbung. Andererseits sind die Jahresringe extrem breit, und bei den nur 7 mm im Durchmesser dimensionierten Perlen wird man kaum eine wirkliche Maserung erkennen können. Vielleicht aber eine interessante Zellstruktur. Ich lasse mich überraschen. Aber dazu muss der Frühling endlich kommen und die Lust zum draußen Arbeiten wieder wachsen. So sieht das Holz im unbearbeiteten Zustand aus:

Holz des Riesenmammutbaums

Unwirkliche Landschaften

In den Nachrichten ist ständig von den Gefahren des Schneebruchs die Rede. Mancherorts, vor allem in Süddeutschland und der Schweiz, sind die Bäume so schwer mit Schnee beladen, dass Äste brechen und Spaziergänger verletzen können. So schlimm ist es bei uns hier im Saarland Gott sei Dank nicht. Auf mich wirkt die gegenwärtige für die Zeit untypische Witterung eher surreal. Der plötzliche Wechsel von Schneeverwehung zu gleißendem Licht in wolkenfreiem Himmel, vor allem aber der meist vorherrschende Hochnebel mit der dahinter strahlenden Sonne sind wohl verantwortlich, dass das Licht so unwirklich verstreut wird und alles in eine märchenhafte Szene taucht. Besonders deutlich, wenn wie heute früh die Horizonte von Bäumen mit lustigen Schneekappen gesäumt sind. Oder wenn wie heute Mittag die Sonne wie durch Milchglas von uns getrennt zu sein scheint und die Landschaft wie vom Mond entliehen aussieht. Hier und da ist das ganz eindrücklich, auf Dauer würde ich es aber nicht aushalten. Und so hoffe ich, dass der Frühling endlich durchbricht und dem Kopf die Möglichkeit gibt, wieder frei zu werden.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.